Beiträge von ElleDeBE

    Ich habe die Gelegenheit genutzt und mir das Archäeologische Haus von Innen angeschaut. Trotz freiem Eintritt war es wenig besucht, die oberen Stockwerke hatte ich fast für mich allein. Und um es vorwegzunehmen: Die anderen haben wenig verpasst. Die überschaubare Sammlung mit archäologischen Resten im Tiefgeschoss und manche ungewohnte Aussicht vom obersten Stockwerk lohnen sich nur wenig und eigentlich nur, wenn man ohnehin in der Gegend ist und nichts Besseres zu tun hat.


    Zumal der Preis, den man zahlen mus, auch bei gratis-Eintritt hoch ist. Die Bilder hier oben (#1.594) vermitteln einen nur unzureichenden Eindruck von der Tristesse und Freudlosigkeit, die man hier überall spürt. Das fensterlose Treppenhaus erinnert an eine Tiefgarage, die Spanplatten an den Decken mit breiten Fugen vermitteln einen denkbar billigen und unfertigen Eindruck, die grauen und beigen Töne lassen an traurige Behörden denken. Die "spielerischen" und "lustigen" Elemente, die diese Trostlosigkeit wohl "auflockern" sollen, witzig sein wollende Sprüche eines gezeichneten Regenwurms mit Trump-mütze und debilem Lächeln ("Jede Stufe bringt dich der Sammlung näher. Also ran an die Bouletten!") ziehen einen ebenso hinunter wie die vielen (alle unbenutzen) Liegestühle in Reih und Glied mit hässlichem Ausblick, die kindergerechten Accessoires wie aus einer schäbigen Autbahnraststätte oder übergelaunte Angestellte. Wer sich die Stimmung verhageln lassen will, sollte hierher kommen.

    Mir gefällt das Gebäude in seiner komplexen Klarheit ausgesprochen gut, ich werde es mir mal anschauen gehen. Interessant finde ich (besonders auf den ersten drei Fotos) eine su-oder irreale Qualität, es wirkt da wie gezeichnet, wie ein Rendering, das in ein Foto hineinphotogeshopt worden wäre, sehr eigenartig.

    ^ Danke, gefällt mir sehr gut, der erste Preis. Eine kleine, scheinbar sanfte Geste, die aber bei zweitem Nachdenken an die kolonial-gewaltsame Seite denken lässt, die mit den Sammlungen im Humboldt Forum untrennbar verbunden ist. Nur ein kleiner Pfeil, aber er sitzt, wie ein kleiner Stachel.

    Gute Nachricht:

    Einer der urbanitätswidrigsten, belanglosesten und wertvollen Stadtraum am meisten verschwendenden Bauten in Mitte wird demnächst verschwinden: Dort, wo jetzt noch dieser Flachbau ist, zwischen Kleiner Alexanderstraße 26 und Bartelstraße im Scheunenviertel, ist laut Bauantragsliste April 2025 ein Neubau geplant. Angesichts des Jetzt-Zustands kann noch der prophetisch Minderbegabteste vorhersehen, dass das zu einer deutlichen Verbesserung und Vitaliserung der Straße führen wird. Schön, dass in der östlichsten Spandauer Vorstadt die letzten Problemzonen langsam verschwinden.

    ^ Oh, wow, eine Nachricht, die mit einem "Daumen rauf" nur unzureichend begrüßt werden kann.


    Ich wundere mich nur etwas, dass ein neuer Bauantrag überhaupt nötig war. Noch im Januar hieß es vom Bezirksstadtrat Gothe, es bestehe „berechtigte Hoffnung“, dass ein anderer Investor das BV „genau so wie es geplant ist“ fortführe (Vgl. #995

    Was bedeutet das? Handelt es sich um ein neues Bauprojekts auf gleichem Fundament? Wurde der neue Bauantrag im Baukollegium diskutiert? Oder muss auch ein unveränderter Bauantrag ab einer bestimmten Bauunterbrechung pro forma neu eingereicht werden?

    ^ Sehe ich nicht so, ich finde das Wort witzig und inspirierend.


    Gleichwohl hat Arctus etwas getroffen: Dadurch, dass das wenig erhebende und die prominente Lage an der Kreuzung ruinierende Gebäude, auf dem die Inschrift steht, erhalten blieb, muss man sagen, dass die architektonische und städtebauliche Situation nun gerade alles anders als alles anders ist, man also genauso gut oder schlecht hätte schreiben können: ALLESANDERSALSALLESANDERSPLATZ.

    ^^ Ich kann dem nicht beipflichten. Der Entwurf nimmt Anleihen an den Bestand der näheren Umgebung und entwickelt den Stil eigenständig und zeitgemäß weiter. Das ist genau das, was man von einer guten städtischen Architektur erwarten kann und was die Moderne häufig nicht beachtet hatte.


    Was an diesem Entwurf "proviziell, kleinkariert" und unurban sein soll, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig, was für ein "fataler politischer Aspekt" hier vorliegen soll. Vielleicht kannst Du das ja etwas ausführen.


    Die Kritik, dass hier "sentimental und larmoyant an Vergangenem festgehalten" wird, würde auf unzählige andere Entwürfe zutreffen, z.B. auf diesen hier. #678. Hier und in vielen anderen Fällen hätte ich diese Kritik verstanden, beim vorliegenden Entwurf nicht.

    ^ Ja, scheint auch mir, den Fotos nach zu urteilen, eher missraten. Auf #520 immerhin, also in der Totale, scheint eine architektonische Idee der Schmalseite erkennbar zu werden: Dass zwei Teile auseinander gezogen sind. Die Fenster wären die Lücken, durch die man den rechten und linken Teil der Schmalseite zusammen- oder ineinanderschieben könnte. Wenn dies die Idee war, so fände ich sie an sich originell. Durch die Kombination aus dunklen Farben wird die Wirkung aber unnötig geschmälert. Eine hellere Fassadenfarbe wäre dann besser gewesen.

