Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

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    Wenn dem so ist, lässt das Rückschlüsse auf den Charakter von einigen (nicht allen) Gegnern der Garnisonkirche zu. Eine Quelle oder detailliertere Beschreibung wäre trotzdem sinnvoll.

  • Man kann - zumindest als derweil in Potsdam Lebender - deutlich sehen, dass die Argumente pro und contra aufgebraucht sind. Mehr als dauerhaft die Assoziation Garnisionkirche + Hitler= Nogo wird kaum geboten.


    Offensichtlich nicht, bzw. sind Contra-Argumente bei manchem Aufbau-Befürworter noch immer nicht angekommen, oder wollen einfach nicht angenommen werden.


    So heißt es bspw. auf der Seite des Bürgerbegehrens gegen den Aufbau unter "Gute Gründe gegen den Wiederaufbau" zuvorderst:


    1. Unsichere Finanzierung: zu großes Risiko für unsere Stadt


    In den letzten zehn Jahren ist es nicht ansatzweise gelungen, die nötigen Spenden für den Aufbau des Turms oder gar die 100 Millionen Euro für die gesamte Kirche zusammenzubringen. Die Garnisonkirchenstiftung forciert mit ihrem angekündigten Baustart eine riesige Potsdamer Bauruine mit unabsehbaren Folgekosten.


    2. Keine Steuergelder für eine 100 Mio. Militärkirche


    Überall – selbst bei Sanierungsvorhaben in Brandenburger Kirchen – fehlt Geld. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum eine gigantische Kirchenkopie, die keiner braucht und nur wenige haben wollen, mit Steuergeldern – u.a. 12 Mio. aus nationalen Denkmalschutzgeldern – finanziert werden soll.


    3. Garnisonkirchenkopie ohne Nutzen


    Die zukünftige Kirche wird keine Ortsgemeinde beherbergen, da es keinen Bedarf für eine neue Gemeinde in der Innenstadt gibt. Potsdam hat ausreichend touristische Attraktionen. Wegen einer Garnisonkirchenkopie werden nicht mehr Tourist*innen kommen. Viel eher werden die Tourist*innen von der mangelnden Echtheit des Stadtbildes irritiert sein.


    Erst in Punkt 6 (von 8) erfährt der geneigte Leser, wohlgemerkt, nebenbei etwas vom Tag von Potsdam.
    Gehen Sie doch einmal bitte auf die anderen 7 Argumente ein, als dauernd den Strohmann von der GK und Hitler als Hauptargument aufzuwärmen.


    http://buergerbegehrengarnison…/argumente/gute-grunde-2/


    Hier in Potsdam denken nun viele darüber nach, wie man bei einem Wiederaufbaus des Kirchenschiffs z. B. Mosaikteile des Rechenzentrums integriert oder anderweitig Kompromisse findet. All dies wäre bei einer Bürgerbefragung mit der schmalen Auswahl Wiederaufbau ja/nein kaum möglich gewesen.


    Wenn die Mehrheit der Bevölkerung die GK, egal in welcher Form, ablehnt, ist es meines Erachtens nach egal, ob Dieses oder Jenes integriert werden könnte.

  • @Plattenbau: Ich sehe es exakt wie Bato und Konstantin. Alles wurde gesagt, es gibt keine neuen Argumente. Jeder in Potsdam und mehr noch jeder der diesem Thread (immer noch) folgt, hat alles gehört. Es ist nur noch ermüdend. Und das was Du da zitierst ist mE dazu noch eine besonders schlechte Empfehlung für die Gegnerinitiative, weil es sehr unseriös daherkommt.


    1. Unsichere Finanzierung: zu großes Risiko für unsere Stadt


    In den letzten zehn Jahren ist es nicht ansatzweise gelungen, die nötigen Spenden für den Aufbau des Turms oder gar die 100 Millionen Euro für die gesamte Kirche zusammenzubringen. Die Garnisonkirchenstiftung forciert mit ihrem angekündigten Baustart eine riesige Potsdamer Bauruine mit unabsehbaren Folgekosten.


    Also mW sind bereits jetzt, wo zeitweise noch nicht mal völlig klar war ob das Projekt kommt, Millionensummen gesammelt bzw. fest zugesichert. Die Spendenbereitschaft steigt bei solchen Projekten regelmäßig, wenn der Bau sich klar abzeichnet und mehr noch wenn er beginnt und voranschreitet. Zudem haben wohl Banken zinslose Kredite zugesichert. Wenn das kein Ansatz ist, kann ich nur annehmen, dass keiner von den Leuten aus der Initiative je ein eigenes Haus hat bauen lassen (oder sind das alles Millionäre?). Auch das Angstgespenst der öffentlichen Haftung oder einer Bauruine ist zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht ausgemacht. Zumal es völlig hanebüchen ist, hier die 100 Mio für den Bau inkl. Kirchenschiff als Bezug zu nehmen, wenn zunächst eindeutig nur der Turm realisiert werden soll.


    2. Keine Steuergelder für eine 100 Mio. Militärkirche


    Überall – selbst bei Sanierungsvorhaben in Brandenburger Kirchen – fehlt Geld. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum eine gigantische Kirchenkopie, die keiner braucht und nur wenige haben wollen, mit Steuergeldern – u.a. 12 Mio. aus nationalen Denkmalschutzgeldern – finanziert werden soll.


