Hauptbahnhof und nähere Umgebung

  • Die Fenster an der Südseite des Bürotraktes sind zwar sehr schmal aber durch die Ziegelfassade mit den grauen Umrandungen deutlich besser gelungen als der sonstige Karlsruhe Einheitsbrei. Die winzigen Fenster an der Westfassade sind insbesondere im Gegensatz zum Wettbewerb aber auch zum Bild eine Katastrophe, da kann man nur hoffen, dass die Fassadenverkleidung wenigstens noch ein bißchen rettet.

  • Jap, die Änderung mit dieser blanken Fassadenfläche und den quadratischen Fenstern erinnert mich leider sehr stark an den Brutalismus vergangener Jahrzehnte. Ich wusste ja, dass die Karlsruher Stadtplanung gerne mal eins auf rückständig macht, aber so sehr, schockiert mich dann doch.

    So sehr ich weitere Hochhäuser begrüße, so entwickelt sich dieser Entwurf immer weiter zum schlechteren.

  • Man möchte hier offensichtlich mit aller Gewalt an dem Hochhausstiel der 60er - und 70er-Jahre anknüpfen, der bei der karlsruher Bevölkerung eine regelrechte Hochhausphobie ausgelöst hat. Der ohnehin schon miserable Entwurf wurde mit dem Update nochmals deutlich entwertet. Dass man daran festhält ist für mich absolut unverständlich.

  • Der Entwurf sieht einem sanierten Plattenbau tatsächlich sehr ähnlich. Mag sein, dass Ausführung, Materialität, Innenraum und Klimakonzept überzeugend sind, aber was nutzt das, wenn die Optik fürchterlich ist und jegliche Ästhetik auf der Strecke bleibt?

    Dabei ist das nicht der erste Hochhausentwurf dieses Architekturbüros, der mir äußerlich eher negativ auffällt. In München hatten sie vor zwei Jahren ebenfalls ein sehr horizontal betontes, fades Objekt geplant, zum Glück aber nur den zweiten Preis belegt (zum Vergleich der vertikal betonte Sieger).


    Generell finde ich es schwierig ein horizontal gegliedertes Hochhaus gut aussehen zu lassen, da braucht es einiges an Können und Einfallsreichtum und mir fallen auch nur wenige gelungene Beispiele ein. Vertikal dagegen ist es für nicht gänzlich vom Stilbewusstsein befreite Kreative fast schon ein Selbstläufer, nur leider betrachten nicht wenige Architekten in Deutschland die Vertikale als aggressiv und aufdringlich, während sie die Horizontale als vermittelnd, zurückhaltend und freundlich begreifen (vor längerem einmal in einem Interview in der SZ gelesen).

    Im Ergebnis ist dann vielleicht nicht die Architektur aggressiv, dafür aber der Betrachter... ^.^

  • Ist mir auch voellig unverstaendlich, wie so etwas bei der Stadt Zuspruch finden kann. Entweder leiden die Herrschaften dort akut an Geschmacksverkalkung oder sie wollen KA ganz bewusst fuer den Bau weiterer Hochhaeuser ruinieren. Die aktuelle Visualisierung ist tatsaechlich eine Zumutung und bevor da solch ein Bunker gebaut wird, wuerde ich auch lieber auf ein weiteres Hochhaus an der Stelle verzichten.
    Wenn das der Plan war, haben sie ihr Ziel also erreicht.

  • Was die Verantwortlichen der Stadt betrifft hast du möglicherweise recht. Dass das Architekturbüro einen solchen Imageverlust begeht verstehe ich aber nicht. Es kann ja durchaus reizvoll sein einige Retroelemente in moderne Gebäude zu übernehmen. Die größten Bausünden einer Stadt einfach zu kopieren und in einem vollkommen fantasielosen Entwurf neu zu präsentieren ist aber etwas anderes. Eine solche Gestaltung ist nicht nur ein immenser Schaden für das Stadtbild sondern auch für das Architekturbüro und den Investor. Potentielle Mieter und Hotelgäste fühlen sich von einem attraktiven und repräsentativen Äußeren sicherlich deutlich stärker angezogen als von einem Gebäude, welches das äußere eines sanierten Plattenbaus imitiert. Mit etwas Fantasie, Mut und Können ließe sich bei gleichem Kostenrahmen eine deutlich attraktivere Fassade kreieren.

    Noch zu dem Flachbau. Soweit man das auf der Grafik sehen kann, ist es selbst mit der neuen, langweiligen in Grautönen gehaltenen Fassade nicht gelungen das davorliegende historische Gebäude besser zur Geltung zu bringen. Da finde ich die ursprüngliche Gestaltung noch um Welten besser. Bei dem Architekturwettbewerb wurden von anderen Büros deutlich schönere Lösungen für diesen Bereich geliefert.

