Also ich finde den Diskussionsstil, den hier einige pflegen, völlig unterirdisch. Wenn man demokratisch gewählten Politikern, die die Beschlüsse eines demokratisch gewählten Parlaments umsetzen, ständig "Unfähigkeit, Ignoranz und Borniertheit" und auch dann noch ohne jeden Beleg "Amtsmissbrauch" vorwirft und von rechtlichen Konsequenzen fantasiert, dann geht das klar unter die Gürtellinie.
Ansonsten kann ich an den Planungen nichts negatives erkennen. Die Alte Gertraudenbrücke wird saniert und bleibt uns als autofreie Flanierbrücke erhalten. Das Gertraudendenkmal wird wieder aufgestellt. Und die Neue Gertraudenbrücke wird durch einen Neubau ersetzt, über dessen Form wir noch nicht urteilen können. Und, was am wichtigsten ist: Es gibt eine neue Straßenbahn, die zügig trassiert wird und entsprechend schnell fahren kann und deshalb hoffentlich viele Autofahrer zum Umstieg auf den ÖPNV motivieren wird. Genau das war auch der Auftrag, den das Abgeordnetenhaus mit seinem Beschluss vom 22. Februar 2018 erteilt hat.
https://www.parlament-berlin.d…otokoll/plen18-022-pp.pdf
Regine Günther hat hier also keinen Amtsmissbrauch betrieben, sondern den Auftrag der demokratisch gewählten Volksvertreter umgesetzt.
Ansonsten ist es sehr gut, dass die alten Planungen von 1996 verändert worden sind. Denn diese Planungen waren alles andere als gut. Nach diesen sollte die Alte Gertraudenbrücke nicht saniert, sondern abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
https://pardok.parlament-berli…/VT/14/KlAnfr/k140255.pdf
Dadurch wäre ein wertvolles Baudenkmal vernichtet worden. Es ist gut, dass wir heute mehr Respekt vor Baudenkmälern haben. Und es völlig normal, dass Planungen nach 25 Jahren verändert werden.
Und es ist auch falsch, dass die Senatsverwaltungen nicht zusammenarbeiten würden. Für den Senatsbeschluss haben die Senatsverwaltungen für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie für Stadtentwicklung und Wohnen, das Landesdenkmalamt und der Bezirk Mitte zusammengearbeitet.
https://www.parlament-berlin.d…/vorgang/h18-1426.F-v.pdf
Alles in allem sehe ich kein Argument, das gegen die jetzigen Planungen spricht. Dennoch wird sicher ein großes Geschrei ausbrechen, wenn der Siegerentwurf für die Neue Gertraudenbrücke gekürt wird, ganz egal, wie gut er ist. Andererseits hat die Debatte gezeigt, dass es vielen selbsternannten Verkehrswende-Enthusiasten nicht wirklich um die Verkehrswende geht, sonst würden sie kaum so gegen eine sinnvolle Straßenbahnstrecke kämpfen. Aber ich denke auch, dass sich die Straßenbahnplaner von solchen unsachlichen Einwürfen nicht beeindrucken lassen.