Münchner Biergartenratsch

  • In vielen Medien wird davon gesprochen, dass im "Millionendorf" München für weiteres Wachstum kein Platz mehr vorhanden wäre.


    Frage:


    Muss sich die zukünftige bauliche Entwicklung grundsätzlich diesem Dorf-Image unterordnen oder darf sich das Image auch
    irgendwann einmal verändern, bzw. wer bestimmt die Festlegung auf so ein Immage?

  • 1.Euch allen ein gutes neues Jahr!


    2.Ich war über die Feiertage bei Verwandten und Bekannten eingeladen.
    Bei Diskussionen über die Stadt kamen durch die Bank folgende Stellungnahmen:


    Wir haben gegen Olympia gestimmt weil eh ois scho zu voll is.
    Die Startbahn brauche ich nich. Ausserdem hinterlassen die Flugzeuge unheimlich viel Dreck.
    Ich wüsst jetzt nicht, dass ich noch Wohnungen bräucht.
    Hier ist alles zugebaut, ich möchte mehr Grün.
    Gewerbegebiete braucht´s doch keine mehr.
    Es ist hier alles so hektisch ich bin für Entschleunigung.
    Fazit war: Die Lebensqualität ist hier inzwischen sehr mies.


    Achtung, kleiner Hinweis: Das waren Aussagen von Gartenstadtbewohnern!


    Ohjeh, ich hab mir meinen Teil dabei denkt!

  • ^^


    Als Tourist würde ich als 1. Ziel Berlin nennen. Danach käme für den deutschsprachigen kulturraum Wien. München käme wirklich nur für den Bierfest interessierten Touristen in Frage. Oder für jemanden, der eigentlich wegen den Alpen kommt.


    Erst heute habe ich wieder einen älteren Artikel gelesen, dass München im Rahmen der einkommensorientierten Zusatzförderung, Münchenmodell und ihren eigenen Wohnungsbaugesellschaften für Hunderte Millionen Euro im Jahr Mieten subventioniert. Wo landet das Geld? Letztendlich ist es alles Steuergeld, was da in den Topf der Immobilienbesitzer in München fließt. Es wäre sinnvoll, diese Föderung zurückzufahren und statt dessen selbst Geld in den Wohnungsneubau zu investieren.


    Die Probleme Münchens kann man in unserer freiheitlichen Grundordnung nur durch eine massive Angebotsausweitung lösen.

  • Berlin ist für mich nichts weiter als eine aufgeblasene zugige Stadt ohne Charme. Als deutsche Hauptstadt nach der Wende subventioniert bis zum Umfallen, stampft es ein Großprojekt nach dem anderen aus dem Boden, eines grausiger als das andere. Berlins wahres Gesicht versteckt sich hinter pompösen Neubauten und dabei verarmt es immer weiter.


    Für mich als Tourist käme Wien als aller Erstes, danach Hamburg oder München, dann Dresden und Köln (ja ich weiß, nicht besonders schön, allerdings mit gigantischem Charakter).

  • Den geht's doch allen schon viel zu lange viel zu gut...
    In meinem engeren Umfeld denken zwei Drittel genauso wie du es beschrieben hast.

  • Was würde König Ludwig dazu sagen? So jemanden bräuchten wir jetzt. Einen mit Visionen, großen Plänen...wir könnten es uns leisten. Die Stadt schwimmt im Geld.


    Hier bin ich.:D


    Im Ernst: Ludwig mochte München nie besonders, aber das hatte spezielle Gründe. Ihm hätte Berlin (damals UND v.a. heute) nicht gefallen.


    Ich denke ohne Ude und Rot-Grün stünde München besser da. Aber wie andernorts schon geschrieben, fürchte ich durch die zahlreichen Stimmen der Zuagroasten eine Weiterführung dieser unglückseligen Stümper-Koalition. München geht es TROTZ Rot-Grün wirtschaftlich (noch) gut, nicht WEGEN.


