Beiträge von antonstädter

    Hallo,


    eine Anregung an die Moderation: Da sicher nicht nur ich die Diskussion bezüglich der neustädtischen Planspiele recht interessant fand und sie in diesem Strang vielleicht etwas deplaziert wirkt: Könnte man nicht einen Extra-Faden bezüglich des geplanten und/oder erfolgten Wiederaufbaus in der DDR-Zeit eröffnen?


    Ich habe es erstmal hier platziert, behalte deine Anregung aber im Hinterkopf. Grüße RianMa

    Die gezeigten Planungen sind mir vom Ende der 60er Jahre (Generalbebauungsplan 1967?) bekannt, und damit deutlich älter als Ende der 70er Jahre.


    Zu diesem Zeitpunkt verfolgte man bereits eine deutliche abgespecktere und weitgehend an den Bestandsstrukturen orientierte Lösung, wie sich exemplarisch an der ab Mitte der 1970er Jahre wiederaufgebauten Straße der Befreiung zeigt, die ursprünglich zum Komplettabriss freigegeben war.


    Insofern hatte auch in der DDR ein Umdenken weg von den Radikalplänen der sechziger Jahre stattgefunden. Die Ende der 80er Jahre geplanten Flächenabrisse waren zudem weitgehend ökonomischer Natur, da eine Neubebauung wohl deutlich billiger kam als eine Flächensanierung des zu diesem Zeitpunkt fast durchweg ruinösen Baubestandes.


    Ähnlich wurde auch andernorts verfahren (Halle, Halberstadt...), in Dresden selbst z.B. in der Friedrichstadt, wo an Schäfer- und Weißeritzstraße wertvollste Bausubstanz z.T. aus dem 18. Jahrhundert noch 1987 bis 89 komplett abgeräumt wurde, um durch Plattenbauten ersetzt zu werden. Hierzu kam es aus bekannten Gründen nicht mehr, so dass uns dort heute freundliche Brachen oder hübsche Stadtplätze willkommen heißen...


    edit: Sehe grade, neben der Timäusstraße sollte in der Brutal-Planung mein trautes Domizil auch verschont bleiben. Jubel! Viel Spaß beim Suchen!

    ^ Obwohl der Ende der 1980er Jahre geplante Flächenabriss der östlichen ANTONSTADT nichts mit den Planungen der End-60er gemein hat. Es sollte in diesem Zusammenhang auch bei Weitem nicht die gesamte ANTONSTADT abgerissen werden, sondern "nur" erhebliche Teile derselben. Dabei sollten die historisch überlieferten Straßenzüge, anders als in den End-Sechzigern, erhalten bleiben, die Bebauung nicht durch Hochhaustürme, sondern angepasste Neubauten à la ("Innere") Neustadt erfolgen. Die heute vorhandenen Plattenbauten an der Bautzner und Martin-Luther Straße sowie am Martin-Luther-Platz waren hierfür Prototypen. Man beachte die teilweise zurückgesetzte Straßenfront im Vergleich zu den umgebenden Gründerzeitlern, dies diente wohl einer vorgesehenen Verbreiterung der Straßenquerschnitte.


    Gottlob ist es weder zu der einen noch der anderen Umsetzung gekommen, so dass "mein" Viertel mit Fug und Recht als das letzte noch weitgehend intakte Vorkriegsquartier der inneren Stadt gelten darf...

    Da Du ja so weise bist und scheinbar für jedes Problem die Lösung gepachtet hast: In Dresden ist gerade ein Oberbürgermeisterposten vakant geworden. Wäre das nichts für Dich?


    Du würdest einen mehr als würdigen Nachfolger für Helma abgeben. Und die ganze Gemeinde könnte Dir dann in angemessener Weise huldigen und Deine Weitsicht, Deine Sicherheit im Umgang mit Statistiken und Deine moralische Vollkommenheit in den höchsten Tönen preisen. Die örtliche Presse hättest Du auch sehr schnell gewonnen (was zugegebener Maßen auch nicht allzu schwer sein dürfte).


    Und das Allerbeste: Es gäbe sogar noch einen kostenlosen Dienst-Phaeton dazu, gebaut im Stadtzentrum, also genau da, wo Deiner Meinung nach Fabriken hingehören, natürlich nur, wenn nach all den Sozialwohnungen, die Du dort ebenfalls zu bauen gedenkst, dann noch Platz ist...

    Bezüglich Louisenstraße 31: Interessant wäre eine Visualisierung der Straßenfassade des Vorderhauses. Leider scheint man sich ja auf der Webseite auf Hof und Hinterhaus zu konzentrieren, oder habe ich etwas übersehen?

