Aufteilung und Gestaltung öffentlicher Straßen und Plätze

  • So, nach drei Jahrzehnten der Diskussion hat sich die Sendlingerstraße seit gestern nun komplett zur Fußgängerzone weiterentwickelt.


    Zunächst für ein Jahr auf Probe,


    Mein persönlicher Eindruck ist nicht nur tagsüber, sondern auch abends sehr positiv. Nicht, weil die Sendlinger Straße zuvor eine tosende Autoschneise gewesen wäre. Dafür war sie freilich schon immer zu eng. Was mir positiv auffällt ist also nicht der Wegfall der fahrenden sondern vielmehr der parkenden Autos. Dieser Abschnitt der Sendlinger war vor allem ein einziger Pkw-Parkplatz, wie diese ältere Aufnahme zeigt. 1/3 des Straßenraums war herumstehendes Blech, das richtiggehend im Weg stand. Der neue Platz macht die Straße somit nicht nur tagsüber mit dem Geschäftsbetrieb, sondern auch abends wenn es ruhiger ist, viel angenehmer.


    Während das erste Feedback der Geschäftsleute positiv ist, scheinen sich die Anwohner weiterhin gegen das Projekt zu wehren, da sie nun keinen Parkplatz mehr in der Nähe ihres Hauses finden (ehrlich gesagt hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass Menschen, die das Privileg genießen, innerhalb des Altstadtrings zu wohnen allen Ernstes Wert darauf legen, ein eigenes Auto unten an der Straße zu parken - in Städten wie Rom oder Amsterdam würde man mit solchen Vorstellungen bestenfalls ausgelacht werden :)).


    http://www.sueddeutsche.de/mue…essendes-urteil-1.3078719

  • Also wenn die Geschäftsleute jetzt schon sehr positiv darauf reagieren, bin ich mir sicher, dass die Sendlingerstraße auch langfristig eine Fußgängerzone bleibt/wird. Für die wenigen Anwohner wird auch noch eine Lösung gefunden werden bzw. über das Jahr wird man sich sicher mit vielen Problemen beschäftigen und sich vielleicht auch an den ein oder anderen Komfortverlust gewöhnen. Wenn dann auch noch die breite Masse der Münchner und die Touristen den neuen Raum schätzen lernen, dann wird es in einem Jahr wohl niemanden mehr interessieren, hier wieder Autos parken/fahren zu lassen :)


    Ein Hoch auf den Probebetrieb! (Die Tiefgarage vor der Oper könnte man doch auch mal probeweise zusperren... ;-))

  • Altstadtring

    Auch die SZ veröffentlicht nun einen Beitrag zur Umgestaltung des Straßenraums am Oskar-von-Miller-Ring. Auch wenn es um das gleiche Thema geht wie bei dem TZ-Beitrag vor einigen Tagen, hier kurz die Zusammenfassung:


    Ziel: Kunstareal und Altstadt sollen besser miteinander verbunden werden und der seit 1972 zerschnittene Straßenraum für Fußgänger aufgewertet werden.


    Maßnahmen:

    • steilere Tunnelrampe >>neue Freiflächen am Oskar-von-Miller-Forum
    • Ampelübergänge für Fußgänger und Radfahrer
    • vor der Markuskirche wird die Gabelsbergerstr. auf fünf Autospuren rückgebaut und Pkw-Stellplätze sollen wegfallen >> vor der Markuskirche soll ein neuer Stadtplatz mit Bänken und Bäumen gestaltet werden
    • Nachrüstung von Radlspuren
    • ein Baubeginn ist für 2018 geplant, allerdings sollen die Bauarbeiten ganze vier Jahre in Anspruch nehmen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…erkehrsschneise-1.3077323

  • Hackerbrücke

    Auch aus Ermangelung der immer noch nicht fertiggestellten Zusatzverbindung zwischen Maxvorstadt und Schwanthalerhöhe und hier zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke, steigt das Radlaufkommen auf der Hackerbrücke immer weiter. Schon vor zwei Jahren forderten die beiden zuständigen BA's, dass die Hackerbrücke zur 'Fahrradstraße' werden soll. Diese Forderung wird nun erneut diskutiert, meldet die SZ:


    http://www.sueddeutsche.de/mue…att-miteinander-1.3103261

  • Ich fahre dort jeden Tag. Schön ist es in der Tat nicht geworden. Frage mich auch, wie für das Stückchen überhaupt die Planung aussah. Jedenfalls macht die Piste eher den Eindruck, dass hier die Baufirma selbst irgendwie in kurzen vorlaufenden Abständen die Höhe und Lage des Weges nach Bauchgefühl des Poliers abgesteckt hat.


