Beiträge von Xysorphomonian

    Ach, easton.


    Ich fürchte, Du hast recht.


    Vielleicht ist es gerade das, was das Ruhrgebiet ausmacht, diese seltsame, aber einzigartige Melange aus Metropolendenken und Kleinstadtgefühl.


    Das ist an sich ja auch schon zu rühmen: Gibts sonst wohl nirgendwo, ausser hiä anne Ruhr.
    Das Ruhrgebiet muss irgendwie seinen Status neu auspegeln, hat keine Ahnung, wer es ist. Auf mich selbst schauend muss ich eingestehen: Ich halte es erschreckend ähnlich wie besagte Promis.
    Ich würde auch gerne an der Alster wohnen, und dort meinen Mithamburgern von der Ruhr vorschwärmen, auf eine Art und Weise, die die berechtigte Frage, wieso ich da weggezogen bin, im Keim erstickte.


    Und besagten Minderwertigkeitskomplex erlebe ich tatsächlich. Ein Beispiel: Warum wird der RRX zum Beispiel hinter Stuttgart21 zurückgestellt und nicht umgekehrt?
    (Ich habe das Argument gehört, Das Ruhrgebiet sei nicht an Schnellfahrstrecken angeschlossen. Na gut, dann erst recht die Frage: Warum nicht?)


    Und das Kirchturmdenken ist erstmal Teil dieser Region, man kann es sogar hier im Forum nachlesen, wenn darum gestritten wird, ob nun Bochum eine ausgebaute Innenstadt braucht, obwohl Essen doch jetzt den Limbecker Platz habe.


    Ich habe Kontakt zu Musikern, und sehe so aber auch, das da eine weite Vernetzung existiert, dass sehr viel kreatives Potential da ist.


    Was die Kulturhauptstadt 2010 anbelangt, habe ich den Eindruck, dass sie wahrgenommen wird als ein Spektakel von Intellektuellen für Intellektuelle, das gerade irgendwie im Ruhrgebiet stattfindet, immer mit dem Unterton "zum Glück ist der Spuk bald wieder vorbei", insbesondere die Stadtverwaltung Bochum vermittelt diesen Eindruck mit ihrem Handeln.


    Tja...
    Eine Region muss sich neu erfinden. Und tut sich nicht leicht damit.



    Nachtrag: Dies war definitiv ein Ausdruck enttäuschter Liebe.

    Ob man mit 4 Mrd. € alle Bahnhöfe im Ruhrgebiet auf Stand bringen könnte, wage ich mal anzuzweifeln. Es sind doch schon einige Bahnhöfe. In dem Punkt, dass davon aber sowohl Essen als auch Dortmund einen -ich sage mal- angemessenen Bahnhof bekommen könnten bei der Summe, und immer noch genug übrig wäre, um ein paar dringend notwendige Arbeiten an anderen Bahnhöfen der Umgebung durchzuführen, steht außer Zweifel.


    Was die Bahnstiege anbelangt, möchte ich ein letztes Statement meinerseits dazu abgeben: Dieser Teerbelag gefiele mir persönlich auch dann nicht, wenn er in besseren Zustand wäre. Aber wenn es nicht anders geht, geht es wohl nicht anders. Meine Sachkenntnis reicht nicht aus, um gegen das "Frostsicherheits"-Argument zu wettern.


    Und über die Cooperate Identity denke ich mir, dass der Terminus ins Deutsche übersetzt "Unternehmensidentität" heißt. Und genau darum geht es auch. Die Bahn muss wissen, wie sie wahrgenommen werden will. Das ist ja das schöne an Image-Problemen: Ist der Ruf erst ruiniert...
    (Dazu möchte ich sagen, dass ich zu den wenigen gehöre, die den Eindruck haben, die Bahn AG sei besser als ihr Ruf)


    Ach, was soll’s.
    Ich finde es einfach schade, dass die Bahn (zweifach, s. Dortmund) die Chance vertan hat, im Herzen der bevölkerungsdichtesten Gegend ihres Hauptgeschäftsbereichs einen Neuanfang zu wagen, um dem Ruf der Städte und ihrem eigenen einen Gefallen zu tun. Nach dem Streit mit dem VRR, der Endlosfarce um den RRX, den ständigen Aufschüben von Bahnhofserneuerungen über ein Jahrzehnt und (auch als Konsequenz daraus) dem Verlust bei einer Ausschreibung nach der anderen in NRW hätte ihr das nämlich gut getan. Und das Essen nicht den Bahnhof bekommen hat, der einer Stadt dieser Größe und Bedeutung gerecht würde. Das man im Ruhrgebiet die Bewilligung des 4 Mrd. €-Projekt in Stuttgart als Schlag ins Gesicht empfindet, kann man sich hoffentlich auch in Berlin denken. Allerdings kann das auch politische Entscheidung sein: In Stuttgart hat die Bahn gerade erst den Zuschlag bei der Ausschreibung über das S-Bahn-Netz bekommen. Die Ausschreibung unseres S-Bahn-Netzes steht, wenn ich mich recht entsinne, in den nächsten 5 Jahren an. Vielleicht kommt danach ja noch mal Bewegung in die Sache. Wer renoviert schon aufwendig ein Gebäude, das er vielleicht bald kaum noch selber nutzen darf?


