Ich zähle mich grundsätzlich auch zu den Fans der Straßenbahn, stelle mir hier aber schon die Frage, ob eine U10 nicht geeigneter, konfliktfreier und langfristig nachhaltiger wäre. Dann wäre oben noch genug Platz für breite Fuß- und Radwege, Grünstreifen und je nach Gusto eine oder zwei MIV-Spuren pro Richtung, ohne alles in einer suboptimalen und konfliktbeladenen Kompromisslösung nebeneinander quetschen zu müssen.
So ist es.
Wie schon einmal erwähnt, kollidiert die Planung für die Bimmelbahn über die Rathausstraße mit dem Wettbewerbsergebnis zum Rathausforum. Dort, wo Schienen liegen, können nun mal keine Bäume stehen. In der Präsentation wird an zwei Stellen der Wettbewerbsbeitrag mit drei Baumreihen in der Rathausstraße gezeigt, während die Tram-Trasse laut Planung nur zwei Baumreihen zulässt. Ich sage vorher, dass dort nur eine einzige Baumreihe entstehen wird. Und selbst bei dieser einen Baumreihe ist zu vermuten, dass der Streckenabschnitt gesperrt werden muss, wenn wieder mal die berühmten „Baumschneidemaßnahmen“ anstehen, die im Winterhalbjahr regelmäßig zu Unterbrechungen im Tramnetz führen.
Die Haltestellen "Molkenmarkt", "Fischerinsel" und "Leipziger Straße" werden als ampelbewehrte (für die Fahrgäste also zeitraubende) und von bis zu sieben (!) Fahrspuren umtoste Inseln geplant. Solche Haltestellen habe ich schon als Kind immer gehasst, sie sind vermutlich auch die Ursache meiner tiefsitzenden Abneigung gegen Autos. Zum Glück durfte ich als Jugendlicher erleben, wie "meine" Bimmelbahn-Linie in eine Stadtbahn mit viel Tunnelabschnitten umgebaut wurde. Dadurch hat sich die Reisezeit fast halbiert und die Fahrgastzahlen sind durch die Decke gegangen.
Die Haltestelle "Stadtmitte-Friedrichstraße" zeigt das Elend innerstädtischer oberirdischer Tram-Linien in ganzer Pracht: Zwischen (!) Haltestelle (Wartebereich) und Gleis liegen a) ein Fahrradstreifen und b) eine Kfz-Fahrspur. Man hat hier also maximalen Konflikt geplant, einmal zwischen Fahrgästen und Radfahrern (man kennt das z.B. aus der Kastanienallee) und zum zweiten zwischen Fahrgästen und dem Kfz-Verkehr. Da in diesem Straßenabschnitt viel Verkehr herrscht, zu den Hauptverkehrszeiten eigentlich stets Stau, wird es immer Autos geben, die zwischen Tram und wartenden Fahrgästen stehen. Mögliche zusätzliche Ampeln werden da kaum etwas nützen, das kann man zur HVZ an jeder großen Kreuzung sehen, wo sich die Autos immer so schön gegenseitig behindern.
Die Panung dieser Tram-Linie ist Ideologie total. Auf diese Relation gehört eine U-Bahn.