Beiträge von Arwed

    Als Atheist und in dem tief verwurzelten Glauben daran, dass in Deutschland eine Trennung zwischen Kirche und Staat bestehen sollte, sage ich, dass wir kein deutsches Hauptkirchengebäude brauchen. Ich denke, dass sich ein solches auch nicht gut mit dem Förderalismus in unserem Land vertragen würde.

    Naja, eigentlich nicht! Das "House of One" soll ja keine Hauptkirche in dem Sinne sein, als welche der Dom im Kaiserreich gebaut wurde. Das "House of One" soll ja ein Ort der eher stillen Begegnung und der Verständigung der drei abrahamitischen Religionen sein. Das ist und war der Dom nie.

    Das offene Block- U hat den Vorteil, dass man das benachbarte Hochhaus nicht direkt vor den Fenstern hat, sondern den Hof als Puffer dazwischen hat.
    Die Auslobung zum Architektenwettbewerb forderte damals eine bestimmte Mindestanzahl von Wohnfläche im Quartier unterzubringen. Die Gewinner lösten diese (!) Aufgabe unter Berücksichtigung der Belichtungsthematik m.E. sehr elegant, indem sie in die Höhe gingen. Da ist den Planern kein Vorwurf zu machen (zu den rasterförmig langweiligen Fassaden sage ich jetzt mal nichts). Wenn man also das Hochhaus vermeiden will, sollte die WBM auf Wohnflächen verzichten, den Hof aber offen lassen.

    Pumpernickel, meine Sichtweise auf den Dom ist rein architektonisch und städtebaulich motiviert. Ich bin kein Christ und kann auch nicht als einer urteilen. Ich vermute, da geht es der Mehrheit der Berliner aber auch nicht anders. Deinen Vergleich mit dem Petersdom finde ich deshalb nicht ganz angebracht, weil dieser der absolute Bezugspunkt seiner Umgebung ist (nicht Roms). In Berlin kam diese Rolle aber eben dem Schloss zu. Dein Vergleich der heutigen Domkuppel mit der Schlosskuppel ist vielleicht auch eine Idee, jedenfalls nicht schlechter als meine mit der des alten Doms.


    Camondo
    Ja, man sollte abwarten, wie alles zusammen wirken wird. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass nach Fertigstellung des Humboldtforums der Dom plötzlich unscheinbar wirkt, eher immer noch zu wuchtig.
    Die breit gelagerte Lustgartenfront des Schlosses ohne Höhendominante hatte schon etwas, doch entwickelte das Schloss mit seiner Kuppel schon eine ganz andere Ausstahlung auf die Stadt als ohne. Das Problem ist für mich ganz klar der Dom.

    Pumpernickel, die von Dir beschriebenen vielfältigen Bezüge in Architektur und Bildprogramm stelle ich ja auch überhaupt nicht in Frage. Selbstverständlich ist der Dom ein bedeutendes Bauwerk des wilhelminischen Deutschlands. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass dieses Bauwerk nicht nur die Hauptkirche Preußens, sondern sogar Deutschlands sein sollte. Der Anteil der Protestanten im Kaiserreich war ja auch viel größer, als der der Katholiken, wenn ich mich nicht irre.
    Nein, ich kritisiere den Dom wegen seiner Störung des Ensembles am Lustgarten. Für mich ist der Dreh- und Angelpunkt der Stadtmitte das rekonstruierte Schloss. Marstall, Altes Museum, Zeughaus und eben auch der Dom sollten dem Schloss untergeordnet sein. Der Dom hat diese Hierarchie durchbrochen. Selbstverständlich stellt dies nur meine Meinung dar, doch muss ich Deine Frage deshalb trotzdem verneinen: die Rekonstruktion des Schlosses bedeutet für mich, den Dom nicht wieder auftrumpfen zu lassen!

    Der Schriftzug ist nicht gerade nobel, sowohl vom Schriftbild, als auch vom Inhalt her. Doch was für einen Gewinn für das Stadtbild stellt das wiederaufgebaute Walmdach dar! Vor allem auf dem zweiten Bild sieht man, wie schön sich dieses Dach wieder in die Dachlandschaft der anderen Gebäude einfügt. Wer weiß, wie lange das Hotel von dieser Kette betrieben wird oder der Betreiber so heißt. Vielleicht ist die Aufschrift relativ kurzlebig?

    Nachdem ich die Diskussion zum äußeren des Domes nun eine Weile im Stillen verfolgt habe, möchte ich nun doch mal einige Gedanken anbringen. Zuerst einmal ist es so, dass ich den Dom weder in der ursprünglichen noch in der wiederaufgebauten Form besonders schön finde. Letztere zeigt die gedrungenen Proportionen sehr deutlich. Die alte Form wirkt für mich aber auch nicht sehr elegant. Recht unorganisch finde ich hier z.B. wie die relativ kleine Laterne der Hauptkuppel auf der umlaufenden Balustrade steht. Bei der Abwägung zur Wiederherstellung der Ursprungsform finde ich einen Gedanken viel wichtiger: was passt besser zu den anderen Bauten am Lustgarten? In meinen Augen war es ein gewaltiger Fehler den Schinkelschen Dom abzubrechen. Die DDR- Planer versuchten wohl diesen Fehler im Rahmen der Möglichkeiten zurückzunehmen, in dem die 3 Kuppeln zum Lustgarten dem alten Dom in der Gestalt angenähert wurden (zumindest für mich ist die Ähnlichkeit auffallend). Ich denke, dass dies zumindest ansatzweise auch funktioniert hat. Das Hauptgebäude am Lustgarten sollte einst das Schloss sein. Dom und Altes Museum sollten ihm untergeordnet sein. Der wilhelminische Dom hat diese Hierarchie zerstört. Gerade durch den Wiederaufbau des Schlosses sollte man sich gut überlegen, ob man erneut diesen Fehler begehen will.

