Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • In München wurde die Bausatzung durch o.g. Bürgerentscheid geändert. Die neue Regelung ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    Mir ging es eher um das Ernstnehmen der Gegnerschaft dieser Gebäude. In Potsdam zeigt man da wenig Fingerspitzengefühl und bügelt Begehren in dreistester Manier ab, anstelle sich tatsächlich mit dem Problem auseinanderzusetzen.

  • Die Kommunalwahl fand noch vor dem Theater um die Abstimmung zum Bürgerentscheid statt. Von daher kann sich der Unmut darüber natürlich auch nicht in der Kommunalwahl ausdrücken.


    Pardon, da habe ich offenbar den falschen Artikel erwischt.
    Aber von den Grundaussagen her, sehen wir das Ganze ja recht ähnlich.

  • Die Kommunalwahl fand noch vor dem Theater um die Abstimmung zum Bürgerentscheid statt. Von daher kann sich der Unmut darüber natürlich auch nicht in der Kommunalwahl ausdrücken.


    Bitte? Wenn du schon die jüngste Vergangenheit derart verdrängst und umwertest ist es klar, dass man zu bizarren Ergebnissen kommt.


    Zur Erinnerung: die Auftaktveranstaltung zum Bürgerbegehren gegen die Garnisionkirche fand am 20. März 2014 statt und bildete das Rückrat des Wahlkampfes der linksalternativ-anarchistischen Gruppierung "die Anderen" für die Kommunalwahl am 25. Mai 2014. Auch durch massive Unterstützung der lokalen Medien war das Thema "Ganisionkirche" das tragende Thema des Wahlkampfes. Die Abstimmung in der SVV war doch nur eine weiteres Apercu zu diesem Dauenthema.


  • [...] und bildete das Rückrat des Wahlkampfes der linksalternativ-anarchistischen Gruppeierung "die Anderen" für die Kommunalwahl


    Ich weiß gar nicht, welchen Smiley ich zum Kommentieren dieses Schwachsinns nutzen soll...
    Das ist noch echte Kampf-Rhetorik. Wahnsinn.


    Ich möchte aber mal zugute halten, dass wir gerade aneinander vorbei reiden.
    Hier nochmal zur Orientierung der zeitliche Ablauf:


    - Start Bürgerbegehren
    - Kommunalwahl
    - Ende Bürgerbegehren
    - Jakobs bringt Bürgerbegehren in die SVV ein, deshalb kein Bürgerentscheid
    - Landtagswahl

  • ...
    Und trotzdem kommen Leute und unterschreiben dort mit einem "Ich wünsche mir den Hitler zurück". Naja, man kann sich seine Unterstützer halt nicht aussuchen. ...


    Darf ich bitte mit Ihren Worten antworten: Zitat: "Ja, möglich. Das muss ich weder gutfinden noch unterstützen." und ich will noch ergänzen: das muss ich noch nicht mal tolerieren.



    Na, ob das Alleinstellungsmerkmal "So oder so?" ausreichend ist, um die zu erklimmende Schöpfungshöhe zu erreichen, lassen wir mal lieber dahingestellt. :D


    Es ist schon weniger als Alleinstellungsmerkmal definiert worden. Ich denke da an die Farbe Magenta oder einen angebissenen Apfel... Während hier das Alleinstellungsmerkmal nicht nur die umgebene Farbe, sondern die Kästen mit den variablen bildlichen Inhalten, die kommentiert mit "Unsere Stadt: So? oder so?" schon eine deutliche Schöpfungshöhe erreichen. Da Ihr sie so mir-nichts-Dir-nichts kopiert und in Eurem Sinne (mittlerweile vielfach) umändert, scheinen sie zumindest einen erheblichen Wiedererkennungswert zu haben. Was doch wieder auf eine Schöpfungshöhe hinweist, oder?


    Auch das ist unser Leben, man sollte es sich aber nicht so unnötig Schwer machen, mit der Erkenntnis.


    Luftpost

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  • Besser keine Smileys. Deutsch ist einfacher. OB Jann Jakobs hat überhaupt kein "Bürgerbegehren in die SVV" eingebracht, das stand wegen der gesammelten Unterschriften auf der Tagesordnung. Die Rathauskoalition hat sich meines Wissens nach enthalten, die Kommunisten stimmten für das Bürgerbegehren und die Anderen dagegen. Das waren die Fakten. Das Ergebns war eine Annahme des Begehrens (mit den Stimmen der PDS).


