Beiträge von Xysorphomonian

    Der WDR hat im Zuge der Reihe 'NRW von oben' eine Sendung dem Ruhrgebiet gewidmet. Neben kleinen Geschichtchen aus dem Revier (unter anderem über den nicht ganz unbekannten Hans Blossey) und manchmal auf mich etwas überzogen wirkender 'Wir-sind-wieder-wer'-Rhetorik gibt es durchaus den einen oder anderen interessanten Blick über die Gegend zu sehen.


    Hier der Link auf die Reportage in der Mediathek des WDR.

    Kleist, ich würde dich gerne dazu einladen, mit deinem Auto an einem Werknachmittag aus der Bochumer Innenstadt in die Essener Innenstadt zu fahren.


    Subjektiv ist meine Lebensqualität niemals so gering wie in diesem Irrsinn aus Staus, Baustellen und Idioten auf Rädern.


    Konsequenz daraus ist, dass ich um diese Zeiten das Autofahren vermeide. Wählen zu können, ob ich ins Auto steige, oder eben doch laufe / Fahrrad/ Bahn fahre, das empfinde ich als Ausdruck individueller Lebensgestaltung.


    Solange die Alternativen unattraktiv sind, bin ich mehr oder weniger gezwungen, an diesem Irrsinn teilzunehmen. Und dafür auch noch teuer zu bezahlen, von Anschaffung eines Mobils über Steuern, Pflichtversicherung bishin zu Wartungen und Reperaturen, und dem immer teuerer werdenden Sprit.
    Ich benutze als Einheit zu Verkehr einfach die auch von Turner [pdf] in der eingangs erwähnten Studie, weil ich denke, dass diese die tatsächlichen Gegebenheit am besten abbildet. (Beispiel: ein parkendes Auto macht 0 VKT verlängert einen Stau nicht, ein Auto, dass sechsmal die gleiche Strecke fährt macht sechmal X VKT und kann den gleichen Stau sechsmal um ca. fünf Meter verlängern.)


    Und mehr Straßen führen auch deshalb zu mehr Verkehr, weil sie neue Strukturen schaffen. Es gab eine Zeit, da versorgte man sich im Tante-Emma-Laden, oder im Fachgeschäft. Dann kamen die Supermärkte in die Stadtteile. Weil aber die großen Läden auf der grünen Wiese neben der neu gebauten Autobahn mit breiterem Angebot lockten, noch dazu einfach mehr Geld für Marketing hatten / haben, dünnte die Nahversorgung aus. Mittlerweile wird für jede Tüte Milch der Motor angeworfen, weil es den Edeka gegenüber nicht mehr gibt. Noch ein paar weitere VKT, die es ohne die neue Autobahn nicht gegeben hätte. Auf kurze Sicht ist das breite Angebot des Supermarktes natürlich toll. Nun brauche ich aber mehr Zeit zum Einkaufen als früher, weil's ja nicht mehr anders geht, als durch den Stau zum Gigamarkt zu fahren.


    Und dann gibt es die interessante Spirale der Suburbanisierung. Immer mehr VKT in der Stadt führten zu breiteren Straßen (die im Stadtraum hässliche Schneisen und nahezu unüberwindbare Hindernisse darstellen), zu mehr Lärm und Abgasen. Das Wohnen in den Vorstädten, der nunmher ruhigen Lage, wurde attraktiver. Wenn immer eine neue Straße aus der Stadt gebaut wird, wurde der fade Acker daneben plötzlich sexy. Und da es Steuern bringt, kann kaum eine Kommune widerstehen, diesen als Bauland auszuweisen. Es entstanden reihenweise Reihenhäuser. Und schon kam es zu mehr VKT.



    Mit den (noch sehr populären) Maßstäben Kleists gemessen, ist das ja auch kein Problem.


    Nur, dass das Maßstäbe sind, die die Realität nur zum Teil abbilden, und es eben doch ein Problem gibt. Volkswirtschaftlich ist dieser Stauirrsinn nämlich sehr schädlich. Er begründet und fördert wirtschaftlicher und politische Abhängigkeiten (2012 hat Deutschland 93,4 Mio Tonnen Rohöl importiert, das meiste aus Russland), er kostet Gesundheit und Menschenleben, er kostet Geld (15 % des Nettoeinkommens eines Durchschnittshaushaltes fließen in den Verkehr, das Auto hat hier den Löwenanteil). In der Zeit, in der wir im Stau stehen, sind wir weder besonders produktiv, noch besonders erholt, also verpufft dadurch auch noch Produktivität en masse. Das sind nur ein paar messbare Effekte. Laut und dreckig bleiben Autos obendrein.


