Sammelthread: Alte Architektur

  • Sammelthread: Alte Architektur





    Neues Schloss


    Herzog Carl Eugen von Württemberg (1744-1793) ließ mit dem Neuen Schloss die letzte große barocke Residenzschlossanlage in Deutschland erbauen. Von der Stadt und der württembergischen Ständevertretung hatte er die Errichtung einer »standesgemäßen, Seiner fürstlichen Dignität convenablen und dem Umfang Dero Hofstaats hinlänglichen Wohnung« verlangt, denn er wollte Stuttgart zu einem zweiten Versailles machen.


    Am 3. September 1746 wurde der Grundstein gelegt. Baumeister war Leopoldo Matteo Retti, ein Neffe von Donato Giovanni Frisoni, dem Erbauer des Ludwigsburger Schlosses. Retti errichtete zwischen 1746 und 1751 den Hauptbau, das sogenannte Corps de Logis, und den Gartenflügel. Dabei orientierte er sich an der zeitgenössischen Architektur Frankreichs. Um den Mittelbau schlossen sich, einen hufeisenförmigen Ehrenhof bildend, die beiden Seitenflügel an. Die dreiflügelige Anlage ist ein typischer Vertreter ihrer Zeit: Einziger Schmuck an der schlichten Fassade sind die Skulpturen auf den Balustraden. Nach dem Tod Rettis führte Philippe de la Guàpière den Bau fort. Er vollendete bis 1756 den Stadtflügel im Rohbau, setzte 1760 dem Mittelbau die Kuppel auf und schuf bis 1762 die Rokoko-Dekorationen im Gartenflügel und zum Teil im Corps de Logis.


    Nach einem Brand im November 1762 verfügte Herzog Carl Eugen den raschen Ausbau von Weißem Saal und Spiegelgalerie im Stadtflügel, um ein Jahr später für seine Geburtstagsfeierlichkeiten den angemessenen Rahmen zu erhalten. Dann aber wurden die Arbeiten am Neuen Schloss für ein Jahrzehnt eingestellt, weil Carl Eugen 1764 die Residenz nach Ludwigsburg verlegte und erst 1775 nach Stuttgart zurückkehrte. Es folgten der Bau des Marmorsaales und des Gartenflügels.


    Nachdem Herzog Friedrich II. 1806 König von Württemberg geworden war, ließ er die Räume im Neuen Schloss durch Nikolaus Friedrich von Thouret im Stil des Empire umgestalten. Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts residierten die württembergischen Könige im Neuen Schloss.


    Der Zerstörung des Schlosses im Jahr 1944 folgte von 1958 bis 1964 der Wiederaufbau. Heute beherbergt das Neue Schloss Ministerien baden-württembergischen Landesverwaltung und Repräsentationsräume.


    Quelle: http://www.stuttgart-tourist.de

  • sieht aus, wie zwei schlößer, die mit einem mittelbau zusammen "geklebt" worden sind :)
    sehr schönes schloß, und es ist sehr erfreulich, dass es wieder aufgebaut worden ist.
    Kai

  • Ludwigsburg: "Schwäbisches Versailles" wird 300

    Nachdem Hoteleröffnungen in Berlin heutzutage landauf landab durch die Medien gejagt werden, erlaube ich mir hier in diesem bescheidenen, aber gemütlichen Rahmen eines Architekturforums darauf hinzuweisen, daß die Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag des Ludwigsburger Residenzschlosses dieser Tage begonnen haben.


    Das Residenzschloß selbst besitzt 452 Räume, in Nachbarschaft der Residenz befinden sich noch ein Jagd- und ein Seeschloß. Die großzügigen Gartenanlagen werden "Blühendes Barock" genannt und beherbergen einen Märchengarten. Daneben finden an mehreren Orten des Ensembles alljährlich die Ludwigsburger Schloßfestspiele statt. Zudem finden regelmäßig weitere Feste wie z.B. die Venezianische Messe statt.


    Mit Pomp und Pracht wie zu Zeiten des Herzogs hat das Land am Freitag in Ludwigsburg den großen Geburtstag der für insgesamt 92 Millionen Euro sanierten Barockresidenz gefeiert. Beschenkt wurden beim Fest zum 300-jährigen Bestehen die Bürger - mit drei neuen Museen
    ...
    Während Finanzminister Gerhard Stratthaus ... auf den enormen Kraftakt des Landes bei der Sanierung "des am besten erhaltenen Schlosses in ganz Europa'' hinwies...
    ...
    Die Barockgalerie und die reichhaltig bestückte Keramikschau machen das Residenzschloss zu einem attraktiven Tourismusziel, im September öffnet zudem das Modemuseum.

