Argentinien 2020 – Buenos Aires und das Litoral

  • Reisen in Zeiten des Coronavirus SARS-CoV-2 - das klingt nach einem Abenteuer. Tatsächlich wirken die weniger als zwei Wochen in Argentinien im Nachhinein fast surreal. Ich hätte nicht gedacht, was man in so einer kurzen Zeit alles erleben kann...


    Geplant war eine dreiwöchige Tour mit dem Auto durch das Litoral Argentiniens, das (für unsere Verhältnisse) weitläufige Gebiet zwischen den Wasserlandschaften des Río Uruguay und Río Paraná von Buenos Aires bis hoch zum Nationalpark Iguazú - mit kurzen Abstechern nach Uruguay (Montevideo), Brasilien (Foz do Iguaçu) und Atlantikstränden in der "Nähe" von Buenos Aires. Ein Höhepunkt waren die atemberaubend schönen Wasserfälle von Iguazú. Unter anderem dieses Ziel haben wir glücklicherweise erreicht:


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    Als architektonischer Einstieg mögen diese kurzen Schlaglichter auf die Terminals des internationalen Flughafens Ministro Pistarini in Ezeiza (EZE) dienen:


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    Die Flughafengesellschaft Aeropuertos Argentina (AA 2000) saniert, modernisiert und vergrößert ihre Flughäfen seit mehr als 20 Jahren. EZE, der größte der drei Flughäfen von Buenos Aires, wird dabei besonders deutlich umgebaut. Am Ende der Arbeiten wird er zwei Terminals in der Gestalt des obigen Gebäudes haben (mit Verlängerungen zu beiden Enden) sowie dazwischen ein Scharniergebäude mit einem zeppelinartigen und silbermetallisch-glänzendem Dach. Die Vorfeld-seitige Verglasung von Terminal B:


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    Im Inneren:


    EPI129APPLE.IMG_9783.jpgBilder: epizentrum


    Weiterführende Links (spanisch): EZE in Wikipedia, Bericht über die geplanten Arbeiten, Bericht über die Bauarbeiten Ende 2018, Link auf Google Maps

  • Buenos Aires - Warm-Up

    Hier im Unterforum gibt es bereits ältere Threads zu Buenos Aires, allerdings fehlen ihnen inzwischen die Bilder. Daher folgen in diesem Strang auch Beiträge mit dort erwähnten Bauwerken. Buenos Aires ist bekanntermaßen die Hauptstadt Argentiniens und hat eine Kernstadt von gerade einmal 202 Quadratkilometer Fläche sowie eine große Metropolregion namens Gran Buenos Aires, die üblicherweise aber salopp auch mit dem "Gran"-losen Namen bezeichnet wird. Insgesamt leben in dieser Agglomeration ca. 12-14 Mio. Menschen und damit ein Drittel der argentinischen Bevölkerung. Die eigentliche Stadt ist autonom – gehört also keiner Provinz an – und zählt in ihren 48 Stadtteilen (barrios) nur ca. 2,8 Mio. Einwohner. Provinzen, also Gliedstaaten ähnlich der deutschen Bundesländer, gibt es in Argentinien übrigens derer 23. Eine davon heißt ebenfalls Buenos Aires, und ihre Hauptstadt ist, Überraschung!, La Plata.


    Zum Aufwärmen erst einmal ein paar Eindrücke von einem Stino-Straßenzug mitten in der eigentlichen Stadt Buenos Aires: Blicke durch die Achse, welche die zentralen Stadtteile San Nicolás und Monserrat von Balvanera trennt:


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    Hineingezoomt:


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    Die andere Seite:


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    Man sieht ein stark europäisch geprägtes, großzügig dimensioniertes und teils prachtvoll bebautes Stadtbild mit für unsere Augen gewöhnungsbedürftig lässig eingestreuten Wohnhochhäusern und schlichten Kleingebäuden. Einzelne:


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI129APPLE.IMG_9797.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI129APPLE.IMG_9798.jpg


    Viele der alten Prachtbauten weisen aufwendig geschmückte Fassaden auf. Ein Erker:


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    Die Pracht zeigt sich auch innen:


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    Der Blick nach unten auf die Straße ist fast prototypisch für die unzähligen anderen größeren Straßen: Einbahn, viele Taxis, farbige Parkverbotsmarkierungen, eine separate Markierung für Radfahrer (ja, sehr schmal, man sieht dennoch viele Fahrräder in diesen Straßen), Gehwegplatten mit "Noppen", wie man sie in Spanien oft sieht, Kioske überall, "abgeschnittene" Blockecken à la Barcelona und eine relativ entspannte Auslegung von Verkehrsregeln.


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    Apropos Gehweg; in Teilen der Stadt stehen Modellvarianten von Sitzbänken, die aussehen wie Polsterbänke aus der Zeit des französischen Sonnenkönigs. Die sinnestäuschenden Metallkonstruktionen stammen von der Designfirma Grupo Bondi:


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    Bilder: epizentrum

  • Obelisco

    Kommen wir zu einem Wahrzeichen der Stadt:


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    Klar, in Buenos Aires wird der Tango getanzt bis zum Wadenkrampf, aber auf dem Souvenir sieht man auch einen Obelisken, den Obelisco von 1936. Er bildet das gefühlte Zentrum der Stadt bzw. eigentlich auch der Nation und steht auf dem riesengroßen Platz der Republik (Plaza de la República), von dem wichtige Straßen abgehen, sodass man ihn von vielen Stellen der Stadt in der Ferne sehen kann. Nachfolgend ein Überblick:


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    Schwenk auf die lustige Häuserzahnreihe:


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    Der Obelisk hat eine Höhe von 67 Metern und ist mit weißem Stein aus der Provinz Córdoba verkleidet. Ihm musste die damals 160 Jahre alte Kirche San Nicolás weichen, die kurzerhand in den Stadtteil Retiro umzog. Die vier Obelisk-Seiten erinnern an jeweils ein wichtiges historisches Ereignis der Stadt (1. Gründung 1536, 2. Gründung 1580, Hissen der argentinischen Flagge 1812, Ernennung zur Hauptstadt 1880). Blick auf die Ostseite, die extrem breite Avenida 9 de Julio hinunter:


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    In Richtung Osten blickt man die Avenida Corrientes hinunter zum Puerto Madero (wörtlich "Holzhafen"). Auf beide komme ich später noch einmal zurück:


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    Auf der Nordseite des Platzes steht das "Grüne BA" (BA Verde) - eine Pflanzenskulptur mit den Initialien des Stadtnamens. Der Blick geht nach Norden die Avenida 9 de Julio hinauf in Richtung Retiro / Hafen:


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    Das erste Bild vom Obelisken entstand übrigens von einer Aussichtsplattform in Form einer großen Treppe:


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    Sie liegt am Ende einer Fußgängerstraße, die zum ebenfalls wichtigen Plaza Lavalle führt. Auch dazu später mehr. Blick in diese Richtung:


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    Zum Abschluss und weiteren Orientierung noch ein Blick auf den Obelisken, dieses Mal von einer der unzähligen Busstationen auf der Avenida 9 de Julio, wieder Richtung Süden geschaut. Die Blickachse wird durch ein Portrait der singenden Eva Perron (Evita) unterbrochen, das sich auf dem Gebäude des Ministeriums für soziale Entwicklung (Ministerio de Desarrollo Social de la Nación) befindet:


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    Bilder: epizentrum

  • Avenida Corrientes

    Die Avenida Corrientes ist der Broadway von Buenos Aires. Hier reihen sich Schauspiel-Theater, Musical-Spielstätten und Kinos aneinander:


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    Abends ist auf den Gehwegen die Hölle los. Tagsüber hat die Straße aber auch ihren Charme:


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI129APPLE.IMG_9882.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI129APPLE.IMG_9887.jpg


    Blick über die Straße nach Westen:


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    Das Bild entstand übrigens mittags an einem Werktag. Zu Rush-Hour-Zeiten geht hier gar nichts mehr. Und, ja, der Taxi-Anteil auf den Straßen ist überall hoch. Zwischendrin stehen auch hier kleine oder historische Bauten, wie diese Methodisten-Kirche:


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    In Seitenstraßen der östlichen Avenida Corrientes häufen sich Wechselstuben, in denen zum offiziellen Kurs Dollar und Euro in den Argentinischen Pesos getauscht werden können. Tipp: Den besten Kurs bekommt man mit 50- oder 100-Dollar-Noten. Mehr bekommt man allerdings bei den sogenannten "Geldbäumen". Das sind Leute, die auf diesen Straßen stehen, mit Geldnoten wedeln und Tauschwillige zu "inoffiziellen" Wechselstuben bringen. Hintergrund ist die weiterhin anhaltende extreme Inflation des Pesos (ARS). Sie hat dazu geführt, dass Dollar-Noten im Land als eine Art Sparkonto herhalten müssen. Dafür sind auch Privatleute dann eben bereit, zu einem höheren Kurs zu tauschen. Natürlich muss man hier Vorsicht walten lassen; denn, wenn es um Geld geht, gibt es sofort schwarze Schafe. Eine dieser Seitenstraßen:


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    Wer sich übrigens über die relativ hohe Polizeipräsenz auf den Bildern zum Obelisken gewundert hat, liegt richtig. Man sieht überall in der Stadt für unsere Augen ungewöhnlich viele Polizisten. An Verkehrs-, Touristen- und Behörden-Hotspots stehen generell Busse oder sogar mobile Stationen wie die folgende: (Mit Klimaanlage!)


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    Ein Bus der lokalen Polizei:


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    Bilder: epizentrum

  • Wohnhochhäuser

    Bevor ich zu Stadtteilen und weiteren Sehenswürdigkeiten komme, möchte ich auf die große Zahl von Wohnhochhäusern hinweisen. Ich habe noch in keiner Stadt so viele dieser Gebäude gesehen, sie sind überall eingestreut, stehen in Gruppen oder einzeln völlig zwanglos zwischen viel kleineren oder historischen Gebäuden. Ein paar Beispiele haben wir oben schon gesehen, nachfolgend weitere. Hier ziemlich massiv an der großen Av. Entre Ríos in Monserrat:


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    Ebenfalls ziemlich mächtig im feinen Recoleta:


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    Ganz in der Nähe, die Rückseiten zu einer Brache hin:


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    An der Av. 9 de Julio, extravagant verglast mit innenliegendem Sonnenschutz (ob der auch an heißen Sommertagen wirkt...?):


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    Herausragende Schönheiten habe ich nicht entdecken können, auch nicht in feineren Vierteln. Hier direkt gegenüber dem Park (Plaza República del Perú) am berühmten ALBA-Museum und in der Nähe des Diplomatenviertels:


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    Blick in ein Neubaugebiet mit vielen Hochhäusern in Palermo, nahe der US-amerikanischen Botschaft:


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    Nett abgerundetes Haus an einer Straßenecke zwischen Palermo und Recoleta:


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    Und noch eine hübsche Ecke, hier mit niedrigeren Gewächsen:


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    Bilder: epizentrum

  • Plaza del Congreso

    Der Punkt, von dem die Entfernungen aller Orte Argentiniens zu Buenos Aires gemessen werden, liegt auf dem Plaza del Congreso und wird von einem kleinen weißen Monolithen namens "Kilometro Zero Argentina" markiert. Ganz links im Bild steht er etwas unscheinbar in der Gegend herum:



    Auf der anderen Seite des langen Platzes, der inzwischen eigentlich in diesen und in die Plätze Mariano Moreno und Plaza Lorea aufgeteilt ist, steht der Nationalkongress:



    Vom Platzrand ein weiterer Blick in diese Richtung:



    Trotz gerade laufender Fassadensanierung gibt das Kongressgebäude ein imposantes Bild ab. Es wurde vom italienischen Architekten Vittorio Meano, von dem auch das berühmte Teatro Colón stammt, entworfen und von 1898 bis 1906 gebaut. Die Ausführung hat der argentinische Architekt Julio Dormal geplant. Bis nach dem 2. Weltkrieg kamen immer wieder Detailergänzungen hinzu wie etliche Fassadenfiguren. Näher:



    Vor dem Kongress steht das passende Denkmal, das Monumento de los Dos Congresos. Bis 1914 in Brüssel von einem belgischen Architekten und einem ebenfalls belgischen Bildhauer aus Bronze und französischem Naturstein geschaffen, ehrt er die Republik, ihren Überfluss (zu Füßen) sowie die erste Nationalversammlung 1810 und die jetzige, ab 1816 tagende. Rundherum sind Abbildungen der argentinischen Flora und Fauna (bspw. mit dem Condor) abgebildet. Nach dem Frontalbild aus der Ferne oben hier noch eines von schräg hinten:



    Der Platz selbst ist mit Gebäuden aller Art umsäumt, auffällig sind neben allerlei kleinerer historischer Gebäude bspw. wieder die kleine Front dieser Wohnhochhäuser auf der Nordseite:



    Vom Platz führt die Avenida de Mayo zum Präsidentenpalast. An der Avenida stehen prächtige Bürogebäude mit nicht minder prächtigen Türmen. Auf dem ersten Foto waren sie im Hintergrund schon zu sehen, hier näher:



    Im Vordergrund das Edificio La Inmobiliaria, von 1908 bis 1910 von der 1893 gegründeten Versicherungsgesellschaft La Inmobiliaria gebaut. Seine beiden Ecktürme sind 68 Meter hoch. Zeitweise wurde das Gebäude nach einem im Erdgeschoss ansässigen Sanitärgesschäft Palacio Heinlein benannt. Siehe auch in Wikipedia. Dahinter: Palacio Barolo mit einem 100 Meter hohen Kuppelturm, dessen leuchtturmartige Laterne noch in Montevideo zu sehen ist. 1919-1923 nach Entwurf eines italienischen Architekten vom italienischen Einwanderer Luis Barolo gebaut, war das Gebäude für kurze Zeit das höchste in ganz Südamerika, und sein Entwurf basiert - etwas spinnert - auf Dantes Inferno: die Untergeschosse stehen für die Hölle, bis zum 14. OG liegt das Fegefeuer, darüber der Himmel. Siehe auch hier Wikipedia. Weitere Eindrücke aus der Umgebung, begonnen mit der Opulenz an der Av. de Mayo:



    Straßenecke mit politischem Spruch an der Ampel - "Zu welchem Preis würdest Du Dein Ego verkaufen?":



    Ein paar Schritte weiter:



    Und ebendort, ein Balkonidyll auf Augenhöhe:


    Bilder: epizentrum

  • Um den Plaza de Mayo herum

    Vom Plaza del Congreso führt die Avenida de Mayo nach Osten zum Plaza de Mayo. Die Avenida ist wieder eine dieser breiten Einbahnschneisen, allerdings mit altem Platanenbestand und historischer Bebauung französisch/spanischer Anmutung:



    Was hier übrigens spiegelt, ist die Frontscheibe des doppelstöckigen Touristenbusses, der im Hop-On-Hop-Off-Prinzip den ganzen Tag über relativ engmaschig getaktet 3,5 Stunden lang die die Sehenswürdigkeiten der Stadt abklappert. Ein Teil der Bilder dieser und der folgenden Beiträge entstanden vom Hochdeck dieser Busse und sind manchmal etwas verwackelt, oder die Perspektive ist nicht optimal - wie im folgenden Bild. Ihr mögt mir das verzeihen. An der Hausnummer 829 befindet sich das 1858 gegründete Café Tortoni, dessen Gästeliste einige berühmte Namen aus der Literatur, Wissenschaft und Politik enthält. Das Café ist ein beliebtes Touristenziel:



    Einfach ein Schnappschuss von der Avenida - hier mit Abgang zur Subte, der Untergrundbahn von Buenos Aires:



    Erinnert ein wenig an die historischen Zugänge zu europäischen Untergrundbahnen:



    Ein rascher Blick auf eine Baustelle - Holz ist das Material der Wahl, nicht nur für Verschalungen:



    An einer Ecke des Platz liegen das alte Rathaus der Stadt (Cabildo, mit 11 Rundbögen und Turm), das Stadtparlaments im mächtigen Palacio de la Legislatura von 1930 mit seinem 97 Meter hohen Leuchtturm und einem über das ganze Gebäude verteilte Glockenspiel mit 80 Glocken. Daneben das Justizgebäude der Stadt (mit Archiv und weiteren städtischen Behörden). Auch hierzu nachfolgend nur ein Schnappschuss im Vorbeifahren - rechts ist das Cabildo angeschnitten:



    Am anderen Ende des Platzes liegt die Casa Rosada (rosafarbenes Haus), seit 2014 der offizielle Sitz des Staatspräsidenten. Erbaut wurde es 1873 auf den Resten einer Festung aus dem 16. Jahrhundert zunächst als Postzentrale, dann als Regierungsgebäude. Es gibt mehrere Erklärungen, warum es rosafarben angestrichen ist, eine pragmatische, eine politische und auch eine verworrene. Zu bieten habe ich die Rückseite des Gebäudes, das von außen einheitlich geschlossen wirkt, im Inneren aber aus vielen Einzelteilen und nicht symmetrisch angeordneten Höfen besteht. Unter dem verglasten Streifen vor dem Gebäude befindet sich übrigens das zugehörige Museum:



    Nebenan befindet sich das bullige Gebäude des Wirtschaftsministeriums, nachfolgend dessen Haupteingang:



    Auf dem Weg zum Platz lagen weitere architektonische Schmuckstücke mit prächtig dekorierten Fassaden, vor allem aber mit imposanten Kuppeln. Hier die der ICBC-Bank:



    Eine von zwei 5-geschossigen Kuppeln eines "normalen" Bürohauses (u.a. mit Capgemini):



    Das imposanteste Gebäude in der Nähe des Platzes ist aber das Edificio Libertador von 1943 (Planungen seit 1935, Bau ab 1938) mit 16 bis 20 Stockwerken und einem zentralen Riegel über 230 Meter Länge. Es steht frei auf einem 3 Hektar großen Gelände hinter der Casa Rosada und ist mit dieser durch einen Tunnel verbunden, durch den Präsident Perón 1955 sich vor einem Putschversuch retten konnte. Der Komplex wurde vom damals stark wachsenden Militär gebaut und ist nach wie vor Sitz des Verteidigungsministeriums. Näherung von Nordwesten mit der Casa Rosada rechts außerhalb des Bildes:



    Blick von Süden (größerer Zusammenhang hier) :



    Von Westen gesehen ergibt sich eine schöne Überleitung zum Puerto Madero, der im Folgebeitrag drankommt:


    Bilder: epizentrum

  • Puerto Madero

    Das letzte Bild des Vorbeitrags ist vom Puerto Madero aufgenommen und zeigt vor dem Edificio Libertador den zu einem Museum umgebauten, ehemals Lehrzwecken dienenden Dreimaster, der zu Ehren des ehemaligen Präsidenten Domingo Faustino Sarmiento eben diesen Namen trägt. Sarmiento kennt man in Argentinien als Verfasser eines der bekanntesten, wenn nicht dem bekanntesten, Textes zum Nationalverständnis Argentiniens. 15 Jahre vor Gründung der zentralregierten Nation verurteilt er darin jegliche "Barberei" und beschwört die Festigung und Verbreitung der - europäisch geprägten - "Zivilisation".


    Das auf dem Bild ebenfalls zu sehende Wasserbecken ist eines von vieren des ersten Hafens direkt im Stadtgebiet. Wegen des flachen Gewässers mussten Schiffe zuvor mitten im tieferen Gewässer ankern und ihr Transportgut mit Fähren und flachen Booten an Land bringen. Gebaut wurde der Hafen ab 1887 nach einem Entwurf des Ingenieurs Eduardo Madero, der 1882 eine entsprechende Ausschreibung gewann. Womit auch der seltsam anmutende Name "Holzhafen" geklärt wäre... Quasi zur Fertigstellung war der Hafen jedoch bereits zu klein geworden (bzw. seine Becken zu flach) für die größeren Schiffe, sodass ein Konkurrent mit seinem Entwurf (aus derselben Ausschreibung) ab 1910 im nördlichen Anschluss den Puerto Nuevo bauen durfte.


    Auf dem Bild fällt außerdem ein Pfeiler auf, der einsam im Wasser steht. Er gehört zur 2001 fertiggestellten Frauenbrücke (Puente de la Mujer), die Santiago Calatrava als sein erstes lateinamerikanisches Bauwerk entworfen hat. Da die Becken von Schiffen befahrbar sein müssen, ist die 170 Meter lange, flache Verbindung als Drehbrücke konstruiert, die um 90 Grad geschwenkt werden kann und deren Ende dann auf jenem Pfeiler aufliegt.


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    Bei der Form hat sich Calatrava vom Tangotanz inspieren lassen. Wie in einer der Endposen des Tanzes, bei dem der Mann über die Frau gebeugt steht und diese im Fallen hält, stellt der senkrecht aufragende Pylon den Mann dar, die flache Brücke die Frau. Beide sind dabei harfenartig mit Seilen verbunden. Allemal eine elegante Konstruktion:


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1788.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1792.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1794.jpg


    Puerto Madero heißt nicht nur der Hafen, sondern auch der östlich der Becken von Wasser umschlossene Stadtteil, der allerdings erst seit den 1990er-Jahren überhaupt öffentlich zugänglich ist. Nach Aufgabe der Hafenfunktion zugunsten des Puerto Nuevo sollte das freigewordene Gebiet quasi von Anfang an zu einem ordentlichen Stadtteil umgebaut werden, was trotz mehrerer Anläufe aber erst 1989 mit Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags klappte. Nach dem zugehörigen Masterplan entstand ein durch Wohn- und Hotelhochhäuser geprägtes, großformatiges Viertel. Berühmte Büros wie die von Norman Foster, César Pelli und Phillippe Starck durften hier bauen. Blick von der Frauenbrücke nach Süden:


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    An den Kai-Promenaden befindet sich jede Menge Gastronomie, auch Diskotheken. Teure Restaurants haben sich hier ebenso angesiedelt wie internationale Ketten für die Massenbewirtung. Auch von der Brücke aus nach Norden geschaut:


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    Einige der Hochhäuser sind erst in den letzten Jahren fertiggestellt worden, und es wird weiter gebaut. Hier stehen die meisten der höchsten Hochhäuser von Buenos Aires, wie bspw. der erst 2018 eröffnete 235 Meter hohe Alvear Tower (mit dem schräg abgeschnittenen runden Kopf) sowie die beiden Renoir-Türme (135 + 176 Meter von 2013), die im nachfolgenden Bild links stehen (rechts an der Straße das 88 Meter hohe Apartment-Haus Edificio Mirador):


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    Ansonsten kann man im Viertel und durch seine Parks ausgiebig spazierengehen. Durch die großzügigen Dimensionen ist das allerdings eher etwas für diejenigen, die unter Verzicht auf historische, gewachsene Kleinstrukturen einfach mal durchatmen und ihr Auge weit schweifen lassen wollen - ähnlich wie in den unzähligen Europavierteln deutscher Städte. Ein paar alte Gebäude stehen freilich noch, und ausgediente Hafenkräne grüßen alle paar Meter:


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    Die niederländische Botschaft ist hier ebenfalls angesiedelt, es gibt sogar einen kleinen parkähnlichen Platz zu Ehren der Königin (Plaza Reina de Holanda), an dessen Rand etwas robust eine Doppelreihe alter Silos steht, davor ein Denkmal Anne Franks:


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    Alle Brücken und die meisten Straßen und Plätze in Puerto Madero sind übrigens nach Frauen benannt. Hinter den Silos befindet sich der Park der argentinischen Frauen (Parque Mujeres Argentinas). Puerto Madero ist dem Río de la Plata abgetrotzt und war früher eine ähnliche Ansammlung an Flussinseln, Lagunen und Feuchtgebieten wie sie noch östlich des Viertels anzutreffen sind. Erst dahinter beginnt die weite Wasserfläche des Deltas, auf dessen anderer Seite Uruguay mit seiner Hauptstadt Montevideo liegt. Das Delta ist bis zu 220 km breit und auch an dieser Stelle bereits mehr als 50 km!


    Auch auf der Stadtseite wird kräftig umgebaut, u.a. mit Verlegung der beiden Avenidas parallel zu den Wasserbecken unter die Erde. Ein Blick von Südwest über die exklusive Päpstliche Katholische Universität von Argentinien (UCA) auf die Skyline von Puerto Madero:


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    Nach Süden schaut man auf das Zubringergewirr der Stadtautobahnen in Richtung La Boca:


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    Bilder: epizentrum

  • Teatro Colón

    Einen Nachzügler aus der Gegend um den Obelisken habe ich noch, nämlich das altehrwürdige und weltbekannte Opern- bzw. Konzerthaus Teatro Colón:



    Auf dem Bild ist nicht die Front zu sehen, sondern die zur Avenida 9 de Julio zeigende Rückseite. Als das Konzerthaus von 1889 bis 1908 gebaut wurde, existierte die Avenida schlicht noch nicht. Nebenan befindet sich ein von Banken genutzter Hochhausriegel im Internationalen Stil:



    Dazwischen liegt der Vatikan-Platz. Blick über diesen auf die nicht minder prächtige Nordfassade des Theaterbaus:



    Die Front zeigt zur Plaza Lavalle, ein wieder langgezogener Platz, der sich über drei Blöcke erstreckt. Eine Abendansicht:


    Bild: Falk2@Wikimeda, lizensiert unter Creative Commons BY-SA 3.0 de (Original)


    Den ursprünglichen Entwurf des Gebäudes lieferte der italienische Architekt Francesco Tamburini. Nach seinem Tod 1891 übernahm sein bereits vorher beteiligter Schüler Vittor Meano die Planung. Leider verstarb auch dieser noch kurz vor Projektende und wurde durch den belgischen Architekten Julio Dormal ersetzt, der Änderungen an der Konstruktion vornahm und dem die Fassade einige französische Anklänge zu verdanken hat. Meano wurde übrigens - ganz Stoff italienischer Opern - vom Liebhaber seiner Frau erschossen, nachdem er, Meano, die beiden in flagranti im Bett erwischte und es zu einem Streit kam.


    Auf die Nabucco-Aufführung am 25. März, für die ich bereits Karten erworben hatte (Tipp: Online kaufen, nicht Schlange stehen!), musste ich dank Coronavirus-Beschränkungen leider verzichten. Entsprechend konnte ich insbesondere den Großen Saal nicht ablichten, dessen Zuschauerraum beeindruckende 32 Meter breit, 75 Meter lang und 28 Meter hoch ist und 2500 Sitz- sowie 1000 Stehplätze bietet. Für weitere Informationen verweise ich deshalb auf den Wikipedia-Artikel (ausführlicher ist der spanisch-sprachige).


