Beiträge von Llewelyn

    zuletzt #442


    Das Haus in der Luitpoldstr. / Ecke Eisenacher Str. mit seinen Übergängen zum Nachbarhaus ist fertig, Bewohner sind aber noch nicht eingezogen.


    Pro Etage gibt es eine Wohnung. Der Zugang zum Fahrstuhl, zum Treppenhaus und zur EG-Wohnung erfolgt direkt "von der Straße" (vom Freien) aus (vgl. Bild 3). Im Hof hat man einen kleinen Abenteuerspielplatz integriert. (Alle Fotos von mir und gemeinfrei.)


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    (Alle Fotos von mir und gemeinfrei.)

    Ich würde sagen die Deutschen leiden unter einem eklatanten Mangel an Freude an ihren Städten. Wir nehmen die Stadt verglichen mit z.B. Franzosen, Spaniern oder auch Holländern und Briten deutlich mehr "infrastrukturell-funktional",- als "ästhetisch-lebensräumlich" wahr.

    Das ist doch wohl nicht ein Problem der Deutschen, sondern eher deutscher Architekten / Stadtplaner, Baukommissare und Investoren. Jedes Jahr reisen Millionen von Deutsche in die Städte Frankreichs, Italiens etc., um sich an deren (ganz überwiegend alter) Architektur und der traditionellen Raumgliederung erfreuen zu können.


    Wenn Du Dir mal die Reaktionen in hiesigen Nicht-Architektur-Foren anschaust, siehst Du schnell, dass fast alle Neubauten bei fast allen zu Ablehnung oder Entsetzen führen. Einzige Ausnahme ist wohl (noch) die Rolle von Straßen, weil in Deutschland das Auto einen religiösen Status hat.


    Ich persönlich kann übrigens an bestimmten Stellen (wie der hier präsentierten) ganz gut mit großen Riegeln leben, das gehört für mich auch zu einer Millionenstadt. Vorausgesetzt natürlich, dass der Riegel eine angenehme Fassade hat. Was hier entsteht wird, soweit ich es sehen kann, nicht besonders angenehm aber wohl auch nicht besonders häßlich. Typische Bahngleis-Architektur würde ich sagen (um den Gare Montparnasse in Paris sieht es nicht besser aus, sogar eher schlechter).

    Detailansicht (na, wer mag wieder wegen der Fallrohre meckern?): 8)


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    Die Fallrohre wirken hier (für mich) ausnahmsweise fast angenehm gliedernd, was auch daran liegt, dass sie sich (zumindest unter den gegebenen Lichtverhältnissen) nicht so sehr von der Fassade abheben. Schöner wäre es natürlich gewesen, die Fassade an sich wäre mehr gegliedert (so wie etwa der Nachbarbau) und man wäre dann ohne die Rohre ausgekommen.

    ^ Im Prinzip sieht das aus wie eine sanierte und etwas aufgestockte Platte. Die Panoramafenster in den oberen drei Stockwerken und die in den letzen Jahren so beliebten, an die 70er Jahre erinnernden markanten dunklen Auskragungen zeigen aber, dass sich die Architekten hier ganz dem Zeitgeist verschrieben haben und sich vermutlich total innovativ vorkommen.


    Wieder ein Beispiel, wo ein Baukollegium fehlte, oder, falls es beteiligt war, versagt hat.

    Vielleicht sollte man auch die östlich angrenzenden Abschnitte der Tauben- und der Jägerstraße mit einbeziehen, um die Anbindung an den Gendarmenmarkt zu stärken.

    Das könnte den Durchbruch schaffen! Der Gendarmenmarkt ist ja ein viel besuchtes Ziel, eine direkt zugängliche Fußgängerzone in der Tauben- und/ oder Jägerstraße würde die Menschen geradezu in die Friedrichstraße saugen.


    Meines Erachtens ist es ein Fehler, in der nun zu gestaltenden Fußgängerzone Friedrichstraße eine Radautobahn unterzubringen. Ich nutze diese Radstrecke an drei Tagen in der Woche, aus Radfahrersicht ist sie Klasse. Sie verhindert aber, dass man dort als Fußgänger wirklich schlendern kann. Daher würde ich den Radverkehr über eine der Parallelstraßen abwickeln.

