^^Unterschied Ost / West - Ideologie/Stadtplanung
Es ist ein Unterschied, ob ein Bau aus politischer Ideologie (Ost) oder städtebaulicher Ideologie (West) nicht gerettet oder gar in den 60ern beseitigt wurde. Und es ist ein Unterschied, ob erhaltenswertes/fähiges zusätzlich zerstört wurde - sei es Potsdam oder Berlin Mitte. Nehmen wir mal als Westbeispiel das Kulturforum: Natürlich war es eine Überplanung der Nord-Süd-Nazipläne, eine städtebauliche Durchkreuzung, die aber keine neue staatsideologische Ersatz sondern mit dem Scharounschen Kulturband eine staatsideologisch freie konzeptionelle gesellschaftliche Klammer stellte. Es ist auch keine Durchsetzungsarchitektur des Kapitalismus gegen den Nationalsozialismus, es ist keine Kirche oder ein erhaltenswertes Bauwerk zerstört worden dafür (Obschon die Matthäus in einem erbarmenswerten Zustand war, wie man hier sieht) - und zwar eben im Gegensatz zu Garnison/Schloss in Potsdam sowie beispielsweise Rathausforum, Petrikirche, Georgenkirche, Neustädtische und Lusisenstädtische sowie Schloss in Berlin und bekanntermaßen aufgrund kirchen- und preussenfeindliche ideologischer Konditionierung, die Platz schaffen wollte für die eigene Ideologie im Stadtbild. Solche Barbarei wurde im Westen größtenteils verhindert, sei es Charlottenburger Schloss oder Reste der Kaiser-Wilhelm, bei weltlichen Bauwerken Bahnhöfe (u.a. Anhalter) dann wieder nicht.
Architektonische/Stadtplanerische Bewertung frei von Ideologie
Es ist aus meiner Sicht auch hochrelevant in der Bewertung der städtebaulichen Moderne und der Stadtreparaturen vor allem in Potsdam und Berlin, welchen architektonischen Wert der Bau und die Komposition hat und ob diese Staatsratsarchitektur in Gänze oder einzeln erhaltenswert ist. Dafür auch hier Beispiele: KMA = natürlich erhaltenswert, Moll = fragwürdig, Platz der Vereinten Nationen = eher ja, Rathausforum = unter Teilwürdigung des Bestands nein, Marx-Engels-Forum = unter Würdigung des eigentlichen Forums nein, Alex: Hausdes Lehrers und BCC ja, Haus des Reisens = diskutabel, TLG = Nein.... und so weiter. Bei einer solchen Betrachtung tendiert sowohl das Rechenzentrum als auch das Mercure aus meiner Sicht gegen null. Und da kann man jetzt sicherlich im einzelnen drüber streiten, solange es eine architektonischer und städtebauliche Diskurs bleibt. Wenn man dann soweit ist, dass das Rechenzentrum nicht erhaltenswert ist (oder wirtschaftlich nicht mehr haltbar), dann stünde eigentlich dem Wiederaufbau nichts im Wege, wie in z.B. Dresden die Frauenkirche. Ja man hat sogar den Dreikirchenblick als historische stadtbildprägende Wirkung auf seiner Seite und damit zusätzlich Pro-Stoff. Wenn die Garnison denn nicht eben diese ideologische Angriffsfläche bieten würde:
Ideologische Bewertung - wenn schon, dann bitte nicht als Einbahnstraße
Die Diskussion, die sich hier entwickelt hat, ist mit nichten ein Kasperletheater, wer denn nun recht hat; es geht um die Feststellung, dass die Beseitigung der Garnison einerseits ideologisch motiviert war (selbst das hat ja Klarenbach zunächst angezweifelt, man habe kein Geld gehabt - was widerlegt ist - oder die Garnison war im baulich zu schlechten Zustand - was ebenfalls widerlegt ist) und andererseits vom System heimlich und von Ulbricht selbst getrieben wurde, was hartnäckig angezweifelt wird, aber en detail bequellt wurde. Der Grund dieser ideologischen Argumentation ist natürlich der, dass die Aufbaugegner hochideologisch den Tag-von-Potsdam gegen das Bauwerk der Garnison verwenden, damit die äußerst fragwürdige SED-Betonkopfargumentation für die eigene Sache vereinnahmen und gleichzeitig eine ideologische Betrachtung der Beseitigung für eine ersetzende Staatsideologie durch das real existierende System unter Obergenosse Ulbricht nicht anerkennen wollen. Wenn schon die Garnison ideologisch bewertet wird (was die Aufbaugegner tun), dann muss aus meiner Sicht konsequenter Weise die Beseitigung der selben auch ideologisch in diese Betrachtung einbezogen werden. Oder man lässt beides, was ich begrüßen würde, was aber natürlich den Aufbaugegnern ihre Hauptargumentation nimmt.