Neues Heizkraftwerk für Berlin

  • Neues Heizkraftwerk für Berlin

    Wie die Welt am 21. Februar berichtet, plant Vattenfall den Bau eines neuen Steinkohlekraftwerkes am Standort des jetzigen Kraftwerk Klingenberg in Rummelsburg. Das Kraftwerk soll eine Leistung von insgesamt 800 Megawatt aufweisen und mit Kraft-Wärme-Kopplung Heizwärme und Strom produzieren. Alternativ würden auch die Standorte Spandau (Reuter-West) und Lichtenberg geprüft. Kühltürme und Schornsteine sollen zwischen 105 und 140 Meter hoch werden.


    Laut Vattenfall soll das Kraftwerk, dass alle bekannten Dimensionen der Stadt bei weitem übertreffen soll, auch architektonisch ein Wahrzeichen der Stadt werden.


    Vom hierzu ursprünglich geplanten Ausbau des Hafenbeckens in Rummelsburg hat Vattenfall offenbar Abstand genommen. Eine Verbreiterung von Teilen der Spree, um das Kraftwerk auf dem Wasserweg beliefern zu können, wird jedoch nicht ausgeschlossen.


    Berliner Grüne und Linkspartei.PDS sind gegen diese Pläne. Der Vorsitzende der Grünen BVV-Fraktion in Lichtenberg Michael Heinisch weiß davon zu berichten, dass Schornstein und Kühltum der "Wolkenvernebelungsmaschine" 200 Meter hoch und der verursachte Schadstoffausstoß den Berliner Himmel im 6,5 Kilometer Umkreis verdunkeln würde.


    Das Kraftwerk könnte 2012 ans Netz gehen.


    Die Welt vom 21.02.2006

  • Parteien kritisieren geplantes Steinkohlekraftwerk

    Ein Stück aus dem Tollhaus: Laut Tagesspiegel stünde der von Vattenfall geplante Kraftwerksneubau den Klimazielen des Landes Berlin entgegen. Das Blatt gibt Rainer Baake von der Deutschen Umwelthilfe wieder. Nach seiner Aussage würde das Kraftwerk jährlich fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid produzieren, was 25 bis 30 Prozent der in Berlin insgesamt ausgestoßenen Menge des Klimagases entspräche.


    Man muss sich mal vorstellen, dass das riesige Bundesland Berlin tatsächlich eigene Klimaschutzziele hat. Würde das Kraftwerk in Brandenburg gebaut, direkt an der Grenze zu Berlin, wären die Berliner Klimaschutzziele wohl eingehalten und alles wäre in Ordnung. - Gibts denn sowas? :nono: Und in Rummelsburg stellen wir dann eintausend Windräder mit Berliner Traufmaß auf.


    Die Welt vom 24.02.2007

  • Senatorin lehnt Pläne für neues Kraftwerk ab

    Es bleibt dabei: Durch den Neubau dieses Kraftwerkes würden die Ergebnisse der Klimaschutzpolitik des Landes Berlin gefährdet und die Erfolge bei der Kohlendioxid-Reduzierung auf einen Schlag zunichte gemacht. - Den Sinn einer eigenständigen Umwelt- und Klimaschutzpolitik des Landes Berlin scheint indes kaum jemand zu hinterfragen.


    Vattenfall-Sprecher Olaf Weidner teilte gestern mit, sowohl beim Brennstoff, als auch bei der Standortwahl wäre noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Sollte man sich nun doch für Erdgas entscheiden, käme der Standort an der Rhinstraße (Heizkraftwerk Berlin-Lichtenberg) in Frage. Fest würde aber stehen, dass es in der Mitte des nächsten Jahrzehnts einen Engpass in der Wärmeversorgung gibt, dem begegnet werden muss.


    Diese Erkenntnis teilt auch die zuständige Umwelt- und Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei). Und lässt uns wissen, dass Vattenfall sogar einen Genehmigungsanspruch hat, wenn alle gesetzlichen Auflagen erfüllt werden. - Rechtlich verhindert werden kann ein Kraftwerksneubau also nicht.


    Berliner Zeitung vom 08.03.2007

  • Allparteien-Bündnis gegen neues Kohlekraftwerk

    Gegen die Vattenfall-Pläne formiert sich jetzt die ganz große Koalition. Vertreter aller Parteien wehren sich jetzt gegen den Bau dieses Kraftwerkes.


    Die bescheuerte Begründung bleibt derweil gleich: Die Verbrennung von zwei Millionen Tonnen Steinkohle würde fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid freisetzen, was eben 20% der Berliner Emissionen entspricht. Würde die EU nun eine CO2-Reduktion um 80% bis 2050 beschließen, würde alleine dieses Kraftwerk das Berliner CO2-Kontingent voll ausschöpfen.


