Beiträge von PhilippLE

    4 oder 5 Prozent, wie sie noch in den 00er-Jahren üblich waren, wird es auch langfristig nicht geben, so dass auch hier die Preise weiter ansteigen werden.

    Zufällig gerade in einem aktuellen YouTube-Börsenvideo auf die Aussage gestoßen, dass die Zinsen 30-jähriger Hypoteken in den USA auf über 5 Prozent gestiegen sein sollen. Bei der Bank of America liegen sie hier bei 4,75 % (bei fixem Zinssatz), bei anderen Banken durchaus in ähnlichen Größenordnungen.

    https://www.bankofamerica.com/mortgage/mortgage-rates/

    15-jährige zumindest bei 3,75 %. Rechnet man die Kosten für anstehende Gebühren wie Hypothekenversicherungen mit, dann liegen die Zinssätze noch etwas höher. So völlig unrealistisch sind Zinsen in dieser Größenordnung (auch zu meiner Überraschung) wohl bereits nicht mehr.

    Wie geht es mit den Immobilienpreise in Leipzig weiter? Ich schätze, weiter steil nach oben, auch wenn die Crash-Propheten nicht müde werden, davor zu warnen, dass die Immobilienblase bald platzen wird. Aber das haben sie auch schon zu Beginn der Corona-Krise vor zwei Jahren vorhergesagt, und die Preise sind gerade in den letzten beiden Jahren explodiert wie noch nie. Ich sehe künftig keine nennenswerte Änderung der Geldpolitik der EZB [...].

    Die US-Notenbank hat gerade letzte Woche die Zinswende eingeläutet - allein in diesem Jahr soll es dort bis zu sieben Zinserhöhungen geben. Und schon heute hat Jerome Powell gleich noch mal verbal nachgelegt und weitere/stärkere Maßnahmen angekündigt, weil die Inflation zu extreme Ausmaße annimmt. Sollte die Inflationsdynamik in Europa weiter anziehen (zumal sie in einigen EU-Staaten noch ausgeprägter als in Deutschland ist), wird die EZB sich schon noch bewegen müssen. Einige zarte Signale gab es ja auch da schon.
    Die Interessenslage für ein möglichst langes Hinauszögern der Zinswende gibt es bei beiden Notenbanken (in den USA wohl vor allem motiviert aus Angst vor Rezession und einbrechendem Aktienmarkt, im Euroraum vor allem aus Sorge um die Staatsfinanzen einiger Länder) - aber sowohl Fed als auch EZB müssen früher oder später doch eingreifen und in Richtung Preisstabilität arbeiten.
    Mit Blick auf die weiterhin enormen Probleme bei den Lieferketten, explodierende Erzeugerpreise (https://www.tagesschau.de/wirt…preise-inflation-101.html) und die schwierige Situation mit Pandemie/Krieg wird es zunehmend unwahrscheinlicher, dass das Inflationsthema einfach so ausgesessen werden kann.
    Die großen Bauträger sind aber wohl extrem von Niedrigzinsen abhängig - kommt die Zinswende, dürfte bei vielen Projekten ganz schnell Schicht im Schacht sein. Und auch die privaten Häuslebäuer sind bei den aktuellen Preisen und den entsprechend langen Kreditlaufzeiten auf die aktuellen Minimalzinsen angewiesen. Das sieht mir insgesamt schon sehr nach einer Gemengelage aus, die mit einiger Verzögerung auch bei den Immopreisen zur Trendwende führen könnte. Ob man das dann als Crash oder längst überfällige Korrektur wahrnimmt, hängt sicher von der jeweiligen Perspektive ab.

    Nach Jahrzehnten der Verrohrung fließt die Östliche Rietzschke wieder oberirdisch durch den Leipziger Osten:

    ©555Farang

    Wobei Fließen vielleicht etwas relativ ist. Ich habe übers Jahr eher zufällig den Füllstand der östl. Rietschke bachaufwärts beobachtet (Holzhausen/Mölkau) und war überrascht, dass das Bächlein da phasenweise sogar trockengefallen ist. Aber vielleicht gibt es bis zur neuen Rietschke-Aue ja auch noch Zuflüsse, die für ein verlässlicheres Fließgewässer sorgen.

    Klagen ist ja legitim und das OVG wird den Bebauungsplan nicht ohne Grund für unwirksam erklärt haben (Urteilsbegründung konnte ich noch nicht finden, auch die LVZ wurde nicht konkret). Erstaunlich finde ich als Laie, dass die Klage erst verhandelt wird, als die Grundstücke schon verkauft und einzelne Bauprojekte bereits angelaufen sind.

