Beiträge von Der Kritiker

    Statt einer Quelle für die Behauptung gibt es hier jetzt eine Ansammlung von Binsenweisheiten.


    Es ist wichtig zu verstehen, dass auch rechtlich mögliche Änderungen der Planung, etwa durch Befreiungen nach § 31 II BauGB oder die Neuaufstellung eines B-Plans, nur dann durchgesetzt werden können, wenn ein entsprechender politischer Wille vorhanden ist. Ein solcher war bisher nicht erkennbar und genau das hat sich mit dem Statement von Tschentscher nun geändert.

    Mir gefällt die Idee eines ständigen Jahrmarktes vor dem Humboldt-Forum. Vielleicht haben andere Schausteller auch noch Interesse. Vielleicht nach dem Vorbild des Wiener Praters. Man könnte sich dann auch den Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz sparen.

    Also ich lese heute zum ersten Mal (und zwar nicht nur in der MoPo), dass der Senat Änderungen an der Planung oder gar ein neues B-Plan in Aussicht stellt. Wer anderes behauptet, mag doch gerne eine Quelle beibringen anstatt mir Fake-News vorzuwerfen.

    Midas: Die Rahmendaten sind weitgehend bekannt und hier im Forum auch wiederholt diskutiert worden. Ich unterstelle zudem, dass alle Interessenten ein mindestens marktüblich rentables Investment anstreben. Daraus lässt sich schon einiges ableiten. Es führt die Diskussion nicht weiter, wenn man alle diese Dinge ignoriert und auf politischem Wunschdenken beharrt.

    Vielleicht kommt jetzt doch etwas Bewegung in die Sache. Tschentscher sagt viel Altbekanntes, aber diese Passage lässt aufhorchen:


    "Bauliche Änderungen seien in Absprache mit der Stadt und dem Architekten möglich, für eine grundlegend andere Bebauung des Grundstücks müsste aber ein komplett neues Verfahren gestartet werden."


    Damit dürfte die Stadt von ihrem Beharren auf einer Fertigstellung nach der alten Planung abrücken, auch eine komplette Neuplanung wird nicht mehr ausgeschlossen. Vielleicht ja der erste Schritt zur Einsicht.

    Die österreichischen Entscheidung entfalten keine Relevanz, weil für die Objektgesellschaft in Deutschland ein separates Insolvenzverfahren läuft. Der Insolvenzverwalter unterliegt keinen Weisungen aus Österreich und kann wie geplant verkaufen.


    Ich denke auch, dass die verschiedenen Szenarien nicht erschöpfend durchdacht sind. Für eine denkbare Variante halte ich es z.B., dass einer der 5 Interessenten das Objekt erwirbt, aber trotz vollmundiger Versprechungen nicht wie geplant fertigstellt. Die Kalkulationen sind ja alle auf Kante genäht. In einem solchen Szenario wäre die Stadt mit dem andauernden städtebaulichen Missstand politisch erpressbar und zu erheblichen Konzessionen gezwungen, ohne selbst noch über eine wesentliche Einflussmöglichkeit zu verfügen.


    Falls keiner der 5 Interessenten ein Angebot abgibt, stellt sich doch eher die Frage, warum sich die Stadt mit dem Objekt belasten sollte. Kann sie die Fertigstellung besser oder günstiger bewerkstelligen als die jetzt am Start befindlichen Investoren? Wohl kaum. Auch insoweit würde also ein Rückkauf nur Sinn machen, wenn man ihn mit einer Planänderung verbindet.


    All das ist bekannt. Wenn man davon ausgeht, dass die Fertigstellung des ursprünglichen Vorhabens unrealistisch ist, verliert die Stadt durch ihr Zögern viel Zeit und ggf. auch eigene Handlungsoptionen.


    Das Problem scheint mir doch vor allem darim zu liegen, dass man sich das Scheitern nicht eingestehen möchte. Eine solche Denkweise verhindert aber den nüchternen Blick auf die verbleibenden Optionen.

