Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • ^^
    Die Frage bei solchen Statistiken/Umfragen ist auch, wer und wo hat für bzw. gegen Bebauungen in und außerhalb des S-Bahnringes gestimmt?


    Sprich: sind mehrheitlich Bürger außerhalb des Ringes für Bebauungen innerhalb oder außerhalb des Ringes? Die selbe Frage ist auch bei Bewohnern innerhalb des Ringes zu stellen.


    Desweiteren ist auch die Frage, inwiefern man solche Themen stadtweit demokratisch betrachten darf? Warum sollten Menschen in Spandau darüber entscheiden dürfen, ob in Friedrichshain gebaut werden darf oder nicht?


    Die einfache Schlussfolgerung "Demnach sind also Politik und Bauherren gut beraten, ihre Projekte auf Gebiete außerhalb des S-Bahnringes zu konzentrieren." scheint mir da zu billig. Ideologie sei Dank.

  • Berliner Helios bald Europas größter Klinikkonzern?

    Das würde zum Gesundheitsstandort Berlin passen: Fresenius (Mutterkonzern von Helios) will nun doch 43 Kliniken von Rhön-Klinikum in Helios eingliedern und dafür ca. 3 Mia Euro investieren. Helios hätte damit insgesamt 117 Kliniken in Deutschland und einen Jahresumsatz von ca. 5,5 Mia Euro sowie einen Marktanteil von 6-7% (über 50% der Kliniken sind noch in öffentlicher Hand). Damit wäre man Europas größter Klinik-Konzern. Vorher muss erst das Bundeskartellamt die gesamte Transaktion genehmigen und in einigen Fällen bedarf es laut Rhön-Klinikum zudem noch der Zustimmung "ehemaliger kommunaler Träger oder gegenwärtiger Minderheitsgesellschafter". Verdi äußerte zudem Bedenken, dass das Geschäft vermutlich zu Lasten der Angestellten und der Qualität der Arbeit an den einzelnen Standorten gehen werde.


    http://www.morgenpost.de/wirts…kbetreiber-in-Europa.html
    http://www.berliner-zeitung.de…rn,10808230,24308098.html


    Also gibt es wohl neben der ebenfalls in Kürze geplanten Fusion von Deutsche Wohnen und GSW (http://www.morgenpost.de/berli…uer-Immobiliengigant.html ) womöglich bald noch einen weiteren neuen bzw. deutlich erstarkten Großkonzern in Berlin. In beiden Fällen gibt es aber wie gesagt auch recht kritische Stimmen...

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Berlin erlebt neue Gründerzeit

    So langsam überwinde ich meine Skepsis daran, dass Berlin momentan tatsächlich so etwas wie eine neue Gründerzeit erlebt. Die positiven Meldungen überschlagen sich und bei allen Pleiten und Konkursen wächst insgesamt doch immer mehr Neues. Die Zahlen sind jedenfalls wirklich beeindruckend und es gibt immer wieder neue erfreuliche Entwicklungen und Tendenzen aus denen noch viel weiteres Wachstum generiert werden könnte! Momentan ergibt sich eine Dynamik, die sich in drei eng verwobenen Aspekten beschreiben lässt:


    Investitionsboom:
    Es fließen zunehmend Unsummen ausländischen Kapitals in die Stadt und das bei weitem nicht nur für Immobilien. 2011 etwa sind 33 Mia € ausländische Direktinvestitionen in die Stadt geflossen. Zum Vergleich: Erst seit kurzem überwand Berlins jährliches BIP - also die gesamte Wertschöpfung der Stadt - die 100 Mia-Marke! Internationale Investoren erkennen Berlin zunehmend als Metropole für unkonventionelle Projekte, als riesiges Experimentierfeld. Mit rund 10.000 € ausländischem Wagniskapital pro Einwohner und Jahr liegt Berlin zudem inzwischen bundesweit auf dem dritten Platz hinter Hessen und Hamburg und hat Bayern unlängst hinter sich gelassen. Was ich aber wirklich toll finde ist, dass es inzwischen schon berliner Start-Ups gibt, die Finanzierungsmodelle für andere Start-Ups entwickeln. So hat Bafin gerade erst das sogenannte Crowdinvesting genehmigt wonach solide Neugründungen frühzeitig an eine neue berliner Börse gehen können um ihren Finanzbedarf durch viele kleine Anleger zu stillen. Das Ganze liegt offenbar in der Lücke zwischen traditionellem Crowdfunding-Projekten (maximal stille Anteilsscheine oder gar kein Profit statt echten Aktien) und großen Wagniskapitalgebern (einige wenige große Eigentümer statt viele kleine). Eine wirklich interessante Idee die jetzt kurz nach der Genehmigung erstmals Anwendung fand und zunächst mit bis zu 10 Emissionen pro Jahr plant. Aber auch Banken wie die Hypovereinsbank mischen immer mehr mit - gerade auch in Berlin.


    http://www.wirtschaft.com/stad…oren-zieht-es-nach-berlin
    http://www.tagesspiegel.de/wir…n-auf-berlin/8652450.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…-neuen-markt/8782178.html
    http://www.berliner-zeitung.de…ma,10808230,24285030.html
    http://www.morgenpost.de/print…-an-die-Boerse-gehen.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…-mittelstand/8788102.html


    Gründerboom:
    Investiert wird das viele Geld in neue Ideen und Projekte, also auch in bestehende und neue Unternehmen aka Start-Ups. Bekanntlich werden seit einiger Zeit in Berlin pro Kopf mehr Unternehmen gegründet als irgendwo sonst in Deutschland (2012 waren es etwa 40.000) und es bleibt immer ein Überschuss bzw. positives Saldo zwischen Neugründungen und Insolvenzen. Es gibt eben jede Menge produktive institutionelle Forschung und Entwicklung sowie ein scheinbar unerschöpfliches Potential an kreativen Köpfen, die das oben angesprochene Wagniskapital in ihre Projekte stecken. Inzwischen wird vieles davon auch besser sichtbar gemacht. Es gab z.B. gerade eine lange Nacht der Start-Ups und nun plant auch die Berliner Messe eine eigene Messeveranstaltung für die digitale Wirtschaft. Zudem haben Berliner Morgenpost und Tagesspiegel seit längerem eine Serie gestartet, in der Star-Ups und andere kleine Unternehmen mit ihrem Geschäftsmodell vorgestellt werden. Bekanntlich betätigen sich auch zunehmend deutsche und amerikanische Pioniere und Größen der IT-Branche als Förderer und betreiben teils eigene Inkubatoren.