    Der Bauzaun zur Bahn wirkt extrem schlimm. Das Argument, dass die Bahn ihre Anlagen schützen müsste verstehe ich auch nicht ganz. Wie sollte denn das realistischer Weise gehen? Will man allein Innerhalb Münchens Hunderte Kilometer Zaun oder Mauer errichten? Ein bisschen Eigenverantwortung sollte man dem Bürger schon noch zumuten dürfen.

  • Kann Isek hinsichtlich Bauzaun nur zustimmen. Wenn jemand unbedingt auf´s DB Gelände will kraxelt er in 5sek über den Zaun, jeder andere würde höchstens mit dem Fahrrad in die Wiese kippen. Den Schaden könnte die DB wohl verschmerzen.


    Die Optik ist nicht schön, ja, beim Bau der 2.Stammstrecke müsste aber ohnehin alles wieder weg, von daher nachvollziehbar, dass man vorerst nur "nach Bauchgefühl" arbeitet ;)

  • Interessante Hintergrundinformationen über die Geschichte des heute mehr oder weniger ausgebauten Altstadtrings waren am Dienstag in der SZ zu lesen. Offensichtlich sind vor allem Bürgerproteste dafür verantwortlich, dass man davon abgesehen hat, den Abschnitt zwischen Sendlinger Tor, Viktualienmarkt, Gärtnerplatz und Isartor autogerecht auszubauen.


    Beitrag: http://www.sueddeutsche.de/mue…raeder-gekommen-1.3159989
    SZ-Graphik: https://model2.de/light/3341/860x860dqopf.jpg

  • Selbst schuld. Keine deutsche Großstadt hat eine so gut ausgebaute ÖPNV Infrastruktur wie München. Das größte S-Bahnnetz überhaupt (auch viel größer als jenes von Berlin), auf die Einwohnerzahl umgelegt das mit Abstand größte U-Bahnnetz, dazu noch ein nennenswertes Straßenbahnnetz das zB Hamburg gar nicht mehr hat und Berlin auch nur im Ostteil.


    Aber man bedient die vorhandene Infrastruktur noch lange nicht am Limit, der Takt könnte auf vielen Strecken noch deutlich verdichtet werden. Man zockt die Fahrgäste regelrecht ab, das muss man so sagen, die Tarife des Verkehrsverbundes sind unfassbar teuer und auch, dass der städtische ÖPNV Betrieb Gewinne erwirtschaften muss ist beispiellos im Deutschlandvergleich.


    Und wenn das Angebot für eine Großstadt teilweise mißerabel ist (im benachbarten Augsburg fährt man zu Stoßzeiten schon seit Jahren einen 5 minütigen Takt im gesamten Straßenbahnnetz, in München gibt es das hingegen nicht einmal in der U-Bahn, dazu ständig Kurzzüge) und dafür unglaublich überteuert ist, was machen die Leute also? Sie nehmen das Auto. Und dann stehen sie trotzdem lieber im Stau und sitzen bequem, anstatt 15 min auf die nächste U-Bahn zu warten und sich dann in den überfüllten Kurzzug zu quetschen und dafür 726 € jährlich für's Abo bezahlen (nur für's Stadtgebiet, Umlandpendler sind mit 828 € und aufwärts jährlich dabei - wer zB aus Freising oder Erding einpendelt darf entsprechend schon 1.608 € jährlich bezahlen, alles noch S-Bahn München!)).

  • Dazu passend auch folgende Schlagzeile:


    "MVV erhöht die Preise so stark wie kein anderer Verbund" (http://www.sueddeutsche.de/mue…anderer-verbund-1.3165695)


    ... das ist natürlich die richtige Antwort auf Dauerstaus! Und von dem kafkaesken System aus Zonen UND Ringen gleichzeitig fange ich am besten gar nicht erst an. Ich bin in München bei einem Besuch mal unfreiwillig zum Schwarzfahrer geworden, weil ich das System einfach nicht auf Anhieb durchschaut habe und der Kontrolleur meinte dazu nur lakonisch, dass ich da nicht der einzige sei.


    Man macht also unterm Strich einfach alles, was einem nur einzufallen scheint, um den ÖPNV unattraktiv zu machen.