    Ich habe keine Kausalität zwischen 1 oder 2 und 3 hergestellt. Worum es mir geht: Wenn (aber wirklich nur wenn) die Stadt ihre Haltung revidieren sollte, dann wäre sie an rechtliche Vorgaben gebunden. Aufträge müssen öffentlich ausgeschrieben werden, Änderungen des Bebauungsplan gelten unabhängig vom konkreten Investor usw. Das bedeutet, dass auch Kühne in einem solchen Szenario keine privilegierte Position gegenüber anderen Interessenten erhalten dürfte.


    Daraus folgt für mich, dass eine solche Richtungsänderung, sollte sie denn gewollt sein, durch eine öffentliche Kommunikation begleitet werden muss und nicht in Hinterzimmern vereinbart werden kann.

    Bitte nicht auf die Person Kühne fokussieren. Es geht hier darum, ob die Stadt sich aktiv an der Lösung eines Problems beteiligen möchte oder das Risiko eines langfristigen städtebaulichen Missstands eingeht.


    Das hat zunächst einmal mit Kühne nichts zu tun und er ist auch kein "Co-Investor im Elbtower", da man eine spätere Ausschüttung durch den Insolvenzverwalter an die Signa Prime oder deren Gesellschafter ausschließen kann.


    Allerdings liegt Kühne in dem hier interessierenden Punkt richtig. Zu seinen anderen Aktivitäten äußere ich mich nicht. Und klar ist auch: Wenn die Stadt sich wider Erwarten doch bewegen sollte, dann wird es sicher neben Kühne noch weitere Interessenten für eine Entwicklung des Projekts geben.

    Kühne benennt klar, wie eine erfolgreiche Fertigstellung aussehen könnte: "die Stadt (müsste) ... ein vernünftiges Konzept für den Weiterbau und die Anmietung größerer Flächen entwickeln und sich dabei selbst engagieren."

    Kühne sagt das schon länger und er hat recht. Abenteuerlich ist eher die Erwartung, dass sich die Sache von allein regeln wird. Dem Insolvenzverwalter sind städtebauliche Aspekte gleichgültig.


    Sofern die Stadt sich bewegen sollte, wird es sicher neben Kühne noch weitere Interessenten geben.

    Die Aussagen sind schon sehr merkwürdig. Tschentscher ahnt, dass Plan A (Fertigstellung) nicht aufgehen kann. Plan B (Rückkauf des Grundstücks) stellt er als möglich, aber nicht entschieden dar. Wie hier im Forum bereits intensiv diskutiert, fehlt für Plan B aber die von Tschentscher behauptete Verankerung im Vertrag.


    Dann soll es auch noch einen Plan C geben, zu dem aber keine Details bekannt werden.


    Auf mich wirkt das alles eher planlos. Der Journalist macht übrigens auch nicht durch gezielte Nachfragen auf sich aufmerksam.

    Bitte nicht falsch verstehen: Unter den gegebenen Umständen entsprechen die Entwürfe durchaus den Ansprüchen. Und gar keine Frage, dass es auch im hochpreisigen Segment Entgleisungen gibt. Nur die Architektur leidet aben unter dem beschriebenen und nicht auflösbaren Zielkonflikt. Der entstandene Kompromiss hilft nicht wirklich weiter.

    Wenn man deine Ausführungen als Maßstab nimmt, fallen 99 Prozent aller neu errichteten Fassaden im Fassaden-Check durch.

    Was wir hier beobachten, ist doch ein klassischer Zielkonflikt: Wenn man diesen Standort benutzt, um Wohnungen für Bedürftige zu 6,50 € zu schaffen, dann kann trotz aller verbleibenden Subventionierung nichts entstehen, was der Lage und der Historie auch nur halbwegs gerecht wird. Und wenn man dann günstige Wohnungen priorisiert, muss man mit dem architektonischen Desaster leben. Trotz aller Lippenbekenntnisse geht eben nicht beides zusammen.

