Historische Ansichten

  • Mucho


    Danke erst mal für das Bier ;), bin zwar mehr Weintrinker aber trotzdem. Das in Berlin die Investoren nicht mehr so sehr mit dem Geld um sich werfen ist auch für mich kein Geheimnis. Aber ich habe ja auch nicht von heute und morgen gesprochen was den Mehringplatz angeht. Das Potential ist da! Und irgendwann wird sich auch dort etwas tun. Denn ehrlich gesagt gibt die Friedrichstraße nach dem Checkpoint Charlie einen schrecklichen Anblick ab. Was sich meiner Meinung nach auf den oberen Prunkbereich der Straße auswirkt. Genau so wie man die Linden auf gesamter Länge auf Vordermann bringt wird es auch irgendwann mit dem Mehringplatz (der dann hoffentlich wieder Belle-Alliance-Platz heißt) und dem Rest der Friedrichstraße passieren. Vielleicht kommt ja 2015, wenn Berlin wirklich wie versprochen schuldenfrei ist, das Stadtschloss wieder steht und einer unserer Politiker einen zündenden Gedanken zur deutschen Wirtschaft gehabt hat die nächste Bauwelle los. Gewaltiger und schöner als die jetzige; Rom ist ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut worden.


    Zu deiner Bemerkung mit dem Dorf. Ich denke du hast das nicht böse gemeint aber auf mich wirkte es irgendwie kränkend. Hört sich so an als stufst du die Leute vom Land als sehr naiv ein. Im übrigen (falls du mich persönlich angesprochen hast) ist Bad Neustadt eine Kreisstadt mit historischem Kern und vielfältigen Kulturangebot. Wie man auch sagt "die Stadt mit Herz" aufgrund der Form der Stadtmauer (12. Jhd). Zu mir persönlich kann ich noch sagen, dass ich jedes Jahr ca. einen Monat in Ciudad de Mexico leben (gegen die Berlin fast ein Nest ist) und deshalb denke ich den unterschied zwischen Leben in der Stadt und Leben auf dem Land realtiv gut beurteilen kann (vielleicht sagt mir mal jemand wie man hier eigene Bilder postet um den Mexiko Thread mal zu komplettieren, gibt kaum Bilder von D.F., unglaublich!). Ich verstehe das Baustellen nervig sind, ist ja nicht so, dass sich hier seit 1900 nichts getan hat, aber wenn die Stadt danach eine Aufwertung erfahren hat (was bei Berlin ein Blinder mit Krückstock sieht) halte ich diesen Stress doch gerne aus.


    Übrigends, (auch snitch) auch dieses wunderschöne Portrait, das du aus dem Fenster auf dem Lande siehst ist im Winter nicht wirklich schön. Die Bilder von Caspar-David Friedrich sehen schön aus, aber wenn du sie den ganzen Tag ankucken musst kriegst du auch irgendwann ne Depri.

  • Tut mir leid, wollte dich nicht kränken. War auch so gar nicht gemeint. Aber Kleinstädter (oder Dörfler) sehen Grossstädte nunmal ganz anders. Hat mit Naivität nichts zu tun. Ein Berliner reagiert ja schliesslich auch anders auf Wolkenkratzerstädte wie Hong Kong als ein New Yorker.


    Zu deiner Frage wegen den Bildern:
    Hast du bereits webspace? Wenn nicht, empfehle ich diese Seite, um deine Bilder erstmal hochzuladen -> click


    Wenn du die Fotos erstmal online hast, schreibst du die Adresse zwischen diese tags:
    Beispiel: [img]http://imageshack.us/bild.jpg[/img*]
    Ohne den Stern hinten

  • Zitat von semper

    dem Mehringplatz (der dann hoffentlich wieder Belle-Alliance-Platz heißt)


    Oh, bitte nicht! Mehringplatz macht auch Sinn und klingt nicht so nach Provinz, die unbedingt international klingen will (davon abgesehen hat dieser Name irgendwas von stinkendem Fisch - weiß auch nicht warum).

  • Mucho


    Danke für den Link zum Bilder posten, werd das gleich mal ausprobieren. Übrigends sorry, dass ich vielleicht etwas stark reagiert habe. Bin bei diesem Thema einfach empfindlich. Aber reden wir lieber wieder über die Themen für die dieses Forum da ist.


    Werd mal versuchen irgendein Bild zu posten, so wie du's gesagt hast. Nochmals Danke. :daumen:

  • Wenn man die alten Bilder sieht, tut das schon körperlich weh! Das Gleiche in Mannheim, mit der Augusta-Anlage. Wenn man die alten Gebäude sieht, dann denkt man sich nur, daß die Champs-Elysees dagegen nichts waren!