    Wieder werden gleich die vollen 100 Mio veranschlagt. Hinzu kommt die völlig unbelegte Behauptung, dass nur wenige die Kirche wollen. Weiterhin erklärt sich mE das "u.a." nicht von selbst. Hier werden mE weitere Steuergelder impliziert bzw. suggeriert, aber dann nicht explizit benannt!


    3. Garnisonkirchenkopie ohne Nutzen


    Die zukünftige Kirche wird keine Ortsgemeinde beherbergen, da es keinen Bedarf für eine neue Gemeinde in der Innenstadt gibt. Potsdam hat ausreichend touristische Attraktionen. Wegen einer Garnisonkirchenkopie werden nicht mehr Tourist*innen kommen. Viel eher werden die Tourist*innen von der mangelnden Echtheit des Stadtbildes irritiert sein.


    Man merke: "kein Bedarf für eine Ortsgemeinde = keinerlei Nutzen jeglicher Form" sowie "viele Attraktionen = keinerlei Bedarf für weitere Attraktionen" und zudem sind Potsdam-Touristen pardon Tourist_Innen wohl alles nur hochkritische Akademiker_Innen die bei allen Bauwerk_Innen erst mal recherchieren ob sie auch "authentisch" sind und sonst im Zweifel nie mehr wieder kommen.


    Erst in Punkt 6 (von 8) erfährt der geneigte Leser, wohlgemerkt, nebenbei etwas vom Tag von Potsdam.
    Gehen Sie doch einmal bitte auf die anderen 7 Argumente ein, als dauernd den Strohmann von der GK und Hitler als Hauptargument aufzuwärmen.


    Auf 3 "Argumente" bin ich jetzt trotz Ermüdungseffekt eingegangen, um guten Willen zu zeigen. Aber auch wenn sie trotz unnötiger Provokationen wie "Kirchenkopie" nicht ganz so polemisch sind wie die Hitler-Bezüge so sind sie doch ebenfalls nicht viel seriöser aufgezogen. Mir fehlt da die Muße auch noch die restlichen 4 zu recherchieren, zumal ich ahne, dass sie mir als regelmäßigem Leser dieses Threads nicht völlig neu sein dürften ;)


    Fazit: Ein womöglich gut gemeinter Beitrag, der aber nur weiter bestätigt wie entbehrlich die Diskussion hier inzwischen ist und wie recht Bato mit seinem Beitrag hatte. So lange da keine neuen sachlichen Argumente kommen, muss man sich als Befürworter des Projekts damit begnügen hier das tägliche Murmeltier zu erlegen. Ich freue mich schon, wenn wie beim Landtag und dem berliner Humboldtforum auch hier die Mauern wachsen. Auch wenn womöglich selbst dann noch parallel die wütenden Aktivist_Inneninnen (als Ausgleich für die lange grammatische Diskriminierung muss man eigentlich schon mindestens 2 Millennia doppelt feminisieren) dabei zu beobachten wie sie weiter wütend ihre Fahne schwenken...

  • Ein sachlich unumwunden legitimer Kritikpunkt ist natürlich immer Verwendung von Steuergeld.


    Nur handelt es sich nicht um Steuergeld von Potsdam oder Brandenburg, d.h. weder die Kommune noch das Land könnten das Geld an anderer Stelle ausgeben (wie zB an den in solchen Diskussionen notorisch genannten Schulen). Es würde anderswo in der Republik ausgegeben, dort Stadtbild und Tourismus fördern - es stammt ja auch aus einem zweckgebundenen Fördertopf des Bundes, d.h. ausgegeben wird das Geld so oder so. Anderswo reibt man sich die Hände, wenn die Potsdamer das Geld nicht wollen. Das muss man einfach wissen und als gegebene Rahmenbedingung hinnehmen (daran ist sozusagen nichts zu diskutieren).


    Umgekehrt geben Bürger den Löwenanteil; Geld was sie sonst mutmaßlich persönlich verkonsumieren oder sonstwie anders investieren würden kommt damit also ein Stück der Allgemeinheit zu. Wenn man sich jetzt nicht auf die militärische Geschichte dieser Kirche versteift, einen anderen nachvollziehbaren Kritikpunkt am Gebäude als solches konnte ich bisher nicht vernehmen, dann wird man eingestehen müssen, dass es das Stadtbild im Vergleich zum Ist-Zustand enorm aufwertet und mit Sicherheit etwas zur touristischen Anziehungskraft Potsdams beiträgt und damit, ebenso übrigens wie die Bautätigkeit selbst, auch Arbeitsplätze in der Region schafft und erhält. Wenn 100 Mio. vor Ort ausgegeben werden, dann entsteht dabei ja nicht nur ein Endprodukt in Form eines Gebäudes - es werden auch 100 Mio. Euro in Handwerk und Baugewerbe, vorwiegend lokal und regional, gepumpt. Für hochwertige Gewerke wie zB Steinmetze, wo es auch kein Lohndumping gibt. 100 Mio. werden also konsumwirksam vor Ort ausgegeben, das ist für eine Stadt wie Potsdam kein Pappenstiel.



    Summasummarum lässt sich für mich aus der nun sehr langen Debatte hier mein persönliches Fazit ziehen, dass die Gegner v.a. abstrakte und ideologische ("Mir geht's um's Prinzip") Gegenargumente haben, aber rein pragmatisch betrachtet dieses Projekt eine enorme Bereicherung für Potsdam wäre. Ökonomisch, architektonisch und touristisch.