    ^^ Also vielleicht habe ich Tomaten auf den Augen, aber ich sehe auf den letzten Bildern kein einziges verbautes Erdgeschoss, hier im Thread wurden Wohnprojekte vorgestellt und begleitet, es finden sich Bilder von begrünten Höfen und Plätzen, ein begrünter Vorplatz und Mischnutzungen im Erdgeschoss sind essentielle Bestandteile des BV Edge. Es stellt sich also ernsthaft die Frage, wie du bitte auf die Quintessenz deines Rants kommst, hier sei stadtplanerisch alles falsch gemacht worden.

    Naja, die für die meisten relevante Ansicht dürfte das 3. Bild in Post #97 sein, weil das gewissermaßen das Eingangstor zum Bahnhof Südkreuz darstellt (hier fahren auch mehrere Buslinien zum Bahnhof rein). Und diese Ansicht ist schon etwas unterkühlt.


    Was mich mehr noch als die Einfachheit der Gebäude irritiert ist der Umstand, dass am zweitgrößten Bahnhof einer 3,6 Millionen-Stadt ausschließlich Gebäude mit 6 bis 7 Stockwerkelchen (Obergeschossen) gebaut werden. Das wirkt so nach ... Bielefeld, was für eine Platzverschwendung an dieser Stelle. Ich hätte hier mit Gebäuden mit 9-11 Obergeschossen und direkt am Bahnhof mit einem kleinen Türmchen von vielleicht 20 Etagen gebaut.

    Ich zähle mich grundsätzlich auch zu den Fans der Straßenbahn, stelle mir hier aber schon die Frage, ob eine U10 nicht geeigneter, konfliktfreier und langfristig nachhaltiger wäre. Dann wäre oben noch genug Platz für breite Fuß- und Radwege, Grünstreifen und je nach Gusto eine oder zwei MIV-Spuren pro Richtung, ohne alles in einer suboptimalen und konfliktbeladenen Kompromisslösung nebeneinander quetschen zu müssen.

    So ist es.


    Wie schon einmal erwähnt, kollidiert die Planung für die Bimmelbahn über die Rathausstraße mit dem Wettbewerbsergebnis zum Rathausforum. Dort, wo Schienen liegen, können nun mal keine Bäume stehen. In der Präsentation wird an zwei Stellen der Wettbewerbsbeitrag mit drei Baumreihen in der Rathausstraße gezeigt, während die Tram-Trasse laut Planung nur zwei Baumreihen zulässt. Ich sage vorher, dass dort nur eine einzige Baumreihe entstehen wird. Und selbst bei dieser einen Baumreihe ist zu vermuten, dass der Streckenabschnitt gesperrt werden muss, wenn wieder mal die berühmten „Baumschneidemaßnahmen“ anstehen, die im Winterhalbjahr regelmäßig zu Unterbrechungen im Tramnetz führen.


    Die Haltestellen "Molkenmarkt", "Fischerinsel" und "Leipziger Straße" werden als ampelbewehrte (für die Fahrgäste also zeitraubende) und von bis zu sieben (!) Fahrspuren umtoste Inseln geplant. Solche Haltestellen habe ich schon als Kind immer gehasst, sie sind vermutlich auch die Ursache meiner tiefsitzenden Abneigung gegen Autos. Zum Glück durfte ich als Jugendlicher erleben, wie "meine" Bimmelbahn-Linie in eine Stadtbahn mit viel Tunnelabschnitten umgebaut wurde. Dadurch hat sich die Reisezeit fast halbiert und die Fahrgastzahlen sind durch die Decke gegangen.


    Die Haltestelle "Stadtmitte-Friedrichstraße" zeigt das Elend innerstädtischer oberirdischer Tram-Linien in ganzer Pracht: Zwischen (!) Haltestelle (Wartebereich) und Gleis liegen a) ein Fahrradstreifen und b) eine Kfz-Fahrspur. Man hat hier also maximalen Konflikt geplant, einmal zwischen Fahrgästen und Radfahrern (man kennt das z.B. aus der Kastanienallee) und zum zweiten zwischen Fahrgästen und dem Kfz-Verkehr. Da in diesem Straßenabschnitt viel Verkehr herrscht, zu den Hauptverkehrszeiten eigentlich stets Stau, wird es immer Autos geben, die zwischen Tram und wartenden Fahrgästen stehen. Mögliche zusätzliche Ampeln werden da kaum etwas nützen, das kann man zur HVZ an jeder großen Kreuzung sehen, wo sich die Autos immer so schön gegenseitig behindern.


