Baubeschreibung zur Bibliotheca Albertina bei:
Alles anzeigenKulturdenkmale im Freistaat Sachsen -
Denkmaldokument
Stand: 20.03.2023
...
Beethovenstraße 6
Leipzig * 764c
Kurzcharakteristik
Bauwerksname Universitätsbibliothek; Bibliotheca Albertina; Universität Leipzig
Bibliotheksgebäude, mit Vorgarten sowie Einfriedungsmauern mit zwei Toreinfahrten zum Hof an der
Grassistraße und der Wilhelm-Seyffert-Straße, Hofpflaster; prächtiger Vierflügelbau mit Mitteltrakt um zwei
Innenhöfe, Sandstein-Fassade mit Statuen und Porträtmedaillons, im Stil der Neorenaissance, Architekt:
Arwed Roßbach, eines der schönsten und bedeutendsten Bauwerke des Historismus in Leipzig, nach
Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg teilweise baulich ergänzt und rekonstruiert in den 1990er Jahren,
kunsthistorisch, ortsgeschichtlich und baugeschichtlich von BedeutungCreative Commons-Lizenz CC-BY-NC-ND
...und zur Geschichte der altehrwürdigen Einrichtung:
Alles anzeigenDenkmaltext
Die zweitälteste deutsche Universiätsbibliothek entstand 1543 aus den Beständen mehrerer
während der Reformation aufgelöster Klosterbibliotheken, die durch Herzog Moritz an die
Universität übergeben wurden. Ende des 19. Jahrhunderts sprengten die stark angewachsenen
Bestände die räumlichen Möglichkeiten des Paulinums,in dem die Bibliothek seit ihrer Gründung
untergebracht war. 1885 erwarb der Staatsfiskus den Bauplatz im Zentrum des neu entstehenden
südwestlichen Stadtteils; aus dem im gleichen Jahr ausgeschriebenen Wettbewerb ging der Entwurf
Arwed Roßbachs als Sieger hervor. Unter seiner künstlerischen Leitung begann 1887 der Bau; 1891
wurde die nunmehrige "Bibliotheca Albertina" eingeweiht, ein Gebäudekomplex aus vier Flügeln,
die einen Mittelbau und zwei Innenhöfe umfassen. Aus dem unverputzten, in gelben Klinkern
belassenen Nordflügel springt der halbkreisförmige Lesesaal-Vorbau hervor (teilzerstört). Während
die Seitenflügel vor allem die Magazine aufnahmen, enthielt der nach Süden weisende Hauptflügel
hauptsächlich die Räume für Verwaltung und Geschäftsgang. Diese Hauptfassade lag gegenüber
dem Gewandhaus-Konzerthaus (abgetragen), das als maßstabsetzendes Zentrum des neuen Viertels
fungierte. Mit ihrer betont ausgewogenen, ruhigen und symmetrischen Gliederung nahm die
langgestreckte Bibliotheksfassade in angemessener Repräsentanz die stärkere Bewegung der
Konzerthaus-Architektur auf und bildete gleichzeitig die nördliche Platzbegrenzung. Nach dem
Vorbild italienischer Hochrenaissance-Architektur, an dem sich der Bildungsbau orientierte, ist die
Fassade deutlich horizontalbetont: Über dem dunklen Sockel aus Bossenquadern erhebt sich das
mit hellem Sandstein verblendete Haupt- und Mezzaningeschoß, Pilaster und Halbsäulen in
Kolossalordnung verbinden beide. Das Gebälk und eine Dachbalustrade bilden den horizontalen
Fassadenabschluß. Kräftige Vertikalakzente setzen die über Eck geführten Seitenrisalite und der
plastisch stark durchgeformte Mittelrisalit mit dreigeteiltem Eingang, Säulenstellung und
Attikabekrönung. Hier und an den Seitenrisaliten konzentriert sich das plastische Bild- programm:
Die von weiblichen Genien getragene Wappenkar- tusche über der Gründungsinschrift im
Mittelfeld der Attika (Joseph Kaffsack, Berlin), die allegorischen Figuren der vier Fakultäten
(Arthur Trebst, Leipzig), welche die Reliefs in der Attika flankieren (Adolf Lehnert, Leipzig), die
ursprünglich 8 Statuen der Gründer und Förderer (Melchior zur Strassen, Leipzig) in den Nischen
der Seitenrisalite (zwei erhalten) sowie die darüber befindlichen Porträtmedaillons von Künstlern
und Universitätsrektoren (Adolf Lehnert, Leipzig). Glanzpunkte der Innenausstattung waren das
reich gestaltete Haupttreppenhaus mit 24 gekuppelten Marmorsäulen, Gewölbeausmalung und den
1904 aus dem Römischen Haus übertragenen Odysseefresken von Friedrich Preller sowie der
halbrunde, zweigeschossige Lesesaal. Beide sind am 6. April 1945 zusammen mit dem Mitteltrakt
und dem östlichen Gebäudeteil zerstört worden. 1992 wurde mit dem Wiederaufbau der
Universitätsbibliothek, die bei laufender Funktion 47 Jahre lang Halbruine geblieben war,
begonnen. Ihr Bestand umfaßt gegenwärtig über 4 Millionen Bände, darunter wertvolle
Sondersammlungen wie die der 8.724 Handschriften und 2.721 Inkunabeln sowie die Autographen-
, Münz- und Gemäldesammlung.
Datierung 1887-1891, bez. 1891 (Bibliothek)
Creative Commons-Lizenz CC-BY-NC-ND
Das Musikviertel hat die Zeiten nicht ohne Brüche überstanden. Für Touristen ist es wohl eher uninteressant. Leben und studieren kann man dort aber ganz gut. Einige Denkmale haben Krieg und Wiederaufbau überstanden. Mir fällt nur ein einziges Denkmal der Ost-Moderne ein. In anderen Städten gibt es da deutlich mehr.
Creative Commons-Lizenz CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Lizenz CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Lizenz CC-BY-NC-ND
Kartenquelle Landesamt für Denkmalpflege Sachsen