    Vergleichbar ist das Auto mit dem Alkohol. Ein Weinglas zum guten Essen oder ein Bier mit Freunden ist kein Problem. Wenn es aber ohne nicht mehr geht, und man immer größere Opfer in Kauf nimmt, sich die negativen Effekte schönredet oder sie ausblendet und man immer mehr Stoff (=VKT) braucht, um den gleichen Effekt zu erreichen, man seine Gesundheit schädigt, dann sollte man darüber nachdenken, ob das nicht schon eine ausgeprägte Sucht ist.


    Gut, zugegeben, man fühlt sich so frei, wenn man berauscht ist....


    Darum, in aller Herrgottsnamen, soll es zurückgedrängt werden!

    Mülheim hat erstmal beschlossen, das Stilllegen sein zu lassen. Stattdessen hat man die Bestellung neuer Wagen von 25 auf 15 reduziert. (Quelle: derwesten.de/mülheim, andere Zahlen: ebenfalls derwesten.de/essen :confused:). Damit ist die Zukunft der Straßenbahn für's Erste gesichert. In Essen verweist man auch darauf, dass die Konzessionen noch ein paar Jahre laufen, und die Bedienung derselben erstritte man im Zweifel auch per Klage.


    Interessant ist, das Mülheim mit dieser Idee einige wadchegerüttelt hat und das Thema 'interkommunaler ÖPNV' ein bißchen mehr in den Fokus gerückt ist. Hier ist nämlich sehr viel Nachholbedarf.


    Vielleicht bringt dieser Mülheimer Vorstoß ja etwas Positives, nämlich, dass die Städte enger zusammenarbeiten, wenn es um das Thema Verkehr geht.


    Aber ich bleibe dabei: Der günstigsten Weg, die WärgernU-Bahn in Mülheim wieder an die Oberfläche zu holen, und dann den Tunnel zuzumachen, brächte fast allen Vorteile. Den ÖPNV-Nutzer,n die nicht mehr in den Tunnel herunter steigen müssten, noch dazu die schönere Aussicht aus der Bahn geniessen könnten, der Stadt, die sich den teuren Betrieb und die brutal teure Wartung sparen könnte, der MVG, die mehr Kunden locken könnte, den gewerbetreibenden Anrheinern, deren Geschäfte und Schaufenster von der Bahn aus zu sehen sind. Und der Verkehr wird dadurch auch nicht mehr gestört, als er es würde, würde man auf Busse umsatteln.

    Wie derwesten.de berichtet, steht heute die Zukunft der Straßen- und Stadtbahnen in Mülheim auf der Agenda des Stadtrates.


    Der Kämmerer der Stadt, Uwe Bonan sagt, die Stadt (die ca. 1 Mrd. € Schulden hat) könne sich die Straßenbahn einfach nicht mehr leisten. Alternativen seien Steuererhöhungen oder/und die Schließung mehrerer kultureller Einrichtungen.


    Er warnt weiterhin vor einem ideologischen Festhalten an der Schiene und verweist auf geringe Auslastungen: "Dabei muss es egal sein, ob die Kunden mit Bus oder Bahn befördert werden. Wichtig ist, dass dies pünktlich, sicher, sauber, kunden- und nachfrageorientiert sowie wirtschaftlich erfolgt". Ferner beruft er sich auf ein Gutachten der Beratergesellschaft Citivyaus 07/2011, dass Sparpotentiale von bis zu 12 Mio € pro Jahr aufzeigt.


    Die umliegenden Städte reagieren geschockt.



    Meinung: Es ist schon kurios. Im Ruhrgebiet wurde das Nahverkehrsnetz in den letzen Jahrzehnten regelrecht 'kaputtfinanziert'. Da wurden auf Teufel-komm-heraus U-Bahn-Tunnel unter Städte getrieben, die keine U-Bahn-Tunnel brauchten. Kurioseste Blüte in Bochum: zwischen dem Bochumer Rathaus und der nächsten Station, dem Hauptbahnhof liegen 5 (sic!) U-Bahnröhren, am Rathaus gibt es drei Stationen, eine davon oberirdisch.