    Auch der Militarismus als Teil der Historie der ersten Garnisonkirche mag dabei letztlich nicht überzeugen; denn erstens müsste man sonst konsequenterweise die gesamte historische Bebauung Potsdams ablehnen (inkl. der Residenzen des "Soldatenkönigs", als "Zentralen des Militarismus"), weil nämlich Militarismus das alte Preußen und die damalige preußische Gesellschaft durchdrungen hat, ob Schulunterricht, an Militäruniformen angelehnte Mode und auch bis hinein in das religiöse Leben. Das war in der damaligen Zeit eine banale Sache und nicht etwa eine Art "besonderer Wallfahrtsort des Militarismus", den Eindruck bekommt man ja, wenn man sich so manche Wutrede so durchliest.


    Und zweitens wird, wenn schon, daraus zumindest nach meinem Verständnis ein weiteres Argument "pro kritischer Rekonstruktion" (=ohne Innenraumrekonstruktion), denn gerade dann sollte man durch erfahrbare und erlebbare Zeugnisse dieser anderen Zeit auch im Alltag daran erinnern und dies nicht nur archivarisch in irgendwelchen Chroniken auf gedrucktem Papier, bezugslos, dokumentiert haben. Durch historische Gebäude lebhaft gehaltene Erinnerung an frühere Zeiten kann und soll durchaus zwiespältig sein; auch "wir Befürworter" wollen ja nicht gleichsam das alte Preußen restaurieren. Ich denke jeder hier ist froh, dass wir in gänzlich anderen Zeiten leben. Es wäre natürlich ein ambivalentes Gebäude - und gerade darum in meinen Augen so wertvoll. Wir können unsere Geschichte und damit unsere Verantwortung als Nachgeborene nicht einfach dadurch verdrängen, indem wir "Schlußstriche" ziehen - das war aber letztlich der Impetus des SED Regimes derlei Gebäude zu schleifen und zu sprengen. Man wollte Schlußstriche ziehen, "wir sind geläutert, wir haben damit nix mehr zu tun", "AUS DEN AUGEN AUS DEM SINN!".


    Das war nach dem Krieg in allen Teilen Deutschlands die Herangehensweise an das historische Preußen; plötzlich wurde nur noch wohlwollend vom "alten Fritz" gesprochen, der ja auch den Voltaire eingeladen habe und Preußen wurde von den Landkarten getilgt und damit "abgehakt", dass das Preußentum ganz massiv die Grundlage für den ab 1871 gesamtdeutschen Militarismus und schließlich die Verhängnisse des 20. Jahrhunderts legte trat zunehmend in den Nebel der Historie zurück. Aufarbeitung dieser Vorgeschichte fand nicht statt, man hat fast den Eindruck als seien Hitler und seine Helfer aus dem Nichts aufgetaucht und hätten die Deutschen mit einem Trick von "Dichtern und Denkern" zu "Richtern und Henkern" gemacht. Damit hat man es sich schlicht auch zu einfach gemacht! Das ach so tolle Preußen ist vermutlich nicht monokausal aber maßgeblich als Quell für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts zu sehen, durch eine Mischung aus Schlußstrichen und natürlich der besonders schockierenden Ereignisse während des 2. Weltkrieges fand eine Beschäftigung damit aber nie statt. Hitler war aber kein Dämon mit magischen Fähigkeiten, die Deutschen wurden auch nicht von ihm "verführt"; sein Gedankengut fiel auf fruchtbaren Boden, der bereits durch den Hurra-Patriotismus und die Gesellschaft durchziehenden Militarismus und Obrigkeitsgeist, maßgeblich durch Aufgehen Preußens als "Leitkultur" im neuen Deutschen Reich, bereitet war (vgl. nur Manns "Der Untertan"). SO wird für mich ein Schuh aus der ständigen historischen Diskussion.


    Das preußische Erbe muss wieder bewusster gemacht werden. Nicht nur die einfachen, schönen Seiten wie die ganzen Bürgerhäuser die man in Potsdam rekonstruiert, sondern auch - gerade! - jene Gebäude, mit deren Geschichte man sich schwer tut. Und ich gehe jede Wette ein, dass die Gegner die Sache aus dieser Perspektive schlicht bisher noch gar nicht betrachtet hatten. Nur darum schreib ich mir hier einen Wolf, in der leisen Hoffnung vielleicht zu dem einem oder anderen durchzudringen. Mir geht es darum den großen Fehler zu revidieren, dass man in der Nachkriegszeit (in Ost wie West!) versucht hat Geschichte, aus welchen Motiven auch immer, aus dem Bewusstsein der Menschen zu tilgen, indem man die eindrücklichsten Zeugnisse von Geschichte, nämlich Gebäude, beseitigt. Das kann NIE richtig sein, wer nicht aus der Geschichte lernt ist verdammt sie zu wiederholen. Es geht mir dabei nicht darum revisionistisch vermeintlich dem ehemaligen SED Regime "eins auszuwischen", indem man deren Handlungen revidiert, sondern diesen unverzeihlichen Fehler, unsere Geschichte unter den Teppich zu kehren indem man bauliche Zeugnisse beseitigt und irgend einen Zweckbau draufsetzt, zu beheben. GERADE und ganz besonders bei einem so ambivalenten Gebäude, gerade bei einem Gebäude mit kontroverser Geschichte, aus dem man gerade soviel lernen kann, an dem man sich reiben kann, gerade bei einem Gebäude, welches nicht nur unwidersprochenen Jubel auslöst. GERADE DAS macht dieses Gebäude für mich so wertvoll. Schon die Diskussion im Vorfeld, bevor der erste Stein gesetzt wurde, belegt, dass ich recht habe. Wann wird denn sonst so leidenschaftlich und detailreich von ganz normalen Bürgern über die preußische Vergangenheit diskutiert?