    Tagesspiegel vom 09.03.2007


    Gäbe es eine gemeinsame Klimaschutzpolitik und gemeinsame CO2-Kontingente mit Brandenburg, könnte sich das Rechenmodell natürlich anders darstellen. - Aber wie könnte es eine gemeinsame Klimapolitik mit Brandenburg geben?


    Dazu passt dann eine zweite Meldung des Tagsspiegel, in der es heißt: "Brandenburgs Politiker halten trotz steigender Kohlendioxid-Emissionen an der Braunkohle als Energieträger fest ". Ohne Nutzung der Verstromung der Braunkohle wäre Brandenburg auf teure Energieexporte angewiesen. Es müsse vor allem darum gehen, die Energie-Effizienz der Braunkohle zu erhöhen und den CO2-Ausstoß zu verringern.


    Der Tagesspiegel vom 09.03.2007


    Die Sinnlosigkeit einer derart unterschiedlichen Energie- und Klimaschutzpolitik in den beiden Ländern Berlin und Brandenburg könnte kaum klarer werden.

  • Gegen eine gemeinsame Politik mit Brandenburg spricht natürlich die räumliche Distanz, Berlin liegt immerhin auf einer Seite der Grenze, Brandenburg auf der anderen.:nono:


    Die Länderfusion ist längst überfällig.

  • Über die Fälligkeit einer Länderfusion könnten wir streiten. Denn da geht es dann eben auch z.B. um die Finanzen der Länder. Aber die Frage ist, ob eine getrennte Klimapolitik Sinn macht. - Meines Erachtens nicht. Berlin und Brandenburg machen eine gemeinsame Verkehrspolitik, haben gemeinsame Gerichte und wollen auch wirtschaftlich kooperieren. Und dann eine getrennte Klimapolitik?


    Ich sehe ja die CO2-Probleme. – Ich bin ja nicht blöd. Aber sollte es nicht eher ein gemeinsames Konzept geben? Was mag der klimapolitische Sinn sein, wenn Berlin die Steinkohleverstromung ablehnt und Brandenburg die Braunkohle forciert?


    Ich denke auch nicht, dass der Vattenfall-Plan ein Dogma sein muss. Berlin hat auch viele Eigenheime und der Plan der Grünen ist so weltfern auch nicht. Aber es kann doch keine Argumentation geben, die das "Klima des Landes Berlin" zum Mittelpunkt des Handelns erhebt.

  • So langsam glaube ich, die CO2-Diskussion wird einen tiefen historischen Einschnitt darstellen. Sozusagen das Ende des aufgeklärten, mündigen Menschen. Eingeleitet von immer mehr und schneller wechselnden Hysterien.


    Daß jedoch gerade neue Kohlekraftwerke einerseits geplant, andererseits breit abgelehnt werden, ist immerhin noch zu erklären und aus meiner Sicht gewissermaßen vernünftig.


    Die Kohlekraftwerksplanungen dürften Ergebnis des Ersatzbedarfs durch KKW-Abschaltung sein - oder eben Ersatz alter Dreckschleudern. Schlimm nebenbei, daß die Irrsinnstechnologie mit eingelagertem CO2 ernsthaft erwogen wird.

  • Die Länderfusion ist 16 Jahre überfällig wenn du mich fragst, dass es bei Berlins Schuldenberg in der Umsetzung nicht ganz einfach wird, und speziell in Berlin lokale Pfründe zu beschützen sind ist mir auch klar, ändert aber nichts an der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit der Fusion, oder?


    Solchen Blödsinn wie die Bezirksparlamente kann man sich meiner Meinung nach zum Beispiel sparen, Hamburg kommt doch auch ohne aus.


    Selbst eine BB-Klimapolitik reicht nicht wirklich, unter Bundes- oder Europaebene seh ich da keinen Sinn.



    Mit Atomkraftwerken dürfte das eher weniger zu tun haben, gibt ja im weiten Umkreis keine am Netz.

  • Stimmt. Es geht hier wohl in erster Linie um den Ersatz bestehender Kraftwerke und um die Deckung eines offenbar steigenden Bedarfs an Fernwärme (wird offenbar kalt in Berlin?). Kernenergie soll nicht mehr sein und Gas kommt vom bösen Russen. Demnach bevorzugt Vattenfall die Steinkohle, die übrigens weniger Dreck macht, als Brandenburgs Braunkohle.


    Natürlich macht ein neues Kohlekraftwerk weniger Dreck, als ein altes. Außerdem geht es um ein Blockheizkraftwerk. Daraus ergibt sich von vornherein ein hoher Effizienzgrad.


    Und ich denke, dass die CO2-Kontingente gemeinsam mit Brandenburg aufgesetzt werden müssen.


