Ohne Zweifel, die Nachkriegsmoderne hat erstmals großzügige Raumplanungen, anständige Sanitäranlagen und luftigen Platz geschaffen.
Aber daß dies die Errungenschaften der modernen Architekten sein soll, halte ich für eine Vertauschung von Ursache und Wirkung.
Spätestens beim Wirtschaftswunderboom hätte die Bevölkerung eh die entsprechenden Räume gewünscht. Und man hätte die auch in anderen Baustilen bauen können. Nur weil jetzt der entsprechende Stil konform war, kann man nicht sagen, die Luftigkeit wäre der entsprechenden Architktur geschuldet.
Und auch wenn AeG es ständig behauptet, versteh ich nicht, daß leichter Gips damals eine Dauergefahr gewesen sein soll, die hunderttausende Menschen erschlagen hat. Die Gipsbrocken müssen ja einem regelrecht entgegengesprungen sein, damals. Genauso wie Ruinenwände der zerbombten Häuser und nicht gezündete Bomben, die ja rumlagen. Hach, alles so gefährlich, da fangen wir doch als erstes mal an, den Stuck abzuschlagen...
Geld für anders repräsentative Gebäude hatte man schließlich auch. Und davon sind auch einige richtig ansehnlich und bei einigen kann man die gewünscht Utopie spüren.
Genauso wenig versteh ich, warum Glas soooo viel besser als Stein sein soll, beim Wärmeschutz. Ist er nämlich nicht. Er ist einfach unökologisch. Schon aus physikalischen Gründen. Ich mag Glasgebäude. Mir gefällt z.B. der Bahnturm wesentlich besser als der Messeturm in Frankfurt.
Und isolierte Fenster können teilweise besser isolieren als Wände. Was aber die meisten vergessen: Das ist das Problem: Der Lichteintrag produziert Wärme, und das Licht geht noch durch das isolierteste Fenster. Und ist die Wärme erstmal im Gebäude, kommt sie durch das tolle isolierte Fenster nicht mehr raus.
Scharoun und co. besassen Utopien. Das ist das Problem! Utopien haben nichts mit Realität und Pragmatismus zu tun. Und das ist jedem klar. Alles andere ist absichtliches hinwegsehen über dem gesunden Menschenverstand zugängliche Argumente und Offensichtlichkeiten.
Deutsche wollen allein sein, Gemeinschaftseinrichtungen, soziales Kuscheln, alles das war geplant, aber jeder weiß, daß sowas nur ein Wunschtraum sein kann.
Es gibt in jeder Architekturperiode wirklich tolle Bauten, aber nach dem Krieg kommt es einem durch mangelnde Abwechslung, fehlende Ablenkung usw. so vor, als wäre ein großer Teil einfach trist.