    Am Lavalle-Platz liegen einige historische Gebäude, unter anderem der beeindruckende Komplex des Obersten Gerichtshofs. Auf dem nachfolgenden Bild ist er links angeschnitten, auf der Säule steht der Namensgeber des Platzes, Juan Galo Lavalle (1797 - 1841), ein Militär und Politiker:


    Bilder: epizentrum

  • Buenos Aires - La Boca

    Weiter geht es mit einem Besuch in einem der bekanntesten Stadtteile von Buenos Aires: La Boca. Namensgebend ist die Mündung (la boca) des Río Mantanza-Riachuelo, der das Stadtgebiet von der Provinz Buenos Aires trennt. Die Puente Avellaneda führt über den Fluss - nachfolgend links neben ihrer außer Betrieb genommenen, gleichwohl denkmalgeschützten Vorgängerin:


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    An der Ufergestaltung erkennt man schon, dass es hier farbenfroh und künstlerisch zugeht:


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    Eine Schule:


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    Je nach Tageszeit ist es hier ruhig oder mit Menschen und Fahrzeugen bevölkert:


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    Von der anderen Seite betrachtet, sieht man im Hintergrund das Kulturzentrum für zeitgenössische Kunst der PROA-Stiftung (Website). Eröffnung wurde 1996 nach umfangreichen Rekonstuktions- und Erweiterungsarbeiten gefeiert, 2008 gab es eine weitere Sanierung und Erweiterung. Das Kerngebäude im italienischen Stil stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Stiftung ist eine der Triebfedern zum Erhalt des Künstlerviertels:


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    Im Hintergrund ein Hafen-/Lagergebäude, das weiterhin in Betrieb ist:


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    Nachfolgend ein Denkmal zu Ehren von Benito Quinquela Martín (1890-1977), einem bedeutenden Maler, der vor allem in La Boca wirkte und der begann, den Stadtteil so bunt anzumalen, wie er sich heute noch präsentiert. Hinter der Schule auf dem dritten Bild befindet sich ein Museum, das nach ihm benannt ist und einige seiner Werke zeigt:


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    Eine Gloriosa:


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    Auf einem unscheinbaren Gebäude der Hafenbehörde befindet sich ein bemaltes Wandrelief von einer Künstlergruppe um Cristina Terzaghi. Das Werk heißt Escenas Boquenses (Szenen aus La Boca) und versucht, das "typische" Leben im Künstlerviertel einzufangen:


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    Vom zentralen Uferplatz aus definieren drei strahlenförmig abgehende Straßen den Kern des Quartiers. Richtig bunt und auch touristisch ist der "Caminito":


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    Links und rechts liegen dutzende kleiner Läden und Ateliers. Jeder versucht, mit der Kunst und um sie herum seinen Lebensunterhalt zu verdienen:


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    Ein Innenhof:


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    Startpunkt für die meisten Besucher ist das Café La Perla:


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    Innen schaut es nur selten so leer aus:


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    Am Rand werden die Straßenzüge...


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    ... normaler:


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    Wobei selbst dann noch die kleinen Busdepots Farbe bekennen:


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    Zum Abschied dieses Teils von La Boca noch ein weiteres Werk, das Escenas Boquenses heißen könnte:


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    Bilder: epizentrum

  • La Boca (2)

    Anhängern des Fußball-Sports wird beim Namen des Stadtteils zuerst der Sportverein (Club Atlético) Boca Juniors einfallen, dessen Heimatstadion das liebevoll "Pralinenschachtel" (bombonera) genannte Estadio Alberto Jacinto Armando ist und sehr kompakt gebaut ist. Es liegt mitten im Viertel, füllt je nach Sichtweise 2 bzw. 4 Häuserblocks bis hart an die Straßenkanten und hat eine gerade Längsseite, an der sich das ansonsten schüsselartig abgerundete Stadion wie abgeschnitten nach Osten hin öffnet. Von außen bietet sich typischerweise dieser Blick auf die blau-gelb angemalte Tribünenrückseite:



    Überhaupt sind blau und gelb die Farben vieler in der Nähe liegenden Häuser:


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1729.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1730.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1732.jpg


    Allgemein ist La Boca kleinteilig bebaut:


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1720.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1727.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1740.jpg


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1759.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1771.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI130APPLE.IMG_0052.jpg


    Zwischendurch begegnet man interessanteren Industriebauten, wie dem folgenden, der einer Neuen Sachlichkeit aus den 1920er-Jahren entsprungen sein könnte:



    Oder auch Produktions- bzw. Lagerhallen in klassischer Industrieoptik:



    Klinker gibt es auch mal:



    Und dann auch wilde Mischungen in Seitenstraßen:



    Die Gegend östlich der Av. Almirante Brown zu Fuß zu erkunden, würde ich niemandem empfehlen, auch wenn sie ihren Charme hat:



    Bunt:



    Bibis Kindergeburtstag:



    Der Grund für die Warnung: Hier herrscht eine größere Armut, die Arbeitslosigkeit ist hoch, und wer den ganzen Tag mit seinen Kumpels in einer Clique auf der Straße abhängt, kommt beim Anblick von herumschlendernden einzelnen Touristen schon mal auf dumme Gedanken. In allen anderen Vierteln von Buenos Aires haben wir uns gut aufgehoben gefühlt.


    Hier noch ein hübsches altes Gebäude der Banco Italiano:



    Zum Schluss noch ein Blick auf den sogenannten Geisterturm (Torre Fantasma, je nach Quelle 1908 oder 1910 fertiggestellt) an der Av. Almirante Brown. Im Gebäude, dessen Architektur an den katalanischen Modernismus erinnert, sollen Geister hausen, seitdem eine wunderschöne Malerin, die im Turm wohnte, Suizid begang (unser Guide meinte: sie stürzte sich aus dem Turm):


    Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1723.jpg Bild: https://dafmap.de/d/serve.py?2020/ar/EPI_LXA1724.jpg