    9 Mal editiert, zuletzt von Eisber ()

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    Wenn dem so ist, lässt das Rückschlüsse auf den Charakter von einigen (nicht allen) Gegnern der Garnisonkirche zu. Eine Quelle oder detailliertere Beschreibung wäre trotzdem sinnvoll.


    Quelle: ich selbst, da unmittelbar betroffener der in Potsdam den Garnisonkirchen-Stand der Bürgerinitiative Potsdamer Mitte organisiert.


    Detaillierte Beschreibung: Unterschriftsliste war voll und lag auf einem unserer beiden Tische. Ein unachtsamer Moment, da in Diskussionsn verwickelt und im nächsten Augenblick war die Liste weg. Geschehen Vormittags, gegen 11:00 Uhr am Sonnabend, 04.10.2014.



    ...Wir können unsere Geschichte und damit unsere Verantwortung als Nachgeborene nicht einfach dadurch verdrängen, indem wir "Schlußstriche" ziehen - das war aber letztlich der Impetus des SED Regimes derlei Gebäude zu schleifen und zu sprengen. Man wollte Schlußstriche ziehen, "wir sind geläutert, wir haben damit nix mehr zu tun", "AUS DEN AUGEN AUS DEM SINN!". ...


    Ich sehe in den benannten Schlussstrich ziehen ehr einen anderen Grund: Selbstimmunisierung. Die DDR und insbesondere die SED hat damit jegliche Eigenverantwortung auch an der Nazi-Diktatur kategorisch abgelehnt, obwohl diese durchaus gegeben ist. Ich denke hier an die von rechts und links gewollte und durchgeführte Destabilisierung der Weimarer Republik, dem daraus resultierenden Erstarken der extremen Parteien und der daraus folgenden Nazi-Diktatur.


    Durch Selbstimmunisierung meinte das SED-Regime jegliche Verantwortung für unsere Vergangenheit abschütteln zu können. Und da man keine Verantwortung für die Vergangenheit hegt, werden auch dessen Gebäude und Denkmale nicht gepflegt, abgerissen, überformt und eigenem gebautem Machtanspruch ersetzt.


    Dass man dabei gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlägt, kam dieser Ideologie noch zugute. Denn mit dem Abreißen von stadtbildprägenden Gebäuden konnten dieses hernach negativ aufgeladen und die Stadtbilder selbst sozialistisch überformt werden. Aus einer gebauten Identifikation der Potsdamer, hier die Garnisonkirche, wurde durch diese negative Aufladung eine Antifikation.


    Ihrem ganzen letzten Absatz, Eisber, kann ich nur uneingeschränkt zustimmen!


    Luftpost

    3 Mal editiert, zuletzt von Luftpost ()

  • Wie jetzt? Sie zählen nicht jeden? Der zeigt den Hitlergruß und automatisch zu den Aufbaubeführwortern? Wer wie was? Fehlt da ein Verb? Deklination ist ja auch belanglos. Das ist ja in bester Tradition eines MSpringer aus seinen besten Zeiten...
    Aber falsch meinen Sie damit nicht zu liegen. Also sind Sie doch der Meinung, das Aufbaubeführworter zu den Hitlergruß hebenden gehören.
    Erstes gaaaanz logisch. Und zweitens mal wieder Verleumdung und üble Nachrede. Aber auch ganz normal für Sie.


    Luftpost


    Ich habe das nun mehrfach gelesen. Was immer Luftpost ausdrücken möchte, es kommt einfach nicht rüber.



    Genauso absurd ist die Geschichte von gestohlenen Unterschriftenlisten. Wer weiß, ob die Liste nicht runtergefallen ist oder in der falschen Mappe gelandet ist. Die Befürworter sollten sich mit Unterstellungen nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Ich habe noch einige Listen des Bürgerbegehrens abgeheftet, auf denen im Nachhinein NEIN dazugeschrieben wurde. (Das ist Urkundenfälschung.) Ein Unterstützer des Aufbaus (mir namentlich bekannt und regelmäßig bei Veranstaltungen dabei) hat Infozettel aus Briefkästen gezogen und von Laternenmasten abgerissen.


    Bislang ist das Bürgerbegehren die einzige Unterschriftensammlung, die auf Doppelungen und Korrektheit amtlich geprüft ist. Das kann die Unterschriftensammlung der Garnisonkirchenfans nicht bieten. Andererseits scheuen diese Leute einen Bürgerentscheid oder eine Bürgerbefragung. Wer soll das denn noch ernst nehmen?


    @Bato


    Ich zumindest habe mich hier nicht angemeldet, um etwas zu bewerben, sondern um einige Dinge sachlich richtig zu stellen.

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    Was ist nur los mit Ihnen? Wie kann man verlangen dass die Befürworter sich mit derartigen Unterstellungen zurück halten sollen und dann schon im nächsten Satz eine nahezu identische eigene Unterstellung von sich geben?


    Ich zumindest habe mich hier nicht angemeldet, um etwas zu bewerben


    Für wie dumm halten Sie uns eigentlich, dass Sie meinen irgendwer hier würde glauben dass sich ein Politiker, der gefühlt nichts anderes macht als sich gegen diese Kirche zu engagieren, sich hier anmeldet ohne für seine Sache werben zu wollen?