    [quote='Stahlbauer','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=452945#post452945']Die Links zu Wikipedia waren ein Service für unsere Eleven.:troest:


    Der Zeitpunkt der Registrierung und die Anzahl der Posts sagen nun wirklich nicht sonderlich viel über die Kompetenz des Schreibers in gewissen Fragen aus. Ich glaube mit allem gebotenen Respekt, da legst Du Dich mit den Falschen an. Im übrigen sehr aufschlussreich, wessen Beitrag Du hier als vermeintlichen Beleg für Deine Thesen heranziehst. Aber damit will ich es meinerseits auch bewenden lassen, denn das eigentliche Thema ist nun tatsächlich ein anderes. Als Ratschlag eines "Eleven" an einen vermeintlichen "Experten": Vielleicht sollte man sich doch nur zu Dingen äußern, von denen man wenigstens den Hauch einer Ahnung hat. In Kunst- und Architekturgeschichte scheint ja Deinerseits doch noch etwas Nachholbedarf zu bestehen...:keineahn:

    @ Stahlbauer: Ganz genau, Leipzig supidupi, Dresden alles Sch... . Diese Argumentationslinie kennt man ja mittlerweile aus einer gewissen Ecke am Rande des Freistaates...


    Die Bezeichnung "Barockstadt" ist auch insofern nicht von der Hand zu weisen, dass die maßgeblich bekannten Gebäude (Zwinger, Hofkirche, Frauenkirche, aber auch die umgebenden Schlösser Pillnitz oder Moritzburg) als Hauptsehenswürdigkeiten nun einmal jener Epoche stilistisch zuzuordnen sind. Darüber hinaus ist es natürlich eine Marketingstrategie und ansonsten eher absurd. Ein Vergleich mit Rom oder Prag ist daher genauso überflüssig und witzlos wie ein Vergleich mit der Renaissancestadt Florenz oder, anderes Beispiel, der von Leipzig und Paris (da ich in letzterem immerhin zwei Jahre meines Lebens zugebracht habe, erlaube ich mir einfach einmal diese Wertung.)


    Darüber hinaus sind die Aussagen bezüglich der Kategorisierung und Einordnung von Kunstepochen ziemlich haltlos, aber das kommt halt davon, wenn man sein Halbwissen in erster Linie aus Wikipedia bezieht. Abgesehen davon, dass die Kategorisierung Barock-Rokoko sich kaum an einem Jahr festmachen lässt und bestimmte stilistische Vorlieben in verschiedenen Regionen nicht zur exakt gleichen Zeit maßgebend waren, sollte jemandem, der sich vorgeblich auskennt, auch bekannt sein, dass Spätbarock und Rokoko als Begriffe oft synonym verwendet werden. Daneben gibt es auch durchaus Mischformen von Stilelementen: So gilt z.B. Starckes Palais im Großen Garten als erster sächsischer Barockbau, obwohl er noch zahlreiche Renaissancereminiszenzen aufweist. Das Landhaus wiederum wird allgemein dem Frühklassizismus zugeordnet, besonders augenscheinlich ist dies an der Fassade zur Landhausstraße (Haupteingang mit Portikus). Demgegenüber weist die ehemalige Gartenseite (heutige Front zur Wilsdruffer Straße) noch deutliche Anklänge des Rokoko (oder eben: Spätbarock) auf, ebenso das bekannte Treppenhaus im Inneren.


    Aber das muss man dann wohl nachsehen, in "Klein-Paris" (hust!!!) gibt es dann offenbar doch zu wenig repräsentative Architektur aus besagten Epochen, um sich mit derartigen Petitessen auseinander setzen zu können. Da hilft dann natürlich Wikipedia ungemein.

    Saxonia: Genauso ist es, deshalb habe ich die Bedeutung des Neumarktes ja auch so hervorgehoben.


    Stahlbauer
    1. Du glaubst doch nicht, dass in irgendeiner anderen Stadt auch nur eine der auf dem Zerstörungsbild erkennbaren, völlig demolierten Strukturen in irgendeiner wie auch immer historischen oder vereinfachten Form aufgebaut worden wäre? Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde es noch einige, sicher aber nicht mehr alle der alten Straßenzüge geben, gesäumt von solch tollen Bauten wie in Kassel, Darmstadt oder Nürnberg. Da bin ich mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, was nun gruseliger ist: DAS oder der Ist-Zustand...?
    Auch in Leipzig sieht es in den erheblich kleineren Totalzerstörungsarealen ja wohl kaum besser aus (Wilhelm-Leuschner-Platz, Gebiet um den Bayrischen Bahnhof...)