    Das ändern doch nichts daran, dass die GK das tragende Thema des Wahlkampfes wahr, vor allem für die Gegner des Wiederaufbaus, und sich deren Stimmanzahl durch die Schwäche der Sozialisten trotz der Gewinne der Anderen verringert hat. Das ist doch offensichtlich und auch durch die beste Dialektik nicht wegzudiskutieren.


    Was daran "Kampf-Rhetorik" oder "Schwachsinn" sein soll - wer weiss. Vielleicht passt es dir nicht, aber dass hatten wir oben schon, da wird's langsam redundant.


    Und bitte nochmal zu den Omis und Amis, die angeblich Hitler so gut finden. Ich empfehle sich mal zu Wahlkampfzeiten eine Stunde bei den Kommunisten an den Ständen rumzudrücken: was man da so für Klischees hört steht dem in keiner Form nach. Ich wüsste auch nicht, was das mit dem Vorhaben des Wiederaufbaus der GK zu tun haben soll.

  • Ich weiß gar nicht, welchen Smiley ich zum Kommentieren dieses Schwachsinns nutzen soll...
    Das ist noch echte Kampf-Rhetorik. Wahnsinn.


    Darf ich mal fragen, warum du dir ausgerechnet ein Architekturforum (!) für deinen ideologischen Grabenkampf ausgesucht hast? *Ein* derartiger Kasper reicht eigentlich. Zumal es ja an entsprechenden Podien im Netz nicht mangelt...

  • OB Jann Jakobs hat überhaupt kein "Bürgerbegehren in die SVV" eingebracht, das stand wegen der gesammelten Unterschriften auf der Tagesordnung.


    Das ist schlicht falsch.

    Die Rathauskoalition hat sich meines Wissens nach enthalten, die Kommunisten stimmten für das Bürgerbegehren und die Anderen dagegen. Das waren die Fakten. Das Ergebns war eine Annahme des Begehrens (mit den Stimmen der PDS).

    Kommunisten, PDS... sorry Konstantin, über die "rote Socken" Kampangnie sind Sie nie raus gekommen, Schade.


    Und was die Hertha angeht: die müssen den SVB wirklich hassen.

  • ^Brandenburgische Kommunalverfassung: "Der Bürgerentscheid entfällt, wenn die Gemeindevertretung oder der Hauptausschuss die Durchführung der mit dem Bürgerbegehren verlangten Maßnahme beschließt." Das hat die SVV getan.


    P.S. Ich glaube der SVB wird nie gegen Hertha spielen.

  • ^Brandenburgische Kommunalverfassung: "Der Bürgerentscheid entfällt, wenn die Gemeindevertretung oder der Hauptausschuss die Durchführung der mit dem Bürgerbegehren verlangten Maßnahme beschließt." Das hat die SVV getan.


    Sie schreiben es ja selber. Hätte der OB nicht den Antrag gestellt die "verlangte Maßnahme" zu beschließen, wäre es zu einem Bürgerentscheid gekommen.
    Der OB hat diesen Antrag eingebracht - er hätte es nicht machen müssen, es war ihm eine Herzensangelegenheit! Bei der Antragsbegründung hat er gegen seinen eigenen Antrag argumentiert und schließlich sich bei der Entscheidung enthalten. Unglaubwürdiger geht es nicht mehr! Lupenreine Trickserei. Aber okay, unter Einhaltung aller Spielregeln. Aber das wurde vom Wähler erkannt und honoriert. Innerhalb eines Vierteljahres verlor die SPD 4% in Potsdam. Von mir aus kann es so weiter gehen. Mal schaun, vielleicht interessiert sich der Staatsanwalt für die ungenehmigte Satzungsänderung? Schließlich könnte ein Vermögensschaden eintreten.

    Kann der OB nicht auch per Bürgerentscheid abgewählt werden? Soll ja schon einmal in Potsdam gelungen sein.


    P.S. Ich glaube der SVB wird nie gegen Hertha spielen.


    Kann schon sein. Naja am Freitag geht es zumindest gegen die 2. Mannschaft. Aber ist schon unsympathisch anzusehen, wie der große Erstligist sein Revier markiert.


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    Kommentare:

    23.09.14 09:13 Hier geht's um Architektur, nicht um Fußball.