    Hand auf's Herz: Mülheim hätte diesen Tunnel unter der Ruhr nicht gebraucht, und kann ihn nun nicht finanzieren.
    Nun will man das Kind mit dem Bade ausschütten, und gleich alle Schienen stilllegen. Das man in Essen, in Duisburg und in Oberhausen schlucken muss, ist klar, deren Straßen/-Stadtbahnen sind mit und über Mülheim vernetzt. Da macht eine klamme Kommune einen (verständlichen) Alleingang, und bricht so einen großen Baustein aus dem SPNV-Nahverkehr der Region. Etwas, dass mich wieder über die Ruhrstadt nachdenken lässt, denn dort käme der Nahverkehr eher aus einem Guss.


    Weiterhin stehe ich vor diesem 'Ideologie'-Argument und dem immer wieder auftauchendem Wort 'betriebswirtschaftlich'. Die Ideologie mal aussen vorlassend: Kostendeckend wird der ÖPNV nie sein. Und das ist, verdammt nochmal, nicht seine Aufgabe. Aufgabe des ÖPNV ist es, so viele Menschen wie möglich so günstig und effizient wie möglich von A nach B zu bringen. Und 'günstig und effizient' gelingt ihm besser als dem MIV (Denn der Bau und Betrieb von Autostraßen ist für die Städte das größte Zuschussgeschäft und davon kommt kein Cent aus Tickets zurück). 'So viele Leute wie möglich' ist das Problem. Aber mit den heruntergekommenen Strecken und Bahnen in Mülheim und Duisburg tut man alles dafür, bloß keinen Bahn fahren zu lassen, der nicht muß. Um dem weiteren Vorschub zu leisten, setzt man auf das Erfolgskonzept Bus, und wirft ein bestehendes System in die Tonne.


    Und aus Städten wie z.B. Lübeck (vergleichbare Größe), Bremerhaven (dito), und Kiel, die seit Jahren überlegen, wie man es bezahlen kann, eine Stadtbahn einführen, zu lernen, dass der Tag kommen wird, an dem man diese Entscheidung bereut, wäre zuviel verlangt. Diese Städte haben nämlich genau den gleichen Weg beschritten, über den Mülheim jetzt laut nachdenkt.


    OK, das kam Ideologisch 'rüber. Andererseits: Betriebswirtschaftlich ist das Teeren von Straßen auch ziemlicher Unsinn. Vieleicht sollte man kaputte Straßen fortan mit einem verdichtetem Sand- udn Kiesgemisch wieder flottmachen, da liegen gigantische Einsparpotentiale, zumal die Reparatur auch noch sehr schnell und kostengünstig ist. Mal so ganz ideologiefrei.


    Schade find ich persönlich auch, dass überhaupt gar keine Alternativen angedacht werden. Vielleicht könnte man zum Beispiel durch den Bau von etwas weniger als 2 Kilometer überirdischer Meterspurstrecken (von Mellinghofer Straße bis Kaiserstraße/Leinenweberstraße, ca. 1,4 km, Duisburger Straße von Schloßstraße bis Prinzess-Luise-Straßen ca 0,5 km) den Tunnel wieder schließen, denn zumindest mir fällt partout kein ernsthafter Vorteil dieses Tunnels ein.
    Dies aber hätte zunächst eine größere Investition zur Folge, die die Stadt nicht stemmen kann. Zudem hätte es en Nachteil, dass die 901 in Mülheim die Ruhr nicht mehr überquren könnte, es sei denn, man ersetzt/ergänzt bis zum Hauptbahnhof die bestehenden Gleise durch Drei-schienen-gleise. Aber es lohnt, über diese und andere Alternativen mal nachzudenken.

    Die Uni kommt

    Um den doppelten Abiturjahrgang stemmen zu können, mietet die Ruhr-Universität Bochum zum neuen Semester Flächen in der Innenstadt an. So sind laut derwesten.de Räumlichkeiten in der Stadtbad-Galerie angemietet, und derzeit wird ein Geschäftshaus an der Bongardstraße (Hausnummern 16; 18, über einem Eiscafé) für die Universität hergerichtet. Hierin sollen neben Seminarräumen auch Kongressräume, sowie als besonderes Schmankerl Räumlichkeiten für öffentliche Veranstaltungen eingerichtet werden.


    Zum einen finde ich es etwas schade, dass man von dem viel gelobten Prinzip der Campus-Uni abrückt, wennauch aus einer Not heraus. Da wird einigen Studenten und Mitarbeitern demnächst das große Pendeln bevorstehen. Erschwerend hinzu kommt, dass diese Fahrten zum großen Teil von der U35 gestemmt werden müssen, einer U-Bahn-Linie, die schon jetzt zeitweise über dem Kapazitätslimit ausgelastet ist.