    Die Panung dieser Tram-Linie ist Ideologie total. Auf diese Relation gehört eine U-Bahn.

    Lustig finde ich auch, dass dort, wo künftig die Bimmelbahn durch die Alexanderstraße bummeln soll -- direkt über dem U-Bahn-Tunnel, dessen Decke extra entlastet werden musste -- a) jede Menge Bäume stehen und b) keinerlei Masten / Oberleitungen zu sehen sind.


    Wenn ich es richtig sehe, hat der Siegerentwurf praktisch nur Bäume in eine Stadtansicht gemalt. Auf dem Marx-Engels-Forum, wo die Wege ein bisschen verändert wurden, fehlt eine (wichtige) Nord-Süd-Verbindung (zwischen Nikolaiviertel und Kreuzung Spandauer-Str./Karl-Liebknecht-Str.), die sich bei Umsetzung der Pläne sofort als Trampelpfad etablieren würde. Aber das passt ja dann zum "rauen" Berlin.

    Es ist traurig, aber die Angst der Herrschenden vor der Bevölkerung scheint in Deutschland eine lange Tradition zu haben.

    Ich finde es seltsam,

    a) Sicherheitsmaßnahmen, die sich primäre gegen Anschläge richten, als pauschale "Angst vor der Bevölkerung" darzustellen und

    b) so zu tun, als sei das eine deutsche Spezialität.


    Welche Amtssitze von Staats- oder Regierungschefs hass Du eigentlich schon so gesehen, vor allem außerhalb Europas?


    Jeder Staats- oder Regierungschef eines größeren Landes wäre volkommen unverantwortlich, sich nicht sichern zu lassen. Es ist ja meist umgekehrt, dass viele Spitzenpolitiker in demokratischen Staaten das Thema eher locker nehmen. Ich glaube auch nicht, dass die Personenschützer von Merkel wahnsinnig glücklich sind, wenn sie mal wieder bei Ullrich einkaufen geht.

    Zur Ergänzung, zu Kaisers Zeiten konnte man eben nicht das Schloss durchqueren. Das ging nur bis zu den 1880ern.

    Da die Kaiserzeit 1871 begann, konnte man also zur Kaiserzeit das Schloss durchqueren -- außer während der Regentschaft von Wilhelm II, der das Schloss auch zu seinem Wohnsitz machte. Ich finde erstaunlich, dass man es überhaupt einmal durchqueren konnte, denn für die Amtssitze von Staatsoberhäuptern war und ist das sicher nicht gerade der Normalfall.

    Ich kenne eigentlich mehr Studien die anzeigen dass eine deutliche Reduzierung oder gar Verbannung des Indivualverkehrs aus der Innenstadt die Attraktivität derselben stark steigern.

    So ist es. Die höchsten Gewerbemieten werden daher auch in aller Regel in Fußgängerzonen erreicht.


    Kann man anders sehen, man braucht nur am Wochenende in Stuggi die Nummernschilder beachten, die dann in der Majorität 2-stellig sind. Stuttgart zieht Menschen aus einem Bereich von mindestens 2,7 Mio an, je nach Thema (Oper, Musical, Wilhelma, Planetarium...) auch bis zu 5 Mio.

    Das gilt aber auch für Millionenstädte, denn auch im Großraum Berlin, Hamburg oder München befinden sich die genannten Einrichtungen alle innerhalb der Stadtgrenze.


    generell ist Stuggi an Do- Sa viel los und an Mo-Mi eben eine Stadt, in der man sich auskennen muss, nur sind so imho viele Städte auch in Berlin musste man wissen, dass es das schwarze Kaffee gibt, indem man rund um die Uhr frühstücken konnte? Das Stuttgart wenig Gastronomie hat, ist eine komische Wahrnehmung da wir selbst im Sternebereich hervorragend waren und hoffentlich nach Corona wieder werden.