    Einmal editiert, zuletzt von Potsdamer ()

  • ^
    Man hätte sie ebenso befolgt, hätte man (also Jakobs) das Begehren nicht (!) zur Abstimmung in die SVV gebracht. Das Ergebnis, und der in der Kommunalverfassung so vorgegebene Weg, wäre der Bürgerentscheid.
    Und natürlich, die Gesetze geben es her, dass man selbst einen Antrag stellt und sich dann bei der Abstimmung enthält, aber sauber ist das nicht. Wer einen Antrag einbringt, sollte schon dafür sein, diesen auch unterstützen. Alles Andere ist natürliche billige Trickserei auf dem Rücken der Kommunalverfassung. Das mag zwar rechtens sein, aber eben auch kritikwürdig.
    Und hier wurde natürlich getrickst um eine potsdamweite Abstimmung zu unterlaufen.
    Und genau das meine ich mit Gefühl für die Belange der Bewohner. Wer diese nicht ernst nimmt, wer sich mit Mauscheleien an diesen vorbeiwindet.
    Wer das nicht sieht, naja, der muss schon sehr blind sein.



    Darf ich mal fragen, warum du dir ausgerechnet ein Architekturforum (!) für deinen ideologischen Grabenkampf ausgesucht hast? *Ein* derartiger Kasper reicht eigentlich. Zumal es ja an entsprechenden Podien im Netz nicht mangelt...


    Natürlich darfst Du das. Wenn man sieht, welch ideologischer Grabenkampf hier zum Teil gegen die Aufbaugegner gefahren wird, mit was für Worten und Zuschreibungen hantiert und diese bezeichnet werden, hier einfach sachlich falsche Dinge behauptet werden, bin ich der Meinung, verträgt dieses Forum auch einen Gegenstandpunkt. Ich halte mich jedoch im Gegensatz zu einigen Aufbaubefürwortern mit derartigen Zuschreibungen zurück. Wo ist also das Problem?
    Zeigen Sie mir auf, wo ich einen ideologischen Grabenkampf eröffnet habe, jemand in derartiger Manier angegengen bin, oder inhaltlich-sachlich völlig neben der Spur liege!


    Ach, einen schönen Link für Lutz Boede: Hertha BSC unterstützt den Wiederaufbau der GK. Ich weiss: alles Scheisswessis, die sich in Potsdamer Dinge einmischen...


    Gerade in Potsdam, in Babelsberg, mag man Hertha nicht besonders. Dabei geht es nicht um 'Scheisswessis', sondern um Scheiß-Hertha.
    Und: 03 hat bereits gegen Hertha gespielt. Im DFB-Pokal 2002 (?), an dessen Ende, rechte Hooligans ein besetztes Haus in der Breitscheid-Straße mit Steinen angriffen, die Polizei dies zum Anlass nahm, mit Gewalt in das Haus einzudringen und dort zu wüten, und das lange besetzte Haus letztlich geräumt wurde. In folge dessen, wurde das Haus wieder vom Oberlinhaus genutzt und nebenan das Tussnelda-von-Saldern-Haus gebaut.

  • Wer einen Antrag einbringt, sollte schon dafür sein, diesen auch unterstützen. Alles Andere ist natürliche billige Trickserei auf dem Rücken der Kommunalverfassung.


    Die Andere hat sich nicht nur enthalten, sondern sogar gegen ihren eigenen "Antrag" gestimmt. Die wollten genauso tricksen wie das Rathaus nur haben sie dabei den kürzeren gezogen.
    Außerdem war es ein offenes Geheimnis, dass es so kommen würde. Es wurde schon kurz nach Start der Unterschriftensammlung geunkt, dass man bei dieser Fragestellung einfach nur den Antrag anzunehmen braucht und fertig ist die Kiste.


    Wenn man sieht, welch ideologischer Grabenkampf hier zum Teil gegen die Aufbaugegner gefahren wird, mit was für Worten und Zuschreibungen hantiert und diese bezeichnet werden


    Da tun sich beide Lager leider absolut nichts. Ihre Nazigeschichten sind natürlich nur rein objektiv in Ihre Argumentationen eingeflossen.


    an dessen Ende, rechte Hooligans ein besetztes Haus in der Breitscheid-Straße mit Steinen angriffen, die Polizei dies zum Anlass nahm, mit Gewalt in das Haus einzudringen und dort zu wüten, und das lange besetzte Haus letztlich geräumt wurde.


