Vermischtes
^Das ist mE ein interessanter Schachzug des Springer-Konzerns. Nachdem man sich von Printmedien wie der traditionsreichen Berliner Morgenpost und einigen TV-Zeitschriften trennen wird, nun also andererseits dieser größere Zukauf. Der Umbau des Konzerns vom Zeitungs- zum modernen Medienkonzern geht also munter weiter.
Eine recht ähnliche Dynamik und Aufbruchsstimmung ist aktuell auch für die Gesamtwirtschaft Berlins kennzeichnend. Weil das Thema recht umfangreich geworden ist und ständig neue Berichte erscheinen, habe ich das mal etwas unterteilt.
Erfreuliche Dynamik, aber schwieriger Status Quo
Im aktuellen Dynamikranking von Wirtschaftswoche und Immobilienscout24 liegt Berlin inzwischen auf Platz 8 von 71 Städten (nach Rang 9 von 50 Städten), beim erreichten Wohlstand jedoch trotz zuletzt rasantem relativen Wachstum noch weit abgeschlagen auf Rang 45 von 71 (zuvor 47 von 50). Trotz der erheblichen Erholung auf dem Arbeitsmarkt sind die absoluten Zahlen um 12% Arbeitslosigkeit noch extrem schlecht. Zudem sind die Einkommen weiter relativ niedrig und die Kriminalität höher als anderswo.
Punkten kann Berlin hingegen neben dem boomenden Tourismus gerade auch beim dynamischen Immobilienmarkt (die extrem steigende Nachfrage und die damit verbundenen Bauanträge und steigenden Mieten werden hier rein positiv gewertet - was freilich nichts über die damit verbundenen sozialen Spannungen aussagt). Zudem verfüge Berlin über eine "einmalige Universitäts- und Forschungslandschaft" sowie "überdurchschnittlich viele Hochschulabsolventen". Weiterhin sei die starke Gründerszene ein Indiz für einen "wirtschaftlichen Aufholprozess". Das zeigt sich auch immer mehr auf dem Arbeitsmarkt, sodass Berlin dort weiter aufschließen und so auch im Wohlstandsranking etwas aufsteigen dürfte. Seit 2005 sind sowohl BIP als auch die Zahl der Arbeitsplätze immerhin schon je um 17% gestiegen, mehr als irgendwo sonst in einer deutschen Großstadt. Auch die Löhne zogen in dieser Zeit um 25% an. Viele Unternehmen haben Repräsentanzen an der Spree eröffnet, viele Verbände zogen gleich komplett nach Berlin. Ein erfreulicher Trend also, der sich scheinbar munter weiter fortsetzt.
Eine goldene Zukunft mit einem Berlin als Geberland?
Tatsächlich scheint in der nahen Zukunft vieles möglich, was lange nahezu unmöglich erschien: Kolats damals recht optimistische Vorgabe von unter 10% Arbeitslosen z.B. wird bei einem Anhalten des Trends von 30-40.000 Arbeitsplätzen pro Jahr schon recht bald kassiert werden. Zwar haben die Zensusergebnisse und die besseren sonstigen Zahlen die Einnahmen aus dem Länderfinanzausgleich erheblich reduziert. Zwar gibt es weiter hohe ungeplante Kosten durch den BER sowie viele absolut notwendige oder doch zumindest strategisch sehr wichtige Investitionen zu stemmen. Doch kann Berlin wohl bald erstmals seit langer Zeit Schulden in neun- bis zehnstelligem Umfang abbauen! Wowereit träumt laut daher davon, dass Bereich einmal reich wird und trotzdem sexy bleibt. Sogar eine Rolle als Geberland hält er dann nicht mehr für unmöglich...
Harte Hausaufgaben!
Bis Berlin das Klassenziel erreicht, bleiben jedoch erst einmal viele harte Hausaufgaben zu erfüllen. Wie schwer es gar wird weiter zu den Klassenbesten Bayern und BW aufzuschließen, zeigt dieser kleiner Vorfall: Jüngst sickerte durch, dass es zwischen Wowereit und Wirtschaftssenatorin Yzer geknallt haben soll, weil er ihr Strategiepapier für eine Renaissance der Berliner Industrie nicht ambitioniert und klar genug findet. Er will wohl u.a. mehr messbare Ziele und entsprechende Indikatoren drin stehen haben. Offiziell ist diese Auseinandersetzung nicht, aber dementiert wurde sie auch nicht. Das zeigt mE recht gut, wie anstrengend der Kurs bleibt selbst wenn Wowereit nach außen gerne so tut als würde die ganze Dynamik locker aus dem Ärmel geschüttelt. Immerhin gilt er inzwischen bei den Wirtschaftsbossen der Stadt als große Ikone, er verkaufe die Berliner Wirtschaft nach leichten Startschwierigkeiten inzwischen besser als irgendwer es sonst je getan habe und so wie es vermutlich kaum ein anderer je tun könne. Auf Auslandsreisen öffne er berliner Unternehmen regelmäßig alle Türen und bringe so immer wieder immens wichtige Verbindungen zu Stande. Aber er muss endlich auch das ebenso immens wichtige Projekt BER zu Ende bringen, die Konsolidierung des Haushalts vorantreiben ohne soziale Schieflagen eskalieren zu lassen und er muss zunächst weiter um unterstützende Einnahmen - egal ob aus Länderfinanzausgleich oder direkt vom Bund - kämpfen. Was diese Gelder angeht, hat Berlin laut Ökonomen inzwischen durch die politische, mitunter leicht populistische, Meinungsmache einen negativeres Image als eigentlich angemessen sei.
Quellen:
Wirtschaftsdynamik:
http://www.berlin.de/imperia/m…6079489&file=quart313.pdf
http://www.morgenpost.de/berli…-besonders-dynamisch.html
http://www.welt.de/wirtschaft/…enhaus-zur-Boom-Town.html
http://www.welt.de/newsticker/…staerker-als-im-Bund.html
http://www.pnn.de/wirtschaft/809834/
http://www.morgenpost.de/berli…BER-Aufsichtsratchef.html
einige offene Hausaufgaben und Hürden:
http://www.bild.de/regional/be…cht-ab-33799148.bild.html
http://www.berliner-zeitung.de…en,10808230,25585136.html
Länderfinanzausgleich:
http://www.fr-online.de/wirtschaft/interview-mit-oekonom
-thomas-lenk--berlin-ist-relativ-reich-,1472780,25564164.html
http://www.kreisbote.de/news/p…nanzieren-zr-3266288.html