^^ Wir hatten vor Jahren schon sehr lange Debatten darüber, ich fand das schon damals etwas anstrengend und will das keineswegs wiederholen, zumal ich auch gar keine Zeit dazu hätte. Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass Du in der Kritik eine elitäre, geschmäcklerische ("naserümpfende") Haltung vermutest und vielleicht gerade dies dazu beiträgt, dass Du kritische Positionen, wie Du selbst sagst, nicht wirklich nachvollziehen kannst. (Das gilt auch für den Beitrag von UrbanFreak darunter.) Ich denke aber, es gibt durchaus gute Argumente gegen dieses Entertainment District (ED) und gegen EDs im Allgemeinen. (Einige Argumente gegen ED findest Du z.B. hier.) Ich werde sie hier nicht ausführen und wiederholen, sondern stattdessen auf Dein Argument des Zuspruchs näher eingehen.
Zunächst: Ich war vor einigen Tagen dort und hatte auch den Eindruck, dass das Areal – zumindest bei schönem und warmen Wetter – sehr gut angenommen wird. Vielleicht trägt auch das Ende der langen Corona-Restriktionen dazu bei. Aber selbst wenn dieser Zuspruch anhaltend wäre – der bloße Zuspruch kann ja in einem Architekturforum höchstens ein Kriterium sein. Ein Bestseller oder Blockbuster wird nicht schon durch den Massenerfolg zu einem guten Buch oder Film. Natürlich ist der Anklang bei den Menschen ein wichtiges Kriterium, gerade wenn es um die Beurteilung von Plätzen geht. Aber die Architektur am Mercedes-Benz-Platz ist nicht gut ist, und sie wird durch diesen Anklang auch nicht besser. Im Winter, wenn weniger Menschen unterwegs sind und die Bäume kahl sind, werden die Schwächen der schlechten Architektur schmerzhaft sichtbar.
Hinzu kommt ein urbanistischer Grund: Eine Shopping Mall kann viele Leute anziehen, aber die städtebaulichen Gründe, warum man dagegen sein kann, sind damit nicht vom Tisch. Eine punktuelle Lebendigkeit kann auf Kosten der Umgebung gehen. Und wenn man, wie ich, ein Kritiker der Idee der Charta von Athen ist, in der die moderne Stadt so vorgestellt wurde, dass sie in getrennte Funktionsbereiche aufgeteilt sein sollte, dann wird man Tendenzen, die in diese Richtung weisen, auch dann nicht begrüßen und nicht bejahen, wenn sie, punktuell betrachtet, erfolgreich erscheinen.