    Aber ich finde es das Letzte, dass dieser mit heißer Nadel zusammengenähte Umbau von Stadt, Bahn und (teilweise) Presse als das "Nonplusultra" gefeiert wird, und dass ein regierender Bürgermeister sich dann hinstellt, um direkt wieder ehrfurchtsvoll in den Dreck der Baustelle zu fallen und bei der Bahn für (berechtigt) hohe Forderungen seiner Amtsvorgänger zu Kreuze zu kriechen, wie auf derwesten.de vom 18.01.2010 zu lesen. (Anm.: Der Artikel wurde von Gerd45276 in #555 schon einmal verlinkt)


    Was noch so passiert, ob im Nordbereich seitens der Bahn noch etwas getan wird, ob es zu einer gerichtlich angeordneten Nachbesserung auf den Bahnsteigen kommt, da bin ich auf einer Linie mit Schriftsetzer, bleibt abzuwarten. Bis dahin werde ich auf Anraten meines Kardiologen entspannt über den Ist-Zustand hinwegsehen.

    Zitat von thedeep:
    Spaltmaße: Ganz klarer Pfusch am Bau!!
    Höhe des Regenschutzes dürfte sich am Lichtraumprofil orientieren, welches für Umbauten beachtet werden muss. Die Doppelstockwagen die heute verkehren gab es damals, als die Originaldächer errichtet wurden eben noch nicht.


    Hmmm.
    Nach meinem Eindruck ist der Wetterschutz schlechter geworden, die Seitenelemente wirklich niedriger. Ich denke aber, die dem zugrunde liegende Überlegung ist einfach, dass so mehr Licht auf die Bahnsteige fällt.
    In dem Punkt muss ich Dir nämlich widersprechen: Mit dem Lichtraumprofil hat das wenig zu tun, die Vorschriften zum Lichtraumprofil galten beim Bau der (alten) Bahnsteigdächer schon, die Doppelstockfahrzeuge nutzen dieses Maß (in der Personsenbeförderung) als erste Fahrzeuge seit Bestehen der Bundesrepublik maximal aus.
    Und sie sind, wenn ich mich recht entsinne, seit etwa Mitte der Neunziger Jahre in NRW im Einsatz, also haben sie lange mit den Glasabhängungen funktioniert.


    Klar, diese Bahnsteigsdachgestaltung war auch hässlich, aber wenigstens zweckdienlicher. Das Reinigen der alten Glasscheiben und Neulackieren der Träger wäre die bessere Lösung gewesen. Aber "besser" heißt noch lange nicht "gut".
    Was das Grau anbelangt: Ich habe den Eindruck, dass es eher zur Cooperate Identity der Bahn gehört, Bahnsteigsbereiche grau zu halten, mit Sicherheit auch aus praktischen Erwägungen. Schade!


    Und die Verteilung von Uhren seitens der Bahn sieht mir auch nach Sparidee aus, nicht nur in Essen. Die Einschätzung, dass jeder Bahnreisende ein Handy mit sich führt, ist sicherlich in die Überlegung der Rotstiftführer eingeflossen. Allerdings haben wir vor dem Handy-Zeitalter ein Armbanduhr-Zeitalter, und davor ein Taschenuhr-Zeitalter, und davor keine Bahnhöfe (ausser vielleicht Nürnberg und Fürth) gehabt. Es bleibt einfach übersichtlicher, wenn man Abfahrtszeiten und aktuelle Uhrzeit direkt miteinander abgleichen kann.


    Was den Belag anbelangt, habe ich während der anfänglichen Bauphase teilweise gedacht, später gehofft, dass dies ein Provisorium ist. Nein, musste ich feststellen, dass meinen die ernst. Aber darüber, dass der Belag jetzt schon ähnlich schmuddelig wirkt wie der vorherige, habe ich mich ja schon gründlich ausgelassen.