    Aber dann widerum freut mich, dass die Verzahnung von Hochschulen und Stadt damit entgültig das Stadium des Marketing-Geschwurbels verlässt und für beide Parteien erlebbar wird. Die Veranstaltungsräumlichkeiten werden auch den Bürgern offenstehen, also ein klein bisschen weniger Elfenbeinturm am Stadtrand.

    Luftbilder Bochum

    Zwar werden kaum Eigenheime gebaut, dennoch tut sich in Bochum etwas. Wieder einmal schön dokumentiert hat das Hans Blossey, dessen Luftaufnahmen auf derwesten.de veröffentlicht wurden.


    Zwar muten manche Bildunterschriften etwas seltsam an, nichtsdestoweniger bietet die Fotostrecke mit immerhin 89 Bildern ein Überblick über die größten Baustellen und Entwicklungsgebiete Bochums und deren Fortschritt.

    Vorweg: Ich bin, wenn auch zeitweise Autofahrer, kein großer Freund des MIV. Und wenn man sich so den Strang durchliest, dann kann einen der Eindruck überkommen, dass diese Region unheilbar autoaffin ist.


    Umso mehr haben diese Zahlen meinen Optimismus gedüngt:
    Zum bin ich über den Haushalt von Strassen.NRW gestossen: Bund und Land lassen sich die nicht-kommunalen Straßen in NRW zusammen 922 Mio. Euro kosten. Insgesamt zahlt der Bund in den letzten Jahren immer mehr Geld ein, dafür das Land immer weniger. Alles in allem ist der Etat für die Fernstraßen im Vergleich zu den Vorjahren auf dem Tiefstand. 2011 floß tatsächlich noch über eine Milliarde in Autobahn & Co. Die öffentliche Hand schraubt, so scheint es, das Budget für den Asphalt sukzessive herunter. Nichts zum Jubeln, aber immerhin.


    Demgegenüber steht der Bericht des VRR aus dem Jahr 2011. Auf Seite 4 sieht man die Entwicklung der Fahrgastzahlen im VRR. In den letzten 10 Jahren nahm diese Zahl um 10 % zu, in den letzten 15 sogar um mehr als 20 %.


    Das Nahverkehrsnetz im VRR, wennauch himmelschreiend verbesserungswürdig, scheint gegenüber dem MIV immer attraktiver zu werden. Dazu passt eine Umfrage auf der Seite derwesten.de in Zusammenhang mit dem Bau des Bochumer Westkreuzes. Auf die Frage, wie die Betroffenen mit den Behinderungen umgingen, antworteten Stand dieses Postings 2.546 Personen. von den drei Antwortmöglichkeiten: Zähne zusammen und durch/ Ausweichroute/ Öffentlicher Nahverkehr wählten 93 % die letzte Variante. Mir ist klar, dass solche Votings mit Vorsicht zu geniessen sind und nicht repräsentativ sind. Aus verschiedenen Gründen ist das Ergebnis verfälscht, und in wieweit die Antworter einen Schnitt aller Betroffenen darstellen, ist fraglich. Aber dann wiederum sind es absolute Zahlen, die Freunde machen. 2.546 Personen x 93 % Umsteiger macht ca. 2.380 MIV-Nutzer, also ca. 2.380 Autos weniger. Und wenn nur die Hälfte davon stimmt, ist es ein Erfolg.


    Bemerkenswert finde ich, sich das Voting durch die Fragestellung an Autofahrer und sogenannte "Wahlfreie" richtet, also jene, die Alternativen zu ihrem Fahrzeug haben. Wie geschildert, das Ergebis dürfte verfälscht sein. Aber es zeigt einen Trend, der eindeutiger nicht sein könnte, und der nicht allein durch verfälschende Abstimmungen zu erklären wäre. Zudem richtet sich die Frage an diejenigen, die eigentlich ihr Auto benutzen, die Antworten dürften weniger von Ideologien beeinflusst sein.


    Es ist also nicht alles verloren in der Asphalt- und Blechwüste Rhein-Ruhr.

    Umbau der 310 in Langendreer

    Eine Randnotiz: Während die Bagger für den Umbau der 310 in Langendreer und Witten längst ins Erdreich vorstoßen, gab es ein weiteres Aufbäumen einiger Anwohner und Gewerbetreibender in Langendreer: Sie erhoben (erneutermals) Klage, diesmal vorm Oberverwaltungsgericht Münster, welches die Klage abwies.