    Wenn das so stimmt, dann ist es schon traurig dass in Deutschland erst irgendwelche dreckigen Hools kommen müssen, damit Recht und Ordnung wieder hergestellt wird.

  • Ich denke, dass es bei einer Diskussion über die Garnisonkirche wichtig ist, die unterschiedlichen historischen Aspekte auszuleuchten, die mit dieser Kirche verbunden sind. Es muss geklärt werden, was an diesem Ort geschehen ist und wofür diese Kirche eigentlich stand. Erst auf dieser Basis kann über den Umgang mit dieser Geschichte diskutiert werden. Daher will ich versuchen, ein paar Aspekte der Garnisonkirche darzustellen. Im Interesse einer sachlichen Debatte werde ich meine Thesen mit entsprechenden Quellen belegen.


    Zunächst einmal kann die Architektur der Garnisonkirche nur verstanden werden, wenn man sich mit ihrem Bauherrn, dem König Friedrich Wilhelm I. beschäftigt. Friedrich Wilhelm I., der auch "der Soldatenkönig" genannt wurde, hegte eine große Begeisterung für das Militär. Unter seiner Herrschaft von 1713 bis 1740 wurde die preußische Armee von 40.000 Mann auf 80.000 Mann aufgerüstet, Friedrich Wilhelm I. investierte für seine Zeit immense Summen in das Militär.


    Für Fragen von Architektur, Städtebau oder Kunst hegte Friedrich Wilhelm I. dagegen keinerlei Interesse. Im Gegenteil: Alle Quellen sind sich darin einig, dass er diesen Dingen mit erheblicher Verachtung begegnete, die bis zur kulturellen Barbarei reichten.


    Daher stellte der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. 1713 eine Zäsur in der preußischen Kunstgeschichte dar, wie sie radikaler kaum denkbar ist. Die Ausgaben für kulturelle Zwecke wurden über Nacht fast auf Null reduziert, bedeutende Architekten, wie Andreas Schlüter oder Eosander von Göthe, wurden gleich nach dem Amtsantritt Friedrich Wilhelms I. vom Hof gejagt. Später folgten weitere Architekten, wie Jean Baptiste Broebes, Jean de Bodt und Johann Friedrich Grael. Dieser Exodus führte dazu, dass der preußische Staat schließlich nur noch über zwei Baubeamte verfügte, und diese waren eher Bauingenieure denn Architekten. Ihre Stärken waren keine "künstlerische Qualitäten", sondern die "Fähigkeit sparsam zu bauen". (Friedrich Mielke: Potsdamer Baukunst. Das klassische Potsdam, Frankfurt/Main, Berlin, Wien 1981, S. 23)


    Ähnlich brachial wurde mit vorhandenen Bau- und Gartenkunstwerken umgegangen. In Berlin und Potsdam wurden die Lustgärten zerstört und in Exerzierplätze umgewandelt, die Orangerie in Potsdam wurde zum Marstall umgewidmet, Gartenpavillons wurden zu Pulvermagazinen. (ebenda S. 24-26)


    Die Architektur der Garnisonkirche verband diese beiden Interessen Friedrich Wilhelms I. - die Verachtung für Kunst und Kultur und die Begeisterung für militärische Machtdemonstrationen auf eine durchaus widersprüchliche Weise. Daher wies die Architektur der Garnisonkirche zwei Besonderheiten auf. Die erste Besonderheit war, dass die Kirche im Vergleich mit anderen Barockbauten ungewöhnlich schlicht gestaltet war. Die zweite Besonderheit war die ausgiebige Verwendung militärischer Symbole. Zudem waren die einzelnen Gebäudeteile aus Sparsamkeitsgründen in unterschiedlichem Umfang mit militärischer Symbolik geschmückt.