  • Absolut, der Kostenrahmen kann keine Begründung sein. Es gibt kostengünstige Möglichkeiten eine Fassade ein wenig ansprechend(er) zu gestalten.


    Ich frage mich (mal wieder) warum man überhaupt Architektur Wettbewerbe (mit Gestaltungsbeirat etc.) veranstaltet.

    Für den 1&1 Bau nebenan beispielsweise gab es wegen "Zeitdruck" keinen Wettbewerb und das Ergebnis ist gut- nicht weltbewegend aber um Längen besser als dieser ASTOC Klotz hier.


    Kann man nur hoffen dass sich entweder noch was gravierendes am Entwurf tut (woran ich nicht glaube) oder das Projekt abgeblasen wird.

    Gerade an einem Hauptbahnhof wo Reisende oft ihre ersten Eindrücke bekommen wäre ein solcher Plattenbau ein absoluter Imageschaden für die Stadt.

  • Den Komplex finde ich (auch an der Stelle) völlig ok, wenn auch ohne Hurra. Plattenbau sehe ich hier nicht. Das Hochhaus wirkt recht schlank, ist klar gegliedert und ordentlich proportioniert. Ob die Fassade nicht zu grau wird, muss man dann sehen. Ein cremigeres beige wäre mir lieber. Das Hochhaus erinnert mich an das relativ neue "Stuttgarter Tor" in Reutlingen. Es ist gut geworden und ich denke, dass so etwas auch hier entsteht. Die Abmessungen dürften sich gleichen.

  • Es gibt sicher ein paar Parallelen zum Stuttgarter Tor. Das finde ich jetzt auch nicht besonders gut, aber okay. Damit koennte ich auch bei uns leben.

    ASTOC's Idee ist aber eher eine schlechte Kopie dessen. Der Anteil der Fenster an der Fassade ist hier viel geringer als beim Stuttgarter Tor und gerade das erzeugt diesen abweisenden Eindruck bei mir.

    Wenn ich dieses Haus als Erstes in KA sehe, fuehle ich mich nicht willkommen. Es wirkt auf mich verschlossen.

    Es haette sehr gut in die 60er oder 70er gepasst, aber nicht in eine Stadt, die in die Zukunft denken will.

    Kann nas12 da nur zustimmen. Die 1&1-Bauten machen da noch einen wesentlich besseren Eindruck. Da rettet auch die Fassadenfarbe beim ASTOC nichts mehr.

  • Das Hochhaus erinnert mich an das relativ neue "Stuttgarter Tor" in Reutlingen. Es ist gut geworden und ich denke, dass so etwas auch hier entsteht.

    Da möchte ich dir ausnahmsweise widersprechen. Denn stilistisch unterscheiden sich die beiden Hochpunkte doch erheblich: Überwiegend vertikale vs. horizontale Fenstergliederung; geschlossen umlaufende Fensterreihung vs. großflächiger "Brandmauer" auf jeder Seite u.a. zur Hauptstraße; vertikal orientierte Gebäudegeometrie mit klarer Schauseite (Sockel mit symmetrisch vorspringendem schlanken Turm) vs. vier unschlüssig wirkenden vier Seiten, was sie denn sein wollen und dem Gebäude damit keine erkennbare Aussage und Struktur verleihen. Summa summarum erzeugt dies m.E. den Eindruck eines sanierten Plattenbaus und verdeutlicht die Ausführungen nas-12', dass Kosten und Ästhetik immerhin nicht gänzlich voneinander abhängig sind. Das HH in Reutlingen ist nicht überwältigend, aber solide und im Detail mit den Rundbögen im EG sogar gefällig.

  • Zitat von MiaSanMia

    ... stilistisch unterscheiden sich die beiden Hochpunkte doch erheblich

    Der Meinung bin ich auch. Zwischen dem Stuttgarter Tor und diesem Entwurf von ASTOC liegen Welten. Alleine der deutlich höhere Glasanteil am Stuttgarter Tor lässt die Fassade nicht so abweisend erscheinen. Auch der vorspringende Sockel und die symmetrische Anordnung der Fenster erzeugen einen ansprechenden Gesamteindruck. Bei Beibehaltung der asymmetrischen Gestaltung und der großflächigen, fensterlosen, glatten und strukturlosen Fassadenelemente wird es sehr schwer werden eine ansprechende Gestaltung des Hochhauses hinzubekommen. Den unteren Bereich (ersten 5 Stockwerke) des ursprünglichen Entwurfs von ASTOC fand ich gar nicht so schlecht. Aber selbst das hat man beim überarbeiteten Entwurf zunichte gemacht. Bei dem Architekturwettbewerb wurden doch deutlich bessere Alternativen vorgestellt.

