Industriemuseum für das Museumsufer?
Hilmar Hoffmann, der Urheber des Frankfurter Museumsufers und ehemaliger Frankfurter Kulturdezernent, fordert ein Industriemuseum für das Museumsufer. Mit der Umsetzung möchte er bewußt machen das Frankfurt eine bedeutende Industriestadt der Maschinenbau- Druck-, Farben- und chemischen Industrie war. Felix Semmelroth, der amtierende Kulturdezernent, hat darauf hingewiesen das Anfang der 1990er Jahre schon einmal darüber diskutiert wurde und das Frankfurt keine "charakteristische Industriestadt wie Berlin oder Hamburg war". Trotzdem er die Entstehung wünschtenswert hält, sieht er aus finanziellen Gründen momentan die Prioritäten anders. Beispielsweise würde mit dem Neubau des Historischen Museums, den Erweiterungungen des Museums für Weltkulturen und dem Jüdischen Museum sowie die Sanierung des Filmmuseums das vorhandene Niveau gehalten. Außerdem wurde in 2008 bereits das Caricatura-Museum eröffnet.
Weiterhin fordert Hoffmann die Untertunnelung des Schaumainkais - wohl auf Höhe des Museums für angewandte Kunst (MAK) und dem Museum für Weltkulturen (Anm. des Verfassers) - welches zusammen mit dem neuen Museum das bestehende Museumsufer beträchtlich aufwerten würde. Einschränkend räumt er ein, daß dieses Mega-Projekt nicht billig sein würde. Vorbild dieser Idee ist die aktuell geplante Untertunnelung der Uferstraße am Neckar in Heidelberg für 150 Mio. €.
Quelle: HK vom 04.08.2009
Prinzipiell ist die Idee eines Frankfurter Industriemuseums gut! Ob jedoch in Anbetracht der musealen Thematik eine Gründerzeit Villa im innenstadtnahen Bereich den geeigneten Raum dafür bildet bezweifele ich. Meiner Meinung nach sollte das Museumsufer mit zusätzlichen Ausstellungsräumen bzw. neuen Museen mit dem bereits sich ausgedehnten Mainuferpark stromauf- und stromabwärts mitwachsen. Wegen der Authentizität eines solchen Museums sollte es aber vorzugsweise auf einem ehemaligen Industrieareal - und besonders wegen der Verbindung zum Muesumsufer - also am Main untergebracht sein. Auch ehemalige Hafengebäude/-areale erscheinen mir dafür geeignet da Industrialisierung doch immer im Kontext zum Thema Transport steht. In Kombination der beiden Themen könnte man besonders gut deren Wandel im laufe der Zeit anhand der Frankfurter Stadtentwicklung: Produktion/Transport von Waren/Gütern vs. Produktion/Transport von Dienstleistungen/Personen darstellen. Umwidmungen als Beleg des Wandels von Industrie- oder Transportarealen in Dienstleistungs- (und/oder Wohnquartiere) hat Frankfurt zur Genüge zu bieten; siehe beipielsweise die Schließung des Hauptgüterbahnhofs und Errichtung des Europaviertels darauf.
Die Untertunnelung des südlichen Mainufers für den Straßenverkehr halte ich für nicht gut, da dieser neue Freiraum lt. Hoffmann zur Schaffung einer "schönen blühenden Oase" genutzt werden soll. Statt hier kostspielig den Museumsmuferpark in Sachsenhausen mit geringen Nutzwert für die angrenzenden Museen zu erweitern sollte lieber auf die zweifelhafte geplante oberirdische Erweitung des Museums für Weltkulturen verzichtet werden. Diese reduziert den ohnehin schon kleinen Park und führt sicher nicht zu einer architektonischen Aufwertung des Parks und der angrenzenden Metzlerstraße. Mit diesen finanziellen Mitteln wäre ein unterirdischer Erweiterungsbau unter dem Schaumainkai teilfinanziert und es würde für das Muesum für Weltkulturen (evtl. auch für's MAK) wesentlich mehr Fläche gewonnen. Da die gezeigten Artefakte meist empfindlich auf Tageslicht reagieren, muß der oberirdische Erweiterungsbau bei den Fensterflächen limitiert sein. Nebenbei, der bunkerartige Charakter des 1970er Neubaus des Historischen Museums wurde u.a. aus diesem Sachzwang heraus zu dessen Verhängnis und führt zum geplanten Abriß. Auch die Entwürfe des geplanten Ersatzbaues können dieses Dilemma zw. äußerer Ästhetik bei der Architektur und dem museumstechnischer Sachzwang nicht befriedigend lösen.
Gerade wurde das Schaumainkai fertig saniert und der leichte südländisch urbane Flair dieser halbseitigen Allee kommt jetzt wieder sehr gut zur Geltung. Und hier soll jetzt ein Park bis an die Promenade auf dem Hochkai führen? Gerade der Mainuferpark auf dem Tiefkai definiert sich aus meiner Sicht erst im Zusammenhang mit dem Straßenraum und der Villen-Bebauung auf dem Hochkai (besonders gut sichtbar am südlichen Mainufer).
Da die Finanzen in Frankfurt beschränkt sind und Eschborn sicherlich nicht jedes Jahr eine bauliche Museumserweiterung finanziell unterstützt, sollte deshalb im Zweifelsfall auf die geplante oberirdische und andiskutierte unterirdische Erweiterung verzichtet werden. Statt dessen sollte das Museum für Weltkulturen an eine andere Stelle am Mainufer verschoben werden bei der genügend Fläche für eine angemessene museale Präsentation zur Verfügung steht.
Hervorheben möchte ich zum Schluß das Hoffmanns Vision: "Das Museusmufer zu vergrößeren" richtig ist. Hier wünsche ich mir in diesem Sinne von der Frankfurter Lokalpolitik wieder mehr visionäres Handeln.