    Für den Umbau der Bahnsteige würde ich eine 5- vergeben, und die Verantwortlichen zum Nachsitzen beordern. Die Versetzung in eine höhere Klasse hat der Bahnhof damit nicht geschafft.

    Ein wohltuender Beweis dafür, dass Schulgebäude nicht aussehen müssen wie Schuhkartons.


    Zudem gefällt mir, dass dieses Gebäude trotz extravaganter Form eine Zentralachse hat, von der aus alle Räume etwa gleich weit entfernt liegen.
    Auf mich wirkt der Bau, als sei er nicht nur eine Abwechslung im Stadtbild, sondern auch noch sehr praktisch durchdacht.:daumen:


    Wie dieser Entwurf den kommenden Modeströmungen standhalt, bleibt abzuwarten; Zeitlos ist er indes nicht.
    Andererseits empfinden wir heute jene Bauten als 'hässlich', die in einer Zeit gebaut wurden, in der die Mode der Architektur war, so einfach wie möglich zu bauen, und die Tendenz eher zu unaufdringlichen Pastellfarben ging, der Stil der 50'er und 60'er Jahre des letzten Jahrhunderts.


    Alles in allem also ein gelungener Entwurf, mutig zwar, aber gerade dadurch hervorzuheben. Schön, dass die Stadt Bochum sich für diesen Entwurf entschieden hat.:daumen:


    Ich bin gespannt, wie das Gebäude nachher in Real wirkt.

    Na gut, warten wir ab.
    Ich rücke zwar immer noch nicht davon ab, dass ein Abriss und Neubau die bessere Alternative gewesen wäre, aber vielleicht entschärfen sie ja noch das eine oder andere.
    Wichtig wäre eine Nachbesserung auf den Bahnsteigen. Da hat sich die Erscheinung des Bodenbelag durch die Baumaßnahmen von wertig, aber heruntergekommen zu billig und (schon) heruntergekommen gewandelt.


    Was den Lehrter Bahnhof anbelangt, ärgert mich einfach nur, dass er einfach nicht in dem Umfang nötig war, aber dennoch gebaut wurde, und bei uns die Bahnhöfe erst Jahrzehnte vor sich hingammeln, und dann in einem Kraftakt vor dem Hauptstadtjahr halbherzig renoviert werden. (Um fair zu sein: München als drittgrößte Stadt Deutschlands hat einen ebenfalls häßlichen und heruntergekommenen Hauptbahnhof)


    Aprospos Schwarz-Sehen: Warum hat die Bahn bei ihren Bahnhöfen so ein Faible für Grau entwickelt? Irgendwie kommt es mir vor, als sei bei allen Bahnhöfen, die in den letzten Jahren renoviert wurden, Grau die vorherrschende Farbe.

    Ein gelungener Bau. Besonders nachts, wenn er satt orange leuchtet, und damit aus der richtigen Perspektive betrachtet, einen Kontrast zum ebenfalls nachts beleuchteten, grünen Förderturm bringt.
    Schade finde ich nur, dass die Übergänge nicht so umgesetzt wurden wie auf den Renderings gezeigt. Fast vollständig gläserne Brücken wären das 'Tüpfelchen auf dem i' gewesen. Dennoch macht er was her :daumen:

    Zitat von Urbanist


    Was mich aber sehr irritiert: es scheint ja offenbar bis auf das Audimax der gesamte Baubestand der Zentralachse zur Disposition zu stehen, bei dem Entwurf von Eller/Eller wird sogar Bruno Lambarts Universitätsbibliothek komplett zerstört, und bei den anderen Entwürfen müssen ja offensichtlich in jedem Fall die Verwaltung, das Studierendenhaus, das Musische Zentrum und sogar Eller/Moser/Walters HZO verschwinden...


    :nono:


    Meinetwegen sollen sie das gerne. Ich studiere an dieser Universität, und muss täglich an diesen Gebäuden vorbei oder in sie hinein.


    Zur Bibliothek (UB) kann ich nur sagen: Selbst wenn sie Frank Loyd Wright auf dem Zeichentisch von Alvar Aalto entworfen hätte: Ein Betonklotz mit Fenstern bleibt ein Betonklotz mit Fenstern. Es ist ja nicht so, als wüsste ich die frei schwebende Treppe im Atrium nicht zu würdigen. Die Idee ist gut gemeint - Aber eben nur das. So schön ist unverputzter Beton nicht, und die reine Einmaligkeit reicht meiner Meinung nach nicht aus um dieses Monstrum zu denkmalschützen.