    Übrigens: Zur Zeit ist zwar kein Geld vorhanden, aber in den 60iger und 70iger Jahren war Geld vorhanden, dort hätte man Rekonstruieren können, bis zum Umfallen, aber nein, es mußte "moderne", abweisende Architektur sein. Der Ideologie wegen. Sowas ist sehr schlimm...

  • ich finde ja historische architektur in den meisten fällen auch viel schöner als neue ... aber: ich kann mir gut vorstellen das diese klassizistische form der architektur den leuten damals irgendwie zum halse raushing .. und der dringende wunsch nach klaren einfachen formen da war .. von komplexer anstrengender musik bkommt man auf dauer kopfweh .. .von ZU VIEL prunk und Ornament auf dauer wahrscheinlich auch.

  • Ich auch nicht. Eher von Schjönberg (schnörkellose Musik), oder wie man den schreibt. Oder von Modern Talking. Jetzt bekomm ich Kopfweh von Ludwigshafener 60iger Jahre Bauten. Die hängen mir zum Hals raus, was Architekten nicht dran hindert, noch mehr davon als Variationen hinzuklotzen, einen Vorsprung dazuzusetzen und das ganze als modern zu proklamieren.

  • Zitat von snitch

    aber: ich kann mir gut vorstellen das diese klassizistische form der architektur den leuten damals irgendwie zum halse raushing .. und der dringende wunsch nach klaren einfachen formen da war .. von komplexer anstrengender musik bkommt man auf dauer kopfweh .. .von ZU VIEL prunk und Ornament auf dauer wahrscheinlich auch.


    Sorry Snitch: Aber der Klassizismus bestand aus klaren und einfachen Formen. Was Du meinst war in erster Linie der schwülstige Bombast des Historismus und insbesondere des Neobarocks. Und das kann ich auch sehr wohl nachvollziehen (nachdem ich tagelang durch Wiener oder Brüsseler Historismus-Stadtteile gelaufen bin fühlte ich mich auch so) - und genauso haben viele jetzt auch die Nase voll von gleich aussehenden und schlecht schmucklosen 60er Jahre Bauten (das kommt übrigens auch zeitig ganz gut hin: Etwa dreißig bis vierzig Jahre nach den ersten Historismus-Bauten startete auch die Debatte um die Ornamentlosigkeit).


    LeFay:
    "Übrigens: Zur Zeit ist zwar kein Geld vorhanden, aber in den 60iger und 70iger Jahren war Geld vorhanden, dort hätte man Rekonstruieren können, bis zum Umfallen, aber nein, es mußte "moderne", abweisende Architektur sein. Der Ideologie wegen. Sowas ist sehr schlimm..."


    Naja, der Historismus startete ja auch aus einer Ideologie heraus (wie viele Epochen der Architektur). Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass z.B. in Berlin in den 60er Jahren soviel Geld da war!

  • stativision:


    In Berlin nicht, aber generell in den Wirtschaftswunderjahren hätte man doch wieder das Geld gehabt wesentlich großzügiger zu sanieren als heute. Mich wundert es halt ein wenig, daß man, als eigentlich mehr Geld da war, häßlich gebaut hat, aber seit es der Wirtschaft nicht mehr ganz so gut geht, wieder vermehrt ästhetische (was oft aber Geschmackssache ist) auftritt.


    Und ich glaube nicht, daß man in 40 Jahren sagen wird, jetzt stellen wir ganze 60iger-Jahre Viertel unter Denkmalschutz, weil sie wieder allen Leuten gefallen. Ich denke, wenn dann werden sie geschützt, weil sie ebenfalls eine geschlossene Epoche darstellen.

  • Zitat von LeFay

    stativision:


    In Berlin nicht, aber generell in den Wirtschaftswunderjahren hätte man doch wieder das Geld gehabt wesentlich großzügiger zu sanieren als heute.


    Das stimmt allerdings, ein sehr gutes Beispiel sind wohl Teile von Köln, aber da und anderswo spielte wohl 1. auch der Zeitfaktor eine Rolle (man brauchte wahrscheinlich sehr schnell Raum, um das Wirtschaftswunder auch unterbringen zu können), 2. die Tilgung der Erinnerung des Krieges und 3. später auch die Idee der autofreien Stadt, natürlich in den Randgebieten, was sich damals als tolle Idee verkauft hat (gerade auch wegen dem Wirtschaftswunder), heute aber katastrophal ist. Naja, hinterher ist man immer schlauer, aber das alles rückgängig zu machen, dafür bedarf es mehr als nur den Willen.


    Zitat von LeFay

    Mich wundert es halt ein wenig, daß man, als eigentlich mehr Geld da war, häßlich gebaut hat, aber seit es der Wirtschaft nicht mehr ganz so gut geht, wieder vermehrt ästhetische (was oft aber Geschmackssache ist) auftritt.


