Ich bin übrigens selbst schwul und finde das Mahnmal furchtbar (s.o.).
Die Lesben gehören in der Tat dort auch so nicht rein und es gab ja auch berechtigerweise nicht wenige Stimmen, die gegen einen Film mit Frauen waren.
Vor einiger Zeit kam das Thema der Mahnmale auch in einem Seminar zum Thema "Faschismus" auf, das ich besucht habe. In der Diskussion kristallierte sich dann heraus, dass die Mehrheit von uns Studierenden die zig Mahnmale für jede Gruppe heikel findet, weil diese in gewisser Weise den Holocaust zerfleddern. Der Blick wird weggelenkt von dem großen Ganzen, dem komplexen System. Problematisiert wird das dann noch durch die unterschiedliche Ausrichtung der Mahnmale, also dass das für die ermordeten Juden tatsächlich nur auf den Holocaust begrenzt ist, während das Homo-Mahnmal wiederum diesen Brückenschlag in die Gegenwart versucht. Es gibt da einfach keine klare Linie im Gedenken und das unterminiert eben das Andenken an sich.
Ich glaube, 60000 Schwule sind ermordet worden, weiß es aber nicht so genau.
Dass diese Zahl so gering ist, liegt übrigens nicht nur an dem geringeren Anteil von Schwulen an der Gesamtbevölkerung, sondern auch daran, dass viele Schwule im dritten Reich sehr gut angepasst und geduldet waren. Das ist nämlich auch noch ein Grund, warum dieses Mahnmal zumindest tendenziell geschichtsverfälschend ist: Es zementiert einen Opferstatus, der die eigentlich notwendige Auseinandersetzung mit der eben nicht so simplen Rolle Homosexueller im dritten Reich überschreibt.