    Die Begründungen für die Klage, formelle Fehler beim Planfestellungsverfahren (Bekanntgabemangel) und materielle Fehler, die Nichtbeachtung von Anreinerinteressen bei der Abwägung, konnte das Gericht nicht bestätigen.


    Revision liess das Gericht nicht zu, was den weiteren Rechtsweg für die Anwohner erschwert. Die BoGeStra kann also mit ziemlicher Rechtssicherheit weiterbauen.


    Nachzulesen auf den Seiten der BoGeStra.

    Hotel Eden Abriss + Neubau

    Ja, dass nicht mehr gewartet wird, bis das "Eden" aus eigenem Antrieb in sich zusammen fällt, ist begrüßenswert. Das sehen auch die Anwohner so, wie die WAZ / derwesten.de zu berichten weiß.


    Bei den befragten Anwohnern herrscht aber auch eine -vorsichtig ausgedrückt- Skepsis hinschtlich der Nachnutzung vor. Kurzum: Eigentlich will keiner noch ein Wettbüro, aber Herr Vasilou wird seine Klientel schon zu finden wissen.


    Und es ist nicht das erste Mal, dass erst der Biss in einen (sauren) Apfel das Ende von Eden bedeutet.


    Der erste Entwurf, wie in #74 erstmalig präsentiert, gefiel mir persönlich wesentlich besser. Ästhetisch vielleicht nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber wenigstens wirkte er hochwertig und einfallsreich mit dem Naturstein-Sockelgeschoss und dem gläsernen runden Erker (könnte ja immer noch Naturstein werden, aber darauf wage ich angesichts der Minecraft-Visualisierung nicht zu hoffen).


    Das, was jetzt da entsehen soll, lässt das Eden wirklich architektonsich gut dastehen. Tatsächlich fänd' ich es zu meiner eigenen Verwunderung im Vergleich besser, die Fassade 1:1 wieder aufzubauen.


    Naja, bei der Nutzung des neue Gebäudes ist es immerhin erst die erste von vielen Chancen, die hier verspielt werden.

    Das in Beitrag #6 erwähnte 'Stadttor-Center Herne-Wanne' am Glückaufplatz ist beschlossene Sache und wird gebaut, berichtet 'derwesten'. Leider ist die Visualisierung aus der vorherigen Planung hinfällig, weil der Projektentwickler abgesprungen ist und nun Kaufland selber baut.


    Die wiederum setzt ihren Supermarkt mit Apotheke, Bäckerei und Metzger im 'Foyer' in den 1. Stock, um darunter mit Rollsteigen angebundenen Platz für 254 Autos zu schaffen, womit sich eine attraktive Gestaltung des Erdgeschosses erledigt haben dürfte. Insgesamt ist die Visulasierung des neu entworfenen Projekts nicht allzu überzeugend: Das jetzt dort stehende, ebenfalls nicht besonders attraktive Parkhaus wird im Wesentlichen durch einen -naja, wie sagts man's?- 'würdigen' Nachfolger ersetzt.


    Meine Befürchtung ist zudem, dass die Wanner Innenstadt hier nicht ergänzt wird, denn ich gehe davon aus, dass nur ganz wenige Kunden das Gebäude überhaupt verlassen, um die Geschäfte in der Umgebung zu frequentieren. Hier wird nicht der Supermarkt von der grünen Wiese in die Innenstadt geholt, im Gegenteil: Der Supermarkt holt die grüne Wiese in die Innenstadt.

    [Bild: derwesten.de / Kaufland]

    Als kleinen Nachschlag vielleicht noch diese RN-Fotostrecke aus dem Neuen Gymnasium. In erster Linie wieder vom Interieur.


    Besoders verguckt habe ich mich ins Atrium. Es könnte ebenso gut ein Theather-Foyer sein. Die Klassenräume sind mir unterm Strich zu grau, ein wenig Holz hätte sein dürfen. Vielleicht sind ja die Tische aus Holz (Wobei ich das nicht glaube: Auf lichtgraue Kunststofftische kann man so schlecht schreiben, wer wen liebt, und noch schlechter Karikaturen seiner Lehrer zeichnen. Hinkriegen werden sie es trotzdem!)


    Heute in einer Woche ist Nagelprobe. Da müssen sich die geschwungenen (auf mich etwas schmal wirkenden) Treppen und die etwas extravagante Form des Gebäudes in der Nutzung bewähren. Ich hoffe es. Es wäre schön zu sehen, dass ein Schulgebäude auch dann funktioniert, wenn es nicht zwangsläufig aus mehreren Qaudern besteht.