    Und wenn die Berliner Politik wirklich was fürs Klima machen will, muss sie den landeseigenen Wohnungsbestand an privates Kapital heranführen, damit eine entsprechende Sanierung erfolgen kann. - Gemessen am typischen Berliner Wohnzimmer ist die Energieeffizienz dieses Steinkohlekraftwerkes nämlich sehr hoch. ;)

  • Eigentlich wollten die bei Vattenfall mal annehmen, dass sie 2008 mit dem Bau beginnen und 2012 fertig sind. Da sollte es allmählich wohl vorstellbare Pläne geben. Es sei denn, man würde gerade alles noch mal neu planen...

  • Da kann ich dir nur zustimmen. Mir scheint vielmehr als hätte Vattefall vielmehr mit einer positiven Reaktion auf die Pläne gerechnet. Dann hätten Sie wahrscheinlich einfach Ihr "normales"/Standard Braunkohlekraftwerk vorgestellt. Sehr überlegt scheint mir das alles nicht.

  • Jo-King: Wir leben ja in einer sehr schnelllebigen Welt. Wäre Vattenfall letztes Jahr mit den Plänen für ein neues Steinkohlekraftwerk gekommen. Das größte, dass die Stadt je gesehen hat, neue Arbeitsplätze, Millioneninvestition, wäre das glatt durchgewunken worden. Aber jetzt sind sie halt mitten in die Klimadebatte geraten. - Wirklich sehr ungeschickt.


    Und trotzdem finde ich eine eigenständige Klimapolitik für das Land Berlin reichlich sinnlos. Brandenburg setzt auf die Braunkohle und Berlin tut was fürs Mikroklima. :nono: Gerade im Bereich von Klima und Energiewirtschaft liegt der nutzen einer gemeinsamen Politik Belrin/Brandenburg doch auf der Hand.

  • "Vattenfall verspricht Berlin sauberes Kraftwerk"


    Das große neue Kraftwerk in Klingenberg soll mit CO2 Abscheidung ausgestattet werden.
    Somit wurde Berlin ein nahezu Klimaneutrales Kohlekraftwerk erhalten. Sollte bei Inbetriebnahme des Kraftwerks 2015 die notwendige Technik noch nicht zur Verfügung stehen, soll diese nachgerüstet werden. Es gibt jedoch noch ungeklärte Fragestellungen wie z.B. müsste das flüßge CO2 per Pipeline in Lagerstätten transportiert werden und dort gepresst werden, auch wird der Betrieb durch die Technik verteuert.


    http://www.berlinonline.de/ber…nt/wirtschaft/686135.html

  • Alle Fraktionen des Abgeordnetenhauses haben gestern GEGEN ein neues Steinkohlekraftwerk gestimmt. Es gefährde in Dimensionierung und Art die Klimaschutzziele der Stadt. Vattenfall will jetzt bis Ende des Jahres über Alternativen nachdenken.


    http://www.morgenpost.de/desk/2067451.html


    Bitte jetzt keine Diskussion über verschiedene Kraftwerksarten, Energiereserven oder ähnliches.

  • So, Vattenfall hat jetzt die lange angekündigten Pläne zu den Kraftwerksplänen in Berlin vorgelegt:


    http://www.morgenpost.de/berli…d_Biomasse_in_Berlin.html


    Das Kohlekraftwerk wurde abgesagt. Block C im Kraftwerk Reuter soll geschlossen werden, das Heizkraftwerk Lichterfelde soll durch eine Erdgasanlage ersetzt werden. In Klingenberg sollen statt dem neuen Kohlekraftwerk ein Biomasse-Kraftwerke gebaut werden. Zudem soll ergänzend eine Erdgasanlage gebaut werden. Evtl. soll in Lichtenberg ein zweites Biomasse-Kraftwerk entstehen. Insgesamt soll der CO² Ausstoss bis 2020 um 15% gesenkt werden.

  • Eine herrliche Berliner Lösung, wie ich sie mir lobe. Die Kraftwerks-Kapazität wird nebenbei drastisch reduziert. Die Lücke wird dadurch geschlossen, dass Strom aus einem Kohlekraftwerk ohne Filter in Rumänien importiert wird. Anstelle welchen in einem Kraftwerk mit Filter in Berlin zu erzeugen. Den Rest des Problems bekommt man in den Griff, indem man die Importabhängigkeit von russischem Erdgas erhöht. Aber wenn es dann mal richtig eng wird, können wird sicher darauf vertrauen, dass sich die Linke Ihrer SED-Wurzeln besinnt und ein gutes Wort für uns in Moskau einlegt.

  • Ein Kraftwerk in dicht besiedeltem Gebiet halte ich generell für keine gute Idee. Gerade Kohlekraftwerke setzen im Normalbetrieb mehr Radioaktivität frei als ein KKW ohne Störfall.