Dresdner Wasserläufe

  • Vielen Dank antonstädter auch für Deine Runde um die Neustädter Festungsanlagen!
    Dieser Bau war ja deutlich militärisch uniformer als die Festung der Altstadt. Die einzelnen Teile unterschieden sich kaum. Hier bedauere ich deren vollständigen Abriss eigentlich überhaupt nicht. Der Grün- und Villengürtel um die Innere Neustadt hat hier mehr als adäquaten Ersatz geschaffen. Durch die Kriegs- und Nachkriegsverluste am Ring um die Altstadt und die heutigen weiten Brachen schmerzt der Abriss der Renaissancefestung deutlich mehr. Hier war jede Bastion ganz individuell strukturiert und zudem auch noch bauplastisch gestaltet.
    Dem Verein Brühlsche Terasse möchte ich absolut Respekt für das jahrzehntelange Engagement um die Festungsanlagen zollen, doch reichen mir die Informationen, die man in der Stadt über diese enorm wichtige Anlage gewinnen kann absolut nicht aus. Es braucht eine einheitliche Nachzeichnung der ehemaligen Mauerzüge, die punktuelle begehbare Freilegung von Resten (Postplatz, Vorplatz Gewandhaus, Parkplatz Polizei) und eine museale Begleitung im direkten Anschluss an die Festungsräume unter der Brühlschen Terasse. Momentan muss man schon (wie ich) ein Fan der Festung sein, um sich ein Bild von der Vergangenheit machen zu können.

  • Am Weißeritzmühlgraben (Teil III: Vom Ring zum Postplatz)

    Vor längerer Zeit habe ich mich im Rahmen dieses Strangs dem Weißeritzmühlgraben gewidmet – leider blieb damals das Endstück innerhalb des 26er Rings aus Zeitgründen noch unbearbeitet.


    Heute möchte ich nun endlich die Begehung dieses Abschnitts nachholen, der sich durch die Wilsdruffer Vorstadt bis zur Mündung in die Elbe oberhalb der Marienbrücke erstreckte, illustriert mit zahlreichen historischen Vergleichsaufnahmen. Dabei verweise ich für detaillierte Informationen erneut auf die im ersten Beitrag genannte Literatur.




    Verlauf des Mühlgrabens bis zum Postplatz 1912 und 2016, überlegt auf einem historischen Stadtplan und einem aktuellen Luftbild (beide aus dem Themenstadtplan entnommen). Aufgrund der totalen Zerstörung und weitgehenden Überbauung des Gebietes in den 1960er Jahren sind heute so gut wie keine Spuren des Grabenverlaufs mehr nachvollziehbar – insbesondere durch den Verlust der Kanalgasse.



    Es ist anzumerken, dass bei Stilllegung des Grabens 1937 von diesem physisch hier nur noch sehr wenig zu sehen war, da er bis auf den Wasserfall an der Hof-und Bäckermühle am Freiberger Platz nahezu vollständig in unterirdische Gewölbe verbannt worden war. Diese sind heute noch abschnittsweise erhalten bzw. treten bei Bauarbeiten wieder zutage, wie zuletzt in der Herzogin Garten.



    Wir beginnen am 26er Ring und sehen links angeschnitten den Ammonhof, hinter dem virtuell der Weißeritzmühlgraben aus Richtung Plauen quer im Bild verläuft.




    Leicht gedrehte Perspektive, Ammonstraße in nördlicher Richtung mit der entschwundenen Vorkriegsbebauung, es kreuzt die damals noch bis zur parallel zu den Bahngleisen verlaufenden Gärtnergasse (heute RVD-Gelände) führende Güterbahnhofstraße. Der Mühlgraben querte unmittelbar am unteren Bildrand im Untergrund.




    Die Güterbahnhofstraße hat in Teilen überlebt, mit Originalpflaster und -fußwegen, aber ohne Randbebauung. Blick in Richtung des Grabenverlaufs, der hier diagonal durch das Geviert bis zur Ecke Sternplatz/Falkenstraße verlief.




    Ursprünglich verlief der Mühlgraben neben der heutigen Güterbahnhofstraße über das Poppitz, um die dortige Tabakmühle zu speisen. Blick durch die Güterbahnhofstraße zum Sternplatz, rechts das Hochhaus an der Falkenstraße. In diese Richtung wurde der Graben im 19. Jahrhundert unterirdisch verlegt.