    Die Gestaltung des Kirchenschiffes war vor allem der Forderung nach Sparsamkeit geschuldet. Sie beschränkte sich auf schlichte, verputzte Wandflächen, Mittelrisalite mit Dreiecksgiebeln, Rundbogenfenstern und sparsamen Reliefschmuck. Die Südseite wurde mit Balustraden und Flammenvasen geschmückt. An den Stellen, wo Schmuckreliefs ausgeführt wurden, wurden vor allem militärische Symbole, wie Pfeile, Keulen, Rüstungen, Schilde, Helme und Militärinstrumente, abgebildet. (Ludwig Bamberg: Die Potsdamer Garnisonkirche, Berlin 2006, S. 77-80)


    Auch der Innenraum war sehr einfach gestaltet und "entbehrte lange Zeit des künstlerischen Reizes". (Eugen Thiele: Die Bau- und Kunstgeschichte der Garnisonkirche, in: Gemeindekirchenrat der Garnisonkirche (Hg.): Die Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam, Potsdam 1932, S. 14) Der Raum wurde als eine dreischiffige Querraumkirche ausgeführt. Gestaltungsmittel waren acht Pfeiler, die die Decke trugen. Die Decke wurde aus Kostengründen als einfache Holzkonstruktion ausgeführt. Es entstand eine schmucklose Flachdecke, die lediglich durch einen goldenen Adler verziert wurde. Nur die Rundbögen der Deckenkonstruktion wurden mit Siegestrophäen verziert. (Ludwig Bamberg, a.a.O., S. 38f. )


    Umrahmt wurde der Innenraum von zwei sehr einfachen hölzernen Emporen, deren Unterzüge und Lagerbalken sichtbar waren. Ähnlich einfach war das Kirchengestühl gestaltet, das in der Regel aus hölzernen Bänken ohne Lehnen bestand. (Eugen Thiele, a.a.O., S. 14)


    Eine deutlich umfangreichere militärische Symbolik erhielt dagegen der Kanzel-Gruft-Bau, der sich im Zentrum der Kirche befand. Der Sockelbereich war mit Reliefdarstellungen von Panzern, Kriegswerkzeugen, Waffen und Trompeten verziert. (Eugen Thiele, a.a.O., S. 16) Darüber waren zwei Säulenpaare angeordnet, die einen Sprenggiebel trugen. Der Giebel war mit Soldaten mit Helm und Federbusch geschmückt. Den Abschluss bildeten ein Strahlenkranz, der vom brandenburgischen und preußischen Adler flankiert wurde. Der gesamte Kanzel-Gruft-Bau wurde in Marmor ausgeführt. (Ludwig Bamberg, a.a.O., S. 47-49)


    Die Kanzel wurde flankiert von Statuen des Kriegsgottes Mars und der Kriegsgöttin Bellona. Beide Statuen werden mit Schwert, Panzerung und Helm dargestellt. Die Sockel waren mit Granaten, Mörserrohren, Kanonenrohren, Pulvertaschen und Kesselpauken geschmückt. (ebenda, S. 49-52) Und über der Kanzel befand sich die Orgel, die mit Engeln mit soldatischer Behelmung geschmückt wurde. (ebenda, S. 55)


    Der Gebäudeteil, der das Streben nach militärischer Repräsentation am stärksten ausdrückte, war aber der 88 Meter hohe Turm. Dieser Turm war mit militärischen Symbolen geradezu übersät. Das Eingangsportal wurde flankiert von Reliefdarstellungen von Waffenbündeln, Gewehren, Schwertern, Pfeilen, Pistolen, Helmen und Militärinstrumenten. Über dem Eingang befand sich ein Volutengiebel, der mit Helmtrophäen verziert wurde. Über diesem Giebel war ein Dreiecksgiebel angeordnet, der mit dem Monogramm Friedrich Wilhelms I. FWR, Fahnen und Feldzeichen geschmückt wurde. Der Turm wurde durch vier Gesimse gegliedert, von denen drei durch jeweils vier Siegestrophäen geschmückt wurden. Diese Trophäen stellten erbeutete Brustpanzer, Keulen, Waffen, Fahnen, Helme Schwerter und Pfeile dar. Die Trophäen symbolisierten die Siege der Hohenzollern über ihre Feinde.


    Auf dem vierten Gesims wurden vier Flammenvasen aufgestellt. Den Abschluss des Turmes bildete eine mit Kupfer verkleidete Turmhaube, auf der der Reichsapfel und das Kreuz angeordnet waren. Die Spitze des Turms bildete eine Wetterfahne, die die Sonne, den Adler (das preußische Wappentier) und das königliche Monogramm FWR darstellte. Auch diese Wetterfahne sollte den Triumph der Hohenzollern symbolisieren. (ebenda, S. 85-90) Daher stellt vor allem der Turm ein Siegesdenkmal der Hohenzollern dar.