    http://www.tagesspiegel.de/wir…der-gruender/8748330.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…osse-chancen/8748332.html
    http://www.rbb-online.de/wirts…digitale-wirtschaft-.html
    http://www.morgenpost.de/newst…-digitale-Wirtschaft.html


    Jobwachstum:
    Die Folge ist natürlich ein Job-Boom in Berlin und seiner direkten Umgebung. In den vergangenen Jahren gab es ein sechsstelliges Wachstum bei den sozialversicherungspflichtigen Jobs (allein in den letzten 12 Monaten +45.000) und auch im ersten Halbjahr 2013 entstand alle halbe Stunde eine neue Stelle womit Berlin sich inzwischen ebenfalls bundesweit an die Spitze gesetzt hat. Laut IHK wollen die Unternehmen weiter kräftig investieren und expandieren und stellen somit auch anhaltend gut ein. Es ist bekannt, dass die Arbeitslosenquote in den vergangenen Jahren von 16-17% auf 11-12% gesunken ist. Allein in den vergangenen 5 Jahren ist die absolute Zahl von Arbeitslosen laut IHK um 16% gefallen. Besonders wichtig und erfreulich ist dabei, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen sogar um 29% geschrumpft ist. Berlins wirtschaftlicher Aufschwung sei damit "längst in der Breite der Bevölkerung angekommen“. Eine interessante Zahl dabei: Im Speckgürtel um Berlin liegt die Arbeitslosigkeit inzwischen bei 6,4% - und damit sogar schon unter dem Bundesschnitt - während sie in entfernteren Regionen Brandenburgs deutlich höher liege. Fast 150.000 Pendler kommen allein aus dem Umland zum Arbeiten nach Berlin. Berlin sei ein wirtschaftliches Schwergewicht von dem Brandenburg enorm profitiere.


    http://www.wirtschaft.com/stadt/20130830-jobmaschine-berlin



    Fazit: Ich glaube, dass in Folge langsam auch eine ganz andere Mentalität entsteht. Es wird mehr angepackt und gewagt. Natürlich geht dabei auch öfter mal was völlig schief, Firmen werden an die Wand gefahren, Menschen verlieren ihre Arbeit. Doch dann wird doch wieder weiter gemacht. Scheitern wird nicht mehr zwangsläufig als endgültig angesehen und wie man aus den obigen Statistiken zu Firmengründungen und (Langzeit-)Arbeitslosen sieht gilt das auf individueller wie auf kollektiver Ebene. Ich finde es auch gut, dass der Senat Zukunftsfelder identifiziert hat die besonders zu starken Säulen im Gefüge ausgebaut werden. Solche halbwegs festen Größen als Leuchttürme braucht man bei aller Dynamik unbedingt. Und ich finde es gut, dass sich auch große kommunale Unternehmen daran beteiligen (wie z.B. die BSR oder die BVG: http://www.berliner-zeitung.de…gs,10809148,24284036.html ). Und wer weiß, was die Zukunft noch alles bringen wird: http://www.tagesspiegel.de/wir…-die-zukunft/8776540.html


    Jedenfalls kann man hoffen, dass zukünftig noch mehr berliner Produkte und Unternehmen in den Imagekampagnen des Senats beworben werden können und dass es auch immer wieder nennenswerte Neuansiedlungen und Expansionen geben wird. Dann kann Berlin mittel- bis langfristig sicher wieder etwas den Anschluss an die starken Wirtschaftsregionen Deutschlands finden. So optimistisch habe ich die Lage (bei allen Altlasten und Risiken) lange nicht gesehen.

  • Ergänzend zum letzten Beitrag: MoPo berichtet über einen Boom auf dem Immobiliensektor (ich weiß gehört eigentlich eher/ auch in den Immo-Thread).


    Demnach gibt es bei den geplanten Wohnungen nach dem dynamischen Vorjahr nochmals ein gewaltiges Plus von 24% auf 4,35 Mio m². Das macht 62% aller privaten Projektentwicklungen aus. Darin sind noch nicht mal Einzel-Projekte unter 1000m² sowie Wohnprojekte der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften erfasst. Die beiden letzteren planen bis 2017 noch mal 7.750 Wohneinheiten.


    Der eigentliche Grund, dass ich es hier poste ist aber der: Es gibt ebenfalls einen Bauboom auf dem Büromarkt. Hier gab es innerhalb eines Jahres einen Sprung um 14,5% auf 1,145 Mio m². Geplant und Gebaut wird aber keineswegs spekulativ. Im Zeitraum von 2005 bis 2012 ist der Leerstand von 9,3% auf 7,2% gesunken. Laut einem Analysten schrumpft der Leerstand weiter gewaltig: Offenbar siedeln sich immer mehr Unternehmen in Berlin an und der Leerstand werde sich in wenigen Jahren um 1% bewegen (ob da die Effekte durch die neuen Flächen schon berücksichtigt sind, kann ich natürlich nicht sagen).


    Dagegen werden aktuell weniger Hotels (-22,3% auf 547.000m²) und Einzelhandelsflächen (-5,5% auf 584.000m²) geplant. Bei den Hotels sei der Markt zunehmend gesättigt (und das obwohl die Auslastung lange stabil war und zuletzt sogar etwas anstieg),Im Einzelhandel seien die Reglementierungen immer komplizierter.


    Der Artikel spricht passender Weise ebenfalls von einer neuen Gründerzeit ;)
    http://www.morgenpost.de/berli…ne-neue-Gruenderzeit.html


    Hier habe ich übrigens auch zwischen den Zeilen gelesen, dass immer mehr Unternehmen nach Berlin kommen (und mit ihnen mehr Steuern und Steuernachzahlungen):
    http://www.morgenpost.de/berli…arde-Euro-nachzahlen.html

  • BIP wächst relativ dynamisch

    Berlin hat die Erwartungen bisher recht gut erfüllt. Das BIP wuchs im ersten Halbjahr um 0,5%, für das Gesamtjahr wird weiter von +1,2% ausgegangen. Anscheinend ist das bundesweite BIP insgesamt im ersten Halbjahr 2013 sogar geschrumpft (West -0,3%, Ost -1,0%). Ähnlich dynamisch wie Berlin ist wohl nur Hamburg gewachsen. Man hofft aber auf eine Erholung im zweiten Halbjahr.


    http://www.tagesspiegel.de/wir…rland-berlin/8841930.html

  • Die Herbstbelebung wirkt sich positiv auf den berliner Arbeitsmarkt aus: Die absolute Zahl der Arbeitslosen liegt nun bei gut 200.000, die Quote bei 11,3% (-0,4% im Vergleich zu August und -0,5% im Vergleich zu September 2012).