    2. Mir ist relativ unklar, was Du mit Deiner Neumarktaussage eigentlich zum Ausdruck bringen willst. Es ist nicht richtig, dass der Neumarkt "eine einzige Brache" gewesen sei. Das war er vielleicht oberflächlich, bei flüchtiger Betrachtung. In der Mitte erhob sich aber bis zum Wiederaufbau immerhin die Ruine der Frauenkirche, und, was für den Aufbau ebenso wichtig ist, die historischen Straßenzüge, Pflaster, Fußwege haben die DDR weitgehend überlebt und mussten erst der Tiefgarage der jüngsten Geschichte und dem Neubau weichen. Daneben gab es die noch erhaltene Randbebauung, die den Maßstab und die Anleitung für den Wiederaufbau setzen konnte: Das Polizeipräsidium an der Schießgasse/Landhausstraße, das Johanneum am Jüdenhof, die am Originalstandort verbliebenen Denkmale, der Türkenbrunnen auf dem Jüdenhof, die Augustusstraße mit Langem Gang und dem gegenüberliegenden Ständehaus, die Ruine des Residenzschlosses. Die unbebaute Münzgasse, die Schlossstraße, die Rampische Straße und die einseitig durch das Ständehaus flankierte Brühlsche Gasse wurden nie aus dem Stadtplan getilgt, Töpfergasse und Terrassengasse mit dem Bau des Hotels Dresdner Hof 1988 bis 1990 wieder angelegt. Dieser Anfang der 1990er Jahre weitgehend ungefüllte Rahmen ermöglichte erst den Wiederaufbau in historischer Form, und die Frauenkirche hat hierfür natürlich die Initialzündung gegeben. Der Neumarkt ist also keine völlige Neuschöpfung, er hat, zumindest am Rand, in den Bodenstrukturen (auch in den leider weitgehend abgeräumten Kellern) und vor allem durch die Ruine der Frauenkirche sowohl physisch als auch im Bewusstsein der Stadt überlebt. Ich selbst bin Jahrgang 1975, und ich bin, wie viele Dresdner, mit den Bildern der alten Stadt und diesem Bewusstsein aufgewachsen. Eine arrogant anmutende Außensicht, die dem Wiederaufbau des Dresdner Stadtzentrums und den dortigen Rekonstruktionen jede historische Substanz und Legitimation abspricht, möchte ich, tut mir Leid, so nicht akzeptieren.


    3. Bezüglich Canaletto-Blick: Die Festungsanlage (Terrasse) ist Renaissance, der Hausmannsturm des Schlosses frühbarock (und nicht gründerzeitlich überformt), die Frauenkirche was auch immer (barock kann sie ja Deiner Lesart nach nicht sein), der Kreuzkirchenturm frühklassizistisch, die Semperoper und die Gemäldegalerie Neo-Renaissance. Die neue Augustusbrücke orientiert sich in ihrer Formensprache am Vorgängerbau, die Sekundogenitur an der des Dresdner Barock. Als echte Gründerzeitschöpfungen wilhelminischer Prägung bleiben daher nur die Kunstakademie und das Ständehaus, die, zu Erbauungszeiten genau deshalb stark kritisiert, heute in ihrer Bedeutung für das Stadtbild nicht hoch genug eingeschätzt werden können.

    Stahlbauer: Das kann man allerdings in dieser Absolutheit nicht so stehen lassen. Die gezeigten Bilder (vom Rathausturm) zeigen die zerstörte und danach abgeräumte Seevorstadt um die Prager Straße, ein Gründerzeitviertel des 19. und 20. Jahrhunderts mit nur sehr wenigen älteren Bauten, nicht die verhältnismäßig kleine Altstadt. Ähnliche Viertel wurden beispielsweise auch in Köln oder Hamburg ähnlich rigoros beseitigt, gar nicht zu sprechen von ALLEN anderen Städten in der SBZ bzw. DDR mit ähnlichem Schicksal (Magdeburg, Rostock, Chemnitz, Nordhausen, Halberstadt, Neubrandenburg, und und und). Das hat also wahrlich wenig mit Entscheidungen des Dresdner Stadtrats zu tun.


