Anscheinend ist doch etwas hinzuzufügen, nämlich, daß die Kosten mit den Einnahmen verrechnet werden müssen, die der Bau zur Folge hat. In 20 Jahren wäre der Staat ohne den Neubau ärmer als mit ihm.
Beiträge von Ernst
-
-
Zitat von Restitutor
Also, DAS ist jetzt eine Milchmädchenrechnung. Natürlich ist es ein Unterschied, ob eine Summe auf einmal oder über einen längeren Zeitraum hinweg bezahlt werden muss. Im letzteren Fall hast du doch eindeutig Zinsvorteile.
Ja. Dem ist nichts hinzuzufügen.
-
Manuel,
das ist nicht zuende gedacht, denn sie Streckung der Kosten über mehrere Jahre hinweg bedeutet natürlich auch eine Verringerung des Anteils der Kosten an den betreffenden Haushalten. Zur Klarstellung, von welchen Größenordnungen wir reden: Der Bundeshaushalt hat zur Zeit einen Umfang von ungefähr 250 Milliarden Euro jährlich. Wenn wir die derzeit rätselhafterweise im Halbtagesrhythmus massiv steigenden "Schätzungen" der Schloßgegner über die angeblichen Kosten des Wiederaufbaues aktezpteren und annehmen, daß das Schloß insgesamt 1,2 Milliarden Euro kostet, die sich über einen Zeitraum von zehn Jahren verteilen, dann bedeutet das, daß die Kosten für das Schloß weniger als 0,05 Prozent des Bundeshaushaltes ausmachen.
-
Wagahai,
für den Staatshaushalt sind 500 (oder von mir aus auch 600) Mio definitiv Peanuts. Daß sie es für mich persönlich nicht sind, ändert daran nichts. Die ganze Debatte ist politisch. Das Schloß würde längst stehen, wenn sich auf dem Baugelände nicht der Palast der Republik befände. Deswegen wird das Ganze zum Politikum. Für Teile der politischen Öffentlichkeit ist der Palast ein wesentliches Symbol der DDR. Damit wird er auch als Teil der Identität der ostdeutschen Bevölkerung gesehen, sein Abriß wird als Versuch betrachtet, die Symbole der DDR aus dem Stadtbild zu tilgen und damit auch das Selbstbewußtsein der Ostdeutschen im Sinne einer "Siegermentalität" zu demütigen. Ich halte diese Argumentation für abwegig, aber man muß sie ernst nehmen, in jedem Fall ist sie politisch einflußreich. Und auch, wenn man sich diese Verschwörungstheorie nicht zu eigen macht, kann man doch nachvollziehen, daß der Abriß des Palastes ein nicht geringer Preis für den Wiederaufbau des Schlosses ist, denn dort wurde immerhin die Deutsche Einheit beschlossen. Er ist damit durchaus ein nicht unbedeutendes Denkmal der deutschen Geschichte. Meiner Ansicht nach ist sein Abriß nur durch die überwältigenden städtebaulichen Argumente zu rechtfertigen, die für das Schloß sprechen.
Wir haben es also mit einem ideologisch stark aufgeheizten politischen Konflikt zu tun, in dem das finanzielle Argument von beiden Seiten als Hilfmittel verwendet wird, aber es bildet nicht den Kern der Auseinandersetzung. Sobald der Palast der Republik einmal abgerissen ist, wird sich die Auseinandersetzung verflüchtigen, und plötzlich wird man merken, daß der Aufbau des Schlosses gar nicht so unfinanzierbar ist, wie man zur Zeit die Öffentlichkeit noch glauben machen will.