    Wichtig ist bei Gebäuden nicht, dass weit Gereiste einmal gucken dürfen um dann mit intellektuellem Gesichtsausdruck zu nicken und zu sagen "Hmhm, durchaus interessant", wichtig ist, dass diejenigen, die dieses Gebäude nutzen, sich darin und damit wohlfühlen.


    Und davon gibt es an der Uni kaum welche. Drücke ich das mal so aus: Das enge, aber hohe Atrium führt einem die eigene Winzigkeit vor Augen und die engen Gänge zwischen den Regalen lösen Beklemmungen aus. Kein guter Raum zum Lernen.
    Hinzu kommt die Unübersichtlichkeit durch die Verschachtelung der Etagen.


    Am liebsten wäre mir, die Blickachse von der Petschelt-Brücke zum Audimax und dem dahinter liegenden Ruhrtal wäre komplett frei. Leider sieht keiner der Siegerentwürfe das vor. Aber alles, was etwas mehr Leichtigkeit, aussen wie innen, zu bieten hat als dieses Gebäude ist mir lieber.


    Bochum-Besuchern zeige ich gerne die Uni als Negativbeispiel. Mein Lieblingssatz dazu: "Man kann ihren brutalen Charme mit Hässlichkeit verwechseln". Und um das Argument gleich von vorn herein zu entkräften, dass ich die Bibliothek mit der gesamten Universität gleichsetzte: Die UB ist der erste Eindruck, den die Uni vermittelt. Und bisher hat noch keiner gesagt "Also, eure Uni ist zum Kotzen, aber die Bibliothek ist schön." Das würde mich auch ziemlich verwirren.
    Was wirft das für ein Licht auf unsere Epoche, wenn wir zwanghaft dafür sorgten, dass ausgerechnet so etwas, trotz mangelnder Akzeptanz der Benutzer, für die Nachwelt erhalten bleibt?


    Eine denkmalpflegerische mittlere Katastrophe wäre hier die Heilung für einen ästhetischen Alptraum.
    Eine Idee, die nicht gut funktioniert hat, gehört eingestellt. Evolution setzt keine Denkmäler.

    Zuforderst möchte ich "Hallo" sagen, da dies hier mein erster Eintrag in diesem Forum ist.


    Und dann gleich anfangen, herumzustänkern:
    Dieser Bahnhofsumbau als das Non-Plus-Ultra zu feiern, ist eine Frechheit.


    Es ist zwar einiges besser geworden, aber deswegen noch lange nicht alles gut.


    Meine Hauptkritikpunkte an dem Bahnhof waren vor dem Umbau, dass er unübersichtlich ist (z.B. Gleis 21 / 22, der Westtunnel, der sich beim eiligen Gleiswechselversuch für Ortsunkundige als Falle herausstellt), dass er nicht behindertengerecht ist, dass er ungepflegt wirkt, dass er sehr beengt wirkt, und dass er den Charakter eines Flickwerks hat.


    Diese Punkte möchte ich einzeln abarbeiten:
    Wenn der Durchstoß des Westtunnels getan ist, hat man dieses Quell der Verwirrung entschärft. :daumen:Die Lage der Gleise Richtung Wanne-Eickel hat sich nicht verändert. Mittlerweile ist der Bahnhof auch für Rollstuhlfahrer gut zu benutzen, damit habe ich allerdings noch keine praktischen Erfahrungen gemacht. Auch die Blindenführung mithilfe von taktilen Flächen ist gewährleistet.:daumen:
    Die Bahnhofshalle macht mittlerweile einen gepflegten, einheitlichen Eindruck.:daumen: Die Bahnsteige sehen nach der Renovierung ähnlich schmuddelig aus wie davor.:Nieder: Zudem wirkt die Bahnhofshalle und die Verteilerebene darüber jetzt noch enger als zuvor. Und das man sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, die Fassade der Gebäude, die unverändert stehen geblieben sind, zu reinigen, verleihen dem Bahnhof nach wie vor ein ungepflegtes Äusseres, dass jetzt noch mehr wie ein Flickwerk wirkt.:Nieder:


    Alles in allem also ein weniger gelungener Umbau. Meiner Meinung nach hätte der ganze Komplex abgerissen und neu gebaut gehört. Dass Bahnhöfe auch ganz anders renoviert werden können, zeigt z.B. der Dresdener Hauptbahnhof, dass Neubauten auch durchaus möglich sind, zeigt der Berliner Hauptbahnhof, an dessen Sinnhaftigkeit sogar die Berliner selbst zweifeln.
    Und das die Stadt Essen sich das gefallen lässt, ist schade. Metropolencharakter hat dieser Bahnhof nicht.