Beiträge von Schnack

    @ mik also auch wenn das schon sehr von Thema absteift aber wie du auf Vergleiche mit Detroit kommst ist mir dann doch schleierhaft. Nur weil's leere Häuser gibt stellen sie solange sie nicht so marode sind, dass sie fast zusammenbrechen keine Gefahr dar. Außerdem weiß ich nicht woher die Meinung kommt, dass in Ostdeutschland Plattenbausiedlungen beliebt seien. Die meisten dieser Siedlungen haben gerade mal noch 50% ihrer Einwohnerzahl von 1990. Ich kann da sehr gut mitreden weil ich mein Leben lang in so einem Gebiet wohnte. Was vllt auch wichtig zu erwähnen währe ist, dass 90% der in Sachsen abgerissenen Wohnungen unsanierte Plattenbauten waren. Also so dramatisch wie der Abriss von Altbauten dargestellt wird ist es garnicht. Manche Häuser sind einfach nicht zu retten. Die Sanierungen der restlichen Plattenbauviertel wurde nicht durchgeführt, weil die alle so toll finden, sondern weil man so naiv war zu glauben, dass die Leute dann dort wohnen bleiben. Dem war meist aber nicht so. Und wenn man nun die Wahl hat in Plattenbaugebieten, die zur Hälfte leer stehen oder leere Altbauten abzureißen, dann sollte die Priorität auch weiterhin auf den Plattenbauten liegen. In keiner ostdeutschen Stadt ist dieser Bereich bereits so erschöpft, dass man unbedingt auf Altbauten zurückgreifen muss.


    Diese Sache mit den Wessi Rentnern ist auch Unsinn, denn einerseits ziehen die meisten Rentner statistisch an die See nach Meck Pomm und nicht in Altbauviertel in Leipzig oder Halle und zweitens ist deren Anteil verschwindend gering, der sich dann tatsächlich dafür entscheidet in so ein gründerzeithaus zu ziehen. Die Mieten sind so niedrig im Verlgeich zum Westen, dass jeder sich eine Altbauwohnung leisten könnte, der normal arbeiten geht. Da muss man nicht reich sein. Die meisten Zuzüge in die Altbauviertel kommen durch junge Menschen. Siehe Leipzig wo 40000 Menschen in den letzten Jahren aus den Vierteln wie Grünau u.ä. in die Gründerzeitquartiere zogen. Der Zuzug in Plattenbaugebiete ist nahezu null bzw weiter rückläufig.


    Aber lassen wir das, schließlich soll's um Architektur gehen.

    Wie sieht denn die Einwohnersituation aus im Leipziger Osten? Die meisten Sanierungsgebiete liegen ja im Süden oder Westen der Stadt und haben regen Zulauf, was die Sanierung solcher Gebäude sehr begünstigt. Denn wenn sich niemand für die Häuser findet um darin zu wohnen, werden sie wohl leider abgerissen. Von der Bausubstanz an sich wirken diese Häuser genauso hochwertig wie in anderen Stadtteilen.

    Ich bin zwar kein Berliner, aber wenn ich mir die Bauprojekte, die so in letzter Zeit entstanden sind anschaue, dann sehe ich nicht ganz so schwarz. Man wird niemals irgendwo, in keiner Stadt komplett zufrieden sein mit dem was Stadtplaner beschließen und umsetzen. Ich denke man könnte in Berlin leicht auch viele gute Beispiele finden, wie moderne Architektur aussehen kann. Ich habe mir z.B. auf Skyscrapercity mal alle möglichen Bauvorhaben von Barcelona angeschaut und muss sagen, dass das viel trister und langweiliger war, als das was in Berlin gebaut wird! Auch in so ziemlich jeder anderen Stadt in Europa entstehen langweilige Kisten. Ich denke aber, dass sich das in einigen Jahren ändern wird, weil dieser Minimalismus bei vielen Menschen zunehmend unebliebter wird. In Berlin kommt aber noch ein was dazu, was man auf garkeinen Fall unterschätzen sollte, diese Stadt ist für "Stararchitekten" einfach interessanter als kleine Städte und so kommen eben viele nach Berlin ( Barcelona, Paris usw ) und propagieren die Schönheit von glatten, schnörkelosen Fassaden und dem ganzen Gerede von Offenheit, ehrlicher Architektur usw. Schaut man dagegen mal in die Provinz, wo sich keine Stararchitekt drum schert was dort gebaut wird, siehts ganz anders aus. Ich war erst gestern in Freiberg meine Verwandschaft besuchen und da werden so gut wie alle Neubauten dem traditionellen Stadtbild angepasst. Ein anderes Beispiel wäre Potsdam, wo man lange gerangelt hat um die alte Schlossfassade, während am Stadtrand Villen gebaut wurden im ganz traditionellen Stil. Es hängt also schon ne Menge vom Standort ab und wer alles mitredet, was im Endeffekt gebaut wird. Berlin ist eigentlich auf einem guten Weg hin zu einem sehr ansprechenden Stadtbild, obwohl du recht hast und der Würfel am Hauptbahnhof echt mies wird.