-
Wagahai,
Es ist nicht so, daß das Geld mühsam zusammengekratzt werden müßte. Die 500 Mio, um die es hier - verteilt auf mehrere Jahre - geht, sind peanuts. Gerade hat die Bundesregierung beschlossen, 21 Milliarden für ein Investitionsprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft auszugeben. Jeder Ökonom kann einem bestätigen, daß das völlig nutzlos sein wird. Die ganze Diskussion um die Frage, ob sich Deutschland den Wiederraufbau leisten kann oder nicht, ist vorgeschoben. Tatsächlich ist es völlig unzweifelhaft, daß der Staat trotz leerer Kassen mit Leichtigkeit den Aufbau wird finanzieren können. Die Auswirkungen auf den Bundeshaushalt liegen im Promillebereich. Es ist einzig eine Frage des politischen Willens und des politischen Mutes.
Manuel,
offensichtlich haben wir einen fundamentalen Dissens. Meiner Ansicht nach wird das geplante Humboldt-Forum gemeinsam mit der Museums-Insel nicht nur von städtebaulich überragender Bedeutung sein, sondern die Sammlungen, die dort ausgestellt werden sollen, und die zur Zeit unbeachtet in Dahlem vor sich hin schimmeln, sind in Umfang und Qualität nur mit denen des Louvre oder des Metropolitan Museum of Art vergleichbar. Das Ganze wird ein erstklassiger Anziehungspunkt für Berlin und wird den Ruf der Stadt als Kunsmetropole weltweit massiv positiv beeinflussen. Vor diesem Hintergrund kann es sich Deutschland meiner Überzeugung nach nicht leisten, das Schloss nicht zu rekonstruieren.
Was die Rechnung betrifft, so finde ich die Vergleichszahlen mit der Fußballweltmeisterschaft durchaus informativ. Das Humboldt-Forum hat das ganze Jahr über geöffnet, die Fußball-Weltmeisterschaft nur ein paar Wochen. Nehmen wir an, das Humboldt-Forum wird 3 Millionen Besucher im Jahr haben (der Louvre hat 5). Wenn von denen jeder nur 20 Euro ausgibt (das ist kaum mehr als der anzunehmende Preis für die Eintrittskarte), sind das 60 Millionen im Jahr. Nach zehn Jahren würden die Einnahmen die Kosten für den Bau übersteigen. Nun gibt es natürlich noch beträchtliche Betriebskosten, aber man sieht, daß wir hier nicht über Jahrhunderte reden müssen, sondern über wenige Jahrzehnte, bis die Investition sich auszahlt.
-
Wagahai,
wir leben in Zeiten von demokratischen Führungen, die den Untertanen einfach so das Geld aus der Tasche ziehen.
Aber der Punkt ist: Man muß unterescheiden, welche Ausgaben dazu führen, daß Geld folgenlos versenkt wird, und welche sich amortisieren und langfristig Gewinn machen. Zu ersteren zählen nicht selten die, die mit dem Geruch moralischer Güte versehen sind. Wenn ich richtig informiert bin, sind beispielsweise nahezu alle Ausgaben für Entwicklungshilfe letztlich günstigstenfalls nutzlos, oft sogar schädlich, weil sie den Despoten der Dritten Welt helfen, ihre Bevölkerung weiter zu unterdrücken.
Der Aufbau des Stadtschlosses in Berlin zählt dagegen, darauf verwette ich meinen Kopf, zu letzteren, also zu den Ausgaben, die langfristig größere Einnahmen nach sich ziehen (und damit, am Rande vermerkt, auch in Zukunft Ausgaben für soziale Zwecke erst ermöglichen). Wahrscheinlich hat niemand mehr für den Bayerischen Staatshaushalt getan als Ludwig II mit dem Bau seiner Schlösser. Sehr interessieren würde mich auch eine Statistik über die Entwicklung der Touristenzahlen in Dresden seit dem Beginn des Wiederaufbaus der Frauenkirche und die damit verbundenen Einnahmen. Es ist anzunehmen, daß der Bau, wenn man eine solche Gesamtrechnung aufmacht, dem Staat bereits jetzt Gewinne beschert.
-
Wie sagte Kurt Biedenkopf doch so schön: "Wenn August der Starke nur Sozialwohnungen gebaut hätte, würde sich heute niemand für Dresden interessieren."
