Wiederaufbau Berliner Stadtschloss

  • Genau an diesem Platz können die Brüche in unserer Gesellschaft und unserer Geschichte architektonisch sichtbar gemacht werden. Das wäre dann optisch vielleicht weniger schön, aber ehrlich und authentisch.


    Gibt es davon nicht schon genug Plätze in Berlin?

  • Nein, es gibt kaum noch authentische und zentrale Plätze in Berlin, an denen die Brüche wirklich sichtbar gemacht werden. Dafür hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schon gesorgt und die Geschichte wo immer es geht "weggekärchert". Die wenigen Orte verdanken wir dann auch meistens dem Engagement des Bundes.

  • Das ist die Frage, die mir auch durch den Kopf geht.
    Im Prinzipt bestimmt, aber sicher nicht so deutlich, für den einen schon zuviel, für den anderen immer noch zu wenig.
    Andersherum muss man natürlich auch fragen: Gibt es nicht schon genug wiederaufgebaute preußische Prachtbauten? Für den bestimmt schon zuviel, für den anderen immer noch zu wenig. Mir persönlich reicht ja der Gendarmenmarkt als Ensemble und ehrlich gesagt gibt es ja auch schon genug Städte, wo es von barocken und klassizistischen Prunkbauten nur so überquillt, das muss man ja in Berlin nicht krampfhaft ebenfalls erreichen - und wir haben noch Potsdam nebendran, die Qualität von Sanssouci wird Berlin eh nie erreichen.

  • Überquellen tut Berlin sicher nicht von klassizistischen Gebäuden. In Berlin wurden flächendeckend schöne klassizistische Schlösser und Gebäude Zeit abgerissen. Und bis auf die Kommandatur, gibt es eigentlich keine wesentlichen wiederaufgebauten Gebäude aus dieser Zeit.

  • Von barocken Bauten habe ich auch nicht gesprochen (abgesehen von Potsdam). Die Kommandatur ist übrigens klassizistisch und nicht so wie die Alte Kommandatur, eher so wie die 1874 erneuerte Kommandatur (mir stellt sich auch die Frage, wie du "aus dieser Zeit" definierst) wiederaufgebaut worden. Man könnte eher das Zeughaus (nur teilweise barock) und die Kommode (alte Bibliothek) nennen.

  • Eigentlich wurde aber ja auch, wie ich auch schonmal woanders erwähnt habe, fast ganz Unter den Linden wieder aufgebaut... und der Gendarmenmarkt auch.

  • Das ist es ja eben: Barock, Klassizismus egal (ist ja beides alt), geschichtlicher Hintergrund egal, Palast der Republik hässlicher Schandfleck, Schlossfassade schön, fertig. - Muss gebaut werden. Der Rest sind meines Erachtens leere Hülsen: Lebendige Historische Mitte, Zentraler Mittelpunkt Berlins: Was bitteschön soll das sein? Kann man nur mit einer Schlossfassade eine lebendige Mitte haben? Braucht Berlin einen architektonischen Mittelpunkt? Auch egal: Neu = hässlich und abzulehnen, alt = schön und wiederaufzubauen. Und wenn die (knappe) Mehrheit der Berliner in Umfragen dagegen ist, wissen die Berliner entweder nicht was gut für sie ist oder die Umfrage ist falsch. Und abgesehen davon ist das alles ja ohendies eine Frage des Patriotismus...

  • Ich staune immer wieder, mit welchen rhetorischen Verwindungen versucht wird, den Leuten einzureden, die Beibehaltung grauenhaft verwüsteter Stadtbrachen sei moralisch, während der Wunsch, frühere städtebauliche Schönheit zurückzugewinnen, unmoralisch sei. In Konsequenz führt das zu einer absurden Verdrehung der Wirklichkeit: Das Häßliche ist gut, das Schöne schlecht.

  • Zitat von Manuel

    Der Rest sind meines Erachtens leere Hülsen: Lebendige Historische Mitte, Zentraler Mittelpunkt Berlins: Was bitteschön soll das sein?


    Was "lebendige historische Mitte" bedeutet, kann man zur Zeit in Dresden am eigenen Leib erleben, indem man die Zahl das Passanten mit der vor dem Wiederaufbau vergleicht. Man sollte jetzt auch auf dem Schloßplatz solche Zählungen vornehmen um die Zahl dann mit dem Zustand nach dem Wiederaufbau vergleichen zu können.