    Aus Juli ward Oktober, und derwesten.de wartet wieder mit einer Fotostrecke vom neuen Gymnasium auf. Es werden hie und da noch Restarbeiten durchgeführt, das Gebäude wirkt fast fertig und vor allem innen sehr hochwertig. Zeit zum Aufräumen haben die Arbeiter noch bis zum 22.10, denn danach (also nach dem Ende der Herbstferien) geht in dem Gebäude der Unterrichtsbetrieb los, so die Schulhompage.


    Die Schließung des Gymnasium am Ostring ist sicherlich für den einen oder anderen tränenreich gewesen. Aber eine so moderne Schule weiß sicherlich für vieles zu entschädigen, und wenn ich so an manche Bruchbuden zurückdenke, in denen ich meine Schullaufbahn fristete, bin ich fast ein wenig neidisch.

    Ich fasse mal zusammen: Alles, was in der Visualisierung den Charme der Gebäude ausgemacht hat, hat man dann doch nicht verwirklicht.


    Oder, in Autokäufersprache: Mit der Vollausstattung geworben, aber nur Serienausstattung geliefert.


    Ok, nur Meckern kann jeder, und deswegen habe ich solange gesucht, bis ich eine Verbesserung gegenüber den Renderings entdeckt habe: Die Säulen vor den Ladenlokalen, die immer im Weg stehen und eine 'psychologische Unterteilung' dargestellt hätten, sind nicht realisiert worden.


    Aber dann wiederum: Sind das wirklich weiße Kunststofffenster? Ich bitte euch!

    Erneuerung der oberen Kortumstraße

    Das Projekt Kortumstraße geht weiter. Als Nächstes darf sich im Frühjahr das Stück zwischen Nordring und Brückstraße eines neuen Looks erfreuen, so die WAZ. Im Frühjahr ist Baubeginn. Auf diesem Abschnitt erneuern die Stadtwerke zur Zeit ihre Fernwärmeleitung. Mit denen ist abgesprochen, dass die Baugrube nur provisorisch geschlossen wird, damits nicht ganz so weh tut, wenn im Frühjahr wieder alles aufgerissen und erneuert wird. Optisch wird sich auch diese Abschnitt an der Brückstraße und dem neuen Innenstadtlook orientieren, also anthrazitgrau sein, in gestalt von 15 x 15 cm Betonsteinen. Nebenbei wird diskutiert, ob man dieses Einbahnstraßenstück für den Verkehr nicht 'umdreht'. Das Problem hierbei ist, dass es auf dem Nordring hier keine Linksabbiegerspur gibt, und die Einrichtung einer solchen Geld kostet, dass keiner hat oder geben will.


    Insgesamt soll die Maßnahme (ohne Linksabbiegerspur) 335.000 € kosten, weitere 40.000 € fließen in die Beleuchtung. Fertig sein möchte man vier Monate nach Baubeginn.


    Obwohl ich nicht alles an der Maßnahme gut finde, begrüße ich, dass es an der Kortumstraße weitergeht.

    Die Unternehmen selbst geben sich diese Vorgaben. Den letztlich kann eine Filiale noch so sehr Frequenzbringer sein; kein Filialist möchte auf Laufkundschaft verzichten, den 'Wo.wir-schon-mal-hier-sind'-Kunden.


    Nimm 'Butlers' in der Bochumer Innenstadt. Die haben ihre Filiale in Bochum etwa 2007 geschlossen. Aber dann kamen 'Strauss Inovation', und 'Xenos', die an der unteren Kortumstraße etwa das anboten, was 'Butlers' auch so im Sortiment hat. Effekt dessen: Butlers hat (etwa 2010) wieder eine Filiale in Bochum eröffnet und jetzt kommt der Clou: In genau dem Ladenlokal, dass sie 2007 aufgaben. Gegenüber sitzt mittlerweile Depot, die auch die gleiche Ausrichtung haben. Und wenn ich ien Geschenk suche oder eine Wohnung einrichte, dann halte ich mich da unten auf, denn iregndeiner von denen hat schon, was ich suche. Man spielt sich also gegenseitig die Kunden zu. Konkurrenz belebt das Geschäft. Wer da weit ab vom Schuss liegt, bekommt von dem 'Lass-uns-da-auch-noch-mal-eben-rein'-Kuchen recht wenig bis gar nichts ab. Deswegen mietet ESPRIT entgegen ihrer Gewohnheit ein winziges Ladenlokal im Citypoint an anstatt im Rathauscenter vieeeel Verkaufsfläche (vermutlich) zum Schleuderpreis zu mieten.