    Hof zwischen Güterbahnhof- und Falkenstraße. Die hiesige Bodensenke ist eines der sehr wenigen physischen Zeichen für das einstige Vorhandensein des Mühlgrabens, der sich hier über Jahrhunderte in die Landschaft wusch.




    Nach Unterquerung des Sternplatzes lief der Graben stadtwärtig auf der linken Seite der Annenstraße. Im 19. Jahrhundert wurde er auch hier unterirdisch verlegt.




    Vergleichsbild. Annenstraße Anfang des 19. Jahrhunderts mit offenem Mühlgraben (die Annenkirche verfügt noch über die originale Westwand) und 2016.



    Quelle: Deutsche Fotothek




    Ein weiterer Vergleich: Annenkirche um 1910 und jetzt. Der Mühlgraben ist im Untergrund verschwunden. Wir sind fast am Freiberger Platz angelangt.





    An der Annenstraße finden sich noch vereinzelt die selten gewordenen typischen Straßenschilder der Nachkriegszeit.




    Hofmühle am Eingang des Freiberger Platzes vom Plateau der Annenkirche gesehen, Mitte des 19. Jahrhunderts. Links die Bäckermühle. Zwischen beiden Mühlen verlief der Mühlgraben und stürzte einige Meter tief als Wasserfall zur Kanalgasse hinab.




    Die gleiche Situation um 1900. Das links angeschnittene Gebäude der Bäckermühle zeigt sich deutlich vergrößert.




    Und heute. Nichts erinnert mehr an die fast dörflich anmutende vermeintliche Vorstadtidylle – allerdings haben die Straßenzüge an dieser Stelle bis heute unverändert überlebt, ebenso wie das Ziergeländer vor der Annenkirche!




    Freiberger Platz um 1900, rechts, wieder nur angeschnitten, die Bäckermühle. Im Vordergrund die angesprochenen Ziergeländer.




    Die sehr ansprechende neue Freiflächengestaltung des Freiberger Platzes. Bleibt zu hoffen, dass sie irgendwann einmal wieder eine Rahmung erfährt, die einem innerstädtischen Platz gebührt.




    Hof- und Bäckermühle auf einer zeitgenössischen Zeichnung, um 1900 (Deutsche Fotothek).




    Das Gebäude der Dresden International School an der Annenstraße. An dessen Rückseite verlief einst entlang des Mühlgrabens die Kanalgasse, die wohl anrüchigste, armseligste und miserabelste Straße der Stadt. Annenstraße und Kanalgasse trennten nur wenige Meter.




    Dies galt vor allem, solange der Mühlgraben noch offen floss und seine meist nicht sonderlich angenehmen Gerüche in die Häuser darüber entließ. Hier wohnten die Ärmsten der Armen, und Gewalt, Kriminalität und Prostitution gehörten zum Alltag. Die Wilsdruffer Vorstadt war ein echter Innenstadtslum. Darüber sollte auch das pittoreske Ambiente nicht hinwegtäuschen. Blick zum Freiberger Platz. Kaum zu glauben, aber heute ist hier der Hof der DIS.





    Nach Überdeckung des zum akuten Gesundheitsrisiko gewordenen Mühlgrabens Ende des 19. Jahrhunderts präsentierte sich die Gegend oberflächlich wesentlich sauberer, dennoch gab es seit den 1920er Jahren ernsthafte Pläne zu einer Flächensanierung des Gebietes um Fischhofplatz und Kanalgasse, was nichts weiter hieß als Totalabriss und Neubebauung. Letztlich besorgten dies die Bomben.




    Kanalgasse, Blick nach Norden. Der Überhang der Häuser rechts verrät den Verlauf des Mühlgrabens, den sie zwecks Flächengewinn einst überragten.




    Typische vorgründerzeitliche Bebauung der Wilsdruffer Vorstadt, hier wieder die Kanalgasse mit Blick auf die einstige Grabenseite. Die Grundmauern der überhängenden Häuser stehen direkt auf der Einfassungsmauer des Mühlgrabens, was bis 1937 eine dauerhafte Durchfeuchtung der Gebäude zur Folge hatte, mit allen Konsequenzen für die darin lebenden Bewohner. So malerisch wie das Ambiente erscheint, so unzumutbar waren die Lebensbedingungen für die Bewohner.




