Beiträge von Dirk1975

    Zitat von Jai-C

    Allerdings muss man anerkennen, dass sich die Dynamik einer Stadt, ihre Wirtschaftskraft und ihr Reichtum heute in Wolkenkratzern widerspiegelt und in nichts anderem. Berlin ist ein Flickenteppich verschiedener Baustile, Reste der historischen Bebauung gepaart mit schnellem Wiederaufbau nach dem Krieg und dem Boom nach der Wiedervereinigung - aber die Dynamik die aller Welt zeigt 'Hier kommt Berlin' fehlt eben.


    Also Hochhäuser als Potenzsymbole? Sicher, es ist erwiesen daß sie dies für Investoren darstellen, nur für eine Stadt, die ihr "understatement" aus kultureller, geistiger und geschichtlicher Bedeutung schöpft keine Bedingung zur Selbstdarstellung. Eine Stadt dieses Formats muss über solchem Gebaren stehen. Berlin "kommt" nur durch die Wiederentdeckung und Pflege seiner Identität, des ganz spezifischen gewachsenen Charakters den nur diese Stadt besitzt und der sich nicht nur in der altbekannten Traufhöhe ausdrückt, aber nicht durch das Klammern an Metropolisphantasien die andere Städte sowieso gar nicht nötig haben.

    "Vielfalt ist für mich zunächst wertneutral, so gut wie schlecht. Ich habe Dir nämlich einen Topf voll Essen zubereitet. Allerdings sage ich Dir nicht, was drin ist, nur daß es eine enorme Vielfalt ist. Wirst Du es mutig aufessen?"


    Eine definierte Vielfalt ist keineswegs wertneutral, um die geht es ja. Auf der Speisekarte steht Fleisch mit Beilage und du bekommst nur die Beilage serviert. Wirst du dich damit begnügen?


    "Ist ein sozialer Brennpunkt vielfältiger als eine besinnliche Ecke im Park oder eine noble Villengegend? Falls ja, muß ich dann dafür sorgen, daß überall soziale Brennpunkte entstehen?"


    Natürlich nicht, der soziale Brennpunkt ist das schlechteste denkbare Beispiel, schließlich ist gerade der Mangel an Vielfalt (z.B. in Bezug auf Sozialstruktur und räumliches Umfeld) eine seiner Ursachen. Dieselbe Vielfalt läßt bedingt sicherlich auch die Villengegend vermissen, bedenklich wird es, sobald der Mangel einer gewünschten Isolierung folgt und die Einbindung in das Gesamtgefüge der Stadt fehlt. Die besinnliche Ecke im Park kommt natürlich als klassischer öffentlicher Raum der Begegnung am besten weg.


    "Aber auf S21-A1 hört der Spaß auf. Hier wird Fundamentalopposition von brauchbarer Kritik geschieden."


    Stimmt, spaßig ist das nicht wofür man sich da als Stuttgarter gefälligst begeistern soll. Allerdings würde ich kein Wort zu dem Thema sagen wenn es nicht genügend brauchbare Kritik gäbe. Dazu nochmals der Verweis auf diese Seite:


    http://www.leben-in-stuttgart.…21%20kritik/flugblatt.htm


    PS: Da es ja bereits ein Stuttgart 21 Thema gibt sollten wir uns vielleicht wieder dorthin verlagern. :)

    Auch wenn ich Gegenfragen nicht mag: Was erwartest du denn?
    Daß du das "Wohnbau-Eckkneipen-Gründerzeitviertel" als Beispiel für Urbanität nennst, belegt jedenfalls daß du dir auch eher etwas anderes als die Bebauung einer Gleisbrache mit Bürohäusern darunter vorstellst. Auf deine Frage jedenfalls von mir ein Nein, zu einem Stadtteil der bislang in wesentlichen Kriterien nicht überzeugt, von denen sich eines, die Nutzungsmischung, nicht zum ersten mal bewähren muss. Für das bisherige Teilgebiet kann man direkt von älteren Beispielen zitieren: "Die Büros sind nur zu den Arbeitszeiten besetzt und entwickeln wenig Aktivitäten nach außen. Die vereinzelten Treffpunkte bieten nicht ausreichend Anreize zur Belebung des Gebiets." Aber halt, es ist ja nur eines von mehreren Teilgebieten.
    Das gesamte Nutzungskonzept für Stuttgart 21 schreibt sich ja wirklich die Nutzungsmischung auf die Fahnen, überzeugt mich als idealistische Planung allein aber nicht, trotz hohem Ehrgeiz: " Der Mailänder Platz mit attraktiven Freizeiteinrichtungen, Restaurants, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten erhält ein ganz besonderes Flair. In den Erdgeschosszonen der Gebäude rund um den Pariser Platz sind ebenfalls Nutzungen geplant, welche die Aufenthaltsqualität erhöhen und für Lebendigkeit auch in den Abendstunden und an den Wochenenden sorgen". Die Worte hör ich wohl...