  • ^^Tja Lingster, der gute Lutz stellt die Dinge für seine Sache richtig. Und erklärt uns gleichzeitig für B(l)oede! Hier mal Auszüge aus der Abteilung Aggitation z.B. Drücken, Tricksereien, Mitbestimmung ausschließen, keine Idee, wie das Projekt zu retten ist, Polemik z.B. Vergeltungsarchitetkur und Diffamierung, z.B. Nazi-Vorwurf Unterstützer Hertha BSC, der natürlich nicht nur Hertha-Fans, sondern die Befürworter en block diskreditieren und unausgesprochen den Nazivorwurf gen Garnisonskirche untermauern soll...


    … Aber es ist zu befürchten, dass sich die Stadtspitze aus Angst vor der Bevölkerungsmeinung um eine klare Entscheidung drücken möchte.


    Wie auch immer, die Rathauskooperation sollte gut überlegen, ob sie weiterhin mit Tricksereien die Bevölkerung von der Mitbestimmung ausschließen will ...


    Ein Gebäude wiederaufzubauen, nur weil es zuvor aus ideologischen oder politischen Gründen zerstört wurde, ist Vergeltungsarchitektur.


    Ich bin schon verwundert, dass hier die Befürworter*innen des Aufbaus einer Garnisonkirchenkopie keinerlei Idee haben, wie denn das Projekt zu retten ist...


    Mal sehen, ob ein Verein, dessen Fans in Babelsberg regelmäßig "Arbeit macht frei - Babelsberg 03" skandieren und gern den Hitlergruß zeigen, dem Garnisonkirchen-Versöhnungs-Projekt weiterhilft.

    4 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • Keine Angst, ich kann damit leben, dass andere Leute andere Meinungen haben. Aber dass die Aufbaugegner alles nur Altstalinisten und schlecht informierte Studenten sind, das lasse ich nicht unwidersprochen im Raum stehen. Wenn die Aufbaubefürworter schon Millionenbeträge aus öffentlichen Mitteln in Anspruch nehmen wollen, sollten sie schon bessere "Argumente" liefern, als persönliche Anfeindungen gegen einzelne User hier oder die Tiraden "sie war doch so schön" oder "sie gehört zum Stadtbild/zur Geschichte". Also, was spricht denn ARCHITEKTONISCH dagegen, die Stadtmitte neu zu gestalten? Der Entwurf, den hier viele favorisieren, stammt ja immerhin aus einer Zeit, als es in Potsdam noch Monarchie und Garnison gab, aber das Auto noch nicht erfunden war. Ich denke, das muss sich ja in der Entwicklung einer Stadt auch bemerkbar machen.

  • ... aber das Auto noch nicht erfunden war. Ich denke, das muss sich ja in der Entwicklung einer Stadt auch bemerkbar machen.


    Das Prinzip der autogerechten Stadt wurde bereits Ende der 1950er Jahre als gescheitert und nicht durchführbar erklärt - auch wenn es danach genauso im Osten wie auch im Westen jahrzehntelang weiterverfolgt wurde. Für den Wiederaufbau sollte mW eine Straße zurückgebaut werden - solche Rückbaumassnahmen stehen in den Innenstädte-Masterplänen etlicher Städte (u.a. Köln, Duisburg, Frankfurt), auch wenn an den jeweiligen Stellen nicht immer etwas rekonstruiert wird - was u.a. in Frankfurt und Duisburg beabsichtigt ist (in Frankfurt sogar gerade jetzt gebaut wird).

  • Was soll denn das für eine Floskel sein? Es macht infrastrukturell, verkehrstechnisch und auch bzgl. der Parzellierungen (d.h. Raumfluchten, Wegeverbindungen etc.) keinerlei Unterschied, ob auf die als Baugrundstück vorgesehene Gemarkung eine rekonstruierte Kirche oder ein Esoterikshop gebaut wird.


    Ich habe bisher noch kein ARCHITEKTONISCH stichhaltiges Argument gegen die Rekonstruktion vernehmen können.

  • Lutz Boede: Die Vorträge Klarenbachs sind ideologisch motivierte Propaganda und deine sind politisch motivierte Bekanntmachungen im Sinne Deiner Sache, die zum Teil gegen die Bordregeln sind. Wer die stalinistische Argumentation gegen die Garnison, die zur Sprengung der Kirche geführt hat, für seine Sache vereinnahmt muss sich nicht wundern, in diesem Dunstkreis verortet zu werden zumal man ja selbst den "Ungeist", den "Militarismus" und die rechte Ecke den Aufbaubefürwortern unterstellt. Alles Weitere zu Deinen Absichten hab ich schon hier erläutert.


    Der Beschluss über den Abriss der Garnisonkirche wurde aber schon am 5.8.1966 durch das Sekretariat der Bezirksleitung Potsdam der SED gefasst. (Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv BLHA Rep. 530 Nr. 2576)


    Das ist leider (mal wieder) total verwässernd und damit falsch, u.a. weil die "Bezirksleitung Potsdam der SED" nichts zu entscheiden hatte. zudem behaupte ich, dass es diese Quelle gar nicht gibt, jedenfalls solange sie allem anderen widerspricht und nicht nachvollziehbar online einzusehen bzw. verlinkt ist. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit - die bewußt belogen wurde - gab es bis zum 26.4.1968 keine öffentlichen Absichten und auch die Stadtverordneten Potsdams hatten morgens zwar einen Schimmer, aber keine offizielle Vorlage. Und ich möchte dich anhalten (und auch die Mods bitten, dies durchzusetzen) in Zukunft nur noch verlinkte Online-Quellen zu bemühen, weil deine Bequellungen, Zitate und Berichterstattungen nun zum wiederholten Male bewußt oder unbewußt verfälschend oder falsch sind. Wie hier und hier dokumentiert.