    (aus der SZBZ (http://www.szbz.de) )


    Webseiten zum Thema gibt es auf
    http://www.schloesser-magazin.de
    http://www.barockerlebnis.de
    http://www.schlossfestspiele.de/spor/sporludwresi.htm


    3 Schlösser


    Residenzschloß


    Residenzschloß - Südseite


    Ordenssaal


    Sehenswertes Schloßtheater:



    Die Kostbarkeit des Ludwigsburger Schlosstheaters wird durch die fast vollständig erhalten gebliebene Bühnenmaschinerie, konstruiert vom Theatermaschinisten Johann Christian Keim, noch erhöht. Die barocke Kulissenbühne erlaubt bis heute einen sekundenschnellen Kulissenwechsel auf offener Bühne.



    Jagdschloss Favorite (heute Talk-Sendung "Nachtcafe"):



    Dort beginnt der Favoritepark, den man teilweise hier sieht:


    Und am Ende des Parks 3 km weiter:


    Seeschloß Monrepos (Rokoko):


    Luftbild Residenzschloß


    Die Innenräume sind in vollem barockem Prunk erhalten bzw. restauriert.



    Schloßkirche

  • Die Innenräume des Schlosses sind authentisch erhalten, etwa die Hälfte im Stil des Barock / Rokoko, die andere Hälfte klassizistisch.


    Ich kann jedem eine Schlossbesichtigung nur wärmstens empfehlen.

  • Da unser neuer Bundespräsident Köhler in Ludwigsburg aufgewachsen ist, kommt das respektable Schloß vielleicht doch einmal ins Fernsehen.


    Übrigens kam Theodor Heuss fast aus einem Ort an der Grenze zum Kreis Ludwigsburg (Brackenheim) und Richard von Weizsäcker ist als Stuttgarter sozusagen ebenfalls an der Grenze zum Kreis Ludwigsburg geboren.


    Da gebe ich gerade "roman von herzog" mit der Option <seiten auf deutsch> in Google ein und wieviele Seiten erscheinen ?


    ...



    3 !!! :confused::confused::confused:

  • Zitat von Dirk1975

    Noch schlimmer bei "Helmut von Kohl", 0 Treffer :eek:


    Spaß... :lach:

    Der war gut, Dirk. :daumen:
    Welch Blackout... Dafür mußte ich nachsitzen und eine Bundespräsidenten- & Bundeskanzler-Tabelle finden.


    Wenigstens wissen wir jetzt was über die digitale Berühmtheit der Herren Helmut von Kohl und Roman von Herzog, wenn sie es schon weder zum Kanzler noch zum BP gebracht haben.


    Roman Herzog übrigens ist in Landshut geboren. Damit müßte er ein Bayer sein. Und ich dachte, er sei Franke.

  • Ludwigsburg-Exkurs: Dichterstadt

    Nachdem bekanntlich oder nicht Friedrich Schiller in Marbach am Neckar - 10 Km von Ludwigsburg geboren ist, gibt es in künstlerischer, v.a. literarischer Hinsicht auch Einiges aus Ludwigsburg selbst zu berichten. Zumal Eduard Mörike morgen 200 Jahre alt geworden wäre.


    Mir war die "Literatenballung" bis zu diesem Artikel in der StZ auch nicht bekannt. Es stimmt den Lokalpatrioten in mir allerdings ziemlich hoffnungsvoll, daß es sogar ein Interessierter aus Italien wußte:

    Eigentlich sollte der Reisebus von Stuttgart nach Marbach durchfahren, doch als der italienische Schriftsteller Bonaventura Tecchi den Namen Ludwigsburg hörte, überredete er seine Mitfahrenden zu einem Halt.
    (...)
    Nein, die eigentliche Überraschung war für ihn die Tatsache, dass "es nirgendwo sonst in Deutschland, vielleicht nicht einmal in Europa eine Stadt" gibt, "die auf so engem Raum, im Abstand von wenigen Metern, der Welt vier Schriftsteller geschenkt hat".


    Was Tecchi Mitte des 20. Jahrhunderts faszinierte, besitzt bis heute eine große Anziehungskraft. Gerade einmal 4000 Einwohner zählte Ludwigsburg um 1800, als innerhalb von 22 Jahren vier Kinder geboren wurden, die einmal weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt werden sollten. Am Obelisken auf dem Holzmarkt ist ihnen ein Denkmal gesetzt worden.
    (...)
    Alle vier pflegten als Erwachsene engen Kontakt. Sie besuchten sich, sie schrieben sich, und sie bedichteten ihre Heimatstadt, wobei es ihnen die Linden- und Kastanienbäume besonders angetan hatten. Am ausführlichsten hat Kerner in seinen "Reiseschatten" und den Erinnerungen "Bilderbuch aus meiner Knabenzeit" Ludwigsburg geschildert. Für Vischer lag der Reiz der Stadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in "ihren breiten menschenleeren Straßen, ihrem verfallenden großartigen Parke, auf deren melancholischen Plätzen die Kinderwelt weiten Raum für ihre Spiele und für ihre Phantasie hat . . ."

