Flughafen München

  • Offenbar will man einem langwierigen Streit vorbeugen und lässt bereits im Frühjahr die Münchner Bürger abstimmen:


    Startbahn-Entscheid kommt!


    Ich dachte, dass man sich von der Überflussgesellschaft und den mehr als sinnlosen Spaß- und Inlandsflügen langsam aber sicher verabschieden wollte und somit bei gesundem Menschenverstand nur gegen so ein Projekt stimmen kann.
    Aber ich lasse mich überraschen, wie gut die Marketingmanager der vom Flughafen profitierenden Wirtschaft es schaffen werden, ihre eigenen Interessen als "Volksinteresse" zu verkaufen.


  • Ich dachte, dass man sich von der Überflussgesellschaft und den mehr als sinnlosen Spaß- und Inlandsflügen langsam aber sicher verabschieden wollte


    wie denn, wenn die alternativen nicht besser als reichsbahn-niveau sind??
    ich flieg jetzt über weihnachten auch wieder von berlin nach münchen zu meinen eltern. 6h mit dem ICE durch die gegend zu zuckeln tu ich mir nicht an und wirklich günstiger ist es auch nicht.
    gut, bleibt noch bus-reise aber da wird man bei dem weihnachtsreise-verkehr noch länger als mit dem ICE unterwegs sein...

  • wie denn, wenn die alternativen nicht besser als reichsbahn-niveau sind??[...]


    Ich geb dir recht, aber sind weitere Startbahnen in München und Frankfurt die richtige und vernünftige Antwort auf dieses Problem?

  • Ich geb dir recht, aber sind weitere Startbahnen in München und Frankfurt die richtige und vernünftige Antwort auf dieses Problem?


    ach...ist etwa die richtige und vernünftige antwort noch mehr schienenlärm zu erzeugen? ;)
    http://www.schienenlaerm.de/Aktuell2011.htm
    tja bleibt wohl nur noch das fahrrad (aber bitte ohne klingel - das könnte ja stören!)


    den deutschen ging es noch nie so gut wie heute. man merkts und dies scheint vielen nicht sonderlich gut zu tun, wenn ich mir dieses fast allgegenwärtige, weinerliche und verweichlichte herumgejammere ansehe. :nono:
    es mag vllt. etwas zynisch klingen, aber ich hab immer mehr den eindruck die deutschen bekennen sich nur dann zum fortschritt wenn ihr land in schutt und asche gelegt wurde (siehe nachkriegsjahre).



    achja hier noch was für unseren luftverkehrs-gegner zum lesen:
    die große mehrheit der deutschen fühlt sich vom fluglärm nicht gestört



    und das kannst du dir auch noch zu gemüte führen:
    der herrliche sound des reisens

  • Das ist ja wohl ein Scherz? Klar, wenn ich keinen Lärm höre (oder dieser gering ist), dann stört's mich auch nicht. Diese Statistik ist sehr schön "zurechtgebogen".


    Das Beste finde ich diesen Satz hier:
    [...] "nur" acht Prozent der Befragten von Fluglärm stark gestört.


    Klar ich fühl mich dadurch natürlich auch nicht stark(!) gestört, aber doch genug um unser Geld woanders besser angelegt zu sehen als in so einer wahnwitzigen Idee wie der dritten Startbahn für München.
    Und mit der Meinung gehöre ich sicher nicht "nur" zu acht Prozent der Bevölkerung.
    Aber wundert es, dass diese billige Propaganda auf einem Branchenportal der Flugzeugindustrie zu finden ist?


    Die Umfrage vom Umweltbundesamt zeigt ein völlig anderes Bild:
    klick


    Dort fühlen sich knapp die Hälfte der Befragten von Fluglärm belästigt und über 80% von Lärm im Allgemeinen.


    -Edit-
    Sehr schön zu dem Thema passen auch die massiven Proteste der Frankfurter Bevölkerung gegen den Lärmterror ihrer neuen Startbahn:
    Laute Nacht, zornige Nacht

    Einmal editiert, zuletzt von hiTCH-HiKER ()

  • ein paar Dumme glauben auch noch, wir würden sonst wirtschaftlich abgehängt :lach:


    :nono:


    Absurd ist eher den mangelnden Wohnungsbau mit weniger wirtschaftlicher Infrastruktur zu beantworten. Diese Logik erschliesst sich mir nicht ganz..


    Keiner hat Angst wirtschaftlich abgehängt zu werden, aber auch wer nicht den nächsten Schritt macht fördert negativ Wachstum oder Stillstand. Als Münchner sollte man aber doch eigentlich daran interessiert sein soviel wie möglich an München zu binden und nicht zuzuschauen wie andere Regionen uns vor der Nase wegschnappen was unser sein könnte.