    Ich hab mir jetzt mal die Mühe gemacht, nach im Internet zugänglichen Orginalzitaten und Belegen den Hergang aufzuarbeiten, und zwar anhand dankenswerter Weise durch Luftpost in diesem Beitrag bereitgestellte Video.


    Neben der bereits in #602 genannten Turmrede von Walter Ulbricht und den Hergang mit verlinkten Zitaten sowie der glasklaren Herleitung, dass die Sprengung ideologisch motiviert, unnötig und vor allem durch Walter Ulbricht persönlich hintertrieben wurde, nun mal ein paar Zitate und Belege von Leuten, die es wissen müssen:


    Mir war es wichtig, dass die Kirche erhalten bleibt, zumindest der Turm, ich habe dazu Vorschläge gemacht.... Und hier war es so, dass wir direkt von übergeordneten Staats- und Parteiorganen den Auftrag hatten, alles geheim vorzubereiten bis zu dem Zeitpunkt, wo man an die Öffentlichkeit gehen musste. Aber dann sollte es auch so sein, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Sprengung so dicht beieinanderliegen, dass keinerlei Gegenaktionen mehr möglich sind....Es ging Ihnen darum einen Schlußstrich zu machen gegen das reaktionäre Preussentum und ein neues sozialistisches Potsdam aufzubauen. Das wurde Chefsache - die Garnisonkirche - die bis auf den Tisch von Walter Ulbricht gelangte.


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, Brunhilde Hanke ab Minute 14:38 sowie ab 30:00 und 34:10


    und unter Tränen ergänzt sie zum Beschluß der Stadtverordnetenversammlung am 26.4.1968:


    Ich kann mich daran erinnern, dass mein Mann damals schon zu mir gesagt hat: 'Das wird Dir nochmal schwer auf die Füße fallen. Denn das ist eine Kulturbarbarei.' ... Es gibt nur eine Entscheidung, man hätte Nein sagen und die Kirche erhalten müssen. Zumindest den Turm ... Schuld an der Sprengung ist das stalinistische System, das auf eine Alleinherrschaft zugeschnitten war, nämlich auf Walter Ulbricht, dem auch alle nach dem Munde geredet haben.


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, Brunhilde Hanke ab Minute 49:30 und 54:50


    Des weiteren berichten Zeitzeugen oder Protokolle:


    Anstelle der Garnisonkirche muss ein Objekt stehen, das wirkt. Die Ruine der Garnisonkirche kann man auch auf Fotografie zeigen und sie verkaufen als Postkarten an Ausländer


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, Walter Ulbricht Protokoll seiner Rede am 22. Juli 1967 ab Minute 16:07 sowie 17:30


    Die Begegnung mit Ulbricht im Sommer 1967 war der entscheidende Ausgangspunkt. Wir standen am Langen Stall, Ulbricht schaute sich den Turm an und sagte 'Diese Ruine muss verschwinden'.


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, ab Minute 30:30


    Man konnte bis zum Tag der Abstimmung (am 26.4.1968) noch offiziell abstreiten, dass ein Abriss geplant war


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, ab Minute 39:00


    Man wollte die Kirche abreißen, aber uns wurde immer wieder beteuert: Es gibt keinen Gedanken daran diese Kirche abzureißen.


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, ab Minute 26:50


    Als Amtsleiter hätte ich gar nichts anderes vertreten können, dann hätte es eben ein anderer gemacht


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, ab Minute 27:50


    Die von Genossen Ulbricht kritisierten Mängel an der bisherigen Gestaltung in Potsdam sind hauptsächlich Mängel im Denken.


    Quelle: Video Youtube/Filmart 1993, Hermann Henselmann nach Protokoll ab Minute 31:20


    Historie nach o.g. Dokumentation, hier nochmal verlinkt:


    1951 Wettbewerb Innere Stadt Potsdam; erster Preis für Planung mit wiedererrichtetem Schloss und Garnisonkirche (ab Min. 23:50)
    1953 Turmrede von Walter Ulbricht in Eisenhüttenstatt
    1959 Das Stadtschloss wird abgetragen und damit beginnt "die zweite Zerstörung" Potsdams


    --- Phase eins: Öffentliche Inszenierung einer angeblichen Einsturzgefahr ---
    Sommer 1966 Delegation des Politbüros (!) wirft zur Stadtplanung Potsdams die Frage auf, was denn mit der Garnisonkirche los sei, wieso dort Baumaßnahmen durchgeführt werden (nach Brunhild Hanke ab 28:30) - Zu diesem Zeitpunkt wurden Bestandsicherungsmaßnahmen durchgeführt, bewilligt waren 2 Mio. Mark aus dem Topf der staatlichen Denkmalpflege
    29.9.1966 Staatliche Bauaufsicht verweigert Verlängerung des Bauscheins
    Oktober 1966 Ein erweiterter zweiter Bauzaun wird an der Garnisonkirche aufgebaut, um der Öffentlichkeit von der Baufälligkeit des Turms zu überzeugen
    27.10.1966 Staatliche Bauaufsicht untersagt Gemeinde weitere Nutzung zum 1. November 1966
    November 1966 Presseveröffentlichungen im Potsdamer Blick über die Gefahr des Einsturzes