    Bilder: epizentrum

  • La Boca (3) – Gartenstadt

    Am nördlichen Zipfel von La Boca, nahe des Flusses, des Autobahnknotens und des Übergangs zu Puerto Madero liegt eine Hochhaussiedlung im Stil einer Gartenstadt, die ich interessant fand. Ich schätze, sie ist in den 1960er-Jahren entstanden. In der Mitte und am südlichen Rand liegen Schulen, ebenfalls an den Rändern ein großer Carrefour-Supermarkt, eine Kirche, ein Krankenhaus und dazwischen - auf Grünflächen mit inzwischen altem Baumbestand - ca. 50 Wohnhochhäuser, die teils als Pärchen verbunden sind. Hiervon ein paar Eindrücke:


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    Die Atmosphäre hier war entspannt; man kannte sich wie in einer kleinen Kommune:


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    Ein Schulgebäude:


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    Übergang zum Nachbarquartier:


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    Mit viel Leidenschaft und Staub wird natürlich auch hier Fußball gespielt:


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    Bilder: epizentrum

  • Paseo de la Memoria / Club Atlético

    Im Niemandsland zwischen La Boca und San Telmo - offiziell noch zu letzterem gehörend - durchschneidet die Autobahn RN1 das Stadtgebiet, was angesichts der breiten Straßen und wenig aussagekräftigen Bebauung nicht weiter erwähnenswert wäre:


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    Ein Neubau für die Santander-Bank:


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    Gehweg-Leben um die Ecke:


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    Eine russische-orthodoxe Kirche gibt es hier auch:


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    Unter der aufgestelzten Autobahn liegt ein Mahnmal zu einem wenig rühmlichen Kapitel der argentinischen Geschichte:


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    Gedacht wird hier in einem "Paseo de la Memoria" (Weg der Erinnerung) der während der Militärdiktatur verschleppten und für immer verschwundenen Menschen. Auf der anderen Straßenseite...


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    ... befand sich ein Gebäude, das ursprünglich für die Polizeibehörde gebaut wurde. Unter dem Decknamen "Sportverein" (Club Atlético) wurden hier unliebsame Personen inhaftiert, gefoltert und ermordet:


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    An der Böschung über den Ruinen des Gebäudes stehen Fotos der bekannten und vermuteten Opfer, und im Stil von Gräbern sind Schilder mit den Namen aufgestellt:


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    Die Gedenkstätte ist nur nach Anmeldung besuchbar, außerdem finden weiterhin spurensichernde Arbeiten statt. Gebäudereste, von der Seite:


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    Freundschaftliche Polizistenplauderei vor dem Club:


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    Der Titel "Club Atlético" nimmt die Anfangsbuchstaben des eigentlichen Namens "Centro Antisubversivo" und die Nähe des Sportvereins Boca Juniors auf. Wer des Spanischen mächtig ist, sei auf die Informationstafeln verwiesen:


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    Bilder: epizentrum

  • Buenos Aires - San Telmo

    Weiter geht es mit dem Bus und zu Fuß durch den Stadtteil San Telmo, der zum historischen Kern von Buenos Aires gehört. Nach Verlagerung der Hafendocks weiter Richtung Norden und spätestens seit den wirtschaftlichen Niedergang in den 1990er-Jahren verlor der Handel im Stadtteil an Bedeutung, und touristisch geprägtes Gewerbe gewann hier die Oberhand. Das lag zum Einen an der Bausubstanz: Ganze Straßenzüge stehen unter Denkmalschutz, weshalb die Gebäude, die zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammen, schöne Ensembles bilden. Außerdem befindet sich eine (wenn nicht: die) alte Markthalle der Stadt in San Telmo, und auch um sie herum gibt es Marktstände, Flohmärkte und eine kleine Fußgängerachse durchs Viertel.


    Ein Fischauge-Objektiv fängt ganz schön das Marktzentrum mit der Eisenkonstruktion des italienischen Architekten (und späteren Leiter der öffentlichen Bautätigkeiten von Buenos Aires) Juan Antonio Buschiazzo von 1897 ein:


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    Bild: mujik estepario @flickr (2015) / Lizenz: Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0)


    Vom gleichen Architekten stammen einige Krankenhäuser, Kirchen und der berühmte Friedhof von Recoleta, den wir später noch sehen werden. Nachfolgend eine Serie unkommentierter Eindrücke von den Straßen San Telmos:


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    Hier gibt es vorzügliche Restaurants auch außerhalb des Touristenbetriebs. Das Gran Parilla del Plata beispielsweise wird tagsüber von Büroangestellten der umliegenden Firmen besucht, die sich hier mit einem Teil ihrer täglichen (riesigen!) Fleischration eindecken. Der eine Gastraum ist eine umfunktionierte Fleischerei mit Haken für tierische Waren:


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    Hier und da finden sich modernere Bauten:


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    Und an den Übergängen zu den anderen Stadtteilen werden die Straßen sowieso breiter:


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    Manchmal bieten sich schöne Durchblicke auf bspw. Puerto Madero: (Im Vordergrund ein typischer Stadtbus mit 100% smartphone-infizierten Insassen.)


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    Der Weg führt über Monserrat zurück in Richtung Hauptachse Av. 9 de Julio:


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    Großformatiges:


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    Und dann wieder Kleinteiliges: (Das Kaffeehaus aus Seattle findet sich an jeder Ecke...)