-
Wer meint, das sei herasusgeworfenes Geld, versteht nichts von Psychologie und von dem Charakter von Investitionen.
-
^^
Q. e. d.
Die ganze Argumentation, das Stadtschloß sei ein Dokument des "preußischen Militarismus" und dürfe deswegen nicht wieder aufgebaut werden, ist irrelevant und vorgeschoben. Kampflamm deutet zusätzlich darauf hin, daß es aus Sicht eines Palastverteidigers auch noch zweischneidig ist, weil der Palast der Republik keine Spur demokratischer ist als das Schloß.
-
Im Prinzip ist die Gestalt der Halle für die Außenwirkung des Bahnhofs nahezu irrelevant. Der Bahnhof ist von drei Seiten mit Gebäuden umgeben - im Stadtraum fällt die Halle eigentlich nur wenig auf. Der wirklich repräsentative Teil des Bahnhofs ist die Fassade zum Bahnhofvorplatz hin, um die sich hier alles dreht.
Im Prinzip hast Du natürlich recht. Mein Argument ist ein - wie soll man es nennen - psychologisches. Wenn sich die Frage nur darum dreht, was man bauen soll, um eine solche Nicht-Halle zu verdecken, ist die Gefahr groß, daß bestenfalls durchschnittliche Architektur dabei herauskommt. Bezöge man die Halle dagegen in die Planung ein, läge der Gedanke nahe, einen Gesamtkomplex zu entwerfen, in dem Halle und Empfangsgebäude eine Einheit bilden. Das würde wahrscheinlich zu viel mehr Kreativität und einer überzeugenderen Lösung führen.
Nun ja, hätte, könnte, würde, das sind eh nur Gedankenspiele.
Soweit ich weiß steht die Halle des Münchner Bahnhofs übrigens unter Denkmalschutz.
Das will ich nicht glauben. Dann könnte man ja auch gleich das Gewerbegebiet Singen-Süd unter Denkmalschutz stellen.
-
Also der Zweck meines Beitrags war eigentlich nicht, ein allgemeines Genörgel anzustimmen, sondern darauf hinzuweisen, daß man beim Thema Bahnhofsneubau die Halle mitdenken sollte. Man stelle sich vor, die jetzige Pappkartion-Überdachung würde durch drei weit geschwungene, hohe Hallen ersetzt. Die würden dann sofort auch Einfluß auf die Gestaltungsüberlegungen für das Hauptgebäude haben. Das Ergebnis wären möglicherweise weniger langweilige Entwürfe. Der Lehrter Bahnhof in Berlin könnte da Anregungen bieten.
-
Eines der Probleme ist meiner Ansicht nach die Bahnhofshalle, die die - pardon - scheußlichste Baracke ihrer Art ist, die ich kenne. Man stelle sich vor, der Bahnhof hätte, ähnlich wie die in Frankfurt oder Leipzig, eine großzügige Kuppelhalle. Die würde gleich ganz andere Bedingungen auch für das Eingangsgebäude setzen. Solange die Halle aber eine flache Kiste ist, ist die Versuchung groß, auch für das Hauptgebäude eine flache Kiste zu wählen.
-
So schön München sonst auch ist - mit ihren Bahnhöfen scheint die Stadt Pech zu haben. Ich finde weder das Vorkriegsgebäude schön, das für mich den Charme einer alten Fabrikhalle hat, noch den jetzigen Bau noch die Planungen. Em ehesten könnte ich noch der ersten der drei geplanten Varianten etwas abgewinnen, aber besonders charmant finde ich auch die nicht.
-
Das sind Rückzugsgefechte.