    Na ja, es gibt auch jenseits von 24-Stunden-Lokalen einen sehr merklichen Unterschied zwischen Stuttgart und Berlin, auch wenn man es auf die Einwohnerzahl herunterbricht. Vor allem, wenn man die unmittelbare Innenstadt ("Cityring") verlässt, sieht es in Stuttgart sehr mau aus, selbst im Westen. In meinem Berliner Kiez habe ich in einem Umkreis von 10 Gehminuten vielleicht 40 Kneipen, Restaurants (inklusive einem Sterne-Lokal), Café und Bars, und dieser Kiez gehört _nicht_ zu den Hotspots.

    Städte, die mit Stuttgart vergleichbar sind (Hannover, Nürnberg ...) sind da nicht viel anders. Das hat mehrere Gründe, darunter die Zahl der Touristen und die Struktur des Arbeitsmarktes mit den in Stuttgart zahlreich vorhandenen 9-5-Industrie-Jobs, die eine lebendige Gastroszene vor dem Nachmittag verhindern und am späten Abend erschweren. Hinzu kommt, dass in Stuttgart auffallend wenig ältere Menschen in Cafés und Kneipen gehen (z.T. wohl noch als Auswirkungen des Pietismus).

    OT: Ich bin trotzdem klar für den Ausbau und Neubau von U-Bahn-Linien oder auch S-Bahn-Linien. Das ist für mich auch kein Widerspruch. Die U-Bahn ist eben noch leistungsfähiger, womit sie teilweise den Vorrang erhalten sollte.

    Das ist genau das Problem an der projektierten Strecke. Die Relation Alex -- Leipziger Str. -- Postdamer Straße -- Hauptstraße -- verdient wie kaum eine andere in Berlin eine U-Bahn:

    • Auf manchen Streckenabschnitten verkehren 5 Buslinien, davon zwei Metrolinien.
    • An den U-Bahnhöfen "Rotes Rathaus", "Potsdamer Platz", "Kleistpark", "Innsbrucker Platz", Schlossstraße" und "Rathaus Steglitz" gibt es Vorleistungen in Form bereits bestehender Haltestellen im Rohbau.
    • Über den Alex und die Rathausstraße ist / wäre eine Tram eine waschechte Bimmelbahn, die mit Schrittgeschwindigkeit dahindümpelt und unter den Passanten Stress verbreitet.
    • Im westlichen Abschnitt der Leipziger Straße (zwischen Charlottenstraße und Potsdamer Platz) herrscht tagsüber Dauerstau. Hier gibt es keinen Platz für separate Gleise. Mit der Tram steht man hier also besonders teuer still.
    • In der Hauptstraße zwischen Kleistpark und Dominicusstraße stehen sehr viele große Bäume im Mittelstreifen, die verschwinden müssten. Der Straßenzug, der heute durch den Grünstreifen in seiner Unwirtlichkeit etwas gemildert wird, würde damit vollkommen unerträglich.

    Die projektierte Tramstrecke ist die absurdeste Planung, die ich in Berlin kenne. Jede andere vergleichbare Stadt würde hier eine U-Bahn bauen. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Projekt -- durch eine andere Regierung, durch Verzögerungen beim Brückenbau o.ä. -- noch gestoppt wird.

    Lediglich in Mailand und Venedig funktioniert das Öffentliche Verkehrswesen relativ zuverlässig.


    Im restlichen Italien ist es teilweise absolut unzuverlässig.

    Ich habe in Italien (Ligurien, Toskana, Sizilien, Lombardei; Nahverkehr: Genua, Florenz, Turin, Mailand) nur absolut pünktliche Züge erlebt, auf manchen Strecken wurden alle Durchsagen auch auf Englisch getätigt. Beides kenne ich von Deutschland nicht. Also von meiner Erfahrung her würde ich mit Italien tauschen.

    Es ist z.B. absurt das in der Autostadt Stuggi die PKWs sich täglich auf der Heilbronner Straße Richtung Pragsattel stauen während überirdisch die U-Bahn an einem vorbeirattert.

    Ja, was so vielen Menschen dazu treibt, sich in den Stau zu stellen, frage ich mich auch immer. Privates Autofahren ist halt eine emotionale und keine rationale Angelegeneit.

    ^ und ^^


    So ist es!