    In der Altstadt selbst wurden im Gegenteil die wichtigsten, maßstabgebenden und identitätsstiftenden Großbauten zum Teil in der unmittelbaren Nachkriegszeit (Zwinger, Hofkirche, Stallhof, Neues Rathaus, Kreuzkirche, Landhaus) wiederaufgebaut und andere, nachdem in den fünfziger Jahren ernsthafte Bestrebungen zu deren Beseitigung bestanden, zumindest gesichert und Jahrzehnte später, zum Teil bis heute, wiederaufgebaut bzw. rekonstruiert. Zu letzterer Kategorie zählen die Oper, das Residenzschloss, das Taschenbergpalais, das Ständehaus, die Kunstakademie und natürlich auch die Frauenkirche, bei der es sich außerdem um keine Kopie handelt, sondern die sehr wohl noch besagte Zeitschichten ablesen lässt, beispielsweise in der belassenen zerstörungsbedingten Außer-Lot-Stellung des noch erhaltenen Eckturms E und den Zerstörungsschäden des Chores, nicht zu vergessen die Prämisse des archäologischen Wiederaufbaus unter Verwendung geigneten Altmaterials und Beachtung historischer Bautechnologien und -materialien.


    Anders sieht es, insofern ist natürlich zuzustimmen, bei nahezu allen Kleinbauten und bürgerlichen Straßenzügen aus, hier sind leider auch zahllose wiederaufbaufähige und historisch wertvolle Gebäude dem sozialistischen Wiederaufbau mit z.B. dem vergrößerten Altmarkt und dem Durchbruch der Aufmarschschneise Ernst-Thälmann-Straße geopfert worden. Tabula Rasa wurde vor allem in den Vorstädten der Altstadt gemacht, die man als nicht wiederaufbauwürdig erachtete. Und das wiederum ist, wie bereits beschrieben, nun wahrlich keine Dresdner Spezialität. Das Ergebnis ist leider fast ausnahmslos verheerend, so dass sich um die Altstadt heute ein Ring von Brachflächen und monotonen industriell gefertigten Bauten im Sinne der Nachkriegsmoderne zieht, was eine geordnete und geplante Nachverdichtung zu einer wirklichen Herausforderung macht.


    Der (noch nicht abgeschlossene) Aufbau des Neumarktgebietes wird immerhin dafür sorgen, dass mehr als die Hälfte der historischen Altstadt in ihren Grundzügen und ihren überlieferten Straßenzügen fassbar sein wird. Das mag man in orthodoxer Auslegung denkmalpflegerischer Prämissen nicht unbedingt gutheißen müssen, es ist jedoch eine Leistung, die dergestalt in allen ähnlich zerstörten deutschen Großstädten ihresgleichen sucht und bereits dazu geführt hat, dieser schwer geschundenen Stadt einen nicht geringen Teil ihrer historischen Identität zurückzugeben. Den Neumarkt auf das "D"-Unwort zu beschränken oder ihn gar als reinen Touri-Tummelplatz zu verunglimpfen, wird dessen Bedeutung in keinster Weise gerecht. Dieser Wiederaufbau ist für sich genommen von einer historischen Dimension, die wir als Zeitgenossen noch gar nicht erahnen können.

    Das ist dann so wie mit manchen Kommentaren: Nur weil man etwas nachplappert, wird es deswegen auch nicht wahrer...


    Abgesehen davon: Die Frauenkirche ist barock, das Johanneum hat einen Renaissancekern, spätbarock und gründerzeitlich überformt, der Lange Gang ist Renaissance, wenn auch im 19. Jahrhundert mit einem sicher nicht ganz unbekannten Wandbild verziert, die Sekundogenitur Neobarock, das Ständehaus gründerzeitlich, das Landhaus frühklassizistisch, und in so mancher wieder errichteten Hausfassade wurden Spolien verbaut. Also alles kunsthistorisch völlig belanglos...

    ^^^ In Bezug auf das fehlende maßstabsgebende Umfeld in Dresden: Volle Zustimmung. Das sieht man z.B. sehr gut an der gewissen anderen sächsischen ...Naduweißtschon. Dadurch stechen die dortigen, oft hochwertigen Sanierungen nur umso deutlicher hervor. Das hebt aber natürlich nicht die Qualität des Füllmaterials - ich kann hier beim besten Willen keine disebezüglichen Unterschiede erkennen, insbesondere nicht bei den aktuellsten Projekten.


    Ansonsten frage ich mich, in welcher Stadt denn die Entwürfe in Größenordnungen so "schick" sein sollen. Eventuell noch in Berlin, nur kann ich mich persönlich mit vielen der dortigen Projekte eher auch weniger anfreunden, da immer die Gefahr besteht, ins Kitschige abzudriften, wenn sich traditionelle Bauformen, Fenstergestaltungen, plastischer Schmuck u.ä. auf eine Baukubatur beziehen, die hierfür einfach nicht passt. Bestes Beispiel die früher generell üppigen Etagenhöhen, die so bei Neubauten doch eher selten zu finden sind. Logisch, man will ja auch was verdienen. Abgesehen davon gibt es auch in Berlin genügend Beispiele, die unbesehen den Postplatz oder den Elbsaum in der Leipziger Vorstadt zieren könnten.