    So, jetzt wissen wir es. Auch das kann reizvoll sein! Für die ruhevolleren Temperamente unter uns zumindest.


    Weitere Infos:
    Justinus Kerner (Projekt Gutenberg)
    Justinus Kerner (Wikipedia)
    Eduard Mörike (Wikipedia)
    David Friedrich Strauß (Wikipedia)
    Friedrich Theodor Vischer (Wikipedia)

  • Ludwigsburger Schlosstheater

    Das Ludwigsburger Schlosstheater ist das älteste, vollständig erhaltene, historische deutsche Theater. Schon Casanova schwärmte einst nach einem Besuch in Stuttgart und Ludwigsburg: "Der Hof des Herzogs von Württemberg war zu jener Zeit der glänzendste von Europa. Ungeheure Summen gab er für hohe Besoldungen aus und noch größere für sein Theater und seine Mätressen. Er unterhielt französische Komödie, ernste und komische italienische Oper und zwanzig italienische Tänzer ..." Seit 1998 erstrahlt das Theater nach vierjähriger Bauzeit und 12,5 Millionen Mark Sanierungskosten wieder in seinem alten Glanz.

    (Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/137710)

  • Stuttgarts alte Architektur

    Am Sonntag machte ich einen Ausflug zum Weißenburgpark, natürlich nicht ohne meine Kamera.
    Hier ein paar Bilder und Informationen dazu, ein Teil der Anlage wird derzeit wieder in den Originalzustand versetzt:






    Das Teehaus (ein kleiner Jugendstil-Pavillon mit einer großen
    Gartenterrasse) wurde 1913 im Auftrag des Industriellen und
    Antikenforschers Ernst von Sieglin von dem Architekten Heinrich Henes
    im Park der Villa Weißenburg errichtet.
    Die Aussichtsplattform über der Terrasse bietet einen schönen Blick
    über die Dächer von Stuttgart.





    Der Marmorsaal unterhalb des Teehauses mit seiner einzigartigen
    Architektur wurde für rein private Zwecke erbaut. Eigentlich wollten
    die Kinder des Industriellen und Antikenforschers Ernst Sieglin, der
    mit "Dr. Thomsons Waschpulver Marke Schwan" sein Vermögen
    verdiente, nur einen Tennisplatz. 1912 bis 1913 lies Sieglin das Teehaus,
    einen Tennisplatz und den Marmorsaal bauen. Die Zeitschrift "Kunst und
    Dekoration" kommentierte im Jahr 1914: "Grundlegend für die ganze
    Anlage war das Bedürfnis nach einem Tennisplatz und nach einer
    Gelegenheit, des Sommers im Garten den Tee zu nehmen und zugleich
    das Leben auf dem Spielplatz zu überblicken. Das gab den Gedanken ein,
    den entstehenden Raum unter dem Tennisplatze zu einem festlichen
    Gartensaale auszunutzen, und dieser wieder erforderte als Ausgang und
    Vorbereitung die vorgelegte Terrasse. Was so entstand, sei
    schlechthin "mustergültig in der Ausnützung des Terrains und in der
    Anschmiegung an die landschaftlichen Elemente", so der Autor des
    Artikels weiter.
    Sieglin holte sich für sein Kleinod diejenigen, die er für die Besten hielt.
    Architekt Heinrich Henes - Professor an der damaligen Schule für
    Hochbauwesen und Julius Mössel, einer der gefragtesten
    Dekorationsmaler jener Zeit, aus dessen Hand auch der Sternenhimmel
    der Stuttgarter Oper stammt.



    Blick in den Saal mit Konche



    Blick in den Saal mit seitlichen Brunnen



    Die Aussenanlage mit Spalierzaun und Pavillion wird derzeit rekonstruiert





    Wer in Stuttgart wohnt oder die Stadt besucht, sollte sich den
    Weißenburgpark nicht entgehen lassen. :)


    http://www.teehaus-stuttgart.de


    http://www.marmorsaal.org

  • Ja, schöne Bilder. Der Marmorsaal ist übrigens einer der Plätze, an denen man sich offiziell trauen lassen kann.

  • Auf http://www.zum.de/Faecher/G/BW…en/schloesser/ludwigsburg
    habe ich noch ein paar ganz nette Bilder gefunden.


    Schlosskirche:


    Noch eine etwas andere Ansicht des Schlosstheaters:


    Königsloge im Schlosstheater:


    Marmorsaal:


    Innenhof von Süden:


    Thronsaal im Ordensbau:


    Östliche Galerie:


    Westliche Galerie:


    Favorite:


    Die Ludwigsburger Anlage soll in Zeiten seiner verschwenderischsten Bewohner der zweite Hof in Europa nach Versailles - seinem Vorbild - gewesen sein.