Eines sage ich vorweg: ich wohne im Ruhrgebiet, habe aber eine hohe Affinität zu Hamburg, und deswegen mal u.a. in diesem Thema ein wenig gelesen, und finde es mithin ein wenig amüsant.
So sagt zum Beispiel der eine, die "Plattnasen" (seltsamer Ausdruck, übrigens) setzten nur auf moderne Systeme und wollten von Straßenbahnen nichts wissen (im Subtext steckt die m.A.n. falsche Überzeugung, dass Stadtbahnen nicht modern seien), und keine zehn Postings später hängt ein anderer ein Foto einer Hongkonger Straßenbahn an.
Eines jedoch ist in euer bisherigen Diskussion aussen vorgeblieben:
Es gibt eine genaue Unterscheidung zwischen Straßenbahnen, Stadtbahnen und U-Bahnen gibt.
Straßenbahnen haben z.T. am Autoverkehr teil (beispiel München),
Stadtbahnen verlaufen auf eigenen Trassen, kreuzen den Autoverkehr aber niveaugleich,
(reine) U-Bahnen fahren kreuzungsfrei.
Also ist der Vergleich mit München nicht möglich, die haben keine Stadt-, sondern eine Straßenbahn. Diese haben zwar die höhere Kapazität als Busse, sind aber ähnlich schnell, weil sie, wie Busse, im regulären Verlehr hängen bleiben.
Eine Stadtbahn (beispiele Hannover) fährt auf eigenem Gleiskörper unabhängig vom Individualverkehr, ist dadurch schneller als ein Bus weil sie nicht im Stau stehen bleibt, muss sich aber an Kreuzungen mit den Straßen ebenfalls einreihen. Allerdings kann man hier durch Vorrangschaltungen einiges erreichen.
Eine solche Vorrangschaltung stoppt übrigens nicht den Verkehr der Straße, zu dem die Trasse paralell verläuft, sondern lediglich die Abbieger, die die Trasse kreuzen müssen. (Ich las hier etwas von Vollsperrung. Das stimmt einfach nicht.)
Über die U-Bahn muss ich euch wohl nicht mehr viel erzählen.
In Hamburg geht es um eine Stadtbahn. Diese ist für Fahrgäste attraktiver als ein Bus (sie schaukelt nicht so sehr, geht nicht so aprubt in Kurven). Und auf einer Strecke, die nicht die Kapazität hat, die einen U-Bahnbau rechtfertigt, auf der Busse überfordert sind, ist die Stadtbahn das Mittel der Wahl.
Das haben übrigens nicht nur die Stadte in Frankreich entdeckt. Auch in den USA beginnt man wieder, Stadtbahnen zu bauen, übrigens auch und gerade in Städten mit U-Bahnsystemen (z.B. Seattle, Houston).
Im Ruhrgebiet haben wir recht gute Erfahrungen mit solchen Systemen gemacht.
Warum muss der ÖPNV-Benutzer immer gleich unter die Erde?
Und warum hat die Autolobby solche Angst vor neuen Verkehrsträgern?
Vielleicht haben die Autos, wo es nicht anders geht, weniger Platz. Vielleicht sind aber auch weniger davon unterwegs. Wer bei uns in Bochum von der Innenstadt zur Universität fährt, ist mit dem Auto länger unterwegs. Trotz sechsspuriger Straße. Trotz erlaubten 60 km/h auf der Strecke. Und jetzt möchte ich mal die Autolobby hören, bitte?
Achja. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, nicht für jeden ist eine neue Stadtbahn als Alternative zu seinem Auto attraktiv. Vielleicht aus dem einfachen Grund, dass sie ihn nicht von da nach dort bringt, wo er herkommt und hinmöchte. Aber wem es so geht, der stelle sich morgens einmal den Verkehr auf der Strecke vor, wenn etwa jedes zehnte Auto nicht da wäre.
Ich bin gespannt, was jetzt kommt.