  • München geht es TROTZ Rot-Grün wirtschaftlich (noch) gut, nicht WEGEN.


    Wie wahr!


    München steht vor allem wegen der CSU gut da. Wer hat denn München zu einem Mekka der High-Tech Industrie und Forschung gemacht? Das waren sicher nicht Ude und seine Sozisspezis, sondern hauptsächlich unser Transrapid-Freund Stoiber. Wird langsam Zeit, dass sich die SPD nicht mehr im Ruhm anderer sonnt...

  • Das alles passt eher in den "Biergarten Tratsch" aber noch einen: Wie würde München heute ohne den Flughafen FJS dastehen? Nur Riem mit sagen wir mal 15 Mio Paxen? :D

  • Ich versteh die Leute und die Argumente aber vollkommen, bis auf die Aussagen zu den Wohnungen vielleicht.
    Nach einer Woche in Ligurien wundert es mich mal wieder nicht, dass es die Münchner immer nach Italien zieht, um den Puls kurz vor dem Herzinfarkt runter zu bekommen.
    Dort ist einfach alles etwas entspannter, man nimmt sich selbst nicht so ernst und denkt nicht immer nur an die Schlagworte "mehr, größer, moderner, weiter".
    Für München würde ich mir wünschen, dass wir uns zu den für die Menschen wichtigen Dingen zurückbesinnen, statt zu versuchen eine wirtschaftliche Weltstadt zu sein, die wir einfach nicht sind und nie sein werden. Als ob wir gleich zur dritte Welt Stadt würden, nur weil wir versuchen München lebenswert zu machen.
    Und dazu braucht man nunmal eher Parks, Entschleunigung und Erholungsmöglichkeiten als eine dritte Startbahn, Olympiaträume oder einen weiteren Ausbau der Straßen.

  • Sehe auch diese absolut gesättigten Gartenstädter als die größten Verhinderer aller Probleme Münchens. Die sind extrem gut mit der Politik vernetzt. Kann mir auch gut vorstellen dass die große Mehrheit der Stadt- und Bezirksräte Gartenstadtbewohner sind. Die Menschen werden München niemals als Metropole akzetieren und Wachstum nach allen Möglichkeiten bekämpfen. Neue Wohnungen, urbanes Bauen oder der Ausbau von Infrastrukutur (außer vielleicht den Autobahnausbau Richtung Alpen und Norditalien) sind da absolut zu verhindernde Maßnahmen. Aber was können wir machen? Die haben das Geld und die politische Macht.

  • Dort ist einfach alles etwas entspannter, man nimmt sich selbst nicht so ernst


    Das ist aber reine Einstellungssache...:)


    Ich glaube nicht, dass die Mehrzahl der Menschen in Italien derzeit entspannt und lustig durch die Gegend rennen. Im Süden keine Arbeit, folglich rasen sie alle in den Norden, dessen Ballungszentren langsam aber sicher ersticken. Der Rest kommt zu uns nach München. Steht heute erst wieder in der Zeitung.


    Münchner immer nach Italien zieht


    Wen zieht es nicht nach Italien? Zum Urlaub dort hin fahren ist was ganz anderes als dort zu leben. Das möchte dann ja plötzlich niemand mehr. Auch wenn die Entschleunigung noch so groß sein sollte.


    eine wirtschaftliche Weltstadt zu sein, die wir einfach nicht sind und nie sein werden


    Du lehnst dich aber sehr weit aus dem Fenster...
    Gegenfrage: Wieso sollte München keine wirtschaftliche Weltstadt sein?
    Wenn wir es nicht sein sollten, warum "nie"?
    Shanghai, Dubai, Shenzen...wird alles recht schnell wieder kaputt gehen, wenn man sich den Verlauf der Geschichte anschaut. Am längsten währt was beständig bleibt...:lach:

  • Sehe auch diese absolut gesättigten Gartenstädter als die größten Verhinderer aller Probleme Münchens. Die sind extrem gut mit der Politik vernetzt. Kann mir auch gut vorstellen dass die große Mehrheit der Stadt- und Bezirksräte Gartenstadtbewohner sind. Die Menschen werden München niemals als Metropole akzetieren und Wachstum nach allen Möglichkeiten bekämpfen. Neue Wohnungen, urbanes Bauen oder der Ausbau von Infrastrukutur (außer vielleicht den Autobahnausbau Richtung Alpen und Norditalien) sind da absolut zu verhindernde Maßnahmen. Aber was können wir machen? Die haben das Geld und die politische Macht.