    Ja, richtig. Das scheint aber teilweise Zufall zu sein, in anderen Ländern, wo die Geldverteilung anders war/ist, ist es ja ähnlich. Vielleicht aber auch, wie oben angedeutet, war sogar teilweise das Geld "schuld", weil so möglichst schnell möglichst breit und billig expandiert werden konnte (weil wegen dem vielen Geld unbestreitbar mehr Raum gebraucht wurde, gerade auch wegen der Bevölkerungsexplosion in den 60er Jahren: 1950 bis 1975 sind über 10 Millionen Menschen neu hinzugekommen).

  • Die Sache ist nicht, dass den Menschen klassische Architektur zum Hals raus hing, sondern die Geschichte ist einfach drann Schuld. Bauhaus, die Urmutter der Moderne war halt einfach in der NS-Zeit verboten. Deshalb hat man nach dem Krieg diesen "einzig unbefleckten" Architektur-Stil verwendet. Bzw. nicht nur verwendet sondern, wie man in Berlin sehr gut sehen kann, extra Platz dafür gemacht indem man viele Gebäude (wiederaufbaufähige Ruinen) einfach weggerissen hat (da ja NS verseucht) und Bauhaus hingestellt hat. Diese "Ideologie" hat sich bis heute fort gesetzt. Erst in den letzten Jahren, nachdem man gesamtdeutsch angefangen hat die eigenen Geschichte zu verarbeiten und die erste Nachkriegsgeneration die gesellschaftlichen Spitzen stellt, ist hier ein Konflickt entstanden. Die eine Seite möchte modern bauen, sprich die "Ideologie" weiterführen. Die andere Seite zieht hier einen Strich und geht mit neuem deutschen Selbstvertrauen daran, an das Vorkriegsdeutschland anzuknüpfen. Das heißt Rekonstruktionen zu bauen oder sich an historische Vorbilder zu halten. Wir zahlen eben immer noch den Preis für den WW2 und werden das wahrscheinlich auch ewig tun. Wir haben uns selbst ein untilgbares Langzeitgedächtnis in unsere Städte gemeiselt. Geld hat bei den ganzen Bausünden denke ich weniger eine Rolle gespielt.

  • Zitat von semper

    die Geschichte ist einfach drann Schuld. Bauhaus, die Urmutter der Moderne war halt einfach in der NS-Zeit verboten. Deshalb hat man nach dem Krieg diesen "einzig unbefleckten" Architektur-Stil verwendet.(...)Geld hat bei den ganzen Bausünden denke ich weniger eine Rolle gespielt.


    Meiner Meinung nach auch nur zu einem Teil.
    1. Haben die NSozialisten auch überwiegend ornamentlos gebaut,
    2. Ist die Angst vorm Ornament und prunkvollem Bauen ist ja auch schon Anfang des 20. Jh. entstanden (so waren viele Leute des wilhelminischen Prunks tatsächlich überdrüssig, was naturgemäß auch etwas mit Geschichte zu tun hat, aber logischerweise nix mit dem 2. Weltkrieg)
    3. Entsprechen die Bauten der 50er Jahre weniger den Bauhauskriterien (allenfalls ein billiger Abklatsch), sondern, wenn man auf Bauzeit und Preis guckt in erster Linie zum schnellen Hochziehen und billig gedacht.

  • Bilder?

    Kann mir vielleicht mal jemand verraten, wie ich hier Bilder posten kann? habs mit [img] und dann die Bildadresse von funpics eingefügt. Aber irgendwie wird halt dann der Link gepostet und nicht das Bild. HIIIIIIIIIIILLLLLLLLLFFFFEEEEEEE!!!!:confused:

  • Also entweder gibst Du per Hand ein oder Du kopierst die Adresse in die Zwischenablage, drückst dann den Knopf "Grafik einfügen"(vierter Button von rechts, da sind zwei Berge und `ne Sonne drauf) und kopierst den Link aus der Zwischenablage in das sich öffnende Popup, dann nur noch auf Ok und voila.

  • Wow, das sieht aus, wie eine Modellbaustadt. Die Torsituation am Leipziger Platz war damals besser gelöst, dadurch wirkt der Platz urbaner, aufgeschlossener und freundlicher. Nicht so abweisend.


    Wirklich faszinierende Bilder und wirklich schade, daß so viel verlorengegangen ist. Es gibt zwar auch wirklich schöne moderne Sachen, aber es gibt auch viel zu viele 50-70iger Jahre-Bauten...

  • Ja, ich hätte es auch besser gefunden wenn man den leipziger platz rekonstruiert hätte, weil die architektur irgendwie besser zum grundriss des Platzes gepasst hat. Außerdem stört mich die Strasse mittendurch! Allerdings finde ich den Platz heute auch nicht "schlecht" nur halt nicht mehr so schön wie früher.
    Es hat halt alles zusammengepasst...