    Die LVZ berichtet darüber, dass der Bebauungsplan für das neue Wohngebiet Harthweide am Zwenkauer See laut Oberverwaltungsgericht unwirksam ist. Geklagt hatten Anwohner mit ganz vielschichtigen Gründen. Der Projektentwickler Sächsische Seebad Zwenkau GmbH (SSZ) versucht zwar zu beruhigen, die privaten Bauherren und die ebenfalls betroffene Wohnungsbaugenossenschaft Böhlen zeigen sich aber betroffen bis panisch - nicht zuletzt auch, weil die Baupreise massiv anziehen und weitere Verzögerungen gerade bei den privaten Bauherren drastische Auswirkungen haben könnten.
    https://www.lvz.de/Leipzig/Lok…am-Familien-sind-entsetzt
    https://www.lvz.de/Leipzig/Lok…rthweide-am-Zwenkauer-See

    Das bestätigt meine subjektive Wahrnehmung bzw. auch, was wir von jungen Familien so mitbekommen: Leipzig ist für junge Familien in den letzten Jahren sehr viel unattraktiver geworden, da setzen regelrecht Fluchtreflexe ein. Große Wohnungen sind rar bzw. für viele unbezahlbar, Eigenheime ohnehin so gut wie unerreichbar. Dazu die leidigen Probleme mit Kindergärten- und Schulplätzen und generell das Gefühl einer immer weiter verdichteten und überlasteten Großstadt.

    Wobei der häufig genutzte Lösungsversuch aus Eigenheim im Umland + Einpendeln nach Leipzig in meinen Augen nun auch nicht gerade Erfüllung verspricht - weder für die Pendler, noch für die Stadt, deren Infrastruktur nur noch stärker strapaziert wird.

    Sanierung vom Lokschuppen wäre sicher ein Gewinn. Allerdings frage ich mich, ob der Lene-Voigt-Park mit dem wuchtigen Neubau an dieser Ecke und dem Neubau von Schule, Turnhalle und Kita auf der anderen Seite (Kitas und Schulen) nicht doch zumindest optisch eingeengter wirken wird.

    Diese Argumentationskette "böser Onlinehandel macht unsere Innenstädte kaputt", die Precht gleich zu Anfang aufmacht, zielt in meinen Augen weit daneben. Die Innenstädte sind kaputt, seitdem sie von wenigen, global agierenden Ketten dominiert werden, die im scheinbaren Überfluss letztlich nur zu einer globalen Gleichmacherei führen. Und gerade um deren 08/15-Waren zu kaufen, muss man sich nun wirklich nicht den Stress eines City-Aufenthalts antun, sondern kann auch ganz entspannt online shoppen.

    Kleine inhabergeführte Geschäfte mit frischen Ideen, eigenständigen Waren/Dienstleistungen und fähiger Beratung haben in hoffnungslos überteuerten City-Lagen hingegen kaum eine Chance - dabei wären gerade sie die logische Antwort auf gesichtslosen Online-Handel. Vielleicht braucht es erst ein großes Kettensterben, einen gewissen Leerstand und deutlich sinkende Mieten, um einen Wandel hin zu einer vielseitigeren und damit zukunftsfähigeren Shoppingstruktur einzuleiten. Für deutlich mehr Lebendigkeit würde sicher auch sorgen, wenn wieder mehr Menschen in der Innenstadt wohnen könnten und man einen gesünderen Mix aus Handel/Büronutzung/Wohnen hinbekommen würde.


    EDIT: Im weiterne Verlauf des Videos wird das Thema erfreulicherweise auch vielschichtiger aufgenommen, als es die Einleitung befürchten ließ.

    Sehr elegant, wie die Visualisierungen sowohl die Straßenbahnlinie davor als auch die S-Bahn- und Güterverkehrsstrecke daneben ausblendet. Und PWK-Verkehr ist da auch nicht wenig. Die zukünftigen Bewohner sollten hoffen, dass da auch noch ein paar Mark für Schallschutz rausspringen.

    274 Wohnungen bei knapp 11.000 m² Nutzfläche macht im Schnitt 40m² pro Wohnung, von Balkonen les ich nichts. Weiß nicht so recht, für wen das attraktiv sein soll.

    Rund 40 Prozent der Leipziger Haushalte sind Single-Haushalte - passt doch. Will man wirklich einen Balkon bei dem Schallpegel in der Ecke?

    Zu den Hoffnungen von hedges oben:
    LVZ.de stellt heute in einem Artikel die aktuellen LWB-Projekte vor. Demnach wird die Modernisierung des LWB-Blocks hinter dem Astoria schon in wenigen Tagen starten, bis Ende 2022 sollen 274 Wohnungen (anstelle der aktuell 256 Wohnungen) bezugsfertig werden. Die Chancen stehen gut, dass der Mittelgangwohnblock noch vor dem Astoria in neuem Glanz erstrahlt.

    https://www.lvz.de/Leipzig/Lok…sse-LWB-startet-Neubauten