Beiträge von ben_rotwang


    Hier in Paris kann man in die schlimmste Banlieue gehen (10 mal gefährlicher als jedes noch so "böse" Viertel in Berlin) und doch findet man kaum Grafiti. Auch die Busse in diesen Orten, wenn sie nicht gerade komplett angezündet werden, sind immer tip top innen. Es ist also kein Zeugnis von Armut oder Jugendarbeitslosigkeit, denn die ist hier in Paris viel höher.


    Das gleiche gilt für Wien. Die Stadt ist auch wenig mit Graffitis überzogen. Auf die Frage, warum das so sei, erklärte mir eine Wienerin, dass man den Kindern früh genug Achtung vor dem historischen Bauerbe beibrächte. Sie meinte das ernst. Hat mich beeindruckt, diese Haltung.

    Ich bin übrigens selbst schwul und finde das Mahnmal furchtbar (s.o.).


    Die Lesben gehören in der Tat dort auch so nicht rein und es gab ja auch berechtigerweise nicht wenige Stimmen, die gegen einen Film mit Frauen waren.


    Vor einiger Zeit kam das Thema der Mahnmale auch in einem Seminar zum Thema "Faschismus" auf, das ich besucht habe. In der Diskussion kristallierte sich dann heraus, dass die Mehrheit von uns Studierenden die zig Mahnmale für jede Gruppe heikel findet, weil diese in gewisser Weise den Holocaust zerfleddern. Der Blick wird weggelenkt von dem großen Ganzen, dem komplexen System. Problematisiert wird das dann noch durch die unterschiedliche Ausrichtung der Mahnmale, also dass das für die ermordeten Juden tatsächlich nur auf den Holocaust begrenzt ist, während das Homo-Mahnmal wiederum diesen Brückenschlag in die Gegenwart versucht. Es gibt da einfach keine klare Linie im Gedenken und das unterminiert eben das Andenken an sich.


    Ich glaube, 60000 Schwule sind ermordet worden, weiß es aber nicht so genau.


    Dass diese Zahl so gering ist, liegt übrigens nicht nur an dem geringeren Anteil von Schwulen an der Gesamtbevölkerung, sondern auch daran, dass viele Schwule im dritten Reich sehr gut angepasst und geduldet waren. Das ist nämlich auch noch ein Grund, warum dieses Mahnmal zumindest tendenziell geschichtsverfälschend ist: Es zementiert einen Opferstatus, der die eigentlich notwendige Auseinandersetzung mit der eben nicht so simplen Rolle Homosexueller im dritten Reich überschreibt.

    Das Homocaustmahnmal bezieht seinen Reiz hauptsächlich aus dem Geheimnisvollen und Unerwarteten einer verlorenen Stele, wovon der Besucher ganz bewußt keinerlei Erklärung haben sollte, statt vulgärpädagogisch aufgeklärt und mit fragwürdigen Filmchen belehrt zu werden. Diese Filmchen haben auch den unangenehmen Beigeschmack der Instrumentalisierung für gegenwärtige Interessenspolitik.


    Das ist die perfekte Trivialisierung eines Mahnmals und der bezüglichen Geschichte. In der Nähe dieser Stele befindet sich am Boden eine kleine Tafel. Das hätte völlig ausgereicht.


    Das wäre tatsächlich beeindruckend und nachdenklich stimmend. Noch dazu wird duch diese Homofilmchen der Holocaust bzw. dessen Mahnmal trivialisiert.


    Das ist vielleicht ein bisschen arg streitlustig formuliert, aber im Kern würde ich dem zustimmen. Dank seiner äußeren Gestaltung, der Scheibe und dem Monitor hat das Mahnmal etwas von einer Jahrmarktsattraktion. Das Verhängnisvolle ist eben der Film im Inneren: Er hat keinen Bezug zu dem, was dieses Mahnmal eigentlich symbolisiert, nämlich Tod und Folter, sondern folgt schlichtweg einem politischen Programm und ist - eben weil er ein Film in einer Kiste auf einem öffentlichen Platz ist - vollkommen anders konnotiert.


    Die Idee mit dem Schaukasten, an den man herantreten muss, mit dem man sich auseinandersetzen muss, ist so schlecht ja nicht. Aber statt eines Films hätte es eines Objekts wie einem "rosa Winkel" bedurft.


    Oder man hätte den radikalen Weg einschlagen müssen, den "Echter Berliner" vorschlägt, nämlich einfach nur eine Stele und eine kleine Texttafel dort hinzustellen. Das hätte Mut zur Konfrontation bewiesen und eben nicht die CSD-Bildchen hinter'm Panzerglas.

    Bauhaus auf ehemaligen Aquella-Gelände in Bochum-Wattenscheid


    Offensichtlich wird die Variante 2 favorisiert, weil die Alternative mit weiterer Wohnbebauung an der Steeler Straße attraktiver erschein.