    --- Phase zwei: Ulbricht treibt unter strengster Geheimhaltung Abriss voran, Öffentlichkeit wird belogen ---
    22.07.1967 Besuch Ulbrichts in Potsdam und Orginalzitate gegen Turm hinter verschlossenen Türen
    20.10.1967 Hermann Henselmann, Kolloquium der deutschen Bauakademie, fokusiert von Ulbricht kritisierte Mängel auf "Mängel am Denken" und legt Schwerpunkt der Sozialistischen Stadtplanung in Potsdam
    22.12.1967 Erster Entwurf für das Sekretaritat der Bezirksleitung zum Bau des Rechenszetrums spricht noch "Standort auf der Plantage" und spricht bei der Garnison nicht von Abriss, sondern noch vom Problem der vorhandenen Bausubstanz (ab Min 32:00)
    15.02.1968 Geheimer Auftrag an Sprengmeister mit Kostenfreigabe von 436.230,00 Mark
    7.03.1968 Vertraulicher Bericht des zweiten an den ersten Sekretär der Bezirksleitung Wittig, in dem festgehalten wird, dass Pfarrer Ditmer zum ersten Mal klar gemacht wurde, dass mit dem Abtrag der Ruine zu rechnen ist.
    29.03.1968 Superintendent Stubbe bescheinigt der Garnison keine Baufälligkeit sondern gute Bausubstanz


    --- Phase drei: Aus Geheimvorbereitung wird Offizieller Beseitigungsbeschluss ---
    16.4.1968 Endgültige Vorlage der Konzeption für das Stadtzentrum Potsdam für das Politbüro des ZK
    der SED formuliert; Standort des Rechenzentrums auf dem Gelände der Garnison
    21.4.1968 Hilferuf an Walter Ulbricht zum Erhalt der Garnison durch "Baukommission des Wohngebietes VII"
    26.4.1968 Entgegen der normalen Verfahrens, das eine Beschlußvorlage als Entwurf sechs Wochen vor Abstimmung vorsieht, diese stand auch nicht auf der Tagesordnung, sondern wurde morgens mündlich als zusätzlicherr Tagesordnungspunkt beantragt (nach Brunhild Hanke ab 38:30). Geschlossene Veranstaltung. Nur noch formale aber eben elementare Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung Potsdams - dennoch entgegen der Gepflogenheit nicht einstimmig, sondern mit 4 Gegenstimmen (darunter Dr. Gebhard Falk ab 43:00)
    Anschließend gibt Kulturminister der DDR Zustimmung zur Streichung aus Denkmalliste
    30.4.1968 Beschluß über Enteignung wird Gemeinde überstellt mit Wirkung zum 3.5.
    2.5.1968 (23:00) Letzte Andacht in der Garnison
    14.5.1968 Erste Testsprengung
    19.6.1968 Turmsprenung scheitert, Turm bleibt zur Hälfte stehen
    23.6.1968 Zweite, vollendende Sprengung der anderen Turmhälfte

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  • Der Polititbürobeschluß vom 16.4.1968 liegt ja vor und spricht von der "bestätigten städtebaulichen Konzeption" für den Zentrumskern Potsdam (ohne GK). Insofern ist eine Bestätigung der Lösung ohne GK durch das Politibüro verbürgt. Ich wüsste aber auch nicht, dass sich die Verantwortung für die Sprengung vom Effekt her verschieben würde, hätte "nur" Bezirksleitung beschlossen. Welche Gliederung in einer Diktatur die Untaten sanktioniert ist historisch interessant, zur Einschätzung von Ursache und Wirkung hingegen kaum.


    Trotzdem Dank für die akribische Zusammenfassung.

  • ^^Sag ich ja, zum ersten Mal spricht das Papier 1968 offiziell von dem Rechenzentrum statt Garnison. Legende ist eine etwaige, nicht bestätigte Beschlussfassung irgendeines Gremiums in 1966. Ulbricht hat es durch Worte (ab 1967) und Taten getrieben, und wenn selbst Brunhilde Hanke als ehemalige Bürgermeisterin Walter Ulbricht und das System als Ursache identifiziert und es weiterhin von diversen anderen Zeitzeugen aus erster Hand und Protokollen bestätigt wird, ist das als gegeben hinzunehmen.

  • Und wenn schon, ich weiss gar nicht warum darüber soviel diskutiert wird. Mir ist die DDR schlicht egal, ich befürworte einen Wiederaufbau nicht wegen oder trotz einem politisch gewollten Abriß durch die DDR Oberen, sondern vollkommen unbeachtlich dessen (das Gebäude hätte ja genauso im Krieg zerstört werden können).

  • ^^Tja, und mir gehts darum, dass hier nicht falsch zitiert wird, keine Propaganda gemacht wird und ideologisch motivierte Behauptungen aufgestellt werden, die nichts mit der Realität zu tun haben. Klarenbach hat die Zerstörung der Kirche "nur" auf den Krieg zurückgeführt, die Argumentation für die Sprengung durch die SED für sich vereinnahmt und Ulbricht nicht als Urheber der Abriss-Kampagne gelten lassen. Wenn er das letztere immer wieder bezweifelt, dann ist nun auch mal gut - "Ulbricht hat dafür gesorgt, dass die Garnison fällt, das System wollte Platz schaffen für die eigene Ideologie. Es war Kulturbarbarei!" Das sagen Brunhilde Hanke und andere Zeitzeugen.