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    Rostfreie Stähle warten auf ihre Abnehmer:


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    Bilder: epizentrum

  • Buenos Aires - Recoleta

    Ich mache nach der kleinen Pause mal morbide weiter: Wir besuchen den berühmten Friedhof von Recoleta, einem noch zentral gelegenen Stadtteil im Norden von Buenos Aires:


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    Hier gibt es unzählige Familiengruften. Alle liegen fein säuberlich nebeneinander an schnurgeraden Wegen. Am Ende der Blickachsen tauchen die benachbarten Wohn(hoch)häuser auf:


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    Der Zustand der Gruften lässt nicht selten zu wünschen übrig; Anscheinend mangelt es an finanzkräftigen Nachkommen. Die historisch wertvollen Gruften - hier liegen etliche Präsidenten, Schriftsteller und andere Berühmtheiten - bleiben dennoch erhalten:


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    Ein Plan dokumentiert die Lage der Grabstätten mitsamt Familiennamen fein säuberlich:


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    Die meisten Besucher kommen zur Grabstätte der Familie Duarte:


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    Hier liegen die Reste der nach wie vor hoch verehrten Eva Perón ("Evita"):


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    Der Name des Stadtteils ist vom Franziskanerorden Convento de Recoletos Descalzos abgeleitet, der hier vor etwa 300 Jahren den Friedhof und die Kirche Nuestra Señora del Pilar (Basilka del Pilar) errichtete. Der Kirchturm, der bereits auf dem ersten Bild des Beitrags im Hintergrund zu sehen war, und das Portal von außen:


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    Das Hochschiff mit schlichten Bänken, einem opulent geschmückten Chorraum und den Heiligenbildern unter den Seitenbögen - klein, aber golden:


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    Das große Altarretabel ist sehr aufwendig gestaltet und mit Blattgold überzogen. Ornamentale Einzelteile bestehen aus Silber. Zu sehen sind Maria mit dem Jesus-Baby im Arm (vor dem knieenden Apostel Santiago) und darunter der gekreuzigte Jesus. An den Seiten stehen der heilige Dominikus von Guzman (in seinem schwarz-weißen Ordenskleid, Gründer des Ordens) und der heilige Franz von Assisi:


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    Bilder: epizentrum


    Hinter der Kirche schließen sich die Kreuzgänge und allgemein die Konventgebäude des Franziskanerordens an.

  • Buenos Aires - Recoleta (2)

    In den Wohnhäusern des Stadtteils leben traditionell tendenziell die Betuchten; die Wohnungen sind entsprechend gut ausgestattet und teuer. Zurückzuführen ist das auf die Hochzeiten der Cholera- und Gelbfieber-Epidemien (letztere ist aktuell übrigens neben Sars2 auch ein Thema), in denen sich die Bewohner der Kernstadt in die Randgebiete flüchteten. Die Ärmeren landeten in Hafennähe in und um La Boca, die Reichen auf das etwas höher gelegene, und damit weniger moskito-geplagte, Recoleta.


    Typische Fassaden dort:


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    Polierter Eingang zu einem Wohnhaus:


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    Direkt am Friedhof grenzt ein großes und sehr belebtes Kulturzentrum an, in dem Teile der Klosteranlage und andere historische Einzelgebäude baulich verbunden wurden (nach Norden hin mit einem gemeinsamen Sockel). Nachfolgend ein Blick von der großen Avenida del Libertador auf das Auditorio El Aleph, der ehemaligen Kapelle eines Bedürftigenheims. Davor ist der Sockel zu sehen, im Hintergrund befinden sich die alten Klosteranlagen bzw. der Friedhof:


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    Im Vordergrund ist ein Teil des größeren Parks zu sehen, der rund um die Avenida angelegt ist. Er bietet einen beeindruckenden Baumbestand:


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    Auch dort, das hohe Reiterdenkmal des Politikers und Militärs Carlos María de Alvear (1789 - 1852). Auf dem Bild sieht man zwei Hundeausführer bei einem Päuschen. Professionelle Gassigeher findet man in der Stadt einige und in Recoleta häufiger. Dort kann man sich das bezahlte Hundefremdgehen leisten:


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    In der Nähe steht ein weiteres Monument, das Monumento de Francia a la Argentina, ein Geschenk Frankreichs an Argentinien zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkriegs:


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    Einen Teil der Parkflächen belegt ein anderes Monument bzw. ein monumentales Bauwerk, nämlich das der Jurafakultät der öffentlichen Universität. Ein klassizistischer Klotz mit dorischen Säulen:


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    Im Hintergrund, im Park der Vereinten Nationen, sieht man die bekannte Metallskulptur Floralis Genérica:


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    Theoretisch (sofern die Motoren nicht abgeschaltet sind) bewegen sich die "Blütenblätter". Auch unanimiert ist die 23 Meter hohe Skulptur eine beeindruckende und durchaus sinnliche Erscheinung:


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    Noch einmal zurück zur Rechtsfakultät. Mitten in Recoleta steht ein neogotischer Bau, der oft mit einer Kirche verwechselt wird. Er war ursprünglich für eben jene Fakultät geplant und sollte mit einem 120 Meter hohen Turm vollendet werden. Dazu kam es nicht; denn die Fakultät plante noch während der Bauzeit, die 1910 begann und durch den 1. Weltkrieg unterbrochen und vor allem sehr viel teurer wurde, ab 1925 um und ließ sich stattdessen nach der finalen Entscheidung ab 1938 den Neubau oben errichten. Die ursprünglichen Pläne von "Las Heras 2214" kann man bspw. auf dieser Website bewundern. Heute wird die unvollendete "Jurakathedrale" von der Ingenieursfakultät derselben Universität genutzt und präsentiert sich wie folgt:


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    Darüberhinaus befinden sich in Recoleta einige Botschafts- und Uni-Gebäude, Ministerien sowie anderen öffentlichen Bauten, wie beispielsweise die des staatlichen Fernsehsenders (Télevision Publica Argentina). Und wer die Schritte des Tango lernen möchte, findet das Tanzschema auf dem Bürgersteig:


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    Bilder: epizentrum