  • Zitat von Ernst

    grauenhaft verwüsteter Stadtbrachen


    :drug:


    In Konsequenz führt das zu einer absurden Verdrehung der Wirklichkeit: Das Häßliche ist gut, das Schöne schlecht.


    immer diese Schwarzweißmalerei :nono:


    Was "lebendige historische Mitte" bedeutet, kann man zur Zeit in Dresden am eigenen Leib erleben, indem man die Zahl das Passanten mit der vor dem Wiederaufbau vergleicht. Man sollte jetzt auch auf dem Schloßplatz solche Zählungen vornehmen um die Zahl dann mit dem Zustand nach dem Wiederaufbau vergleichen zu können.


    Wie schon so oft: Dresden ≠ Berlin

  • Zitat von b-a-t-o

    Wie schon so oft: Dresden ≠ Berlin


    Ich wüsste nicht, warum sich das nicht vergleichen ließe.


    Bis auf ein paar Unterschiede, ist es vom Prinzip das Gleiche.

  • Zur Erinnerung an das, worüber wir reden: So sieht es dort - an einem schönen Sommertag - heute aus:


    http://www.berlin-tourist-info…eiten/schlossplatz_01.jpg


    Das ist das historische Stadtzentrum der Drei-Millionen-Stadt Berlin. Die Zahl der Passanten, die man auf dem Bild sieht, ist für einen durchschnittlichen Wochentag normal.


    Was, wenn nicht das, ist eine grauenhaft verwüstete Stadtbrache?


    Worum wetten wir, daß sich die Zahl der täglich an diesem Ort vorbeikommenden Passanten mindestens verzwanzigfacht, sobald das Schloß wieder steht?

  • Nein Ernst, hier wird nichts verdreht! Das ist meine Meinung zum Thema. Du hast Deine und ich habe meine. Dese Vorwürfe "rhetorischen Verwindungen", "frühere städtebauliche Schönheit zurückzugewinnen, unmoralisch" Das sind Verdrehungen Deinerseits, den weder habe ich hier von Moral gesprochen, noch habe ich mich in rhetorischer Verdrehung ergangen. Wenn Du auch nur einen klein wenig von der preußischen Vergangenheit verinnerlicht hättest, die Du hier wiederaufbauen willst, würdest Du einfach akzeptieren können, dass sich hier jeder sein eigenes Bild und seine eigene Meinung zum Thema bildet. Und ein Forum ist allgemein zum äußern der eigenen Meinung da.


    Passanten vor und nach dem Wiederaufbau zu vergleich ist schlicht nicht möglich. Da war ein Parkplatz und nun ist da eine Wüste. Keiner will diese Wüste behalten und keiner will dort wieder einen Parkplatz haben. Ergo müsstest Du die Zahl Passanten mit Schloss mit der Zahl Passanten mit was anderem als Schloss vergleichen.


    Im Prinzip ist also das, was Du da jetzt mit dem vorher/nachher machst eine Verdrehung!

  • Zitat von Ernst

    Zur Erinnerung an das, worüber wir reden: So sieht es dort - an einem schönen Sommertag - heute aus:


    http://www.berlin-tourist-info…eiten/schlossplatz_01.jpg


    Wie schon so oft, mit weit geringerem Aufwand und weit weniger Kosten ließe sich auch dieser "hässliche Schandfleck" verschönern.


    Was, wenn nicht das, ist eine grauenhaft verwüstete Stadtbrache?


    Areal um die zukünftige Anschutzarena, Areal gegenüber vom Anschutzareal, Ostkreuz, Mitte - Areal vor der Bundesdruckerei und viele andere in dieser Gegend usw. usf.


    Worum wetten wir, daß sich die Zahl der täglich an diesem Ort vorbeikommenden Passanten mindestens verzwanzigfacht, sobald das Schloß wieder steht?


    Ja mach nen Einsatz!


    Zitat von nitsche86

    Ich wüsste nicht, warum sich das nicht vergleichen ließe.


    Bis auf ein paar Unterschiede, ist es vom Prinzip das Gleiche.


    Siehe mehrere Seiten zuvor

  • nur ein paar einwürfe, weil sich die diskussion ja im kreis dreht:


    - von DEM historischen stadtzentrum berlins zu sprechen ist falsch und recht willkürlich.


    - zu den passantenzahlen: lustigerweise sind die ja an einem der hässlichsten plätze berlins, dem alex, am höchsten. nicht falsch verstehen: damit will ich in erster linie sagen, dass passantenzahlen wenig aussagen. und ernst: die "brache" will keiner oder zumindest kaum einer von den "schlossgegnern" beibehalten. ich glaube, jeder von uns ist sich bewusst, dass es so nicht bleiben kann.