    http://www.morgenpost.de/wirts…rlin-und-Brandenburg.html
    http://www.stadtmorgen.de/wirt…n-sinkt-weiter/40248.html


    Während viele größere Konzerne in Berlin weiter eher abbauen bzw. dies planen (zuletzt u.a. Siemens und Vodafone), gibt es auch neue Ansiedlungen. So hat Etihad nun die Europazentrale in Berlin und Focus wird die Ressorts Politik und Kultur sowie Teile der Produktion nach Berlin verlegen. Damit steigt die Zahl der Mitarbeiter weiter auf 55 (2011 waren es noch 15, Ende 2012 dann 30). Übrigens haben sich beide Firmen am Potsdamer Platz angesiedelt.


    http://www.tagesspiegel.de/wir…sdamer-platz/8854620.html
    http://www.focus.de/kultur/med…h-berlin_aid_1118802.html
    http://www.dwdl.de/nachrichten…nd_kultur_nach_berlin_um/
    http://www.turi2.de/2013/10/02…us-focus-berlin-16484685/


    Zugleich gibt große Zuversicht für den IT-Sektor. Microsofts Accelerator erhält Unterstützung von den Hightech Gründerfonds und Seedcamp. Nicht ganz uneigennützig schlägt Springer-Manager Döpfner nun sogar vor ein eigenes Ministerium für Internet, Digitalisierung und Urheberrecht vor. Das passt zur Aussage Merkels das Internet sei Neuland und zu Gaucks Forderung die Digitalisierung zu einem von drei Hauptthemen der kommenden Regierung zu machen. Zugleich bescheinigt Döpfner Berlin das Potential zum "europäischen Zentrum für die digitale Wirtschaft". Die Verwaltung müsse aber effizienter, die Bürokratie weiter abgebaut werden.


    http://www.berliner-zeitung.de…ps,10808230,24492298.html
    http://www.morgenpost.de/wirts…eativministerium-vor.html
    http://www.stern.de/wirtschaft…licon-valley-2060094.html

  • Berlin im Boom oder im Größenwahn?

    Die wirtschaftliche Entwicklung Berlins verläuft seit einiger seit immer erfreulicher, aber so langsam heben die Erwartungen völlig ab. Hoffentlich gibt es nicht wie beim BER eine Bruchlandung...


    Start-Up-Metropole Europas:
    McKinsey hat kürzlich eine Studie herausgegeben wonach Berlin bis 2020 die "führende Start-Up-Metropole Europas" werden kann um sich dann in den Top 5 weltweit zu bewegen. Dafür müsste man vor allem noch London überholen (was vor einigen Jahren undenkbar war, aktuell aber von immer mehr Experten zumindest für möglich gehalten wird). Schon jetzt liege Berlin bei Firmenansiedlungen unter den besten 5% Europas, bei den Gründungen liege man zumindest in Deutschland mit großem Abstand an der Spitze. Bei einer Fortsetzung des gegenwärtigen Job-Wachstums käme Berlin bis 2020 wie vor einigen Jahren von McKinsey prognostiziert auf 500.000 neue Stellen (in den letzten Jahren waren es schon über 100.000). Nun werden einige Programme vom Senat gefordert, um den Trend zu stabilisieren. Dazu zählt McKinsey die folgenden 5 Punkte:


    -"Neue Berliner Gründerzeit": Universitäten sollen mehr Fokus auf Ausgründungen legen, dafür müssen diverse Strukturen geändert werden, um Anreize zu schaffen.
    -"One-Stop-Agency Berlin": Es soll eine zentrale Anlaufstelle für ausländische Gründer geben, die alles aus einer Hand bieten kann und ggf. zwischen Gründern und Behörden vermittelt.
    -"Berliner Gründer-Campus": Aufbau eines zentral gelegenen Bürostandorts (z.B. in Tempelhof) mit flexibel anmietbaren Büroflächen.
    -"Start-up-Fonds Berlin": Ein Privatfonds mit 100 Mio. EUR soll den Kapitalbedarf mittlerer Start-Ups decken, die sich bisher oft durch eine Finanzierungslücke kämpfen.
    -"Berliner Gründernetzwerk": Eine Taskforce "Berliner Unternehmensdialog" soll Gründer mit etablierten Unternehmen zusammenzubringen.


    Zudem soll eine Delivery Unit die Umsetzung dieser 5 Programme überwachen. Der Senat ist sehr aufgeschlossen und will zumindest einige der Forderungen schon bald umsetzen.
    http://www.mckinsey.de/berlin-gruendet



    Touristenhochburg Kontinentaleuropas:
    Nachdem Berlin bei den Übernachtungen vor einigen Jahren schon Rom hinter sich gelassen hat, will man nun Paris ein- oder gar überholen. Berlin habe weltweit nach wie vor das größte und nachhaltigste Wachstum aller Städte und könne bei einem anhaltenden Trend in ca. 10 Jahren das Niveau von Paris erreicht haben.
    http://www.wz-newsline.de/home…-paris-einholen-1.1258129



    Komplettumzug der Bundesregierung und veränderter Hauptstadtstatus:
    Unterdessen fordert Frank Henkel im Falle einer großen Koalition den "Anachronismus" eines doppelten Regierungssitzes aufzugeben und alles nach Berlin zu holen. Zudem solle Berlin mehr Geld für die Wahrnehmung der diversen Hauptstadtfunktionen bekommen (bisher bekommt die Stadt 60 Mio, aber zahlt 105 Mio). Im Grunde hat er nicht mal Unrecht, aber die Stimmung im Land für bzw. gegen Berlin ist mE momentan nicht gerade günstig für solche Vorstöße...
    http://www.tagesspiegel.de/pol…n-verhandeln/8937782.html



    Ich hab bei der Gelegenheit mal kurz recherchiert. Es gibt aktuell tatsächlich mal wieder ein paar kleinere und größere Ansiedlungen in Berlin. Nennenswert ist u.a. die Verwaltung der Deutschen Bahn, die künftig mit allen 600 Stellen komplett in Berlin gebündelt werden soll. Zudem will Springer die redaktionelle und technische Produktion von Bild-Hamburg sowie die technische Herstellung der Bundes-Bild nach Ostern 2014 komplett nach Berlin holen was ca. 80 Mitarbeiter betrifft.
    http://www.morgenpost.de/wirts…eutschland-in-Berlin.html
    http://meedia.de/print/produkt…berlin-um/2013/09/20.html



    Natürlich gibt es auch andernorts Erfolgsmeldungen und Berlin liegt bei weitem nicht immer vorn. Trotzdem findet der große und stetig wachsende Ehrgeiz Berlins naturgemäß nicht nur positive Resonanz. Der israelische Wirtschaftsminister etwa beklagte jüngst einen Brain-Drain von Israel nach Berlin (wie er ja schon lange nach Amerika stattfindet).
    http://www.sueddeutsche.de/pol…ren-nach-berlin-1.1793580