    Dahinter sitzen Menschen mit Taschenrechnern, die wissen, wie weit Kunden gehen für dieses 'noch-mal-eben', und die akribisch untersucht haben, welchen Anteil eben diese Kunden am Umsatz haben. Und dagegen rechnen sie die Mietersparnis. Und diese Menschen sind es, die sagen, wo die Filialisten eine Filiale eröffnen und wo nicht. Es ist kein Amt, dass diese Entscheidungen fällt, das darf es gar nicht. Es sind Kennziffern, Statistiken und Prognosen, die B- und C-Lagen disqualifizieren.


    Bei der Diskussion um derlei Geschäfte finde ich übrigens den Blick immer ein wenig eingeschränkt, was die Verlagerung von "regulärem Einkauf" zu "e-commerce" anbelangt.


    Da kennst Du die Frauen schlecht. Nach einer wenig repräsentativen Spontanumfrage (hab meine Freundin gefragt) :) empfinden sie es als Freizeitbeschäftigung, die Geschäfte nach neuen Klamotten abzuklappern. Und eben diese Freizeitbeschäftigung in Gesellschaft auf die Jagd zu gehen, sofort neue Kleidung anzuprobieren, die man dann auch ohne Wartezeit mit nach Hause nehmen kann, bietet der Online-Handel nicht.


    Das maag jetzt nach Klischee-Reiten klingen, aber wenn dem so ist, dann kenne ich genug Frauen, die eben diesem Klischee entsprechen. Und ich kenne das Gefühl ja auch; Manchmal sind mir 10 % Ersparnis egal wie es nicht egaler geht, weil ich das Teil SOFORT brauche / haben will. Und solange Frauen (und sicher auch manche Männer) gerne in Gesellschaft shoppen und es ungeduldige Menschen wie mich gibt, sehe ich eine friedliche Koexistenz von e-commerce und Ladenlokal. Und die großen Bekleidungsmarken sehen das ähnlich. Sie betreiben eine Bestellwebseite, und sind trotzdem mit einem Laden nahezu jeder geschlossenen Ortschaft vertreten.


    Das auch Bochum eine attraktive Innenstadt braucht, trotz Konkurrenz, denke ich schon. Denn wenn Bochum diese nicht hat, dann weichen die oben geschilderten Shopaholics wieder auf Nachbarstädte aus. Die Folge: Wieder mehr Verkehr. Und diesen sollten wir eher bekämpfen denn fördern, weil er die Region nicht länger im Würgegriff halten darf.

    Auch wenn ein Shopping-Center im Stile der U.S.S. Limbeck's Square bestimmt ein Ruck in die falsche Richtung ist, so bietet der zu erwartende Leerstand des Gerichtsgebäudes Chancen, das offensichtliche Defizit der Bochumer Innenstadt zu entschärfen. Denn allen Brockhoffs zum Trotze: Die Innenstadt krankt. Viele frequenzbringende Filialisten sind entweder gar nicht (z.B. P&C) vertreten, oder müssen sich mit einer winzigen Verkaufsfläche (Esprit) begnügen. Eine Konzentration der vorhandenen Fillialisten finden sich übrigens jetzt schon in den beiden ECE-Einkaufszentren.


    Das ein so großes Areal, wenn es für den Einzelhandel genutzt wird, die örtlichen Schwerpunkte der Innenstadt verlagert, liegt auf der Hand. Wenn die Vermieter dies verhindern wollten, hülfe nur die Zusammenlegung und der konsequente Umbau von Hundehüttchen zu nunja, Ladenlokalen, die attraktiv sind für S'Oliver, Levis, New Yorker, etc..., eben jenen Frequenzbringern.


    Das Kortumkaree war auch recht schnell vermarktet, es scheint also durchaus Bedarf zu geben. Und auch ECE scheint daran zu glauben, dass sich in Bochum, aller inner- und außerstädtischer Konkurrenz zum Trotze noch Geld im Einzelhandel verdienen lässt. Denn anders als Brockhoff, der an andere Vermieter appeliert, an ein vielleicht weniger Miete bringendes Café zu vermieten, mithin auch ein Risiko einzugehen, aber eigene Immobilien verkauft, sobald er sich dem Risiko eines Shopping-Centers ausgesetzt sieht, investiert ECE in diese Stadt, und kämpft, statt zu resignieren.