    Wieder ein Zitat: "Bei den Planungsprinzipien Nutzungsmischung, Kompaktheit und Dichte, Schaffung wirklich öffentlicher Räume - handelt es sich nicht um ein beliebiges Repertoire, aus denen man sich nach Wunsch einzelne Bausteine heraussuchen kann. Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft werden nur dann miteinander in Kontakt kommen, wenn ein öffentlicher Raum als Ort des Austauschs und der Auseinandersetzung vorhanden ist.
    Vielfalt entsteht nicht durch den Bau großer Komplexe durch große Bauträger, sondern durch kleinere Einheiten in eigener Verantwortung, die gleichwohl in einem städtebaulichen, sozialen und kulturellen Zusammenhang stehen und die städtische Alltagskommunikation erst hervorbringen. Auf eine festgelegte Nutzung angelegte Bereiche lassen sich in ihrer Schwerfälligkeit und Einfalt kaum neuen Anforderungen anpassen. Mit Urbanität haben solche Nutzungen nichts im Sinn."
    Mir scheint Stuttgart 21 in Form der Teilgebiete immernoch zu sehr nach dem Baustein-Prinzip angelegt zu sein.
    Der städtebauliche Rahmen, der sich durch Gebrauchsarchitektur und Funktionalismus als Gestaltungsgrundlage auszeichnet verstärkt die Zweifel an Aufenthaltsqualität und gelingendem Zusammenspiel der Nutzungen. Zugegeben, es sind bislang keine durch die Erfahrungswerte belegbaren Zweifel, aber das bereits bebaute Teilgebiet gibt eine Vorahnung. Und das hat der Fotograf schon ganz gut festgehalten, zumindest mit einem bißchen Wahrheit drin.

    "Schund" und "Volksverarsche" sind auch nicht gerade sachliche Reaktionen. Vielleicht ist ja der eine oder andere "Highrise" Freund ja auch etwas befangen und nicht unbedingt objektiv? Soviel Ehrlichkeit sollte schon sein. :)
    Heute haben übrigens auch die tagesthemen (ebenfalls sehr kritisch) über die Kölner Hochhauspläne berichtet.

    Mir wäre neu daß das Bedingung für ein kritisches oder ironisches Urteil ist. Es schließt lediglich ein, Mängel zu benennen und darauf gestützt Besseres von denen einzufordern, die dazu berufen sind es zu schaffen. :)

    Zitat von derstuttgarter

    Die historische Friedrichstraße endete aber nicht an der Fürstenstraße sondern ging weiter bis zur Kanzleistraße.


    Das war mir nicht bekannt. Grundsätzlich bin ich für die Wiederherstellung alter Straßenverläufe, mit einer kleinteiligen Bebauung statt diesem wenig attraktiven Block hätte man vielleicht sogar eine Art zweiter Calwer Straße schaffen können. Man wird sehen wie der Bereich angenommen wird. Stuttgarter sind es aus reinem Selbstschutz ja schon gewöhnt, beim Gang durch die Innenstadt den Blick auf die bauliche Umgebung zu vermeiden.


    Diese historische Häuserzeile (die eine Sanierung dringend nötig hätte) war bislang von der Theodor-Heuss Straße aus durchgehend zu sehen, rechts wird sie jetzt von dem dreieckigen Block zum Teil verdeckt, der den Eingang zur historischen Friedrichstrasse markiert



    Die Friedrichstrasse wird in ihrem ursprünglichen Verlauf einschließlich der Einmündung in die Fürstenstrasse durch die gegenüberliegende Bebauung wieder hergestellt



    Der ungefähre Bereich des Neubaus



    Die Architektur bleibt fragwürdig

    In einem Gutachten 1946 wurde der Wiederaufbau in alter Form als kostengünstigste Variante vorgeschlagen"Instandsetzung in alter Form naheliegend, eine Wiederherstellung wäre mit geringen Mitteln durchführbar".
    Paul Faerber, der später mit dem Aufbau des Rathauses betreut wurde sprach von "unerträglichem Pathos" des Vorkriegsrathauses. Oberbürgermeister Klett ging noch weiter, er war überzeugt, "daß der Turm, wenn er so belassen würde, in fünf bis zehn Jahren als unmöglich erklärt und beseitigt würde". Er werde" vor Gegenwart und Zukunft die Verantwortung für eine solche Stillosigkeit der Erhaltung nicht übernehmen."
    Die Rationalität der Moderne wurde zur verbindlichen Bezugsgröße erhoben. Die Haltung gegenüber Bauten des Historismus war dagegen kategorisch ablehnend. Es war der damalige Zeitgeist einer radikalen Abkehr von der Historie, auch wenn wir es heute angesichts der dadurch entstandenen zusätzlichen Verluste schwer nachvollziehen können.

    "Dann kam die Royal Air Force einer friedliebenden Nation, die seit dem 2. WK ungefähr jedes Jahr in einer kriegerischen Auseinandersetzung beteiligt war."


    Nachdem zuvor die Luftwaffe einer anderen Nation ihre Städte zerstörte...
    Den Verlust des Rathauses haben wir allerdings den Planern der Nachkriegszeit zu verdanken.

    Der Turm wurde nicht abgerissen sondern in den neuen Bau integriert...somit leider nicht mehr sichtbar. Die Stuttgarter haben das neue Rathaus nie ins Herz geschlossen, dazu wirkt es viel zu rational und streng.

    Sowohl Rundschau als auch Express sind nicht gerade die Vorreiter in Sachen Objektivität was das Thema angeht (s.o.) ;) . Es gibt sicher auch viele Kölner die statt beleidigter Trotzigkeit der Entscheidung gegenüber zu der Betrachtung kommen, daß da zumindest schon etwas dran sein muß. Die Sichtversperrung ist gar nicht die eigentlich strittige Angelegenheit, sondern die angemessene optische Signifikanz des Doms mit oder ohne ein Gegenüber das sich zumindest in der Höhe mit ihm anlegt (respektvoll oder aufdringlich?) was z.B. vom Architekten Jahn als optische Konfrontation sogar beabsichtigt wäre. Um die Frage, was- besonders langfristig- mehr Wert für den Einzelnen und die Stadt insgesamt hat geht es.