    Unterdessen bleibt Berlin weiter in der Offensive und präsentiert sich u.a. in Tel Aviv um dortige Start-Ups zu locken...
    http://www.morgenpost.de/berli…v-um-Start-ups-wirbt.html



    Fazit: Spannende Kiste. Ich bin jedenfalls sehr gespannt wie sich die Dynamik tatsächlich in den kommenden Jahren entwickeln wird. Bisher ging es in der Regel nicht immer nur steil bergauf, aber die Bedingungen scheinen sich verbessert zu haben.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: unklare Formulierung geändert

  • 3 Korrekturen/ Anpassungen

    1. Korrektur der vergangenen Jahre:
    Ich war bisher von gut 100.000 neuen Jobs in den letzten drei Jahren ausgegangen. In einem aktuellen Bericht heißt es aber in den letzten Jahren (leider ohne genaue Zahl der Jahre) habe es in Berlin gar einen Zuwachs von 200.000 neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs gegeben. Ob die schon komplett mit zu den 500.000 zählen die es laut McKinsey bis 2020 geben kann und soll, weiß ich aber nicht.


    2. Korrektur der aktuellen Entwicklung:
    In der Printausgabe der MoPo steht, dass die Experten für 2013 nur noch mit einem Gesamt-Plus von 1,0% statt 1,4% rechnen, so wie man für ganz Deutschland nach 0,8% nur noch 0,4% Wachstum erwartet. Immerhin exportiert Berlin wohl mehr in krisenfestere Regionen als in die strauchelnden EU-Länder.


    3. Anpassung der Erwartungen für zukünftiges Wachstum:
    Aber für das nächste Jahr deuten alle Indikatoren für Berlin (und wohl auch Gesamtdeutschland) auf eine Erholung hin:


    -Der Saldo zwischen berliner Firmen die 2014 höhere Exporte erwarten gegenüber denen die von sinkenden Exporten ausgehen beträgt aktuell 19 Punkte.
    -Der Saldo geplanter Jobaufbau vs. -abbau beträgt 15 Punkte. Leider lassen sich aber nicht alle Stellen besetzen und schon gar nicht allein durch die berliner Arbeitslosen.
    -Der Saldo mehr vs. weniger geplante Investitionen liegt bei 10 Punkten.


    Die Industrie hat sich erholt, der Dienstleistungssektor brummt immerhin weiter und der Bau boomt regelrecht. Besser könnte es kaum laufen.


    http://www.morgenpost.de/berli…chluessel-zum-Erfolg.html

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Vermischtes

    Neben all den gebündelten Themen mal wieder ein paar Splitter und wie es für Berlin passt zumeist mit ungewissem Ausgang:


    Suhrkamp vor der Rettung?
    Scheinbar ist Barlachs Zerschlagungsplan doch nicht aufgegangen. Die Gläubiger verzichten auf 8,2 Mio € damit Suhrkamp in eine AG umgewandelt und wieder zukunftsfähig gemacht werden kann.
    http://www.zeit.de/2013/44/suhrkamp-verlag-ende-machtkampf
    http://www.morgenpost.de/kultu…rkamp-bisher-aufgeht.html


    Zalando vor neuem Umsatzrekord
    Die Expansion schreitet trotz hoher zweistelliger Millionen-Verluste munter voran. Bisher sieht es für 2013 nach einem Umsatzplus von ca. 70% aus. Unterdessen stieg der geschätzte Wert des Unternehmens seit Juni von 3,2 Mia auf inzwischen 3,7 Mia €.
    http://www.faz.net/aktuell/wir…rdbewertung-12630825.html
    http://www.morgenpost.de/berli…-waechst-und-waechst.html


    Urbane Elektromobilität in Berlin vor dem Durchbruch?
    Berlin überrascht mich und geht einen recht unkonventionellen Weg: Nachdem ein berliner Start-Up eine Methode entwickelt hat wie Straßenlaternen für ca. 500€ pro Laterne eine Nebenfunktion als Stromtankstelle erfüllen können, spielt jetzt auch die Verwaltung mit. Das Start-Up darf (auf eigene Kosten wohlgemerkt) 1000 solcher Ladestationen schaffen. Das Unternehmen spricht von einem Paradigmenwechsel wie dem von den wenigen stationären Telefonzellen hin zu den Mobiltelefonen. Ich halte das für etwas übertrieben (dann müssten die Akkus mE jederzeit und fast ohne Lücke per Induktion über Magnetfelder unter der Straße geladen werden können wie man praktisch überall mobil telefonieren kann). Aber immerhin ist es ein vielversprechender Ansatz um zumindest eine Metropole wie Berlin für E-Autos interessant zu machen. Zudem will der Senat unabhängig bzw. zusätzlich von dem Start-Up selbst bis 2015 mindestens 800 neue Ladestationen schaffen (aber wohl auf dem konventionellen Weg, sicher auch weil nicht alle Laternen für einen Umbau geeignet sind und die neue Technik sich erst bewähren muss) schaffen. Insgesamt wären das dann also 1800 neue Stationen alleine durch diese beiden Initiativen! Wenn jetzt noch zusätzliche Anreize wie z.B. Nutzung der Bus-Spuren, kostenloses Parken etc. eingeführt würden, könnte der Durchbruch mE tatsächlich gelingen und Berlin würde seiner Rolle als Schaufensterregion gerecht werden.
    http://www.morgenpost.de/berli…der-Laterne-aufladen.html


    Gesundheits- und Pharmabranche vor neuer Wachstumsschwelle?
    Die berliner Pharmaindustrie macht seit Jahren durch ihre hohe Profitabilität von sich reden. Zudem hat der Bestand an Forschungsinstituten und mittelständischen Entwicklern und Produzenten bis hin zu den Branchenriesen längst das kritische Niveau erreicht. Berlin entwickelt somit eine starke Sogkraft. Nach diversen Ansiedlungen ist man offensichtlich wieder mit zwei mittelständischen Pharmaunternehmen in Kontakt, die sich gerne in Berlin ansiedeln wollen. Zudem planen wohl einige der erfolgreichen Ausgründungen am Campus Buch bald einen Umstieg von Forschung und hin zu eigener Produktion. Überhaupt entwickelt sich der Campus Buch wohl weiterhin sehr vielversprechend.
    http://www.tagesspiegel.de/wir…n-aus-berlin/8976310.html
    http://www.tagesspiegel.de/ber…m-leuchtturm/8970294.html

  • Weiterhin gute Zahlen vom Arbeitsmarkt!