    Warum wird denn der Aufbau des Schlosses überhaupt so in diese politische Richtung gedrängt wenn ich fragen darf? Für mich ist wenn schon eher ein aktuell politisches Vorzeigeobjekt. Einfach aus dem Grund weil man hier wirklich einmal der großen Masse der Bürger den Wunsch erfüllt bzw ihre Meinung respektiert und ein weitesgehend traditionelles Stadtelement wieder einfügt. Das finde ich sehr fortschrittlich und würde mir wünschen, dass dies öfter geschehen würde.


    p.s. Entschuldigung, ich weiß es ist nicht der Schloss Thread

    @ New Urban


    Vielleicht hat diese Erholung wie du es nennst, eigentlich nicht mehr etwas von einer Gegenbewegung? Ich meine vielleicht will man auch mal wieder einfach nur Häuser sehen, die eben nicht versuchen mit diesen sogenannten alten Traditionen aus Kaissereich usw abzuschließen? Heute haben doch 99% der Bevölkerung garnicht in der Zeit gelebt als im Stile des Historismus gebaut wurde, aber dennoch gelten die übriggebliebenen Häuser aus dieser Zeit bzw. alle neuen die sich daran anlehnen unter den meisten Menschen als ästhetisch. Für mich ist es eigentlich eine Mischung aus dem was du gesagt hast und einer rein subjektiven Einschätzung. Nach dem Krieg konnten alle Modernisten das Argument, dass dieses bürgerliche Bauen, Historismus o.ä. "schlecht" ist leicht durchsetzen und dass nur die Moderne eine Antwort darstellt. Aber wen interessieren solche Dinge denn heute noch? Wenn mir ein altes Haus gefällt, dann tut es das eben und mich interessiert nicht ob das früher Arbeitersiedlungen waren oder dunkle Viertel. Ich weiß nicht ob das richtig ist, aber so wie nach dem Krieg gebaut wurde und so wie viele Architekten immer noch denken war einzigartig und neu, denn es ging nicht mehr darum sich am Stadtbild zu orientieren oder an Traditionen, sondern eher darum seine eigene Idee verwirklicht zu sehen. Die Bevölkerung und deren Meinung schien da unwichtig. Nürnberg z.B. hatte über Jahrhunderte eine Gestaltungssatzung! Neue Bauten mussten auch wenn sie anders wahren ins Stadtbild passen. Ich denke deswegen, dass die Menschen es einfach nur satt haben von vielen Architekten als dumm dargestellt zu werden nur weil sie deren "Kusntwerke" nicht immer mögen. Man darf nicht vergessen Berlin ist hier noch gut dabei, denn dort ist die moderne Bebauung ziemlich gut, aber schau doch mal in die anderen deutschen Städte, dort wo viele "Möchtegernbaukünstler" jeden lachhaften Entwurf durchkriegen, wie jüngts in Dresden beim Wilsdruffer Kubus. Ich bin vollkommen für neues und modernes, aber es muss auch wirklich mal was neues sein, so wie in Berlin. Vieles sieht aus wie bessere Nachkriegszweckbauten.

    @ Cowboy


    So sehr off topic ist's ja nun auch nicht ^^


    Ja ne Zwigge Galerie wäre schön. Ich habe leider ehrlich gesagt noc keine Ahnung wie das mit dem Bilder reinstellen so funktioniert. Bilder vom Johannisbad könnte ich einbringen, vom Horch Museum müsste ich erst welche machen, obwohl ich sagen muss, dass es von außen nicht den tollen Eindruck vermittel, den es im Inneren zu bieten hat.
    Schloss Osterstein ist schon sehr weit gekommen. Das Dach ist so ziemlich komplett.