-
Heute gibt es in der Berliner Morgenpost einen äußerst interessanten Artikel über die Dokumentation der Innenräume des Schlosses. Ein Auszug:
"Farbfotos helfen beim Wiederaufbau
Dank einer Sammlung von 152 Dias können auch einige repräsentative Räume des Berliner Stadtschlosses rekonstruiert werden
Von Sven Felix Kellerhoff
Rekonstruieren kann man nur, was dokumentiert ist. Das gilt für jedes beschädigte oder gar ganz zerstörte Gebäude - und natürlich auch für das Berliner Schloß. Nun gibt es zahllose Fotos des Barockbaus von außen. (...) Ganz anders bei den Innenräumen. Auch von ihnen gibt es zwar Hunderte, teilweise technisch brillante Fotografien - aber eben nur in Schwarzweiß. Nur ganz wenige Gemälde oder Aufnahmen zeigen Säle in ihren originalen Farben; die existierenden Farbpostkarten sind meist von Hand nachträglich kolorierte Schwarzweißfotos.
Um so wichtiger ist ein bislang wenig bekannter Schatz, der in zwei kunsthistorischen Instituten in Marburg und München liegt; erst vor wenigen Wochen wurde er komplett ins Internet gestellt (http://www.zi.fotothek.de): Rund 39*000 farbige Innenaufnahmen von wichtigen Palästen, Kirchen und anderen Gebäude aus ganz Mitteleuropa, darunter dem Berliner Stadtschloß. Adolf Hitler und Joseph Goebbels hatten 1943 erkannt, daß ihr Krieg deutschen Kulturgütern fürchterliche Schäden zufügte. Also erging ein "Führerbefehl", die kulturhistorisch wertvollen Decken- und Wandgemälde sowie Raumausstattungen in 2000 Bauwerken für einen künftigen Wiederaufbau auf hochwertigen Farbdias zu dokumentieren, da sie nicht abmontiert und sicher eingelagert werden konnten (...).
Insgesamt 152 Aufnahmen aus dem Stadtschloß finden sich auf der mustergültigen Website. (...) Dank der Internet-Datenbank kann man nun am heimischen Computer einen Blick in das untergegangene Stadtschloß werfen."
Quelle: http://morgenpost.berlin1.de/c…/01/05/berlin/802271.html
-
Vielen Dank für die Übersicht
Aber eines glaube ich nicht: Das Alstertal-Einkaufszentrum soll fertig werden? Das kann nicht sein. Das Alstertal-Einkaufzentrum wird nie fertig. Es ist seit 20 Jahren eine Baustelle. Nun soll man es plötzlich betreten können ohne an Bretterverschalungen vorbei zu gehen und über Matschberge zu klettern? Das wird ja eher der Hauptbahnhof fertig - und der ist seit mindetens 30 Jahren eine Baustelle!
-
Oft gibt sich das nach einiger Zeit. Vort einigen Jahren war der Berliner Bahnhof Friedrichstraße eine Rutschbahn. Inzwischen sind die Platten etwas eingetrampelt und nicht mehr rutschig.
-
Zitat von Manuel
Wir sprachen von einer Schlange. Menschen die sich anstellen um das Gebäudeinnere zu sehen. Nunmehr sprichst Du von Menschen die sich von außen eine Baustelle anschauen und dafür folglich keine Schlange bilden müssen. Du drehst Dir das hier alles reichlich bequem zurecht!
Wie gut, daß sonst niemand mißverstanden hat, was ich meine
-
Zitat von Manuel
Das Bode-Museum wurde von Interessierten gestürmt, ohne das überhaupt irgendetwas drin war. Das wird bei einer mordernen und schlichten Innenraumgestaltung des Schlosses wohl kaum der Fall sein.
Ich habe heute meinen Wett-Tag. Worum wollen wir wetten, daß die Leute sich schon vor der Baustelle die Füße plattreten?
-
Zitat von Manuel
Ernst: Eine Warteschlange vor dem Berliner Stadtschloss setzt ja voraus, dass überhaupt irgendwas sehenswertes drinn ist. Wenn es nur eine Fassade gibt, braucht es jawohl keine Schlangen...?
Über den Inhalt herrscht längst Klarheit.
@b-a-t-o,
Ich wollte auch gar nichts mit heute vergleichen. Ich finde nur, es ist ein interessanter Artikel - unabhängig davon, ob man für oder gegen den Wiedderaufbau ist.