    Im Oktober gab es mit 201.812 (-2.722) Arbeitslosen bzw. 11,2% (-0,1%) nochmals eine Aufhellung gegenüber dem Vormonat. Saisonbereinigt liegt man zwar eigentlich weiter bei 210.000, aber das sind immer noch 3.715 bzw. -0,5% weniger als im Vorjahr - unter den gut 3.700 waren zudem ca. 2.700 Langzeitarbeitslose. Somit kann man schon sagen, dass der Aufschwung langsam auch bei der breiten Bevölkerung ankommt und nicht alle neuen Stellen automatisch von Auswärtigen/ Zuzüglern eingenommen werden. Zudem ist die Nachfrage nach Arbeitskräften und entsprechend die Zahl offener Stellen nochmals deutlich angestiegen. Das ist eine weitere Verfestigung des guten Trends: Berlin hat innerhalb der letzten 12 Monate bereits 30.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gewonnen, auch in den Vorjahren waren es oft schon zwischen 20.000 und 40.000. Mal sehen ob tatsächlich in absehbarer Zeit die Arbeitslosen-Quote in den einstelligen Bereich rutscht.


    http://www.stadtmorgen.de/wirt…krftenachfrage/40397.html

  • Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt hält an. Erstmals seit 20 Jahren gibt es weniger als 200.000 Arbeitslose (genau 198.993 bzw. -2.819) in Berlin und die Quote liegt nun bei 11% (-0,2%). Zugleich ist die Ver- und Überschuldung der Berliner leicht zurückgegangen. Allerdings bewegen sich alle diese Werte weiterhin in einem ungesunden Bereich, sodass auf eine weitere Erholung zu hoffen ist...


    Quelle: u.a. RBB-Videotext

  • Der Axel Springer Verlag kauft den Informationssender N24. Ob das Auswirkungen auf den geplanten Neubau des Springer Medien Komplex hat ? Bisher sitzt N24 am Potsdamer Platz Areal.


    N24 soll das Bild und Video Material innerhalb des Konzern liefern. Das Kartellamt muss noch zustimmen.

  • Vermischtes

    ^Das ist mE ein interessanter Schachzug des Springer-Konzerns. Nachdem man sich von Printmedien wie der traditionsreichen Berliner Morgenpost und einigen TV-Zeitschriften trennen wird, nun also andererseits dieser größere Zukauf. Der Umbau des Konzerns vom Zeitungs- zum modernen Medienkonzern geht also munter weiter.



    Eine recht ähnliche Dynamik und Aufbruchsstimmung ist aktuell auch für die Gesamtwirtschaft Berlins kennzeichnend. Weil das Thema recht umfangreich geworden ist und ständig neue Berichte erscheinen, habe ich das mal etwas unterteilt.


    Erfreuliche Dynamik, aber schwieriger Status Quo
    Im aktuellen Dynamikranking von Wirtschaftswoche und Immobilienscout24 liegt Berlin inzwischen auf Platz 8 von 71 Städten (nach Rang 9 von 50 Städten), beim erreichten Wohlstand jedoch trotz zuletzt rasantem relativen Wachstum noch weit abgeschlagen auf Rang 45 von 71 (zuvor 47 von 50). Trotz der erheblichen Erholung auf dem Arbeitsmarkt sind die absoluten Zahlen um 12% Arbeitslosigkeit noch extrem schlecht. Zudem sind die Einkommen weiter relativ niedrig und die Kriminalität höher als anderswo.


    Punkten kann Berlin hingegen neben dem boomenden Tourismus gerade auch beim dynamischen Immobilienmarkt (die extrem steigende Nachfrage und die damit verbundenen Bauanträge und steigenden Mieten werden hier rein positiv gewertet - was freilich nichts über die damit verbundenen sozialen Spannungen aussagt). Zudem verfüge Berlin über eine "einmalige Universitäts- und Forschungslandschaft" sowie "überdurchschnittlich viele Hochschulabsolventen". Weiterhin sei die starke Gründerszene ein Indiz für einen "wirtschaftlichen Aufholprozess". Das zeigt sich auch immer mehr auf dem Arbeitsmarkt, sodass Berlin dort weiter aufschließen und so auch im Wohlstandsranking etwas aufsteigen dürfte. Seit 2005 sind sowohl BIP als auch die Zahl der Arbeitsplätze immerhin schon je um 17% gestiegen, mehr als irgendwo sonst in einer deutschen Großstadt. Auch die Löhne zogen in dieser Zeit um 25% an. Viele Unternehmen haben Repräsentanzen an der Spree eröffnet, viele Verbände zogen gleich komplett nach Berlin. Ein erfreulicher Trend also, der sich scheinbar munter weiter fortsetzt.


    Eine goldene Zukunft mit einem Berlin als Geberland?
    Tatsächlich scheint in der nahen Zukunft vieles möglich, was lange nahezu unmöglich erschien: Kolats damals recht optimistische Vorgabe von unter 10% Arbeitslosen z.B. wird bei einem Anhalten des Trends von 30-40.000 Arbeitsplätzen pro Jahr schon recht bald kassiert werden. Zwar haben die Zensusergebnisse und die besseren sonstigen Zahlen die Einnahmen aus dem Länderfinanzausgleich erheblich reduziert. Zwar gibt es weiter hohe ungeplante Kosten durch den BER sowie viele absolut notwendige oder doch zumindest strategisch sehr wichtige Investitionen zu stemmen. Doch kann Berlin wohl bald erstmals seit langer Zeit Schulden in neun- bis zehnstelligem Umfang abbauen! Wowereit träumt laut daher davon, dass Bereich einmal reich wird und trotzdem sexy bleibt. Sogar eine Rolle als Geberland hält er dann nicht mehr für unmöglich...


    Harte Hausaufgaben!
    Bis Berlin das Klassenziel erreicht, bleiben jedoch erst einmal viele harte Hausaufgaben zu erfüllen. Wie schwer es gar wird weiter zu den Klassenbesten Bayern und BW aufzuschließen, zeigt dieser kleiner Vorfall: Jüngst sickerte durch, dass es zwischen Wowereit und Wirtschaftssenatorin Yzer geknallt haben soll, weil er ihr Strategiepapier für eine Renaissance der Berliner Industrie nicht ambitioniert und klar genug findet. Er will wohl u.a. mehr messbare Ziele und entsprechende Indikatoren drin stehen haben. Offiziell ist diese Auseinandersetzung nicht, aber dementiert wurde sie auch nicht. Das zeigt mE recht gut, wie anstrengend der Kurs bleibt selbst wenn Wowereit nach außen gerne so tut als würde die ganze Dynamik locker aus dem Ärmel geschüttelt. Immerhin gilt er inzwischen bei den Wirtschaftsbossen der Stadt als große Ikone, er verkaufe die Berliner Wirtschaft nach leichten Startschwierigkeiten inzwischen besser als irgendwer es sonst je getan habe und so wie es vermutlich kaum ein anderer je tun könne. Auf Auslandsreisen öffne er berliner Unternehmen regelmäßig alle Türen und bringe so immer wieder immens wichtige Verbindungen zu Stande. Aber er muss endlich auch das ebenso immens wichtige Projekt BER zu Ende bringen, die Konsolidierung des Haushalts vorantreiben ohne soziale Schieflagen eskalieren zu lassen und er muss zunächst weiter um unterstützende Einnahmen - egal ob aus Länderfinanzausgleich oder direkt vom Bund - kämpfen. Was diese Gelder angeht, hat Berlin laut Ökonomen inzwischen durch die politische, mitunter leicht populistische, Meinungsmache einen negativeres Image als eigentlich angemessen sei.


    Quellen:
    Wirtschaftsdynamik:
    http://www.berlin.de/imperia/m…6079489&file=quart313.pdf
    http://www.morgenpost.de/berli…-besonders-dynamisch.html
    http://www.welt.de/wirtschaft/…enhaus-zur-Boom-Town.html
    http://www.welt.de/newsticker/…staerker-als-im-Bund.html
    http://www.pnn.de/wirtschaft/809834/
    http://www.morgenpost.de/berli…BER-Aufsichtsratchef.html


    einige offene Hausaufgaben und Hürden:
    http://www.bild.de/regional/be…cht-ab-33799148.bild.html
    http://www.berliner-zeitung.de…en,10808230,25585136.html


    Länderfinanzausgleich:
    http://www.fr-online.de/wirtschaft/interview-mit-oekonom
    -thomas-lenk--berlin-ist-relativ-reich-,1472780,25564164.html
    http://www.kreisbote.de/news/p…nanzieren-zr-3266288.html

  • Neue Studie verheißt Berlin positive Wirtschaftsentwicklung

    Eine Studie von DIW und Berliner IHK prognostiziert, dass Berlin bis 2020 weiter aufholen und bis 2030 sogar Teile Deutschlands überholen könnte. Natürlich ist das ein recht langer Prognosezeitraum und es werden auch diverse Bedingungen bzw. Forderungen an die Politik formuliert. So solle Berlin vor allem auf die beiden Säulen Kultur und Wissenschaft/ Forschung setzen sowie die Abläufe in der Verwaltung effizienter gestalten, sodass sich neue Unternehmen willkommen fühlen.


    http://www.welt.de/regionales/…auf-der-Ueberholspur.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…haben-arbeit/9211164.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…nz-weit-vorn/9239020.html
    http://www.berliner-zeitung.de…n-,10808230,25660096.html

  • Kongresse legten im Vorjahr weiter zu

    Inzwischen ist das Kongressjahr 2012 ausgewertet. Gegenüber 2011 gab es einen erfreulichen Zuwachs von 8% (wobei glatte Jahre aber mW immer etwas besser laufen als ungerade Jahreszahlen). So gab es 172 "Kongresse internationaler Verbände" und insgesamt 123.900 Kongresse und Tagungen mit 10,5 Mio Tagungsgästen die für 6,6 Mio zusätzliche Übernachtungen sorgten. Das ist ein dicker Batzen des Berlin-Tourismus zumal Tagungsgäste im Schnitt 187 Euro pro Tag ausgeben und damit deutlich mehr als der durchschnittliche Besucher. Insgesamt wurden somit 2 Mia € in der Stadt gelassen und 250 Mio Steuereinnahmen generiert. Übrigens liegt Berlin als Stadt in diesem lukrativen Geschäft weltweit auf Platz 3 hinter Wien und Paris. In Deutschland hat nur der Raum München noch mehr Veranstaltungen als der Raum Berlin/ Potsdam.


    http://www.morgenpost.de/berli…er-Kongress-Standort.html

  • Berlin hat nun wieder deutlich über 200.000 offizielle Arbeitslose und die Quote ist wieder fast auf 12% (11,9% oder +0,7%) angewachsen. Das ist aber nicht ungewöhnlich für den Jahreswechsel. Andererseits ist es nämlich immer noch der beste Januarwert seit 1991 (0,5% besser als Januar 2013) und sogar noch ein kleiner saisonbedingter Rückgang um 2000 Arbeitslose. Auch deutschlandweit ist die Marke weit über die 3 Mio (+263k) Marke gesprungen und liegt nun bei 7,3% (+0,6%).


    http://www.rbb-online.de/wirts…n-brandenburg-januar.html


    Übrigens eröffnete vor zwei Wochen die europaweit erste chinesische Handelskammer in Berlin. Deutschland sei ein wichtiger Brückenkopf
    für chinesische Unternehmen.


    http://www.faz.net/agenturmeld…nach-peking-12755564.html
    http://www.pt-magazin.de/wirts…-und-der-drache-201416377
    http://german.cri.cn/3185/2014/01/17/1s210334.htm

  • Vermischtes zu Status Quo und Zukunftstendenzen

    1. Neuansiedlungen bringen Jobs und neues Wachstumspotential:
    -Die Post zieht nach Berlin! Naja, nicht die große gelbe Post aus Bonn ;) Die relativ kleine Wettbewerberin Francotyp-Postalia zieht im Oktober mit ihrer Zentrale und 200 Mitarbeitern aus Birkenwerder nach Berlin, Pankow und bezieht dort über 5000 m². Dort werden dann Verwaltung, Vertrieb, Produktforschung und -Entwicklung angesiedelt sein. Die Firma bietet wie die große Post einen eigenen e-Brief an und will künftig noch stärker auf Briefkommunikation setzen. Traditionell werden auch automatische Frankier- und Kouvertieranlagen für die klassischen Briefe produziert (die reine Produktion dieser Anlagen bleibt aber in Wittenberge und soll ebenfalls weiter wachsen). 2012 betrug der Umsatz bei insgesamt 1100 Mitarbeitern in 11 Ländern 166 Mio Euro und es gab 4 Mio Euro Überschuss. Gegründet wurde die Firma übrigens bereits 1923! Also ein kleines aber feines Unternehmen.
    http://www.morgenpost.de/wirts…ia-zieht-nach-Berlin.html
    http://www.aktiencheck.de/anal…14_Berlin_deutsch-5453231
    -Der 1997 gegründete und stark expandierende russische Suchdienstanbieter Yandex, nach eigenen Angaben hinter Google, Baidu und Yahoo weltweit die Nummer 4, bezieht in Berlin eine Niederlassung im Dom-Aquarée. Hier sollen fortan der Kartendienst yandex.maps (wohl älter als google.maps!) sowie Benutzeroberflächen entwickelt werden. Weitere Projekte sollen folgen. Zunächst wird es 30-40 Mitarbeiter in Berlin geben, später soll die Zahl auf bis zu 130 anwachsen. Anders als viele andere Internet-Unternehmen ist yandex schon seit über 10 Jahren profitabel und ist im Nasdaq notiert.
    http://www.gruenderszene.de/allgemein/yandex-berlin
    http://www.morgenpost.de/print…ex-kommt-nach-Berlin.html
    http://venturevillage.eu/yandex
    -Relativ klein aber doch exemplarisch für viele weitere Verbände und Lobbyisten ist der Umzug der Bundesgeschäftsstelle des Baumschulverbands "Bund deutscher Baumschulen" (BdB) von Pinneberg nach Berlin. Nach 70 Jahren am alten Standort wolle man nun stärker die Nähe zur Politik suchen, um effektiver arbeiten zu können. Betroffen von dem Umzug sind aber gerade mal 12 Mitarbeiter.
    http://www.abendblatt.de/regio…in-wegen-Lobbyarbeit.html