    Wie zahlreiche Berechnungen hier im Forum und anderswo (so u.a. auch die Darstellung von Becken) zeigen, stehen für die (weitere) Fertigstellung auch bei einem vermeintlich günstigen Erwerb nicht mehr Mittel zur Verfügung als von Signa ursprünglich projektiert. Der Elbtower ist ja nicht der Burj Khalifa des Nordens, bei dem ein befreundeter Scheich einfach mal mit Milliardenbeträgen aushilft. Das Verhalten der Stadt ist aus städtebaulicher Sicht riskant, auch wenn es kurzfristig bequem erscheinen mag, hier die Arme in den Schoß zu legen.

    Ich kann den hier mehrfach geäußerten Optimismus hinsichtlich einer tragfähigen Lösung auf Basis der ursprünglichen Planung immer noch nicht nachvollziehen. Warum sollte heute das möglich sein, woran Signa in einem sehr viel freundlicheren Marktumfeld gescheitert ist? Die Stadt bereitet hier durch ihre Passivität den Boden für ein abermaliges Scheitern. Man kann die Fehler der Vergangenheit nicht dadurch bereinigen, dass man jetzt "toter Mann" spielt, Gefragt ist Verantwortungsbewusstsein. Ein dauerhafter städtebaulicher Missstand mit dem Turmstumpf wird der Stadt irgendwann auf die Füße fallen. Sie macht sich damit politisch erpressbar.

    Dieter Becken ist optimistisch, dass er innerhalb der kommenden Woche ein Bieterkonsortium zusammenstellen kann.

    Becken korrigiert die projektierten Fertigstellungskosten von 500-600 Mio auf 500. Er lässt offen, ob er nur entwickeln oder auch selbst investieren möchte. Und die angekündigte Vermietung vom Blatt für 35-40% der Gesamtfläche ist gewagt. Das scheint mir alles etwas auf Kante genäht und dürfte bei den anderen Interessenten angesichts der Ausgangsvoraussetzungen kaum besser aussehen. Ob man so zu einer langfristig städtebaulich vertretbaren Lösung kommt, muss bezweifelt werden.


    Was mich beunruhigt, ist weiter die demonstrativ zur Schau gestellte Passivität der Stadt. Kühne benennt klar, wie eine erfolgreiche Fertigstellung aussehen könnte: "die Stadt (müsste) ... ein vernünftiges Konzept für den Weiterbau und die Anmietung größerer Flächen entwickeln und sich dabei selbst engagieren." Das ist die traurige Wahrheit.

    Das scheint mir doch eine etwas ungenaue Wiedergabe: Es gibt keine konkreten Investoren, sondern "indikative" Angebote (also noch zahlreiche Vorbehalte und Ungenauigkeiten) und diese wollen auch nicht notwendigerweise das Projekt übernehmen, sondern das Objekt im aktuellen Zustand kaufen. Wie und mit welchen Annahmen sie kalkuliert haben, ist nicht bekannt. Ausnahme: die von Becken genannten projektierten Fertigstellungskosten von 500 - 600 Mio.

    Das Problem des Projekts war doch in der Vergangenheit eher das Fehlen einer kritischen Begleitung. Der Versuch, die Kritiker mundtot zu machen, ist daher nicht zielführend.


    Dann also mal ein Blick auf die Zahlen: Becken behauptet, das Projekt für 500-600 Mio fertigstellen zu können. Die Zahl von 500 Mio hatten wir ja an anderer Stelle schon als das maximal wirtschaftlich Vertretbare gesehen. Aus den Bilanzen der Commerz Real ergibt sich (anteilig) ein bisher aktivierter Aufwand von insgesamt 363,5 Mio (davon 122 Mio für den Grundstückskauf). Damit würde Becken also insgesamt noch unter den von Signa bei Baustart veranschlagten 950 Mio bleiben.


    Da mag jeder seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen.