Beiträge von Ziegel

    Allerdings habe ich den Einwurf von DaseBLN so verstanden, dass wir uns wohl irren und der schlechtere Entwurf der ältere ist und wir ihn nur nicht zur Kenntnis genommen hatten. Allerdings kann man sich dann schon fragen, warum W&V einen veralteten Entwurf auf ihrer Website zeigen sollten, auf der ja aktuelle Daten stehen. Ich frage dort einfach mal nach (meine bisherigen Erfahrungen mit denen lassen aber vermuten, dass ich/wir keine Antwort kriege/n).

    Für den geplanten Neubau von 93 Wohnungen der LWB in der Judith-Auer-Str. gibt es eine -m.W.n. hier noch nicht gezeigte- neue Visualisierung.


    Sehe ich es richtig, dass aus diesem tollen Entwurf:


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    ... somit dieser hier wurde?


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    Judith-Auer-Strasse Leipzig - W&V Architekten


    Ist das die Qualitäts-Offensive bei der LWB, von der Baubürgermeister Dienberg zuletzt sprach?

    Naja, vielleicht war Ziegel ja mit dabei, bzw ein Kollege, und kann noch detaillierter berichten.

    Ja, ich war dabei. Wie zu erwarten, war die Veranstaltung, die man für verschiedene Verbände und Vereine abhielt, wenig aufschlussreich für jene, welche das Thema schon intensiv verfolgen. Neu, aber nicht überraschend waren Überlegungen, warum die Stadtverwaltung zu einer Kfz-Dreispurigkeit der neuen Brücke rät. Inzwischen hat sich jedoch die CDU deutlich auf Vierspurigkeit wie bisher festgelegt, Team Zastrow schlägt in die selbe Kerbe. Die AfD will eine Spurreduzierung nur mittragen, wenn die St. Petersburger auch entsprechend rückgebaut und der Äußere Stadtring vollendet wird. Die St. Petersburger wollen wiederum CDU und BSW erstmal nicht anfassen. Die Grünen wollen genau das und auf der Brücke Zweispurigkeit. Es wird also munter Uneinigkeit zelebriert. Eigentlich ein guter Grund, erstmal eine Übergangsbrücke hinzustellen, denn acht Monate sind schon vertrödelt und ähnlich dürfte es weitergehen.


    Eines der Probleme an Baubürgermeister Kühns Idee eines Ersatzneubaus ist, dass ein Planfeststellungsverfahren immer unvermeidlicher wird, je mehr Änderungen im Vergleich zum Vorzustand man vornehmen möchte. Naheliegenderweise muss oder möchte man aber fast alles verändern: Konstruktion und Bautechnologie, Anordnung der Spuren, Querschnittsbreite, Auffächerung der Auffahrten, Bau zusätzlicher Radrampen...


    Das Gesetz für beschleunigte Ersatzneubauten wurde vor allem mit Blick auf Autobahnbrücken geschrieben. Für eine hochsensible, komplexe, gesellschaftlich aufgeladene Angelegenheit wie hier ist das Gesetz überhaupt nicht gedacht. Noch dazu ist es neu und mit vielen Rechtsunsicherheiten belegt.


    Man setzt jedoch darauf, die Landesdirektion von der Genehmigungsfähigkeit überzeugen zu können. Das beauftragte Rechtsgutachten und der gesellschaftliche Druck, schnell zu einer Lösung kommen zu müssen, soll der Genehmigungsbehörde wohl nahelegen, keine Scherereien zu machen. Stephan Kühn hat auch schon gesagt, die anliegenden Grundstücke gehörten Stadt und Land, mit Klagen sei also nicht zu rechnen.


    Doch egal, welches Genehmigungsverfahren gewählt wird, die Belange z. B. des Umwelt- oder Denkmalschutzes bleiben die gleichen, auch die Klagemöglichkeiten. Gut denkbar z. B. dass der Stadtrat einen Ersatzneubau mit vier Spuren beschließt, die Brücke dadurch sieben Meter breiter wird, Umweltverbände dagegen klagen und es dann doch in ein Planfeststellungsverfahren rutscht.


    Das Rechtsgutachten verweist zwar darauf, dass Anpassungen an heutige Normen und Standards genehmigungsfrei sind. So könnte man sagen, die sieben Meter mehr seien nur modernen Sicherheitsabständen geschuldet. Aber andererseits machen "erhebliche" bauliche Änderungen oder Kapazitätserweiterungen für Kfz ein Planverfahren nötig. Ob eine sieben Meter breitere Brücke auch breitere Pfeiler braucht oder großere Abstände auch die Kapazität erhöhen, ist ungeklärt. Es gibt überdies wohl ein Gerichtsurteil, dass +20% Breite nicht mehr als Ersatzneubau durchgeht, das würde bei sieben Metern knapp zutreffen.


    Anderer Fallstrick: die von der Stadt beauftragten Juristen schreiben deutlich, dass sie eine Minderheitsmeinung vertreten, wenn sie sagen, dass Kapazitätserweiterungen für Radverkehr kein Planfeststellungsverfahren benötigen, die Mehrheit sieht das wohl anders. Gerade diese Erweiterung will die Stadt aber haben.


    Ich trete vehement für eine "erhebliche bauliche Umgestaltung" ein und will einen Wiedergänger der eingestürzten DDR-Brücke unbedingt verhindern. Aber selbst, wenn mir die Architektur egal wäre, hielte ich es für eine schlechte Idee, das Verfahren eines Ersatzneubaus zu wählen. Es gibt einfach zu viele Risiken, dass man damit Zeit und Geld verliert, weil dann doch ein Planfeststellungsverfahren nötig wird. Und ich finde auch: selbst, wenn Kühns Plan aufginge, rechtfertigt die mögliche Zeitersparnis nicht, die Beteiligung der Öffentlichkeit zu umgehen. Denn darum - und nur darum - geht es beim Ersatzneubau.


    Das wird sich meiner Einschätzung nach rächen. Man kennt das doch: in der Hektik macht man Fehler und dann dauert alles viel länger. Den Wunsch vieler Dresdner nach einem schöneren Dresden zu unterschätzen, könnte so ein Fehler sein.

    Der Blick vom Turm offenbart den immensen historischen Wiederaufbau, der über die Jahre hinweg geschaffen wurde.

    Die Fotos zeigen erhaltene Altbauten in verschiedenen Sanierungszuständen sowie Neubauten. Ist das Adjektiv der "Künstlichkeit" auf beiderlei gemünzt oder hast du angenommen, die Altbauten seien ebenfalls rekonstruiert?


    Es ist mir schon klar, dass man die Strasse kaum kleiner bauen kann

    Warum nicht? Ideen für eine Umverlegung liegen vor, die anschließende Brücke muss ohnehin neu gebaut werden.


    Und noch ein Blick auf das prächtige Palais hinter der Kirche, das ja auch saniert wird.

    Ist das so? Die Schaufassade, die einst den Langen Stall abgeschlossen hat, gehört nicht dem Projektentwickler, der jetzt das Kreativquartier baut.


    Danke für die interessanten, schönen Fotos!

    Ich erkenne auf dem Bild keinen Unterschied zum heutigen Zustand. Die erwähnte Dachterrasse wird sich ja im Innenhof befinden.


    Es wäre toll, wenn die einst angedachten weiteren Glasaufbauten auf der getreppten Steinfassade ergänzt würden. Aber an einem verstellten Fensterblick und erst recht an beleuchteten Aufbauten hat ein Hotel natürlich kein Interesse. Sehr schade!

    Ich fand den Kaufhausbau von Böhm auch immer städtebaulich unpassend, architektonisch aber gelungen. Rein architektonisch gesehen lohnt sich der Abriss der Fassade nicht, für das, was dort nun entstehen soll. Ich empfinde die Fassade von Adept als ganz hübsch, jedoch als Downgrade und für den Ort als viel zu grobkörnig. In altstädtischem Bestand zu entwerfen, ist für viele Architekt/innen eine nicht zu bewältigende Herausforderung, zumal, wenn sie eine große Baumasse durchgestalten sollen.


    Im Modellfoto ist zu erahnen, dass die Aufstockung das Ganze brutal wirken lassen könnte. Ich habe die Straßenperspektiven aber nicht mehr gut genug in Erinnerung.


    Gerade der Konzertsaal ist mir jedoch positiv aufgefallen. Endlich mal eine Schachtelform, deren Akustik bei alten Sälen ja immer so gelobt wird. Bei Gustav Düsing finde ich interessant, dass er Tageslicht in den Saal lässt, das gibt es ja kaum einmal. Ansonsten ist sein Entwurf schrecklich. Überhaupt ist der Durchschnitt der prämierten Entwürfe mal wieder nicht so berauschend. GRAFT fügt sich städtebaulich am besten ein (Kleinteiligkeit, Material, Anpassung an die Geschossigkeit des Nachbarn), dafür ist die Architektur ausgelutscht und eher für ein Kaufhaus geeignet. Mich erinnert sie zum Beispiel an die Hainspitze in Leipzig (Entwurf um 2012). Auch die Innenräume wirken irgendwie aus der Zeit gefallen.


    Unabhängig von der Architektur ist es ein tolles Projekt, das man vielen Städten wünschen würde.

    https://dubisthalle.de/so-soll…z-in-halle-saale-aussehen


    Dort noch einige Bilder mehr, auch von innen.


    Ich hätte es schön gefunden, wenn es mal etwas anderes als eine Glas-Stahl-Beton-Orgie geworden wäre, aber nach einer Vollkatastrophe sieht es schon einmal nicht aus und geschwungene Formen finde ich fast immer gut, weil die Dominanz der Geraden in der heutigen Architektur sehr monoton ist.


    Die unregelmäßigen Fensteröffnungen sind meines Erachtens ein Zeitgeist, der seinen Zenit schon überschritten hat.


    Insgesamt war mein erster Eindruck: habe ich schon mal irgendwo gesehen. Eine innovative Ästhetik mit überregionalem Wiedererkennungswert erkenne ich da noch nicht.


    War es einer der Entwürfe, bei denen "Oooh" und "Aaah" gemacht wurde?

    Waldplatz: Mit richtig kräftigen Gesimsen zwischen jeder Etage, welche die horizontal überlappenden Erker verbinden, könnte man nachträglich noch ein bisschen was retten. Auch das Kranzgesims hätte, wie visualisiert, kräftiger ausfallen sollen. Jetzt fällt z. B. der Übergang zum Nachbarhaus im Dachbereich zu sehr ins Gewicht.


    Ein ursprünglich interessanter Entwurf wurde hier ziemlich verhunzt, aber das Dach ist natürlich richtig toll und grundsätzlich fügt sich das Haus ja gut ein. Es gehört schon zu den oberen 10% der Wohnbauten in Leipzig, was eigentlich traurig ist. Die kotbraunen Fenster und Verblendungen finde ich richtig hässlich, vor Ort noch mehr als auf den Fotos. Warum man die asymmetrisch verteilten kleinen Lüftungsgitter auch noch braun hervorhebt, ist mir schleierhaft.


    Richtig frustrierend sind immer Rundlings Vorher-Fotos. Wenn man die sieht, kann man sich über gar nix mehr freuen, geht mir zumindest so.

    Halleipziger Es durften sich m. E. nicht nur Hallenser bewerben, es ist ja ein nationales Projekt, aber alle anderen haben - so wie ich - eben einfach nix davon mitbekommen. :D Aber wenn die Plätze ausgebucht waren, ist ja alles schick, das ist die Hauptsache. Daran sieht man wieder, dass das Interesse für Architektur eben doch groß ist, sofern es mal Möglichkeiten gibt, sich einzubringen. Ich hoffe sehr, dass dies zunimmt.


    Zu den Entwürfen können wir uns ja selbst ein Bild machen, aber unproblematisch wäre eine Schilderung deines Eindrucks: war etwas dabei, was dir gefallen hat? War das Stimmungsbild der Anwesenden eher positiv oder negativ?

    Morgen Vormittag 09.00 bis 10.30 Uhr wird der Siegerentwurf für das Zukunftszentrum bekanntgegeben.


    Leider habe ich es nicht mitbekommen: man konnte die Entwürfe schon vorab im Zuge einer Öffentlichkeitsbeteiligung sehen und Hinweise dazu an die Jury geben.


    Zukunftszentrum: Information zur Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der finalen Runde des Architekturwettbewerbs: Halle (Saale) - Händelstadt


    Ich hoffe, es waren viele Menschen dort, die konstruktive Kritik geübt haben.

    Willkommen im 21 Jahrhundert.

    Dazu möchte ich nur sagen, dass die bunten Plastik-Möbel aus dem Jahr 2002 eher die 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts reflektieren und von mir weder als dem Heute zeitgemäß noch gar als zeitlos empfunden werden.


    Aber wenn man Neonazitum ("1933") und Halsbinden effektiv bekämpfen kann, indem man diese Sitzmöbel verteidigt, bin ich gern dabei. Wusste gar nicht, dass das so einfach geht.


    Weniger oder keine Autos, auch keine E-Autos, fände ich in diesem Kernareal übrigens ziemlich 21. Jahrhundert.

    Nach all dem berechtigten Klagen über die LWB hier mal ein nettes Projekt. Es handelt sich um die Sozialwohnungen in der Samuel-Lampel-Straße.


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    (eigene Fotos)


    Ja, das sind tatsächlich Eichentüren, Strukturputz und Schmuckfliesen. Und das ganze auch noch farbig und symmetrisch. Architektin ist Gabriel Weis von W&V, ein Büro, dessen Entwürfe ich im Allgemeinen nicht so mag. Dass die mal eine runde Linie planen, ist eine äußerst seltene Ausnahme.

    Die Essenz der Demokratie sollte sein, dass sie den Mehrheitswillen ihrer Bürger berücksichtigt (und dabei Rechte von Minderheiten schützt). Gerade mit Blick auf die Überwindung der DDR und die Friedliche Revolution. Da war es eine Mehrheit, die sich die Demokratie wünschte. Wenn das heute nicht mehr so gewiss scheint, sollte man dem nicht noch ein Denkmal setzen.


    LEt's go! Wenn du schon selbst die These aufstellst, dass sich heute viele Menschen "so einen Koloss als Vorbild für heut[ig]e Denkmäler wünschen", sollte dich das doch auch zum Nachdenken anregen, ob es nicht legitim sein könnte, diesen Wunsch aufzunehmen. Vielleicht geht es weniger um das Kolossale, sondern um das Sinnliche, das Würdige, das Greifbare des Völkerschlachtdenkmals. Die Fahnen sind in einer Hinsicht gar nicht mal so schlecht: ihre Symbolik ist ablesbar, während viele Entwürfe völlig abstrakt waren. Nur ist es eben eine schiefe Symbolik, die nicht zum Ereignis passt und daher nach meinem Eindruck viele Menschen verärgert. Auch dem Völki kann man diesen Vorwurf in Teilen machen! Da haben wir dann eine Parallele im Negativen.


    Es würde mich reizen, deine erneut aufgestellten Behauptungen ausführlich durchzugehen. So spielt es doch gar keine Rolle, wie hoch der Anteil Thiemes am Entwurf war, das Denkmal wurde und wird trotz den Kritikern und der teils berechtigten Kritik, die es immer gibt, breit unterstützt. Und regelmäßige Demokratie-Kundgebungen gibt es dort auch bis heute, so war dort zuletzt das Lichtfest zu Gast. Inkonsistent ist da eher deine Argumentation. Aber hier soll es ja eher um den Fahnen-Entwurf gehen. Und da könnte ich auch ein gelungenes modernes Beispiel anführen: die Säule auf dem Nikolaikirchhof. Kürzlich sagte eine Besucherin zwar, deren Bedeutung würde man auch nur mithilfe einer Erklärung verstehen, aber ich glaube, das ist mit Denkmälern immer so.


    Die Säule ist:

    - symbolisch verständlich und schlüssig

    - ortsbezogen

    - städtebaulich gut eingeordnet

    - schön

    - spendenfinanziert


    So weit ich weiß, hat sich nie jemand über Vandalismus Gedanken gemacht und sie wurde auch nie demoliert. Einziger Nachteil, wenn man das so sehen mag: sie ist nur regional bekannt und ein Denkmal nur für Leipzig. Ich denke aber, dass dies durch das Fahnenmeer nicht ausgeglichen wird. Kein Eisenacher wird das neue Denkmal als Denkmal für die Eisenacher auffassen und nach anfänglicher Berichterstattung wird das neue Denkmal zum "Geheimtipp" absteigen. Die städtebauliche Einordnung tut ihr übriges, weil es nur aus Drohnenperspektive möglich sein wird, das Denkmal bildlich zu erfassen. Beim unmittelbaren Erleben, wie es auch die Visus zeigen, wird man nur wenige Fahnen sehen. Allzu eindrucksvoll stelle ich mir das nicht vor. Dagegen wird die Wippe in Berlin, obwohl auch ihre Symbolik voll daneben geht, einen wesentlich höheren und dauerhafteren Bekanntheitsgrad haben und auch als bundesdeutsches Denkmal verstanden werden.


    Ein Blick auf die Bilder von 1989 ist immer wieder ein Gänsehautmoment und diese Dokumente sind wirklich Denkmäler der Demokratie. Das Fahnenmeer mit seiner "Top down"- Logik, mühsam bemäntelt mit sogenannter Bürgerbeteiligung, die ganz klar kommunizierte, dass die Bürger diesmal nichts mitzuentscheiden haben, ist vielleicht wirklich ein Denkmal dafür, dass die Wenigen ihre Entscheidungsmacht vor den Vielen schützen wollen.

    LEt's go! Da hast du in deiner offenkundigen Abneigung gegen das Völki leidenschaftlich gegen eine These argumentiert, die hier niemand aufgestellt hat. Das wäre dir vielleicht nicht passiert, wenn du dich mit der einleitenden Frage beschäftigt hättest:

    Wie man überhaupt in die Verlegenheit kommt, ein Nationaldenkmal (erbaut in der Kaiserzeit ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg) dafür zu bemühen, ist mir wirklich schleierhaft.

    Das liegt an folgenden Parallelen: beide Denkmäler sollen an weltverändernde Ereignisse erinnern und beide Denkmäler sollen explizit deutschlandweite und internationale Beachtung finden, und zwar dauerhaft. Dem Völki gelingt beides, beim Fahnenmehr ist das zweifelhaft.


    Die Hinweise auf Vereinnahmung durch unschöne politische Systeme führen völlig ins Leere, schließlich ist das Völki ebenso Kulisse für die Demokratie, ob es die Courage-Konzerte gegen Rechts waren, das WGT oder demnächst das "PEACE!"-Konzert. Umgekehrt wurden auch Rembrandt und Tierschutz von den Nazis vereinnahmt. Das Denkmal ist ein Identifikationsobjekt für Menschen verschiedenster Coleur und die erwähnten 300.000 Besucher jährlich sind ja wohl nicht alle Neonazis oder DDR-Nostalgiker, ne?


    Die begleitende Ausstellung erfüllt die Ansprüche an eine detaillierte Darstellung historischer Ereignisse, was ein Denkmal natürlich nicht leistet. Ein Denkmal ist ein Denkanstoß.


    Dass Clemens Thieme über das Denkmal "quasi allein entschieden" habe, ist eine alberne Aussage. Auch für das Leipziger Fahnen-Denkmal haben sich nur wenige Personen aktiv eingesetzt, letztlich sogar sehr, sehr viel weniger Menschen als für das Völki. Für die Blechfahnen wurden und werden, wenn ich es richtig überblicke, keine einzige Münze gespendet.


    Das Völki hat natürlich seine Ambivalenzen. Es hat einen kriegerischen Habitus, aber für die damalige Zeit wenig Hurra-Patriotismus. Es ist ein Nationaldenkmal, aber kein nationales Denkmal. Es idealisiert, zeigt aber traurige, nachdenkliche Gesichter. Zurecht würde man heute kein solches Denkmal bauen. Aber man schafft es umgekehrt auch nicht, etwas von gleichrangigem architektonischem und künstlerischem Wert, mit einem solchen Identifikations- und Anziehungspotenzial zu schaffen.


    Die verschiedenen Lesarten zum Völki allein hier im Forum bereichern die persönliche Auseinandersetzung mit Geschichte und jede Perspektive hat dabei ihre Berechtigung. Von einer "Verengung des Blicks" kann gar keine Rede sein, wie allein unsere Diskussion zeigt. Alle Perspektiven zusammengenommen ergeben ein stimmiges Bild dieses vielschichtigen Denkmals.


    Genau dieses Bild ergibt sich beim Fahnenmeer eben nicht. Keine der Interpretationen, die ich bisher gelesen habe, passt zum historischen Ereignis, das Anlass der Würdigung sein soll. Wofür ist dies ein Denkmal? Ein Denkmal für die Freiheit, dann aber nur für die Demonstrationsfreiheit? Eine erstarrte, eine sprachlose, eine leise Demonstration? Welches sinnliche Erlebnis, wie User "Lipsian" es eindrücklich beschrieben hat, bieten die Fahnen? Welche Verortung? Die Kritik, das Völki könne überall stehen, gilt für die Fahnen umso mehr. In Bezug auf das Völki ein Quatsch-Argument, schließlich hätte die Schlacht auch genauso gut woanders stattfinden können. Die Geschichte macht sie zu einem Leipziger Ereignis und das Denkmal zu einem Leipziger Denkmal. Und nicht die Größe und der Blutzoll der Schlacht macht sie so bedeutsam, sondern ihre Wirkung auf die Europäische Ordnung.


    Das Völki sollte - zurecht - Waterloos Bekanntheit Konkurrenz machen, die Fahnen sollen Berlin Konkurrenz machen. Waterloo bleibt bekannter und auch die Bilder vom Mauerfall am Brandenburger Tor werden die Nr. 1 im Bildgedächtnis bleiben. Und im Gegensatz zur Völkerschlacht gibt es mit Brandenburger Tor oder Nikolaikirche ja authentische Erinnerungsorte der Revolution bzw. mit dem Reichstag für die Einheit. Schon daher das Befremden, die Frage nach dem Wozu für ein neues Denkmal.


    Die Interpretation, die "Let's go" anbietet, verstört mich: die weißen Fahnen als Symbol für die Anfälligkeit der Demokratie, die geschützt werden muss. Muss die Demokratie vor ihren eigenen Bürgern geschützt werden, ist das jetzt unser Selbstverständnis?


    Es würde zur Genese dieses Denkmals passen.

    Das ist vermutlich zu konventionell für die Verantwortlichen.

    Dabei wäre es etwas Besonderes, während ungeordnete Bepflanzungen heute eher der üblichen Norm entsprechen.


    Deine Brunnenidee geistert mir auch schon länger im Kopf herum. Bei den Balustradenfiguren handhabt man es ja ähnlich. Fähige Bildhauer/innen gibt es also. Fraglich sind eher die Fähigkeiten der Entscheidenden.

    Neustädter Str. 20

    Häuser von Baugemeinschaften fallen immer wieder durch Originalität auf. Richtig schön sind sie kaum einmal, aber besonders und detailverliebt.


    Aus den Perspektiven deiner Fotos ist es nicht zu erkennen: hat das Haus ein Schrägdach?

    Irgendwie habt ihr ja alle recht, nur Bezeichnungen wie "Sozialistenforum" verdienen einen Rüffel.


    Was die Einzelarchitektur betrifft, würde ich es so sehen: immerhin wird wieder DDR-Niveau erreicht, welches man ja in unvorstellbarer Weise in den 00er-Jahren oft genug unterboten hatte. Die Fassade hat Sockel und Dachzone, die eine solche Benennung auch verdienen, es gibt gestalterische Details und symmetrisch angeordnete Fenster. Der Blick auf die anderen prämierten Entwürfe bzw. Vollkatastrophen zeigt ja deutlich, dass unser Jammern über das niedrige Niveau immer noch Jammern auf hohem Niveau ist.


    Selbstverständlich ließen sich unendlich viele Entwürfe finden, die schöner, interessanter und wertiger auch für diesen Ort wären, aber leider wurde entweder kein solcher Entwurf eingereicht oder keiner prämiert.


    Lob und Kritik, die hier zum Städtebau geäußert wurden, kann ich jeweils unterschreiben. Die angesprochene Ecke zur Kreuzung ließe sich ja später noch schließen, nur der Rathaus-Sockel erschwert diese Aufgabe vielleicht ein wenig.