    Ich nehme mal an, dass wir uns alle einig sind, dass die geringe Arbeitslosenquote in Freising auch dank des Flughafens so niedrig ist und dass München im Allgemeinen vom Flughafen sehr profitiert hat. Damit das in Zukunft auch so bleibt sollte man an die Weiterentwicklung denken, und zwar in vorausschauender Art und Weise.

  • Nein, die Arbeitslosigkeit war schon vor dem Flughafenbau so niedrig im Raum Freising, dadurch wurde lediglich die Ausdünnung anderer Regionen Bayerns gefördert und eine massive Zunahme des Pendelverkehrs, mit der Notwendigkeit die A9 auf unsere Kosten teuer auszubauen.


    Außerdem widerspreche ich dir in keinster Weise, dass es wünschenswert ist in München erfolgreiche und nachhaltig wirtschaftende Firmen dauerhaft zu binden.
    Die Zukunft sehe ich aber weder in Speditionen noch in einer dritten Startbahn.
    Die Stadt sollte sich eher darauf konzentrieren Hochtechnologie nach München zu holen und ihre Verkehrsinfrastruktur menschenfreundlich zu gestalten.
    Durch die aktuellen Preise für Immobilien und die hohe Grundsteuer für Wohneigentum wird es mMn nicht erleichtert qualifiziertes Personal für die Region zu begeistern. Leider ziehen auch immer mehr Technologie-Firmen aus der Stadt raus.


    Und durch noch mehr Lärm und noch mehr Schmutz und noch größerem Druck eine Wohnung zu finden, wird man sicher niemanden überzeugen können in München seine neue Heimat zu sehen.
    Die Aufrüstung in Sachen Lärm, Streß, Abgase und Asphaltierung ist eine Sackgasse, die ganz sicher nicht dafür ausschlaggebend sein wird ob sich München wirtschaftlich abhängen lässt oder nicht.
    Zumal bereits gründlich bestätigt wurde, dass die Stadt München (als Miteigentümerin des Flughafens) das Geld für andere Infrastrukturprojekte viel nötiger hat.

  • Fakt ist, dass etwa 30 000 Leute vom FJS leben. Ohne weiteren Ausbau werden Airlines ihre Prioritäten auf andere Flughäfen legen, wie etwa den geplanten Berliner Flughafen oder den Frankfurter.
    Andererseits könnte man aber durch weiteren Ausbau die Zahl der Beschäftigten weiter anheben.


    Um Lärm und Stress zu vermeiden wurde der Flughafen ja extra ins Erdinger Moos verlegt, noch weiter weg von München geht nun mal nicht.
    Und die Basis für eine starke wirtschaftliche Region ist eben ua eine gute Infrastruktur, das schliesst natürlich auch Straßen und Schienen mit ein.


    Momentan ist Münchens Problem eher der mangelnde Wohnungsbau, der sich langsam aber sicher zum Standortnachteil ausweitet, doch ich habe doch immer noch Hoffnung, dass sich das in den nächsten Jahren doch bessern wird.
    Daher kann "weniger Ausbau weil kein Wohnraum" doch nicht die richtige Strategie sein.

  • PM des Flughafen vom 17.01.12


    Münchner Passagieraufkommen steigt um über drei Millionen auf neues Rekordniveau


    Rund 38 Millionen Fluggäste nutzten im vergangenen Jahr Bayerns internationales Luftverkehrsdrehkreuz, über drei Millionen mehr als im Vorjahr. Mit diesem Passagierzuwachs von neun Prozent ist München der am stärksten wachsende Flughafenstandort in Deutschland. Seit Eröffnung des Airports im Jahre 1992 hat sich das Fluggastaufkommen in München mehr als verdreifacht.


    Auch bei der Anzahl der Starts und Landungen verbuchte der Münchner Airport einen deutlichen Anstieg. Das Bewegungsaufkommen stieg um 20.000 bzw. fünf Prozent auf 410.000 und liegt damit nur noch fünf Prozent unter den Rekordergebnissen von 2007 und 2008. „Ohne die immer stärker zutage tretenden Engpässe in unserem Start- und Landebahnsystem wäre der Anstieg noch stärker ausgefallen“, erklärte dazu Dr. Michael Kerkloh, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH. Kerkloh weiter: „In den Hauptverkehrszeiten gibt es keine freien Slots für Starts und Landungen mehr, so dass viele nachgefragte Verbindungen nicht realisiert werden können.“


    Vollständige PM: http://www.munich-airport.de/d…pm/2012/q1/pm02/index.jsp

  • Am 17. Juni wird über das zweifelhafte Projekt abgestimmt:
    Stadtrat billigt Ratsbegehren


    Lustig finde ich die Formulierung der Flughafen-Lobby, dass sich die Stadt München nicht an den Kosten beteiligt.
    Die FMG gehört zu 23% der Stadt München und ist somit natürlich auch am finanziellen Risiko und den Kosten maßgeblich beteiligt, obwohl momentan für sowas nun wirklich kein Geld da ist. Ich frage mich bis heute wozu dieser "Overfly" gebaut wurde, denn außer dass man sich jetzt eine scharfe Rechtskurve auf die A9 einspart war dort nie nennenswert Verkehr unterwegs. Die Millionen wären woanders in der Verkehrsinfrastruktur viel wichtiger gewesen.
    Scheinbar glaubt man dem einfachen Bürger glaubhaft machen zu können, dass dieses Startbahn-Projekt, inklusive der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen, per Teleporter von einem anderen Planeten hier her gebeamt wird und die Region München danach wirtschaftlich als Hightech-Standort der Zukunft gesichert ist. So kommt es mir manchmal vor, wenn ich die Argumente der Befürworter lese.


    Die Wahrheit ist, dass die FMG gerade mal im zweistelligen Millionenbereich Gewinne einfährt, im Grunde also wirtschaftlich keine besondere Rolle spielt im Vergleich etwa zu den Stadtwerken München.
    Von daher frage ich mich ernsthaft durch was unsere Stadt genau von unnötigen Ausbauten am ohnehin schon im Vergleich zu gleich kleinen Städten sehr modernen Flughafen profitieren soll? Durch zusätzliche Arbeitsplätze im Speditionsbereich, in einer Region wo schon davor quasi Vollbeschäftigung herrschte? Durch mehr Mangos aus Indien? Durch mehr Consultants aus London?
    Vielleicht hat mal jemand konkrete Fakten parat, ohne die übliche Propaganda des Flughafen-Fanblocks.

  • Weil mich das Thema nicht losgelassen hat, habe ich mal recherchiert wieviele Schulden der Flughafen München tatsächlich noch hat.
    Es sind 2,23 Milliarden Euro (Stand 2011) und die neue Startbahn soll eine weitere Milliarde kosten :nono:


    Und... von Januar bis August 2006 sind im Erdinger Moos noch 35 606 Flugzeuge gelandet oder gestartet, von Januar bis August 2011 gerade einmal 34 307 Flugbewegungen. Die Luftfracht ist ebenfalls um 5,5% zurückgegangen.
    Man pickt sich also die Zahlen aus der Statistik heraus, die positiv klingen, wie etwa die Zunahme an Passagieren.


    Im September 2011 gab es sogar eine Gewinnwarnung der Lufthansa, da frage ich mich schon wer finanziell und politisch davon profitiert die Realität auszublenden.

  • Hast du bei deiner Recherche auch Zahlen gefunden, welche Rückzahlungen der Flughafen für seine Schulden in den letzten Jahren geleistet hat? Wie hoch waren die Schulden am Anfang?
    Ich dachte, dass da schon mal 3 stellige Millionenbeträge zB an die Stadt München überwiesen wurden.
    Im übrigen sollte es in Dtld einmalig sein, dass eine Infrastruktureinrichtung sich komplett selbst finanziert inklusive komplettem Bau, bzw seine Baukosten komplett zurückzuzahlen hat. Mir wäre auch kein anderer Flughafen bekannt, wo so etwas verlangt wird.


    Warum vergleichst du Januar bis August? Für 2011 liegen schon längst Jahreszahlen vor. Da scheinst du dir aber auch ziemlich die Zahlen herauszupicken, die dir am besten liegen.


  • Warum vergleichst du Januar bis August? Für 2011 liegen schon längst Jahreszahlen vor. Da scheinst du dir aber auch ziemlich die Zahlen herauszupicken, die dir am besten liegen.


    Die Zahlen waren halt aus einem SZ-Artikel von September 2011, mehr Verschwörungstheorie steckt nicht dahinter.


    Und ich zweifle ja gar nicht den Sinn des Flughafens an, auf den München wohl nicht verzichten kann. Aber warum in Zeiten wo die Lufthansa Gewinnwarnungen ausgibt ein Ausbau in Milliardenhöhe gegen den Willen der betroffenen Anwohner erfolgen soll, das ist mir wirklich ein Rätsel.

  • Aber warum in Zeiten wo die Lufthansa Gewinnwarnungen ausgibt ein Ausbau in Milliardenhöhe gegen den Willen der betroffenen Anwohner erfolgen soll, das ist mir wirklich ein Rätsel.