    Von der Kanalgasse sind keinerlei Spuren geblieben. Die heutige Hert(h)a-Lindner-Straße ist eine Nachkriegserfindung und ersetzt die wenige Meter westlich gelegene Flemmingstraße. Wir blicken in den Verlauf der Kanalgasse nach Norden, die kurz darauf als Sackgasse endete, allerdings mit Verbindung zur Großen Zwingerstraße. Der Nordabschnitt der Kanalgasse hieß ab 1904 Kleine Zwingerstraße. Offenkundig wollten die dortigen Bewohner nicht mehr mit dem üblen Ruf des Gäßchens in Verbindung gebracht werden…




    Gegenrichtung. Der Spalt zwischen Schulhaus der DIS und dem Anbau rechts entspricht fast genau dem einstigen Verlauf der Kanalgasse, bzw. Kleinen Zwingerstraße – und damit des Weißeritzmühlgrabens.




    Straßenschild der Röhrhofsgasse. Diese erinnert an den bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestehenden Röhrhof, in dem die Wasserleitungen gebohrt wurden, die durch das Weißeritzwasser u.a. des Mühlgrabens gespeist wurden.




    Postmeilensäulen-Replik an der Freiberger Straße. Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, schön ist sie trotzdem.




    Innerhalb des Telekom-Anbaus befand sich der Standort der vom Mühlgraben angetriebenen Damm-Mühle und des benachbarten Schlachthauses. Beide wurden bereits 1874 abgerissen.




    Dennoch existieren von der Damm-Mühle einige Fotografien. Standort des Fotografen dürfte in etwa in der Kanalgasse gewesen sein.




    Durch die Arkaden des Motel One erspähen wir den Postplatz. Der Blick folgt dem unterirdischen Grabenverlauf.





    Innerhalb der recht nett gestalteten Arkaden.




    Blick zum Wilsdruffer Tor, abstrahiert durch die Straßenbahnhaltestelle. Hier kam der Weißeritzmühlgraben der mittelalterlichen Stadt am nächsten.




    Durch die Arkaden des Hotels erreichen wir den Postplatz. Links der Standort des Kuttelhofes. An das Schauspielhaus war um die Jahrhundertwende noch nicht zu denken.




    Vergleichsbild aus ähnlicher Perspektive um 1880, das Kronentor mag einen Anhaltspunkt geben. Rechts angeschnitten der Turm des ersten Hotel Weber. Der „Kuttelhof“, einst Schlachthaus der Dresdner Fleischerinnung, war bis 1873 in Betrieb, dann wurden die unschönen Aktivitäten in die Leipziger Vorstadt verfrachtet. Erst 1881 verschwand der Komplex, der der Stadt nun wahrlich kaum zur Zierde gereichte. Und das einen Katzensprung vom Residenzschloss entfernt….




    Ein weiteres Kuttelhof-Bild, rechts die Gerbergasse, heute Theaterstraße.




    Mit diesem Blick über den heutigen Postplatz verabschieden wir uns fürs Erste. Der nächste Teil kommt heute abend.


  • Am Weißeritzmühlgraben (Teil IV: Vom Postplatz zur Mündung)

    Auf zur letzten Weißeritzmühlgraben-Etappe! Diese wird uns vom Postplatz zur einstigen Mündung des Grabens am Elbufer führen.




    Verlauf des untersten Abschnitts des Weißeritzmühlgrabens. Am Postplatz knickte er auf dem Grundstück des späteren Schauspielhauses scharf nach links ab, um zunächst parallel zur Ostra-Allee unter den Gebäuden und durch den Herzogin Garten zu führen. Nördlich an der Herzogin Garten floss ein Arm ursprünglich weiter zum alten Weißeritzbett, im letzten Zustand bog er hier nach Norden und unterquerte die Ostra-Allee, um wenig später unterhalb der Speicher in die Elbe zu münden.