    Letztlich ist es aber völlig irrelevant, wer vor 100 Jahren was gesagt, gewollt oder gebaut hat. Das mag für ein Architekturforum von (völlig legitimen) Interesse sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass kaum jemand den Leipziger Platz oder andere Ansammlungen moderner Architektur für (wirklich) gelungen hält. Das moderne Bauwesen (Architekten, Investoren / Bauherren, Politik) versagt nach wie vor regelmäßig und wird damit seiner sozialen Verantwortung nicht gerecht.


    Das grundsätzliche Problem ist, dass zwar die Allgemeinheit mit Architektur tagtäglich (zwangsweise) konfrontiert ist, sie sozusagen pausenlos "konsumiert", aber nicht direkt die relevante Nachfrage stellt und damit das Ergebnis beeinflussen kann. Die Nachfrageseite stellen eben vor allem Investoren und Politiker / politisch Beauftragte. Würden Architekten und Investoren z.B. wie Köche oder Schuhhersteller nur etwas verdienen, wenn die Endkunden dafür bezahlen, sähen unsere Städte ganz anders aus.


    Man kann diesen Zusammenhang ganz gut an der Qualität von Innenarchitektur / Design erkennen. So ist z.B. die Inneneinrichtung von Hotels oder Restaurants für die zahlenden Kunden durchaus relevant, beeinflust also die Nachfrage. Und siehe da: Selbst in modernen Hotels und Restaurants gibt es Bilder an der Wand und Blumen an bestimmten Stellen, also klassische(n) Schmuck und Ornamentik. (Dabei sind die Blumenvasen noch nicht einmal "angeklebt", sondern stehen ganz ohne Befestigung da). Kaum ein Hotel oder Restaurant jenseits des Low-Budget-Bereichs kann es sich erlauben, im Inneren so trostlos oder unelegant zu sein, wie es die meisten modernen Gebäude von außen sind.

    ? All die Stuckelemente und Formziegel von denen hier geschwelgt wird waren auch keine individuelle Handarbeit sondern industrielle Massenanfertigung.

    Auch wenn das so pauschal nicht stimmt (es gab viele handwerkliche Stuckateur-Arbeit), ist das auch völlig ok so. Ich sehe hier niemanden, der fordert, Schmuckelemente müssten alle individuell von Hand geformt werden.

    Rationale Schemata sind aber kein Alleinstellungsmerkmal der Moderne. Es gibt natürlich viele alte Kasernen und sogar Schlösser mit schlicht-strenger Achsenstruktur bis zum Horizont.

    Das fällt mir bei Barockschlössern immer wieder auf, man betrachte zum Beispiel die Seitenflügel vom Schloss Charlottenburg. Ganz zu schweigen von Bauten der Romanik. Oder man denke an einen antiken Tempel. Trotzdem werden solche Gebäude von den allermeisten zumindest als angenehm empfunden. Daher ist die Forderung nach "Abwechslung" so (pauschal) auch nicht richtig. Und schon gar nicht die Forderung nach "Innovation" (jenseits von Gebäudetechnik o.ä.). Ein Gebäude muss nicht innovativer sein als ein Tag am Strand oder ein Waldspaziergang, es sollte aber so angenehm sein. Der Leipziger Platz ist leider nicht angenehm, schon gar nicht schön.


    Es ist im Prinzip sehr einfach: Dach entweder mit Schrägen, Überhang und Dachziegel o.ä. oder flach und mit gestaltetem Gebäudeabschluss, Türen und Fenster mit Einfassungen und nicht nur als Löcher in der Wand, unterteilte Fenster, horizontale oder vertikale Fassadengliederungen statt durchgehender (Putz-)Fassade und ein paar Schmuckelemente. Alleine schon mit diesen (oder ähnlichen) wenigen Merkmalen kommt man schon sehr, sehr weit. Das alles hat sich über Jahrtausende der Menschheitsentwicklung herausgebildet, also bewährt, und wird vom modernen Bauwesen (also neben Architekten, die oft in Zwänge stecken, auch von Bauherren, Investoren und der Politik) überwiegend abgelehnt. Die moderne Architektur ist weitgehend wie ein Koch, der sich standhaft weigert, Salz, Peffer und Fett (Öl / Butter ...) zu verwenden, weil das altmodisch ist, und dann beleidigt wird, wenn der überwiegende Teil der Gäste seine Gerichte nicht goutiert.