    Am 26.7.2005 wurde beschlossen, dass für eine 3. Landebahn ein Raumordnungsverfahren eingeleitet wird. Wegen Zeit für Gerichtsverfahren und Bauphasen wird selbst bei optimistischer Planung wahrscheinlich nicht vor 2015 mit einer Einweihung der Bahn gerechnet werden. Ingesamt haben wir also locker 10 Jahre Genehmigungs/Planungs/Bauphase. All dieses sehr langfristig angelegte Vorgehen soll einfach mal so über den Haufen geworfen werden, nur weil die Lufthansa eine Gewinnwarnung herausbringt (=also wahrscheinlich nicht so viel Gewinn macht, wie früher einmal angekündigt), da derzeit eine wirtschaftliche Krise aufkommt? Das macht nun wirklich keinen Sinn.

  • Wenn in den letzten 6-7 Jahren tatsächlich so viel Aufwand in die Genehmigungs- und Planungsphase gesteckt wurde, dann frage ich mich wieso man ausgerechnet jetzt auf die glorreiche Idee kommt mal die Bürger zu befragen.
    Naja die nächsten 2 Jahre wird eh nicht viel gebaut werden und 2014 wird man dann sehen ob der vom Flughafenchef prognostizierte Passagierzuwachs von 4% pro Jahr (auf 50 Mio in 2020) eine Luftnummer war oder nicht.


    Übrigens sind am Flughafen London Heathrow mit zwei voneinander nicht unabhängig betreibbaren Startbahnen im Jahr 2008 67,1 Mio. Passagiere abgefertigt und 478.569 Flugbewegungen durchgeführt worden, Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht wohlgemerkt!


  • Übrigens sind am Flughafen London Heathrow mit zwei voneinander nicht unabhängig betreibbaren Startbahnen im Jahr 2008 67,1 Mio. Passagiere abgefertigt und 478.569 Flugbewegungen durchgeführt worden, Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht wohlgemerkt!


    ?? Bei den Flugbewegungen ist der Flughafen Heathrow seit sicherlich 15 Jahren total am Anschlag und fährt während seiner Öffnungszeiten einen Dauerpeak. Und ein Slot bei Heathrow ist soviel wert, dass hier viele Slots nur homogen mit Großraumjets wie 747 oder A380 bedient werden. Bei einem Flughafen, der eine Weltmetropole bedient, geht das. Alles andere wird auf einen der anderen Flughäfen der Stadt verschoben.


    MUC muss den ganzen Verkehr der Stadt bedienen und kann keine Rosinenpickerei betreiben wie Heathrow. Also auch kleines Klump, wo ein Flieger zB von MUC nach Ancona fliegt. Kennst du dich damit aus, wie man beim Anflug oder Abflug staffeln muss, wenn große und kleine Flieger gemischt fliegen? Die Bewegungszahlen von Heathrow sind für MUC nicht realistisch erreichbar.
    Ich lasse mich davon überzeugen, dass eine neue Landebahn gebraucht wird, wenn die deutsche Flugsicherheit inzwischen bei vielen Zeiträumen für MUC keine neuen Slots mehr zusätzlich koordinieren will.


    Und siehe oben, bei Verfahrenszeiten von 10 Jahren für eine neue Landebahn muss man langfristig planen. Da kann man nicht von einem Jahr aufs nächste sagen, oh, nun wäre eine neue Bahn aber nötig. Und wenn man den Kopf in den Sand steckt und bis zum Status "Es geht rein gar nichts mehr" wartet, kann es dann sein, dass man diesen Status 10 Jahre hat, bis die neue Bahn da ist.

  • Ich lasse mich gerne davon überzeugen, dass eine dritte Startbahn für den Flughafenbetrieb mehr oder weniger große Vorteile hat.
    Eine solche war natürlich auch für London geplant und müsste rein betriebswirtschaftlich gesehen vermutlich sogar Sinn machen, wurde dann aber nicht gebaut. Angeblich wird das neue Terminal dort die Kapazität sogar noch erhöhen.
    Aber wenn die Menschen dagegen sind, dann muss man mit Gegebenheiten leben, die nicht das Optimum des technisch Machbaren darstellen. Am Flughafen München herrschen über die Anzahl der Startbahnen hinaus sowieso vergleichsweise ideale Bedingungen.
    Insofern ist der Volksentscheid wohl die vernünftigste Option, an den sich die Politiker dann hoffentlich auch gebunden fühlen.
    Die Verhinderung der dritten Startbahn gehört sicher nicht zu meinen Steckenpferden, jedoch fällt mir an diesem Projekt auf, dass die Gegner zum Teil sachlicher argumentieren als einige der Befürworter aus Politik und Wirtschaft mit ihrer Statistikhudelei.
    Und nicht immer ist das technisch Machbare aus gesamtgesellschaftlicher Sicht wünschenswert.