    Zunächst bleiben wir am Postplatz und schauen uns etwas genauer um. Das Schauspielhaus entstand 1911 bis 1913 anstelle mehrerer Häuser und, vor allem, des einstigen Kurfürstlichen Silberhammers, der durch den Mühlgraben versorgt wurde. Hinter dem Schauspielhaus verläuft heute die Theaterstraße, einst Gerbergasse.




    Dieselbe Ecke vor Abriss der Vorgängerbebauung um 1900. Wir blicken durch die Große Zwingerstraße zum Zwinger, rechts wieder angeschnitten der Turm des ersten Weberschen Hotels. Heute ist die Fläche des Hotels unbebaut.





    Der Silberhammer wurde bereits Anfang des 17. Jahrhunderts eingerichtet und erst 1887 stillgelegt. Der Abbruch der Gebäude erfolgte 1898, dann blieb das Grundstück in bester Lage jahrelang unbebaut. Es handelt sich um die Ecke Ostra-Allee / Große Zwingerstraße, dort, wo sich heute der Kartenverkauf des Staatsschauspiels befindet.



    (Deutsche Fotothek)



    Wir wechseln die Straßenseite und blicken aus den Zwingeranlagen auf die einstige Einmündung der Großen Zwingerstraße.




    Nahezu identischer Blick, noch mit Silberhammer zur Rechten und Webers Hotel links.



    Quelle: Deutsche Fotothek



    Panorama aus den Parkanlagen auf dem einstigen Zwingergraben: Webers Hotel, Silberhammer, rechts ein etwas merkwürdiger Fachwerkbau, zu dem wir gleich kommen werden. Naturgemäß ist ein Vergleichsbild heute etwas schwierig, es sei denn, man holt sich nasse Füße…




    Woher nur kommt dieser komische Straßenname…?




    Beim Bau des Schauspielhauses wurde der Mühlgraben in unterirdische Gewölbe verbannt. Blick in die Arkaden des Schauspielhauses an der Ostra-Allee.




    Der 1739 als Fachwerkbau errichtete Malersaal an der Ostra-Allee diente den Theaterwerkstätten und wurde erst 1902 abgebrochen. Nach ihm ist das Malergäßchen zwischen Schauspielhaus und Gewerbehaus benannt, dessen gesamte Nordseite er einst einnahm. Die Altbauten des Gewerbehauses sehen wir dahinter, sie wurden später ebenfalls abgebrochen und ersetzt.




    Das neue Gewerbehaus. Der Eckflügel zum Malergäßchen entstand 1912 bis 1914 anstelle des Malersaals, das weitere Gebäude im Anschluss bis 1916. Die unterschiedlichen Bauphasen lassen sich an der Färbung der Fassade gut ablesen.




    Der Wiederaufbau erfolgte in etwas vereinfachten Formen.




    Zurück zum Malersaal. Eine wahrlich malerische Darstellung, erneut ist der Standpunkt der einstige (und seit den zwanziger Jahren wieder existierende) Zwingergraben.




    Die Realität war weniger lauschig. Die Längsseite des arg verfallenen Gebäudes am Malergäßchen kurz vor dem Abbruch.




    Malergäßchen heute.




    Und da isser wieder, unser Mühlgraben. Wir stehen im Hof des dörflichen Gehöfts am Malergäßchen, heute Nordseite des Schauspielhauses, und blicken zum Malersaal. Hinter der Bretterwand befindet sich das Gäßchen, und der Mühlgraben verläuft nach kurzem Luftholen ab sofort wieder unterirdisch.




    Wir haben unsere Runde um das Quartier fast beendet. Blick in die ehemalige Gerbergasse, heute Theaterstraße. Gerbergasse in Höhe des Malergäßchens (rechts einmündend). Der Malersaal ist schon verschwunden. Die Häuser links fielen später dem Neubau des Stadthauses zum Opfer. Ein ähnliches Schicksal war bekanntlich für alle der kleinen vorgründerzeitlichen Häuschen der Wilsdruffer Vorstadt vorgesehen.




    Vergleichsbild. Links das Stadthaus. Der Knick zur Käufferstraße ist, wie diese selbst, nicht mehr vorhanden, dafür kreuzt die Hert(h)a-Lindner-Straße.




    Oho, ein nicht normgerechtes Straßenschild! Wir sind aber tatsächlich in Dresden…




    Blick entlang der Ostra-Allee.