  • Plattenbau sehe ich hier nicht

    Hast du dir den überarbeiteten Entwurf auch angeschaut? Architekten oder Architekturinteressierte mögen das von einem Plattenbau unterscheiden können, 99% der Menschen die an diesem wichtigen Verkehrsknotenpunkt vorbeifahren wird der Unterschied aber nicht auffallen. Für alle Bahn- und Busreisende, die Karlsruhe besuchen oder auf der Durchreise sind, wird das Gebäude ein wichtiger erster Eindruck der Stadt sein. Daher halte ich es für wichtig, dass an dieser Stelle ein attraktives und einladendes Gebäude entsteht.

  • Wenn ich mir eine Anmerkung erlauben darf: Eine Frage "hast du dir den überarbeiteten Entwurf auch angeschaut" wäre wahrscheinlich entbehrlich, wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, dazu eine Visualisierung in den Strang einzufügen. Zugegeben - das macht ein bisschen Arbeit. Doch bloße Links werden beim Scrollen durch den Thread leicht übersehen. Und oft genug führen Links schon nach kurzer Zeit ins Leere.


    Damit dieser Beitrag vielleicht doch noch zu etwas gut ist:


    karlsruhe_schwarzwaldtrio_2022.jpg
    Bild: Astoc Architects and Planners GmbH

  • Architekten oder Architekturinteressierte mögen das von einem Plattenbau unterscheiden können, 99% der Menschen die an diesem wichtigen Verkehrsknotenpunkt vorbeifahren wird der Unterschied aber nicht auffallen.

    Ich zähle mich zu den 99 % die sowas als sanierten Plattenbau bezeichnen obwohl ich architekturinteressiert bin. :)


    Mit dem Bau aus Reutlingen hätte ich auch gut leben können.


    Der Schriftzug unten am ASTOC Gebäude lässt übrigens vermuten, dass es sich beim Mieter um die Low Budget Hotel Marke "Stayery" handelt- leider sind das keine Anbieter von Business Appartements wie im Reutlinger Bau.

    Was natürlich keine Rechtfertigung für solch einen plumpen Bau sein soll- schadet der Firma ja auch.


    Bin gespannt ob sich noch was tut. Viel Zeit bleibt nicht sollte die ursprüngliche Plan mit Baubeginn März 23 eingehalten werden- in Bochum beim City Tower wurde aber ja auch nochmal kurz vor Baubeginn die Fassade zum besseren geändert..

  • Nicht zu früh freuen, das ist kein Siegerentwurf, sondern nur eine Konzeptstudie aus dem Wettbewerb.

    https://www.lsa-architekten.de/projekte/s81/


    Schade eigentlich.


    Das Gebäude, welche jetzt tatsächlich umgesetzt werden soll, hat wohl weitere Hürden in der Abstimmungsphase mit Stadt und Bahn genommen. Insbesondere die Gespräche mit der Bahn müssen wieder unterirdisch gewesen sein.

  • Ach, da bin ich sogar ein bisschen beruhigt. Fuer derartige Fassaden bin ich vermutlich einfach zu konservativ :D

    Die Hoehe koennte durchaus etwas her machen, wenn die Proportionen stimmen. Ich habe da immer die Befuerchtung, dass es zu sehr in die Breite geht.

    Mich wuerde brennend interessieren, welches die Knackpunkte mit der Bahn sind.

    Wundern tut es mich allerdings nicht. Als Bahnnutzer bin ich Kummer mit denen leider gewohnt.

  • Es ging u.a. um Bodenanker, die außerhalb des normalen Grundstücks liegen. Grundsätzlich war auch das Thema Parkplatznachweis nicht einfach. Eine zusätzliche Tiefgaragenebene hätte die Kalkulation heftig durcheinander gewirbelt.

  • Gut, dass sind natuerlich im Zweifel nachvollziehbare Bedenken, die ausgeraeumt werden muessen.

    Waere ja nicht das erste Mal, dass ein Bauprojekt eine Verkehrsader beeintraechtigt oder gar lahmlegt. Da kann man jederzeit in Berlin nachfragen.

    Dennoch muss das zu loesen sein. Ist ja nicht das erste Mal, dass so ein Projekt in eine bestehende Infrastruktur integriert werden muss.