    Ja klar hat Leipzig höherwertige Häuser. Die Stadt war ja auch bedeutender als diese entstanden. Mit wertvoll meinte ich auch garnicht so die äußere Erscheinung der Bausubstanz, sondern die Geschlossenheit der Stadtviertel, die bei beiden ähnlich sind und das machen sie so erhaltenswert. Tolle Einzelbauten gibt's schließlich auch in westdeutschen Städten.


    Kannst du eigentlich ungefähr sagen wie viele Altbauten in Leipzig abgerissen wurden?
    Denn bis auf diese leider nicht mehr existierende Haus aus der Friedrich Ebert Staße, wo man sich so lange gewehrt hatte, habe ich da keine wirkliche Vorstellung. Spielt es da eigentlich eher eine Rolle wo das Haus steht, also in welchem Viertel oder unterteilt man die Häuser auch in Kategorien nach ihrer Wertigkeit ?


    Also ich freu mich auf ein paar Heimatbilder :daumen:

    Cowboy


    Die Wanderung innerhalb der Stadt scheint also mit ein Garant für die vielen Renovierungen zu sein. Diese Wanderung zurück in die alten Viertel gibt es auch hier in Zwickau, wenn auch im viel kleineren Maßstab. Aber die Viertel Marienthal und Pölbitz sind Connewitz oder Gohlis recht ähnlich. Und genauso wie Leipzig wurden im Gegenzug ne Menge Platten abgerissen, vllt sogar noch drastischer in Zwickau. Leider vergammeln auch hier noch wunderbare Bürgerhäuser aus diversen Gründen. Ähnlich wie in Leipzig haben vor allem bis jetzt noch unsanierte Häuser an Hauptverkehrsachsen schlechte Karten auf eine Wiederbelebung. Generell verblüffen mich diese Parallelen zwischen den beiden Städten schon, wenn ich auch manchmal etwas verärgert bin, dass die kleineren Städte in Sachsen wie Zwickau irgendwie im Schatten von Dresden und Leipzig zu stehen scheinen, obwohl die Bausubstanz genauso wertvoll ist. Hoffentlich kommt auch hier demnächst die Trendwende. Manches wie Schloss Osterstein lassen ja noch Hoffnung aufkommen :)
    Aber nun zurück zu Leipzig ;)


    p.s. War am Mittwoch mit meinem Vater in Leipzig und der war seit der Wende nicht mehr dort. Der hat ganz schön gestaunt und sich kaum noch eingekriegt vor Freude wie das dort aussieht.

    Eben...schließlich hat dieser olle Unesco Weltkulturerbetitel keinen Einfluss auf die Attraktivität einer Stadt. Mit Hinblick auf den Hickhack in Dresden kann man sich das schenken und sich einfach weiterhin darauf konzentrieren die eigene Stadt auf zu werten. Leipzig bräuchte so einen Titel garnicht. Die Stadt gilt so schon mittlerweile als hip.

    Ich sehe das auch so ähnlich. Mal abgesehen davon, dass mir dieses Gewandhaus rein subjektiv nicht gefällt, finde ich sollte man keine Fläche an so einer Stelle bebauen, wo auch schon lange vor dem Krieg schon nichts mehr stand. Einerseits stört das gewaltig die Sichtbeziehung und macht den Platz in meinen Augen zu Eng. Das Quartier dahinter könnte garnicht mehr so wirken und man hätte garkeinen Blick mehr auf die Frauenkirche. Deswegen würde mir auch ein barockes Gewandhaus nicht zusagen.
    Ich meine wieso soll da jetzt auf Krampf was hin? Wenn dieses Gebäude gebaut werden soll, dann doch bitte wo anders. Dort wo es aufwertend wirkt oder Brachen beseitigt, die vor dem Krieg nicht da wahren.Es wirkt fast so sinnig am Neumarkt dieses Haus zu bauen, als ob ich eine Grünfläche zubaue, die vorm Krieg schon dort war, nur weil da´jetzt unbedint mal was hin muss. Bin froh, dass die Dresdner sich gegen diesen Bau aussprechen.