    Der Mühlgraben floss nun durch den Herzogin Garten. Wir weichen auf die Ostra-Allee aus und passieren den einstigen Standort der Freimaurerloge.





    Rege Bautätigkeit an der Herzogin Garten.




    Auch an der Orangerie wird gearbeitet. Der erhaltene Kopfbau harrt noch der Dinge.




    Der Mühlgraben schnitt die Orangerie unterirdisch im 90-Grad-Winkel, ebenso die angrenzende Straße An der Herzogin Garten. Hier die Orangerie in voller Pracht, mittels des bekannten Stichs von J.C.A. Richter.




    Aktueller Blick in den Herzogin Garten im Grabenverlauf. Zu Beginn der Bauarbeiten kam das einstige Grabenbett wieder zum Vorschein, wurde aber leider abgebaggert. Bald wird dieser Blick durch die Rekonstruktion der Orangerie verstellt sein.




    Unmittelbar nach Unterquerung von An der Herzogin Garten bog der Weißeritzmühlgraben nach rechts, um in Höhe Nudelmühle die Ostra-Allee zu unterqueren. Diese befand sich in etwa an dem Knick der Theaterwerkstätten.




    Die alte Nudelmühle von 1773 wurde 1913 abgebrochen. Reste des Nachfolgebaus standen noch bis Anfang der 70er Jahre.




    Der Mühlgraben wandte sich nun in einem Bogen der Elbe zu. Dabei unterquerte er auch die Kleine Packhofstraße. Wir stehen an der Stelle, wo sich Ende des 18. Jahrhunderts eine Tabakmühle befand, und folgen dem Grabenverlauf zur Elbe. Dabei unterquerte selbiger den Erlweinschen Speicher. Dort befand sich bis 1899 übrigens das Gebäude der Schmelzmühle.



    Der Speicher dient heute bekanntermaßen nicht mehr der Unterbringung von Gütern aller Art, sondern gutbetuchter Touristen. Dennoch bietet er einen eindrucksvollen Anblick. Gleiches gilt für das in meinen Augen sehr gelungene Kongresszentrum.




    Dostojewski-Denkmal und Freitreppe des Kongresszentrums.




    Und schon stehen wir direkt über der einstigen Mündung des Mühlgrabens und blicken auf die Elbe.




    Einige Relikte zeugen noch von der bewegten Vergangenheit des heute eher ruhigen Areals. Die Neue Terrasse mit Landtag, Maritim-Hotel und Speicher ist ein sehr gelungenes Ensemble. Bleibt zu hoffen, dass eines Tages die Fortsetzung des Grünzuges in das Ostragehege Gestalt annehmen wird.




    Altstadtsilhouette unter Wolkendunst.





    Vom Neustädter Flussufer aus blicken wir bei eher suboptimalen Lichtverhältnissen zum Altstädter Elbufer zurück. Die Mündung des Weißeritzmühlgrabens befand sich zuletzt in der Ufermauer rechts im Bild, unterhalb des Kongresszentrums.




    Mit diesem echten Canalettoblick verabschiede ich mich.


  • Entlang der Trille (Teil I)

    Der Loschwitzbach, nicht einmal fünf Kilometer lang, ist aufgrund weitgehender Verrohrung im 20. Jahrhundert nahezu aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden. Und dennoch ist der von ihm geschaffene steile Taleinschnitt in den rechtselbischen Hängen von Loschwitz, Bühlau, Rochwitz und dem Weißen Hirsch jedem Dresdner ein Begriff, ist die Grundstraße doch notorisch berüchtigt für ihre Stauerscheinungen. Heute ist kaum noch vorstellbar, welch idyllisches Bild der Loschwitzgrund noch bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bot, und noch weniger, dass sich bis in die 1930er Jahre ein Bachlauf entlang der Straße entlang zog.



    Inschrift an der Haltestelle Steglichstraße.



    Die „Trille“ entspringt oberhalb von Bühlau an der Ullersdorfer Landstraße. Auf dem Ausschnitt aus einem Plan von 1897 ist der Ullersdorfer Platz noch längst Geschichte, und im oberen Bachlauf sind entlang der Ullersdorfer Straße noch zwei heute verschwundene Teiche sichtbar.