    Allem in allem würde ich aus diesen Fakten zwei Schlussfolgerungen ziehen: Erstens bin ich nicht der Meinung, dass die Garnisonkirche zu den künstlerisch bedeutendsten Barockkirchen Deutschlands gezählt hat. Mit der baurechnisch innovativen und formenreichen Gestaltung beispielsweise der Frauenkirche in Dresden konnte die Garnisonkirche nie konkurrieren. Und zweitens steht für mich außer Frage, dass die Garnisonkirche von Anfang an ein Symbol für die militärische Macht Preußens war. Daher kann man keine Trennung zwischen der Kirche und ihrer militärischen Nutzung ziehen, beides war untrennbar miteinander verbunden.

  • Ach der Klarenbach,


    so schön verkürzt auf seine Weltsicht. Dann will ich mal auch verkürzen:


    der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I - der preußische König ohne Krieg. Warum wohl? In einem zu der Zeit waffenstarrendem Europa. 80.000 Mann, lächerlich im Gegensatz zu England, Frankreich...


    Und die Garnisonkirche, mit Waffenschmuck innen wie außen. Ja. Aber nieder gelegtem Waffenschmuck. Der Friede triumphiert über dem Kriege...


    Luftpost

  • Dass Friedrich Wilhelm I. keinen Krieg führte, ist falsch. Preußen führte von 1715 bis 1720 Krieg gegen Schweden.
    Weiterhin war Preußen während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. ungewöhnlich stark militarisiert. Preußen stand 1740 in Bezug auf seine Bevölkerungszahl an 13. Stelle, in Bezug auf seine militärische Stärke aber an 4. Stelle. Natürlich war Preußens Armee schwächer als die von Frankreich oder Russland, aber diese Staaten hatten ja auch viel mehr Einwohner.

  • Ach der Klarenbach, so schön verkürzt auf seine Weltsicht.


    Ja, er ist schon ulkig, der Klarenbach ... .


    Lustig ist auch, dass ausgerechnet Apologeten des SED-Regimes (wie er es - jedenfalls ausweislich seiner Beiträge hier im Forum - zu sein scheint) beim Wiederaufbau der Garnisonkirche ganz schnell den "Militarismus"-Vorwurf erheben.


    Schließlich war die DDR der letzte militaristische Staat auf deutschem Boden und in stärkerem Maße durchmilitarisiert, als es Preußen je gewesen war.


    Zudem war die DDR außer dem NS-Regime der einzige Staat in der deutschen Geschichte, der systematisch die Waffen gegen seine eigenen Bürger richtete (Stichworte: Mauer und Schießbefehl).


    Daran wird man erinnern dürfen, wenn ausgerechnet die Apologeten dieser zweiten deutschen Dikatur uns weismachen wollen, der Wiederaufbau einer Kirche im Geiste der Versöhnung sei Ausdruck des "Militarismus".


  • Weiterhin war Preußen während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. ungewöhnlich stark militarisiert. Preußen stand 1740 in Bezug auf seine Bevölkerungszahl an 13. Stelle, in Bezug auf seine militärische Stärke aber an 4. Stelle.


    Und was zum Henker hat all dieses Geschwurbel nun mit der anstehenden äußeren Rekonstruktion des Kirchenbaus zu tun?? Der dicke Soldatenkönig ist lange tot und die Stadt Potsdam hat sich entschieden, die historische Mitte mitsamt ihren Leitbauten und Wahrzeichen wiederherzustellen. Die Garnisonkirche mitsamt ihren Insignien gehört unzweifelhaft dazu.
    Diese ganze 'Diskussion' um die militärische Tradition Preußens ist an Heuchelei nicht zu überbieten - ohne diese gäbe es weder einen einheitlichen deutschen Staat, noch grundlegende Regeln des zivilen Miteinanders, von der Schulpflicht bis zur freien Religionsausübung. Kriege geführt haben sie alle und die Trophäen ihres Triumphes in Stein gemeißelt oder Bronze gegossen ebenso. Und auch wenn wir heute andere Grundsätze pflegen, so sind dies immer noch auch unsere Wurzeln und letztlich die Grundlage unseres heutigen Daseins. Egal ob in Preußen, Bayern oder Sachsen.