    Das dürfte dann vermutlich auch wieder der Bürgerbewegung Aufschub verleihen, die ja seit einiger Zeit fordert, dass die Berliner Straße fast genau ab dem nun zu bauenden Bauhaus bis runter in die Wattenscheider Innenstadt von 2 auf 1 Spur reduziert werden soll, um so Umwelt- und Lärmbelastung zu regulieren.

    Krupp-Plateau


    Auf und am Krupp-Plateau zwischen Colosseum und IG-Metall-Jahrhunderthaus wird die Landesgesellschaft NRW.Urban (früher LEG) neue Gewerbeflächen entwickeln. Dafür wurden inzwischen umfassende Rodungen im Plangebiet vorgenommen. (...) Man möchten gerne noch in diesem Jahr mit der Baureifmachung beginnen.


    Genau das passiert dort momentan. Der gesamte Hang zwischen Colosseum und den Treppen zum Westpark wird derzeit abgeflacht und "baureif" gemacht. Dem viel natürlich einiges zum Opfer, wie diverse steinerne Wände, die das Plateau geschützt haben, aber auch die "geheime Unterwelt" des Westparks:



    Das Foto wurde von mir am 14.09. aufgenommen. Inzwischen ist dieser "Tunnel" vollkommen dem Erdboden gleichgemacht und der Hang zur sandigen Düne geworden.


    Ich verstehe einfach nicht, warum man in Bochum jedes Fleckchen Grün krampfhaft verbauen muss... Immerhin schmälert man auch damit die Attraktivität des Westparks als Ausflugsziel.

    Ob das den Touris, die ja der Wirtschaftsfaktor sind, gefällt?


    Ich als Touri sage: Der Potsdamer Platz und der Alexanderplatz sind für mich die beiden unattraktivsten Orte in Berlin. Eben wegen der hohen Bebauung. Die wirkt in fast allen Fällen beliebig und austauschbar. Der Potsdamer Platz könnte mit diesen Hochhäusern auch in Düsseldorf oder Stuttgart stehen. Hochhäuser machen vieles kaputt und vielleicht mögen Architekten das anders sehen, aber als Tourist, der in Städte reist, in denen er sich wohlfühlen kann, würde ich behaupten, dass mehr Hochhäuser den Charme einer Stadt wie Berlin nachhaltig zerstören könnten.


    Und was den Alexanderplatz anbelangt: Ich bin - auch angeregt durch dieses Forum - mal auf die Suche im Internet nach alten Bildern vom Vorkriegsalexanderplatz gegangen: Diese Wuseligkeit mit seiner in der Höhe überschaubaren Bebauung empfinde ich persönlich als deutlich angenehmer als die gegenwärtige Bebauung. Ich persönlich fände es toll, wenn man den gesamten Platz einebnen und komplett neu aufbauen würde. Mit dezent hoher Bebauung, sodass sich die Menschen dort auch wieder wohl fühlen können.

    Den Entwurf des Hochhauses find ich gelungen. Ich frag mich aber ehrlich gesagt, ob Bochum solch ein Hochhaus benötigt. Wer soll da einziehen?


    Bei Radio 98.5 hörte ich am Freitag oder Samstag in den Nachrichten kurz eine Meldung zum Büroleerstand in der Stadt, der wohl recht hoch ist. Das Problem sei jedoch nicht zu viel freie Bürofläche, sondern zu alte Bürofläche, die den modernen Ansprüchen nicht genügen würde. Bauten wie das Exzenterhaus oder der Stadtturm würden die (angeblich) notwendige moderne Büroinfrastruktur schaffen. Wie man allerdings so das Problem der alten Leerstände lösen will (meiner Logik nach verschärft man es dadurch nur noch mehr), verriet man in der Meldung nicht...

    Dieses Hochhaus mit zwei gegengesetzten Baukörpern, die nach oben hin immer schmaller werden ist ausergewöhnlich und hat einen besonderen Wiedererkennungswert


    Es könnte aber von den anderen, sich nicht verjüngenden Seiten aus zu massiv für die Umgebung wirken. Wenn man schon mit Schrägen und spitzen Abschlüssen arbeitet, warum dann nicht eine Variation des Londoner "The Shard"?

    Wenn man mal um die Ecke denkt, dann war das auch nicht wörtlich zu nehmen. Außerdem zählte ich dann auch dazu. Bin ja kein Stararchitekt o.ä. und bevorzuge das (vermeintlich) unmoderne. Habe vorsichtshalber "" hinzugefügt.


    Danke.


    So wird die leise Ironie etwas deutlicher. ;)


    @topic: Mir persönlich gefallen die Entwürfe auch nicht. Bin zwar kein Berliner und muss das deshalb nicht dauerhaft ertragen, aber selbst als Gelegenheitsbesucher denke ich, dass der Platz doch durchaus würdigere Entwürfe verdient hätte, die sich der Geschichte des Ortes bewusst sind.