    Wir blicken auf das Quellgebiet, welches sich auf den Wiesen hinter den Häusern der Ullersdorfer Landstraße befindet.




    Impressionen vom Bachverlauf kurz nach der Quelle, aktuell nicht wasserführend.





    Eine erste „Brücke“ gibt es über einen nicht benannten Verbindungsweg hinüber nach Weißig.




    An der Ecke zur Hainewalder Straße. Das Fachwerkhaus rechts beherbergte früher das Restaurant Erholung. Die nahe Heide zog schon immer die Wochenend-Sommerfrischler an.




    Ullersdorfer Straße, Blick gen Norden stadtauswärts. Die Trille findet man außerhalb des Bildes zur rechten.




    Die historische Postkarte zeigt einen der auf dem Plan erkennbaren, heute verschwundenen Teiche. Im Hintergrund die heutige Hainewalder Straße.




    Auf ihrem Verlauf südwärts zum Ullersdorfer Platz zwängt sich das noch sehr enge Bachbett durch die Grundstücke am Heidemühlweg.




    Wir blicken aus demselben zur Ullersdorfer Straße.




    Interessante Straßenschilderkombination an dem vorab gezeigten Fachwerkhaus.




    Wir haben den Anfang der dreißiger Jahre als „Danziger Freiheit“ angelegten Ullersdorfer Platz erreicht. Erstmals verläuft der Bach hier nun verrohrt. Blick auf das berühmt-berüchtigte Café Heiderand, vordem Café Schnöder.





    Gesamtansicht des heutigen Platzareals um 1910. Noch schlängelt sich die Trille unverrohrt durch die Auen.




    Ehemaliger Gasthof bzw. Kurhaus Bühlau, welches heute den Kern eines durchaus hässlichen örtlichen Einkaufszentrums darstellt und den Freunden hellenischer Gaumengenüsse zur Ehre gereicht.




    Auch der nach 1945 als Interimsspielstätte für die zerstörten innerstädtischen Theater dienende Saalanbau ist noch erhalten, wegen des dichten Bewuchses aber nicht fotografabel.




    Unterhalb der Bautzner Landstraße tritt die Trille wieder ans Tageslicht und vereinigt sich mit dem Quohrener Abzugsgraben.




    Anschließend unterquert der Loschwitzbach die Kirschauer Straße.




    Feuerwache in der Neukircher Straße. Rechts daneben verläuft der Bach und führt nun weiter zur Grundstraße.




    Blick vom Durchlass der Trille die Grundstraße hinauf zur Bautzner Straße. Diesen Bereich weitgehend fahrzeugfrei abzulichten bedurfte einiger Geduld.




    Der Bach biegt nun in ein kleines Seitental ab und speist alsbald den ehemaligen Mühlteich der Lohmühle.




    Oberer Bereich der Grundstraße, sogenannter „Bühlauer Grund“.




    Ehemaliges Restaurant „Zum Grünen Thal“, später „Bühlauer Schützenhaus“ und heute zu Wohnzwecken genutzt.




    Die Gebäude der Lohmühle sind noch erhalten und werden zu Wohnzwecken genutzt.




    Das Gelände diente ab 1904 als „Kaiser-Barbarossa-Bad“, später Luft- und Freibad Bühlau. Der Bachverlauf neben dem Zugangsweg liegt frei.





    Ehemaliger Eingangsbereich des bis 2006 geöffneten Freibades. Seitdem befindet sich hier der Waldseilpark Bühlau.




    Der zum Schwimmbecken ausgebaute ehemalige Mühlteich ist noch erhalten, links das 1928 errichtete Badrestaurant. Die Anlage steht unter Denkmalschutz.





    Weiter in Bälde.

  • Entlang der Trille (Teil II)

    Der zweite Teil beginnt mit einem Planausschnitt des oberen Loschwitzgrundes zwischen Bühlau und Rochwitz, 1897.




    In Höhe Elisabethstraße treffen wir wieder auf die Grundstraße. Der Bach hat die Straßenseite gewechselt und zieht sich nun, wenngleich verrohrt, an bzw. unter der bergwärtigen Fahrbahn entlang.