  • ^^ welche Strecken fahren denn bisher noch nicht am Limit? So weit ich weiß, sind U1/U2, U3/U6 und die Stammstrecke voll, sobald die "neuen" Züge zugelassen sind. U4/U5 noch nicht.


    Mit vielem anderen hast du natürlich recht - mit fast zwei Millionen täglichen Fahrgästen im Münchner ÖPNV gäbe es wohl trotzdem gute Gründe für einen weiteren Ausbau.


    Ich denke, der Grund für den massiven Stau ist aber dennoch komplexer: die Zahl der neugeschaffenen Arbeitsplätze übersteigt die Zahl der neugebauten Wohnungen in München und dem direkten Umland bei weitem (denke ich - keine konkreten Zahlen zur Hand). Daher ziehen die Leute immer weiter raus, und dazu noch in immer kleinere Gemeinden, oft ohne S-Bahn-Anschluss. Die einzige Möglichkeit bleibt dann das Auto. Solange die Leute mit dem Auto immer noch schneller als mit dem ÖPNV von FFB oder Ebersberg in die Parkstadt Schwabing oder nach Unterföhring kommen, so lange wird sich an dem Zustand nichts ändern. Also Stadt-Umlandbahn, Tangentialen, Ringe, mehr Wohnungsbau.

  • ^Hab mir gerade das TED Video zu Skytran angeschaut, sind interessante Überlegungen/Konzepte zum Großstadtverkehr dabei, lohnt sich zum schauen & cooler als der Transrapid, zB können einzelne Fahrzeuge sich an einer Station ein- und ausklinken, ohne dass andere Fahrzeuge heruntergebremst werden müssen (Erinnert mich ein bißchen an das Transportsystem in Futurama;)). Scheint auch noch Kostengünstig und Energieeffizient zu sein, aber bis jetzt natürlich alles noch Konzept;) Aber im Januar 2017 soll die erste Strecke stehen
    https://www.youtube.com/watch?v=Tqx2gLl_8pM

  • (im benachbarten Augsburg fährt man zu Stoßzeiten schon seit Jahren einen 5 minütigen Takt im gesamten Straßenbahnnetz, in München gibt es das hingegen nicht einmal in der U-Bahn, dazu ständig Kurzzüge)


    Zu Stoßzeiten fahren die U-Bahnen doch im 4-5 Minuten Takt? Wenn du dann mehr Linien auf einer Strecke hast, kommt ca. alle 2 Minuten eine U-Bahn. Die U4 kann man aber noch ausbauen.


    Bus, Tram und U-Bahn sind in München meiner Erfahrung nach sehr angenehm zu benutzen, auf die S-Bahn bin ich allerdings nicht gut zu sprechen. Ständig ist irgendwas und die Fahrer sind meist auch noch harsch und unfreundlich. Do san de U-Bahner glei vui griabiger...;)


    Dass der Mittlere Ring ständig verstopft ist, liegt aber eher weniger daran, dass die Leute angeblich zu wenig mit dem ÖPNV fahren, weil dieser zu teuer oder übertaktet genug ist, da macht man es sich zu einfach. Schließlich gibt es eine ganze Menge Leute, die selbst wenn der ÖPNV kostenlos wäre, wohl noch lieber mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren. Gerade Leute mit Firmenwagen zählen gerne zu dieser Kategorie. Dazu kommen dutzende Lieferwagen, LKW, Leute, die das Auto innerhalb der Stadt aus beruflichen Gründen benötigen und so weiter. Ein weiterer Punkt wurde von Jöran schon angesprochen. Diejenigen, die außerhalb ohne jeglichen ÖPNV wohnen, fahren natürlich ebenfalls mit dem Auto in die Stadt hinein (P&R könnte hier natürlich etwas Abhilfe schaffen).
    Ich finde es jetzt aber auch nicht wirklich beunruhigend, in einer Millionenstadt staut es sich nun mal. Sofern dann viele Abschnitte in Tunnel verfrachtet werden, bekommen immer weniger Menschen von diesem alltäglichen Chaos unter der Erde etwas mit.

  • Sofern dann viele Abschnitte in Tunnel verfrachtet werden, bekommen immer weniger Menschen von diesem alltäglichen Chaos unter der Erde etwas mit.


    "Verstecken" kann aber nicht ernsthaft eine Lösung sein?? :/