    PS/Edit: Die Auto-Argumentation ist nicht nur stadtplanerisch von vorgestern und mehrfachüberholt, sie ist auch vollkommen absurd hinsichtlich ihrer Relevanz: Die Breite Straße hat an der engsten Stelle 32 Meter, das sind 10 Meter mehr als die Leipziger in Berlin. Am Standort Rechenzentrum hat sie 42 Meter. Da ist laut Lageplan bei Wiederaufbau immer noch eine dreispurige Fahrbahn drin.

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  • ^ Mein Gott libero, kriegen Sie sich wieder ein. Warum so verbissen? Mir geht es wie dem Eisbär. Eigentlich ist es mir Schnurz auf wessen Befehl die Ruine gesprengt wurde. Es war unbestritten ein Frevel. Daraus einen zwingenden Wiederaufbau herzuleiten, funtioniert aber auch nicht. Was bleibt sind Fragen a) brauchen wir eine so teure und große Kirche dort? b) wenn ja, wie wird in der äußeren Erscheinung sichergestellt, das mit der Symbolik des Orginals gebrochen wird? c) wenn wie bisher der weitaus überwiegende Teil der Mittel bisher aus öffentlicher Hand kommt, wie kann dann ein demokratisches Prozess gewahrt werden?
    Dieses Projekt wird einerseits von den höchsten Eliten des Landes gefördert aber anderseits gibt es starke Anhaltspunkte, dass dies nicht von der Mehrheit der Bürgeschaft getragen wird. Hat sich jetzt das Volk den Eliten zu beugen oder andersrum? Ich meine, es wäre nicht das erstmal Mal, wenn unsere Stadt unter dem Diktat von oben leiden würde.

  • ^^Ich bin weder verbissen (Kontinuität und Beharrlichkeit hat nichts mit Verbissenheit zu tun) noch gibt es (klare) Anhaltspunkte, das die Mehrheit der Bürger gegen den Wiederaufbau ist. Es ist ein wissenschaftlich nicht statthafter Trugschluss, dass aus dem Bürgerbegehren eine Meinung auf die Grundgesamtheit der Potsdamer Bevölkerung ableitbar ist, da die Stichprobe nicht zufällig und die Erhebungsmethode nicht ergebnisoffen war, wie ich bereits hier ausgeführt habe. Wiederholung macht die Behauptung nicht richtiger. Und jetzt kommt noch ein Nummer hinzu "Leid des Diktats von oben". Die "Von oben" sind in Potsdam demokratisch legitimiert, es besteht Recht, die Stiftung hat ein Stiftungsziel und ist privater Bauträger. Die Gelder sind zweckgebunden. Und nein, ich habe keine eigene Meinung zum Wiederaufbau.

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  • libero: Darum spreche ich ja von "Anhaltspunkten" und nicht von einer nachgewiesenen Mehrheit. Aber da Sie ja ein Spezialist auf dem Gebiet sind, eine Frage: Was halten Sie von der Aussagekraft eines Vergleiches zweier Unterschriftensammlungen? Beide Unterschriftensammlungen bieten ein klares Pro bzw. Contra. Beide finden zeitlich innerhalb weniger Monate statt. Beide werden bzw. wurden ähnlich stark promotet. Gut, bei der einem kann man anonym im Internet unterschreiben und bei der anderen muss man seine Adresse preis geben. Aber sei es drum. Nach 3 Wochen haben sich an der einen Unterschriftensammlung 1.144 Potsdamer beteiligt, an der anderen 5.124. Könnte dies als Anhaltspunkt gewertet werden?

  • ^^ Klar ist: Es gibt eine signifikante Gruppe, die besser organisiert ist oder die thematisch schneller oder nachhaltiger zu aktivieren ist, scheint sich ja u.a. auch in der Heftigkeit der Eingaben zum Lustgarten zu zeigen, die Gegner sind (wie immer) lauter, und hier konkret psychologisch nachvollziehbar zurecht, weil (nahezu) alle Potsdamer wissen oder wissen können, das das "Ja" nur das bestehende Planungsrecht bestätigt. Grundsätzlich gilt aber sowieso, dass "Dagegen" im Kontext soziale Bewegungen (in Deutschland) immer schneller und besser zur Aktivierung führt als "Dafür" - z.B. Gegen Atomkraft - Gegen Mißbrauch - oder allgemein gegen "die da oben" - da können Hunderttausende auf die Straße gehen und trotzdem nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren. Müßte man qualitativ untersuchen, was hier das entscheidende ist. Ein Killer ist aber in der Tat der Unterschied Anonym oder Adresse angeben, damit beide null vergleichbar; Verschiedene Erhebungsmethoden, verschiedene Stichproben, null Vergleichbarkeit. Die unterschiedliche Auffindbarkeit im Netz und öffentlichem Raum spielt ebenfalls eine erhebliche Rolle. Repräsentativ für die Grundgesamtheit Potsdamer Bevölkerung ist jedenfalls beides nicht (Für beide gilt, dass die Stichprobe nicht zufällig ist, keine Alternativ-Fragen gestellt werden und allein der Auftritt nicht moderierend sondern konditionierend ist.)

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