    Die schon vor Jahren aufgestellten Warnbaken verraten die Anwesenheit der Trille, deren maroder Kanal vor dem Befahren durch schwere Kraftfahrzeuge geschützt wird. Unklar bleibt, warum man die immer wieder aufgeschobene Sanierung nicht gleich mit den jahrelangen Straßenbaumaßnahmen Ende der Neunziger vorgenommen hat…




    Einmündung des Bühlau-Rochwitzer Grenzbaches am Rodelweg.




    Blick aus dem Rodelweg zur Grundstraße, im Hintergrund die Hänge des „Hirsch“.




    Die Grundstraße in Richtung Loschwitz gesehen, wir befinden uns nun auf Rochwitzer Flur. Rechts neben der S-Kurve befand sich bis zum Straßenausbau 1936 die Zeibigmühle.




    Die Zeibigmühle im oberen Loschwitzgrund – Fotografie um 1873 von August Kotzsch (Deutsche Fotothek). Die Landschaft hat sich durch Neubebauung, viel üppigere Vegetation und den Straßenausbau völlig verändert.




    Einmündung des Lehmgrubenbaches in die nun wieder ein Stück offen abseits der Straße liegende Trille.




    Nicht vorenthalten möchte ich dieses geschmackvolle Sammelsurium in einem Wertstoffhof an der Grundstraße.




    Das Schweizerhaus, errichtet 1892 als Armenhaus, gestiftet durch den Tintenfabrikanten Eduard Leonhardi, dessen Werk sich weiter abwärts an der Grundstraße befand. Interessant der Überhang des oberen Stockwerkes an der „Eule“ links: die Abschrägung der Ecke unten erfolgte im Zusammenhang mit einem ersten Straßenausbau Ende des 19. Jahrhunderts. Die Hauswand setzte unmittelbar auf die Ufermauer des befestigten Bachlaufes auf, der hier bis in die 1930er Jahre noch offen verlief.




    Auf diesem Foto von August Kotzsch (um 1865, Deutsche Fotothek) fließt der Bach noch frei neben der eher einem Feldweg gleichenden Grundstraße, und der Versatz der besagten Hausecke erfolgte noch nicht.




    Auf dem Postkartenmotiv nach der Jahrhundertwende sind Straßenaus- und Hausumbau bereits erfolgt.




    Hauswand der „Eule“ zur Grundstraße, gleichbedeutend mit der ehemaligen Mauer des Bachbettes unterhalb.




    Der sonntägliche Sonnenstand erschwerte das Fotografieren. Daher greife ich auf ein Bild vom Juli zurück.




    Werfen wir zum Abschied noch einen Blick auf die Giebelinschriften.





    Direkt talwärts hinter der Einmündung der Tännichtstraße befand sich die Dammmühle, die ebenfalls 1936 dem Straßenausbau weichen musste. Geblieben ist die hohe Stützmauer der Trille, die hier direkt am Mühlengebäude vorbeifloss.




    Aufnahme von August Kotzsch um 1870 (wieder DFD): Die Dammmühle steht noch frei im Grund. Sie diente u.a. als Nudelmühle, zur Herstellung von Schmirgelpapier und als Eiskeller.




    Hoch über dem Grund thronen die Häuser An der Berglehne auf dem Weißen Hirsch.




    Wartehäuschen an der Haltestelle Steglichstraße mit der eingangs gezeigten Inschrift zur Geschichte des Loschwitzgrundes.




    Der mittlere Loschwitzgrund in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (August Kotzsch, DFD).




    Hänsels Brettschneidemühle, nur wenig weiter bergab rechts des Baches gelegen, brannte bereits 1925 ab. Von August Kotzsch sind mehrere Fotografien des malerischen Anwesens um 1870 überliefert. Beide Bilder stammen natürlich aus dem Fundus der Deutschen Fotothek Dresden.





    Hänsels betrieben bis 1860 auch eine klassische Mehlmühle, später als Ausschank der benachbarten Brauerei genutzt und mittlerweile mustergültig für Wohnzwecke saniert.




    Zwei Fotothek-Aufnahmen der Brauerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Man beachte den heute überdeckten Bachlauf.





    Giebelansicht des alten Mühlengebäudes.




    Ehemals offener Verlauf der Trille vor dem Gebäude.




    Das benachbarte Brauereigebäude wurde ebenso saniert. Bemerkenswert die belassenen historischen Inschriften.