    2. Investitionen bestehender Unternehmen bedeuten Zuwachs an Innovationskraft:
    Dass Berlin München als forschungsstärkste Stadt Deutschlands abgelöst hat (für das relative Verhältnis pro Einwohner und die Regionen insgesamt sieht es natürlich etwas anders aus!), ist erst ein paar Jahre her. Inzwischen wirkt sich das immer stärker auf die Innovationskraft hiesiger Unternehmen aus. Berlin werde laut der Technologiestiftung Berlin allmählich zur "Hauptstadt für wissensintensive, technolgieoreintierte Branchen". Pro Jahr werden 3,6 Mia in Forschung und Entwicklung investiert, darunter 2,7 Mia allein in Spitzentechnologien und wissensbasierte Dienstleistungen. Nirgendwo gebe es zudem mehr Neugründungen im Hightech-Bereich als in Berlin. Die bestehenden Berliner Unternehmen seien inzwischen auch deutlich innovativer und produktiver als der Bundesschnitt. Neben den Neugründungen und -ansiedlungen ist diese Expansion im Bestand inzwischen zu einem starken Jobmotor geworden. Die Wirtschaftsförderer Berlin Partner erzielen mittlerweile unter den bestehenden Unternehmen mehr Erfolge bei Jobwachstum und -sicherung als durch Neuansiedlungen von außerhalb! Entsprechend soll der Fokus der Agentur sich allmählich verschieben. Auch Fachkräfte kämen immer leichter nach Berlin.
    http://www.morgenpost.de/berli…r-Wirtschaft-wachsen.html
    http://www.berlin-magazin.info…itsplaetze-in-berlin.html


    3. Prognosen rechnen mit nachhaltigem Wachstum Berlins:
    Projiziert man diese Tendenzen weiter in die Zukunft, könnte es in kommenden Jahren und Jahrzehnten recht rosig für die berliner Wirtschaft aussehen. Nachdem es nach der Wende statt Euphorie bald nur noch Enttäuschung gab, hole die Stadt seit 2005 kontinuierlich auf. Laut dem „Szenario 2030“ von IHK und Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird es in Berlin nach dem "realistischen Szenario" bis 2030 nochmals ca. 80% Wirtschaftswachstum geben. Damit könne man dann etwa ab 2020 auf dem Bundesdurchschnitt liegen und anschließend sogar darüber. Berlin werde sich als "überdurchschnittlich wachsende Metropole mit einer innovativen und international wettbewerbsfähigen Industrie- und Dienstleistungswirtschaft" fest etablieren. Das werde sich auch zunehmend auf die Außenwirkung der Stadt auswirken und ein nachhaltig anderes Bild von Berlin als Wirtschaftsmetropole vermitteln. Wichtige Faktoren für diese Entwicklung seien u.a. die "hervorragende Berliner Forschungslandschaft" sowie die "hohe Dichte an qualifizierten Fachkräften". Die stete Zuwanderungsdynamik gerade auch unter qualifizierten Kräften stärke diesen Effekt weiter. Weiterhin gebe es sehr viele "vielversprechenden Unternehmensgründungen" und auch der Hauptstadtbonus wirke sich inzwischen immer mehr aus. Auch gebe es weiterhin viele freie Flächen in Stadt und im Umland wie sie viele andere Städten nicht hätten und die weiteres Wachstum ermöglichen würden. Berlin müsse die besondere Lebensqualität erhalten welche es "als Zentrum urbanen Lebens" biete und zudem weiterhin Möglichkeiten und Anreize zur Einwanderung von dringend benötigten Fachkräften schaffen.
    http://dtj-online.de/berlin-20…chaft-spitzenniveau-19529

  • Kreativpotential bei Berliner Wirtschaftstudien

    Die bei Punkt 3 und in der Quelle genannten "bis dato gar nicht oder nur unzureichend analysierten Faktoren" für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins hat man ja noch nie in Berliner Wirtschaftstudien gelesen ;)


    Die genannten Faktoren Fachkräfte, Forschung, Zuzug, Fläche werden im zitierten Artikel auch wieder bei den Herausforderungen aufgeführt, also quasi ein Kreisschluss in der Argumentation.


    Aber auch weiterhin gilt: Falls sich die Wirtschaft positiv entwickelt, wird sie sich positiv entwickeln.

  • ^Welche Faktoren wurden "bis dato gar nicht oder nur unzureichend" analysiert? Könntest Du das genauer ausführen?