    Das habe ich mich auch schon oft gefragt, woher solche Sprüche kommen wie "Nichts ist doofer als Hannover"
    Wenn man nedenkt wie schlimm die Stadt zerstört war und dann die Bilder aus List oder diese doch ganz netten Häuser sieht, wirkt das komisch. Oder werden hier nur die Perlen gezeigt und der Rest ist so grausam? Persönlich finde ich Dortmund z.B. wesentlich unattrativer, wenn ich's mit den Bilder hier vergleiche.


    p.s. @ steph35 wie fandest du die Stadt eigentlich?

    Ich denke in dieser Geschlossenheit ist Leipzig einzigartig in Deutschland. Es hat wohl keine ähnlich große Stadt in D hat noch soviele alte Viertel zu bieten. Wiesbaden z.B. ist sicherlich genauso gut erhalten, aber eben nur halb so groß. Und ich finde man sieht Leipzig an Hand solcher Bilder wirklich sehr an, was diese Stadt mal für eine Bedeutung gehabt haben muss. Dem raschen Bevölkerungsanstieg um die Jahrhundertwende haben wir vieles davon zu verdanken.


    Ich hoffe Leipzigs Bevölkerung wächst auch weiterhin, sodass all diesen wunderschönen Gebiete wieder lebendig werden. :daumen:


    Neben Dresden meine Lieblinsgroßstadt in Deutschland ;)

    Vielen Dank für die Zusammmenfassung :daumen:


    Das APH Forum ist sehr interessant und es wird dort klar und deutlich gesagt, dass Dresden noch am ANFANG seiner Entwicklung steht. Ich bin auch großer Hoffnung, dass durch die Neumarkt Rekonstruktion eine gewisse Eigendynamik entsteht und andere Projekte folgen werden. Der Wiederaufbau des neustädter Rathauses wäre doch ein wahrer Traum.


    Hoffentlich wird die Stiftung für den Neumarkt geschaffen, damit die folgenden Quartiere noch mehr Qualität zeigen, obwohl ich sagen muss, dass die bisherigen sehr schön geworden sind. Den ein oder anderen Abstrich kann ich verkraften.


    In Dresden müssen einfach mal die Leute Einfluss und Gehör bekommen, denen diese Stadt am Herzen liegt und die sich nicht darum scheren was Investoren so alles gerne hätten.

    Irgendwie schade, dass hier nicht wenigstens einmal im Monat ein Update zur Situation in Dresden kommt. Gibt's denn hier keinen der in Dresden wohnt und ab und zu mal bisschen berichten könnte? Dresden wirkt so vollkommen unterrepräsentiert, obwohl da ne Menge los ist.

    Schwer zusagen ob mir der Entwurf gefällt. Besser als der Istzustand siehts alle mal aus und die Idee etwas Kleinteiligkeit zu schaffen, statt einer riesigen Shoppingmall ist gut. Abwarten wie's fertig aussieht bzw neue Visualisierungen kommen.

    Ich verstehe nicht warum Historismus in vielen Bauräten als verpönt gilt. Das Ergebniss spricht doch für sich und sieht sehr zeitlos aus. Glaube kaum, dass man da in 20 jahren drüber die Nase rümpft. Ganz anders bei der "zeitgemäßen" Architektur, die teilweise sehr lieblos daherkommt und bei weitem nicht immer überzeugt. Außerdem finde ich bei dem Gebäudekomplex hier kann man auf keinen Fall von Kitsch reden, wie der Historismus oft bezeichnet wird.

    Ich bin zwar kein Ruhrgebietler, aber als Bewohner einer Stadt, die selbst viele Einwohner verloren hat kann ich zumindest etwas mitreden.
    Ich glaube Essen wird wohl noch ne ganze weile an Einwohnern verlieren. 2006 wurden in Essen weniger Kinder geboren als in Dresden obwohl die Stadt 80000 Einwohner mehr hat. Das ist schon ein Problem und ich kenne Essen zwar nicht, aber der Familienatlas 2007 bestätigte ja, dass es wohl für Familien nicht die erste Wahl ist, wenns darum geht sich niederzulassen und z.B. Düsseldorf da ganz klar die Nase vorn hat. Die Stadt sollte wirklich eher die bestehenden Wohngebiete aufwerten und sinnvoll verkleinern. In Zwickau hat das auch funktioniert und ein attraktiveres, aber kleineres Wohngebiet ist allemal besser als hoher Leerstand.
    Aber generell muss viel für die Außendarstellung getan werden, weil das Ruhrgebiet immer noch als unatraktiv gilt, was ich eigentlich sehr schade finde, da sich ja viel geändert hat und auch weiter ändert.