  • Entlang der Trille (Teil III)

    Und weiter geht es bergab. Diese wunderbare Aufnahme von August Kotzsch (1870) zeigt die aus der Nieder- oder Vettermühle hervorgegangene ehemalige Silberschmelze, ab 1854 als Tintenfabrik durch den schon erwähnten Herrn Leonhardi genutzt. Die heute noch prägende Villa Orlando erlaubt eine Einordnung des Bildes, denn natürlich fehlt noch die erst 1895 eröffnete Drahtseilbahn. Die Fabrikgebäude wurden 1934 im Zuge des Ausbaus der Grundstraße abgebrochen.




    Grundstraße nahe der Einmündung des Rißweges- Das angeschnittene Gebäude links ist die alte Amtsschänke. Ab hier wurde die Trille bereits um die Jahrhundertwende in den Untergrund verbannt, zumindest zeigen dies Stadtpläne aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.




    Amtsschänke auf einer alten Postkarte. Der Straßenausbau der dreißiger Jahre knöpfte ihr die Veranda ab.




    Am gegenüberliegenden Hang schlängelt sich seit 1895 die Drahtseilbahn entlang.




    Kurz darauf stoßen wir auf die ehemalige Hentschelmühle. Kotzsch-Fotografie von etwa 1875 (DFD).




    Viel bekannter ist das Anwesen heute als „Rote Amsel“ oder Leonhardi-Museum“. Vom alten Mühlengebäude wurde nur das Wohnhaus übernommen, das Ausstellungsgebäude im damals hochaktuellen romantisierenden Stil entstand zwischen 1882 und 1884. Da Sonnenstand und Dauerstau eine ordentliche Totalaufnahme meinerseits verhinderten, greife ich ausnahmsweise einmal auf ein wiki-Bild zurück (Quelle darunter).



    Quelle: User:Kolossos - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10116093



    Einige weitere Impressionen des Leonhardi-Museums.







    Bevor wir uns im Loschwitzer Ortszentrum umschauen, ein Planausschnitt des Unterlaufes der Trille mit der Gegend um den Körnerplatz (1897).




    Wenden wir uns nun der Einmündung des Loschwitzgrundes in den alten Loschwitzer Dorfkern zu. Zunächst ein Gemälde von C. G. Hammer aus dem Jahre 1806 (DFD). Rechts die Trille, links der Burgberg. Nichts erinnert an das heutige großstädtische Ambiente des Körnerplatzes.




    Und so gestaltete sich das Ortsbild um 1880 (Kotzsch, Deutsche Fotothek). Erkennbar ist der spätere Ratskeller (abgerissen für das Ortsamt Loschwitz nach der Wende) und das im Krieg zerstörte Hotel Burgberg. Standseilbahn und Bräustübel sind noch Zukunftsmusik, und die Trille überquert den Dorfplatz offen.




    Vergleichender fast aktueller Blick in die Grundstraße, Bild von 2016.




    Überblick über die untere Grundstraße vor der Jahrhundertwende. Man beachte die noch unabgedeckt dahinfließende Trille und natürlich die damals noch brandneue Stand- ähh Drahtseilbahn.




    Die letzten Meter zur Elbe fließt der Bach entlang der Friedrich-Wieck-Straße, heute allerdings unterirdisch.




    Josef-Herrmann-Denkmal, heute ohne Bach.




    Noch nach 1900 floss er hier offen durch den Ort.




    Friedrich-Wieck-Straße, Blick zurück zum Körnerplatz.




    Der Bachverlauf lässt sich anhand der Fußwegpflasterung hier gut nachvollziehen. Vordem war der Kanal mit hässlichen Betonelementen überdeckt.





    Zur Elbe folgt die Trille weiter der Friedrich-Wieck-Straße.




    Dorfidyll in der großen Stadt.




    Brücke über den auf seinen letzten Metern endlich wieder freiliegenden Loschwitzbach.




    Viel Wasser führt er aktuell nicht.




    Seitenblick zur Loschwitzer Brücke.




    Dem Sonnenstand geschuldet leider etwas überlichtet zwei Ansichten des Loschwitzer Dorfkerns von der Elbe gesehen.





    Mit diesem Bild der Mündung verabschieden wir uns vom Loschwitzbach.