Nur knapp 2 Wochen später gibt es schon wieder einige interessante Wirtschaftsnachrichten:
Bayer Pharma eröffnet Herstellungsanlage für 130 Mio - Translationszentrum zudem in der Pipeline
Die flexible neue Anlage ertüchtigt Entwicklung wie Produktion. Binnen kürzester Zeit können Proben sowie Serien völlig verschiedener Medikamente in reiner Qualität hergestellt werden. Der Berliner Standort vereint so nicht nur die komplette Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung bis zur Serienproduktion - die Translation funktioniert nun bei Bedarf auch binnen Wochen. Weltweit gibt es erst 3 entsprechend flexible Anlagen, die das können. Durch den extrem hohen Automatisierungsgrad entstehen nur ca. 5 hochqualifizierte neue Jobs. Allerdings erhöht sich so weiter die Produktivität und Wertschöpfung pro Mitarbeiter. Hier hat die Berliner Industrie seit längerem mit die höchsten Zuwächse bundesweit, was sich in starker Wettbewerbsfähigkeit und hohen Exportquoten niederschlägt.
Zu langsam geht es Bayer dagegen bei den zugesagten aber noch nicht geflossenen Fördergeldern für das neue Translationszentrum für Gen- und Zelltherapie. Hier soll in Kooperation mit der Charité eigentlich ein Leuchtturmprojekt entstehen, das auch mit starken Pharma-Standorten wie den USA besser mithalten kann. Allerdings wird der geplante Spatenstich 2023 wohl nicht mehr klappen, da der Bund 45 von rund 50 Mio Fördergeldern beisteuern wollte, aber nun bekanntlich knapp bei Kasse ist und bisher nicht gezahlt hat.
Aktuell hat Bayer 5.000 Mitarbeiter in Berlin Wedding: 1.500 in der Entwicklung, 1.500 in der Produktion und 2.000 in Verwaltung und Marketing. Nach einigen unruhigen Jahren mit großen Ankündigungen und geplatzten/verkleinerten Projekten ging es zuletzt wieder stärker aufwärts.
Quelle 1 und Quelle 2 (jeweils Morgenpost) sowie Quelle 3 (Tagesspiegel)
ASML konkretisiert Wachstumsziele: Jährlich rund 100 Mio Investitionen sowie hunderte neue Jobs
Der niederländische Spezialist für innovative Fertigungsanlagen in der Chipindustrie baut Entwicklung und Produktion bekanntlich weiter massiv aus. Der Beitrag betont noch einmal die starke Position des Konzerns auf dem Weltmarkt, wo ASML sich offenbar ein Monopol auf Anlagen für besonders leistungsfähige Chips erarbeiten und so zu einem der wertvollsten Unternehmen Europas aufsteigen konnte. Der Berliner Standort gehörte bis vor wenigen Jahren einem wichtigen Zulieferer von ASML, der das hohe Tempo aber aus eigener Kraft nicht mitgehen konnte und daher verkaufte.
Noch etwas Kontext: Da ASML weltweit verkauft ist man nicht so stark abhängig vom Erfolg der geplanten Chipfabriken in Sachsen und Sachsen-Anhalt und wird in Berlin absehbar weiter im selben Tempo wachsen. Diese Großfabriken wären aber natürlich für den Deutschen Standort insgesamt immens positiv. Erfreulich ist in dem Kontext daher auch, dass auch der Belgische Entwicklungsspezialist Imec (enger Partner von ASML und wie diese mit praktisch sämtlichen großen Chipherstellern als Kunden) nach Deutschland drängt (der Standort und das Fachkräfteangebot in Belgien wird zunehmend zu klein). Hier wird es aber wohl sehr wahrscheinlich auf Sachsen/Dresden hinauslaufen.
Quelle Handelsblatt (leider inzwischen teils hinter Paywall)
BASF eröffnet neue Bürozentrale auf 15.000qm² für 2.800 Mitarbeiter
Das Dienstleistungszentrum betreut für die BASF-Gruppe vom neuen Standort in Prenzlauer Berg aus künftig die Bereiche Finanzen, Controlling, Personalwesen, Lieferketten, Projekt Management, IT und Digitalisierung für fast 50 Länder (ob das bzgl. Aufgaben oder Mitarbeiterzahl eine Veränderung gegenüber dem alten Standort darstellt, steht leider nicht dabei). Für die neue Etablierung dieses Bürostandorts ist die BASF-Ansiedlung natürlich ein großer Erfolg, während der Konzern sehr viel flexible und moderne Bürofläche zu einem vermutlich attraktiven Mietpreis erhält. Ich frage mich allerdings, was nach dem Umzug aus der charakteristischen Zentrale in Friedrichshain-Kreuzberg wird.
TU Berlin eröffnet Europas erste vollautomatische Akku-Wechselstation für LKWs in Lübbenau
Nachdem Nio ja schon Wechselstationen für PKW in die Region bringt, gibt es nun auch eine (mE sogar sehr viel interessantere) Wechselstation für LKW. In China hat sich ein entsprechendes System wohl schon etabliert und auch in Deutschland gibt es offenbar bereits Partner aus Logistik und Industrie. Laut Artikel können in rund 10 Minuten Akkus mit 440kWh Kapazität gewechselt werden. Der Vorteil gegenüber Schnellladestationen sei die geringere Zeit und die schonendere Ladung der Akkus, die zugleich auch besser für die gleichmäßige Nutzung der Stromnetze sei.