    Weil mir das für eine Treppe eine ziemlich lange Bauzeit erschien, habe ich meinen Ratgeber in allen Lebensfragen gefragt, was er dazu meint.
    Sein Fazit aus einer ausführlichen Erklärung samt Verweis auf international vergleichbare Beispiele lautet:


    "Zwei Jahre Bauzeit für eine 7 Mio. Euro teure, großformatige Treppenanlage an prominenter Stelle mit wasser- und denkmaltechnischen Herausforderungen ist weder ungewöhnlich noch übertrieben, sondern international vergleichbar und plausibel. Kritikwürdig ist in Deutschland oft nicht die Dauer des Baus selbst, sondern der langwierige Vorlauf – aber das ist ein anderes Thema 😉." (ChatGPT)

    ^ Danke, interessant! Und wichtig, wenn Mythen als Verklärungen der Vergangenheit Hindernisse einer adäquaten Wahrnehmung der Gegenwart und Gestaltung der Zukunft sind. Wenn (und nur wenn) Mythen dagegen uns, wie vielleicht im Fall von "Unter den Linden", dazu inspirieren und motivieren, eine bessere Welt (hier: eine schönere Straße) zu gestalten, habe ich nichts gegen sie.

    Gefällt mir gut, v.a. wegen der in der Tat sehr hochwertig wirkenden Fassade und Stilelementen, die mich an Architektur der 20er jahre des letzten Jahrhunderts erinnern. Die Balkone an der Berliner Ecke dagegen scheinen mir etwas zu massiv und überdimensioniert.

    Ja, gefällt auch mir, vor allem der Kork. Ist das eine gute energetische Lösung?


    Der Balkon im ersten Stockwerk allerdings überzeugt mich gar nicht. Von oben wird der Raum erdrückt, unmittelbar darunter die Garageneinfahrt, wo schlimmstenfalls die Autos mit laufenden Motor warten, bis das Tor offen ist; dazu ist man den Blicken der Straße ausgesetzt und dann auch noch die vielleicht irrationale, aber doch, auch wegen der geringen Höhe, nicht ganz zum Versiegen zu bringende Unruhequelle, dass da jemand nachts raufklettern könnte.


    Der Kontrast zwischen Kork und den glatten cremefarbenen Verkleidungen unten finde ich nicht ganz stimmig und der Gegensatz zwischen den hohen Blöcken oben (2. und 3. Stock) und dem sehr gedrungenen Erdgeschoss will mir nicht wirklich gefallen.


    Aber das sind relativ kleine Einschränkungen, die das positive Gesamtbild nicht wirklich trüben.

    ^ Danke!

    Man sieht schon jetzt, wie wohltuend dieser Bau sein Umfeld verändern wird. Das erinnert mich daran, wie deprimiert ich vor ca. 35 Jahren war, als ich das erste Mal die Heinrich-Heine-Straße entlang fuhr. Solche unspektakulären Formen kontinuierlicher Stadtreparatur werden, trotz ihrer Relevanz, gerne übersehen.

    Ich mag (Augustiner-)Biergärten und ich liebe Chipperfields Architektur. Bislang* ist es mir aber trotz guten Willens nicht recht gelungen, die Augustiner-Biergarten-Urigkeit mit der Architektur im Einklang zu bringen. Würde ich interessieren, wie Chipperfield dazu steht.


    * Wenn alles fertig ist und wenn die Bäume mal gewachsen sind, mag das anders sein.

    ^ Das ist objektiv nicht richtig.

    Das 115-Meter-Hochhausprojekt “Central Tower” wurde (dem von Dir verlinkten Beitrag zufolge) erst Anfang 2024 vorgestellt, konnte daher noch gar nicht von RRG "genehmigt und vorangebracht" worden sein. Das gleiche gilt für die Pläne für einen Wolkenkratzer am Europacenter, die, dem Text zufolge, den Du verlinkt hast, im April 2023 vorgestellt wurden, also nach dem Ende von RRG. Und die Änderung des Projekts auf dem Karstadtgelände ist, wie der von Dir selbst verlinkte Beitrag auch sagt, nicht von dem neuen Senat veranlasst worden, sondern von der Signa-Pleite.

    ^ Danke, interessant.

    Ich wundere mich allerdings über das vorgebrachte Argument, wonach das Umfeld nicht bedeutend genug für die 115 Meter sei. Das Umfeld scheint mir nicht unbedeutender als das des East-Side-Towers und ist gewiss deutlich bedeutender als das des Estrel-Tower. Außerdem ist der Eindruck von Bedeutsamkeit nicht etwas ein für alle Mal Gegebenes, markante Hochbauten können zum Eindruck einer Bedeutsamkeit beitragen, und das wird durch dieses Argument verhindert.

    Ich habe keine eindeutige Haltung zur Höhenfrage hier und schätze Gothe. Aber dieses Argument leuchtet mir nicht ganz ein.

    ^ Ich kann das nur aus den Bildern beurteilen, aber aus ihnen hatte ich umgekehrt den Eindruck gewonnen, dass der Bau der Ecke sehr gut tut, sie repariert. Auch scheint mir dieser spezifische Stadtraum die Höhe gut vertragen zu können. Man vergleiche noch einmal die Situation zuvor (Bild von Bauhelmchen (#25)

    1-20231001-9gffjp


    und jetzt (Bauhelmchen, #34)

    2024-07-13-10