    Demnach soll Bochum endlich einen echten, klar strukturierten Rathausplatz erhalten, der aufgrund der nahezu geschlossenen Bebauung rund um den Platz und den klaren Abmaßen als solcher wahrgenommen wird und damit an Aufenthaltsqualität gewinnt.


    Ich bezweifle, dass ein weiterer Platz in Bochums Innenstadt, zumal dann auch noch von monströsen Ausmaßen, irgendeine Verbesserung der Aufenthaltsqualität mit sich bringt.


    Gleich scheint übrigens allen Plänen, egal von ECE oder dem jetzt hier thematisierten, ein Abriss des Telekom-Gebäudes zu sein. Ich persönlich fände das tragisch und wünsche mir daher lieber alternative Konzepte, die neue Nutzungsmöglichkeiten für das Gebäudes entwickeln.

    Nun, wenn eine Fassade in ihrer Gestaltung dem Innenraum völlig diametral gegenübersteht und zwischen Innen und Außen keine "Kommunikation" stattfindet, dann ist das Äußere nun mal ein Blendwerk. Völlig unpolemisch als reine Feststellung gemeint. Ich plädiere ja gar nicht für eine historisierende Gestaltung des Inneren (auch wenn ich das ganz persönlich bevorzugen würde), aber keines der Bilder vermittelt auch nur im Ansatz das Gefühl, das hier das Innere mit dem Äußeren in einen Bezug setzt oder mit der Bedeutung des Ortes spielt. Zudem sieht z.B. *für mich* das Foyer aus wie eine - man verzeihe die Polemik - "billige Kopie" des K21 in Düsseldorf.

    Ganz ehrlich: Wenn diese Entwürfe wirklich repräsentativ für das Innendesign sind, das da auf uns zukommen soll, könnte man sich den ganzen Wiederaufbau der Fassade auch eigentlich ganz sparen und das Äußere an das Innere anpassen. So verkommt doch die Fassade zum simplen Blendwerk und der "Wiederaufbau" zum seelenlosen Neubau.

    Einfach traurig! Da kann man nur hoffen, dass die Vermarktung gründlich in die Hose geht und den "geilen" Experten frühzeitig der Geldhahn zugedreht wird.


    Sowas ist wirklich immer beschämend. Zumal die Häuser auf den Bildern jetzt auch nicht gerade baufällig wirken, sondern offenbar einfach nur nicht ins angestrebte Konzept passen...

    Sorry aber das ist absoluter Quatsch. Du scheinst keine Ahnung vom Einzelhandel und von Kundenverhalten zu haben.


    Das habe ich auch nie behauptet.


    Ich stelle hier nur anhand meiner persönlichen Erfahrungen und denen aus meinem Freundes- und Verwandtenkreis bestimmte Mutmaßungen auf, die - so scheint es mir - durch die Köpfe vieler Laien spuken und die quasi nie im öffentlichen Diskurs über derlei Center beantwortet/korrigiert werden.


    Von daher mögen vielleicht einige meiner Fragen und Überlegungen naiv wirken, aber im Gespräch mit anderen ist mir immer mehr bewusst geworden, dass es in vielen Bereichen dieses Themas Unklarheiten gibt und zu wenig öffentlich kommuniziert wird.


    Derartige Unternehmen haben strikte Vorgaben und Rahmenbedingungen, wo sie ihre Filialen errichten. Alles ausserhalb der Hauptadern einer FuZo ist da tabu, selbst oberes/unteres Ende der Kortumstr. wäre schon kritisch.


    Diese Vorgaben macht wer? Die Städte, die Geschäftsführungen, die Handelskammer?


    Der Standort des ehemaligen Rathaus-Centers liegt in der so genannten B, wenn nicht sogar C Lage der Bochumer Innenstadt, deshalb würde sich dort nie ein Lebel wie Esprit oder H&M ansiedeln.


    Dann gibt es aber auch keinen notwendigen Bedarf an diesen Labels.


    Geschäfte, die mit ihrem Angebot ein Loch im Bedarf füllen und von den Anwohnern sehnlichst erwartet werden, müssten doch zumindest in der Theorie auch an solchen Stellen funktionieren.

    Ich als Ur-Beecker kann euch übrigens sagen, dass die betroffene Straße einfach nur "Arnoldstraße" heißt. Keine Ahnung wo die WAZ immer wieder eine "Arnold-Overbeck-Straße" herholt.


    Laut Straßenschild - heute nachmittag dran vorbeigekommen - heißt sie tatsächlich "Arnold-Overbeck-Straße".


    Und so schauts da gerade aus:



    (Urheber des Fotos: ben_rotwang - andere Größen hier: http://www.flickr.com/photos/rotwang/7704640854/)