    Nicht, dass ich ECE für Heilige halte. Im Gegenteil: Auch wenn sich deren Marketingblubb und deren Imagebla ziemlich samtweich anhört, die wollen (Überraschung!!) auch nur Geld verdienen. Und ob das eingangs augenzwinkernd mit einem Flugzeugträger verglichene Zentrum in Essen eher 'Wohl' oder 'Wehe' für den Rest der Innenstadt darstellt, wird die Zeit zeigen. Das die Stadt Bochum sich einmischt, und genau sagt, was und wie groß gebaut werden soll, ist demnach notwendig, damit die übrige Innenstadt 'belebt' und nicht als 'verdrängt' wird. Deswegen ist die Öffnung zur Innenstadt ein Muss. Saturn und C&A werden dann auch nicht in das neue Center abwandern, sie sitzen ja beide genau um die Ecke erst kürzlich investiert.


    Tot wäre die Innenstadt, wenn in dieser Lage, da stimme ich mit Nikolas überein, niemand mehr investieren wollte. Und wenn man städtebaulich etwas richtig schädliches tun wollte, genehmeigte man ein EKZ auf der grünen Wiese. Gut, dass Bochum diesen Fehler nicht begehen wird.;)


    Also Einflussnahme ja; Aber Bangemachen gillt nicht.

    So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ein Grafitti, wenn gekonnt, die Wirkung verschlimmerte oder verbesserte.


    Ich hatte je gehofft, das Gebäude noch von der Schutzverpackung, in der es geliefert wurde, befreit wird. Aber was ich irrtümlich für ein Versandpaket hielt, ist das, was offenbar ein Architekt (m.A.n. ebenfalls irrtümlich) für Fassadengestaltung hält.


    Was mich am meisten stört, ist, dass das letzte Wort, was mir dazu einfällt, 'subtil' ist. Rundrum stehen ein paar Gebäude, die schön sind, schön werden, oder schön sein könnten. Aber dann kommt dieser Bahnhof und tut etwas, was man schon metaphorisch als optisches Anschreien bezeichnen möchte:


    "ICH BINS, DER BAHNHOF! VERSUCH GAR NICHT ERST, WEGZUSEHEN! ICH BIN RIESIG! ICH BIN DUNKEL! UND ICH LEUCHTE ORANGE!"


    Es ist die Antwort auf die Frage, wie zwanghaftes Aufmerksamkeitsbedürfnis wohl aussähe, wenn es ein Gebäude wäre.


    Über die ersten Visualisierungen hätte man reden können. Hat man aber nicht. Über die Ausführung sollte man schweigen. Kann man aber nicht. (offensichtlich)


    Aber ich möchte zum Ende ja versönlich sein: Diese ins Gebäude eingelassenen U-Bahnabgänge erinnern entferntest an London.
    Achja, und die rechten Winkel sehen alle so aus, als hätten sie ganz genau 90 Grad.

    Noch so ein Sanierungsfall: Die Feldsieper Schule wird laut Ruhrnachrichten saniert. Grund hierfür sei der Befall des Dachstuhls vom Holzschwamm, der bei einer Brandschutzüberprüfung auffiel. Das Gebäude, in dem die Feldsieper Schule (Grundschule) und die Helene-Lange-Schule (Realschule) untergebracht sind, solle ein Flachdach erhalten, unter dem statt des bisherigen Dachgeschosses ein neues Vollgeschoss liegen werde. Diese Sanierung koste etwa 5 Mio €. Zudem komme eine Mensa in die Turnhalle, was etwa 1,5 Mio € kosten werde.


    Als kleiner Clou werde "der Phoenix", das Wandrelief von Heinrich Wilthelm, der sich aus der Asche des Gymnasiums am Ostring erhoben hat, hier seinen Platz zu finden.



    Bilder: Architekten Vervoorts & Schindler bda via Ruhrnachrichten


    Ich persönlich habe für diesen Entwurf ein wohlwollendes "naja.." übrig.
    Hier finden sich übrigens einige interessante Eckdaten und historische Fotos des über hundert Jahre alten Gebäudes.

    Die WAZ / derWesten.de haben eine kurze Fotostrecke zu den Baufortschritten am Neuen Gymnasium Bochum.


    Ich hätte das Grün aus den ersten Entwürfen schöner gefunden, dennoch bleibe ich dabei, dass es wohltuend ist, dass die Stadt Bochum hier den Mut bewiesen hat, von den sonst üblichen Quadern, in denen Schulen sonst untergebracht werden, abzuweichen.


    Ob sich daraus praktische Probleme ergeben, wird erst der Betrieb zeigen. Hoffen wir es einfach mal nicht.