    In der Hoffnung, dass Du an einer ernst gemeinten Diskussion interessiert bist, will ich auf den von Dir unterstellten Kreisschluss etwas näher eingehen:
    -Dass es in Deutschland längst ein Gerangel um qualifizierte Fachkräfte gibt und künftig verstärkt geben wird, ist in Wirtschaftskreisen (schmerzlich) bekannt. Man kann nicht einfach die Arbeitslosen (nicht mal diejenigen die arbeitsfähig sind, einen Schulabschluss/ eine Ausbildung haben und sich aktiv bemühen) einer Stadt auf die dort vorhandenen freien Stellen umrechnen. Nicht immer passt es und nicht immer kann die Lücke also schnell genug durch entsprechende Aus- oder Weiterbildung gedeckt werden. Jedes Mal wo das aber nicht gelingt, geht in der Wertschöpfung Wachstumspotential verloren. Auch Politiker haben das erkannt und versuchen zu reagieren. Bundespräsident Gauck etwa hat gerade erst bei einem Besuch in Indien um qualifizierte Zuwanderer geworben. Dass Berlin innerhalb Deutschlands sowohl bei dem bestehenden Pool an Fachkräften als auch beim Werben um neue Kräfte momentan eine relativ gute Position hat, ist auch unumstritten. Da muss man nur die Links zu Abschnitt 2 oder den Artikel zu der Yandex-Ansiedlung lesen (und da wiederum den Abschnitt über die Beweggründe bei der Standortentscheidung). Es gibt dutzende weitere solcher Artikel, viele von ihnen haben ich und andere in diesem Thread verlinkt (ich empfehle u.a. noch den zur Standortentscheidung des eon-Recruiting Zentrums). Andererseits kann sich aber auch eine Stadt wie Berlin oder aber München nicht auf Erreichtem ausruhen. Die demographische Entwicklung ist bekannt. Andere Regionen in und außerhalb Deutschlands werden auch versuchen attraktive Bedingungen für qualifizierte Zuwanderer zu schaffen. Also ist es auch kein argumentativer Kreisschluss sondern einfach nur realistisch, wenn man diese Problematik auch weiterhin als wichtige Priorität ansieht. Auch die Bedingungen für Familien und das Bildungssystem sollten mE nicht vergessen werden, weil gerade bei letzterem mE momentan einfach noch viel zu viel Potential verschenkt wird.
    -Dass Berlin in der Forschung in einigen Bereichen in der Spitze liegt ist ebenfalls unumstritten. Diverse Hochschulen und Forschungsinstitute u.a. von Fraunhofer oder Planck-Gesellschaft sowie Forschungs- und Technologieparks wie Adlershof und Buch sind weltweit anerkannt. Die angesprochene Herausforderung, den Anteil der privaten Investitionen an der Forschung noch deutlich auszubauen, besteht aber natürlich trotzdem weiter. Ich sehe das aber nicht als Widerspruch zu dem was schon geschafft wurde, sondern als wünschenswerte Ergänzung um künftig noch mehr bewegen zu können. Wie sich gezeigt hat (und wiederum in einem der Artikel angesprochen wird), investieren die berliner Unternehmen inzwischen immer mehr aus eigener Kraft. Aber Berlin hat eben noch nicht so viele Großkonzerne die hier entwickeln und produzieren. Je stärker die vielen mittelständischen Unternehmen aber werden, desto mehr können und werden sie diesbezüglich auch leisten. Das ist doch nur logisch. Es muss, gerade bei den hier angesprochenen forschungsintensiven Wirtschaftszweigen, immer erst eine kritische Masse erreicht werden, bevor richtig viel Geld in die Hand genommen werden kann.
    -Was das Potential an Fläche angeht, sehe ich ebenfalls keinen argumentativen Widerspruch: Noch hat Berlin hier eine sehr komfortable Situation im Vergleich mit etablierteren Wirtschaftsregionen. Ein Start-Up kann hier mit 1 Mio Euro fast doppelt so lange überleben als in München und sechs mal so lange wie in London. Entsprechendes Personal kann dabei in jeder dieser Städte gefunden werden bzw. es lässt sich gut dorthin locken. Daher ist es völlig nachvollziehbar, dass sich so eine Firma eher hier ansiedeln wird als dort. Also gibt es hier entsprechendes Wachstum. Aber wie u.a. die letzte McKinsey-Studie anmahnt, geht das nicht ohne Weiteres ewig so weiter: Die Preise werden natürlich in Folge der steigenden Nachfrage mit ansteigen, wenn nicht auch das Angebot auch gleichzeitig entsprechend stark ansteigt (das Wechselspiel von Bedarf und Nachfrage und die Auswirkungen auf die Preise muss ich ja hoffentlich nicht erst erläutern). Berlin hat inzwischen aber bereits einen vergleichsweise geringen Leerstand bei Gewerbe- und Büroimmobilien erreicht (das sah lange anders aus). Sollen sich also auch weiterhin (und gerade auch größere) Unternehmen ansiedeln und bestehende expandieren, so braucht es naturgemäß auch die entsprechenden Flächen. Es muss schnell genug ausreichend viel gebaut werden und geeignetes Bauland gerade für größere Bauprojekte wird irgendwann auch hier rar werden. Dann wird das zum begrenzenden Faktor und das Wachstum wird entsprechend auch nicht mehr so stark sein wie jetzt. Eine völlig logische und nachvollziehbare Entwicklung, die sich auch nicht völlig wird verhindern lassen.

  • Hallo jan85,
    mein Kommentar war auf den Neuigkeitswert und Aussagegehalt der Studie bezogen wie sie in dem verlinkten Artikel zusammengefasst wird, und keine inhaltliche Kritik an den Standortfaktoren selbst. Einige Wirtschaftsinstitute scheinen einem jedes Jahr die fast wortgleiche Investorenbroschüre als immer neue Erkenntnis und Entwicklung zu verkaufen.


    Aber nun inhaltlich zu Ihren Punkten:
    (1) Fachkräfte: Berlin hat ausreichend Studenten, jedoch kommt es auch auf die von der Wirtschaft benötigten Fachrichtungen an, und auch dass Absolventen nach dem Studium nicht abwandern. (2) Forschung: Berlin hat eine für eine Hauptstadt mit 3.5 Millionen Einwohnern erwartbare Anzahl an Forschungsinstitutionen, wobei dies strukturell jedoch vorwiegend durch Bund und Länder geförderte Institutionen sind. (3) Niederlassung von Grossunternehmen: Ich freue mich wenn sich globale Firmen in Berlin niederlassen, bei Vertretungen mit 40 oder 130 Mitarbeitern hat das jedoch eher Symbolwert als wirtschaftliche Relevanz. (4) Zur Fläche glaube ich, dass eine Migration von Unternehmen vom Berliner Umland ins Zentrum zu beobachten ist. Freie Flächen im Umland halte ich allgemein aber für ein schwaches Standortargument. Ausreichend Gewerbeflächen auf dem Markt gibt es selbst in Städten mit Wohnungsnot wie München. Branchenspezifische Infrastruktur ist hier für Unternehmen eher das entscheidende Argument, und die ist in der Berliner Peripherie nur punktuell (z.B. Adlershof, Postdam) vorhanden. Günstige innerstädtische Gewerbeflächen sind sicherlich vorteilhaft für junge Startups. Das war jedoch auch schon vor 15 Jahren so und anders als prophezeit - damals ebenso schon wie heute - ist daraus in Berlin immer noch kein Silicon Valley erwachsen.