    Insgesamt würde ich Dir jedoch uneingeschränkt zustimmen, wie schon gesagt, besser als das vorhandene Barackenkonglomerat ist das Projekt alle Mal, auch besser als die niedrigen Hütten an der Franklinstraße, denen eine Etage mehr oder zumindest ein Staffelgeschoss doch sehr gut getan hätten...


    Außerdem habe ich so meine Zweifel, ob eine geschlossene Blockbebauung (wie um die Schnorrstraße ehedem vorhanden) wirklich das Maß der Dinge sein sollte, oder ob man nicht durch eine städtisch anmutende Einzelhausbebauung à la Löbtau oder Striesen, also quasi eine zeitgenössische durchgrünte "Kaffeemühlenlandschaft", einen erheblich höheren Wohnwert erzielen könnte, immer natürlich vorausgesetzt, eine in der Kubatur einheitliche Bebauung unter Beseitigung von Barackistan umzusetzen. Hieran habe ich allerdings meine erheblichen Zweifel...

    Da erwartest Du aber viel ;) Gerade WEIL sich der Laden "Unser schönes Dresden" nennt, ist eine gehörige Portion Skepsis angesagt. Bei einem derart aufschneiderischen Firmennamen muss man ja förmlich davon ausgehen, dass solch marktschreierisches Verhalten Probleme mit der Produktqualität kaschieren soll...


    Es ging mir im Übrigen auch nur darum zu verdeutlichen, dass Dresden in der Qualität des allgemeinen Bauniveaus keine Ausnahme darstellt, wie oft kolportiert, weder im Guten noch im Schlechten. Damit soll nichts legitimiert werden, nur scheint es leider so, dass rigide Bauvorschriften, die zumindest mancherorts ausufernde städtebauliche Entwicklungen in der Vergangenheit in gewisse Bahnen zu lenken vermochten, heutzutage nicht mehr durchsetzbar scheinen. Das kann man wiederum bedauern, die Baufirmen werden, mit wenigen Ausnahmen, kaum daran interessiert sein, die Qualität zu heben, wenn die zu vermarktenden Buden dennoch ihre Abnehmer finden. Überhaupt scheint es mir, als ob es zwischen den Antipoden Klötzchenbau, Rekonstruktion und eher verkitscht wirkenden pseudo-traditionellen Bauten, mit teilweise abenteuerlicher Proportionierung, wie sie u.a. in Berlin groß in Mode sind, kaum Platz für eine qualitätsvolle "moderne" Architektur in diesem Lande gibt.

    Es ist beinahe schon eine Anklage an unser Bildungssystem, wenn ich deine Kommentare hier lese, weil es scheinbar nicht gelungen ist, dass den Menschen, die in diesem Land leben, dieser kulturhistorische Wert auch bewusst ist.


    Also bitte, ich denke doch, dass die Meinungen eines gewissen Einzelnutzers, der generell durch seine fundierten und von Sach- und Ortskenntnis geprägten Beiträge der Diskussion in diesem Forum besonders niveaureiche Höhenflüge zu verleihen vermag, nicht derart zu verallgemeinern sind ;)


    Problematisch finde ich im Kimmerle-Quartier vor allem den Eckbau Rosmaringasse/Jüdenhof. Ansonsten sagen mir die sehr historisierenden Alternativentwürfe auch nicht wirklich zu. Besonders der Alternativeckbau spricht eine Formensprache, die mit Dresdner Bautradition, insbesondere den für den Neumarktbereich prägenden, eher durch ihre noble Zürckhaltung wirkenden Fassaden des Dresdner Bürgerhausbarocks, wenig gemein zu haben scheint. Auf jeden Fall aber immer noch besser als der vorgesehene Entwurf, dessen Antlantikwall-Anmutung selbst gegenüber der Kulturpalast-Fassade noch eine Beleidigung darstellt...

    Im Grunde genommen kann man in dieser unwirtlichen Ecke ja fast froh sein, dass neben dem üblichen Barackensammelsurium tatsächlich so etwas wie Geschosswohnungsbau entsteht. Im übrigen würde ich gern mal wieder dezent darauf hinweisen wollen, dass sich die Bauqualität in unserem sächsischen Provinzhauptdorf doch wohl kaum von der andernorts unterscheidet, auch und vor allem nicht von jener in der so gern als Gegenentwurf zitierten anderen sächsischen Möchtegernmetropole. Einfach mal die dortigen einschlägigen Stränge durchforsten. Na dann, fröhliches Gruseln...