  • ^
    Meiner Erfahrung ist, dass in den Gartenstädten derzeit ein großer Umbau stattfindet. Regelmäßig wird irgendein altes Haus platt gemacht und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Die Bev-Dichte steigt. Das mag nicht für jede Gartenstadt gelten, aber ich kenne es zB recht gut in Trudering, da dort meine Eltern wohnen.
    Gemäß den Wahlergebnissen würde ich für eine rückwärts gewandte, bewahrende, verhindernde Stadtpolitik die Unterstützer eher in den Gründerzeitvierteln suchen.

  • Gründerzeitviertel? Davon gibt's doch in München so gut wie keine.

  • Gründerzeitviertel? Davon gibt's doch in München so gut wie keine.


    Die Villenkolonie Gern, da wohnen Leute wie Sarcletti, die noch wissen auf was es im Leben ankommt ;)


    Ich frage mich was ihr euch persönlich davon versprecht, dass München um jeden Preis wirtschaftlich ganz vorne bleiben muss.
    Niedrigere Mieten? Einen Arbeitsplatz, der einen glücklich macht? Schneller zum Flugdrehkreuz zu kommen, um dem Alltagsstreß endlich zu entkommen?


    Ich werde es wohl nie verstehen...

  • @hitchHiker:
    Frage: auf was kommt es denn im Leben an ?


    Das frage ich mich auch hier bei manchem... ich finde es jedenfalls nicht lebens- und erstrebenswert unsere schöne und geografisch gut gelegene Stadt noch schneller, lauter, dreckiger, giftgasverseuchter, egozentrischer und materialistischer zu machen.


    Wenn ich lese "größten Verhinderer aller Probleme Münchens", dann wüsste ich gerne welche Probleme das sein sollen - abgesehen der abgedroschenen Themen wie die fehlenden Wohnungen, wo eh keiner ein funktionierendes und durchdachtes Konzept vorweisen kann. Denn ich sehe in München nur ein Problem, den viel zu langsamen Wandel zu einer lebenswerteren und sozial gerechten Stadt mit einer zukunftsorientierten, menschenfreundlichen Verkehrsinfrastruktur.

  • Größe korreliert nicht zwangsweise mit Lärm, Dreck oder Giftgas. Ich glaube, dass die meisten Pariser und Londoner sehr gerne in ihrer Stadt leben. Auch ist zum Beispiel Berlin mit Sicherheit im Mittel leiser und grüner als München. Auch in einem 2-Millionen-München wird es genug durchgrünte Viertel und ruhige Ecken geben. Im Gegenteil, ich prognostiziere eher einen Zuwachs von öffentlich nutzbarem Grün. Auch wird der Modal Split zu Gunsten des ÖPNV weiter zunehmen. Autos sollten dann sowieso etwa aus der Altstadt verbannt werden. Aber wenn ich wie gestern seh was da an Gartenstadtkisten mit Münchner Stadt-Nummern rumfährt um noch möglichst in der Sendlinger Straße direkt vor dem Geschäft zu parken!?!?? :nono:


    Wenn man aber schon den Rotkreuzplatz als verkehrsumtoste Hölle empfindet, sollte man Überlegen, ob eine Stadt wie München in seiner heutigen Größe überhaupt das Richtige für einem ist. Übrigens ist auch der Rotkreuzplatz eine gute Ecke, um zu Verstehen, dass den meisten Autoverkehr immer noch die (Gartenstadt-)Münchner selbst erzeugen.