    Die aus für mich nachvollziehbaren emotionalen Gründen getroffene Entscheidung, dass neue Stadion am alten Ort zu bauen, führte zu einer enormen Einschränkung in Gestalt des zu geringen verfügbaren Platzes in 3 Dimensionen. Ich habe auch keine Idee, wie man die Entwicklungsbremse des zu kleinen Stadions für Dynamo reparieren soll - doch so definitiv nicht! Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Sport- und Bäderbetrieb die Verschattung des Arnholdbades hinnehmen wird und hoffe, dass das Landesamt für Denkmalpflege auch interveniert wegen der Höhe gegenüber dem Großen Garten. Doch all das wäre mir auch noch egal, wenn nur eine vernünftige Baugestalt entstünde. Ich habe mich immer über das Freiburger Dreisamstadion lustig gemacht. Das RHS sähe dann aber so ähnlich aus.

    Als Freund der SGD sage ich "Ja, bitte!", als Architekturinteressierter sage ich "was für ein Gewürge". Das Stadion ist heute schlicht, aber durchaus elegant. Die Erweiterung würde diese Klarheit völlig zum Teufel schicken. Also bitte nicht!

    Tatsache? Da geht's beim Blobel also doch mit los. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass es im Quartier 6 einige Zeit Brandwände geben wird. Jetzt wäre es natürlich noch schön, wenn der Freund Dresdens uns Dresdnern verraten würde, was er dort zu bauen gedenkt.

    Da Du das Thema Kasematten vs. Palais aufgemacht hast, nehme ich den Ball eben mal auf: Die Festungsräume sind ein absolut faszinierender authentischer Ort mitten in der Altstadt, die bedauerlicherweise viel zu wenig Aufmerksamkeit von Dresdnern und Besuchern erhalten (ich war da bestimmt schon 3-4 Mal drin). Das Palais dagegen ist eine in der Nutzung völlig ungeklärte wunderschöne Parkkulisse mit einem weitestgehend ausgebrannten Saal.
    Im Übrigen würde ich mir für beide Kandidaten ausreichend Mittel wünschen.

    @ Elli_Kny
    Dem was Du schreibst, stimme ich erneut komplett zu. Man muss sich doch nur mit offenen Augen und etwas Phantasie mal mein liebes Striesen (Ost) ansehen. Hier gab es kaum Zerstörungen, die Stadtstruktur ist noch intakt. Doch gab es dort quasi früher an jeder Straßenecke vier Eckläden, teils noch einen kleinen Laden daneben. Was muss hier früher für ein Leben geherrscht haben. Heute ist dieses Viertel in dieser Beziehung auch eine Schlafstadt. Doch gibt es eben außer den fehlenden Läden eben auch Büros, Handwerksbetriebe usw. Das wiederum könnte ich mir auch für die reurbanisierten Gebiete der Innenstadt vorstellen. Bei der Form der Einkaufskultur ist der Wandel der Zeit einfach unaufhaltsam.

    Deinen Argumenten kann ich folgen und teile sie auch. Auch mit diesen Polygonen oder meinetwegen auch UFOs erzeugt man keine Urbanität. Da hast Du recht. Dazu fehlen gemischte Nutzungen jedweder Art, reine Dichte reicht da nicht aus. Einzig die Art der Bebauung scheint mir etwas Spannung in die städtebaulichen Räume zu bringen.

    Das Elend hatte ich mir auch schon bei der Ratsinfo angesehen. Zuerst mal das Positive: Der Neubau klebt nicht direkt am prächtigen Altbau dran, sondern rückt maximal weit ab. Nun das Negative: WTF!!!
    Was für ein uninspirierter unförmiger Klumpen von Haus! Hier stimmt eigentlich gar nichts. Hier wurden einfach Funktionen übereinandergestapelt und mit einer maximal banalen Fassade umwickelt. Mein Lieblingsdetail ist ja der Verbinder der oberen Etagen. Klar, Alt- und Neubau haben ganz unterschiedliche Geschosshöhen, doch ganz so deutlich muss man das nicht zeigen. Andere Architekten haben so etwas auch schon mal eleganter gelöst. Armes Kreuzgymnasium.

    Nimm es mir nicht übel, aber ich finde den Zander- Entwurf gar nicht schlecht. Diese Polygone sind mir jedenfalls tausendmal lieber, als weitere Zeilenbauten. Davon hat Dresden nun wirklich mehr als genug. Absolut richtig finde ich es, hier in absoluter Innenstadtlage eine Verdichtung der Bebauung auszuführen. Wünschen würde ich mir geschlossene Karrees, doch das ist bei diesen denkmalgeschützten Gebäuden (aber realistisch gesehen auch bei den 0815- Zeilen der Vorstädte) nicht ausführbar. Zanders Häuser würden sich eindeutig von den Denkmalen abheben und trotzdem neue dichtere Stadträume ausbilden. Generell finde ich es schade, dass es hier keinen Architektenwettbewerb gegeben hat (oder?), denn es gibt sicher immer noch einen besseren Ansatz. Schon befürchtet, aber bisher nicht sicher gewusst, hatte ich um die Einschränkungen aus dem nahen Standort von GSK. Eigentlich ist das doch ein Skandal, dass hier eine gewerbliche Nutzung die Wohnnutzung verhindert. Doch der Drops ist dann ja schon lange gelutscht!

    Beim angesprochenen winkelförmigen Bau war ursprünglich das Erdgeschoss in Richtung zur verlängerten Herkulesallee / Lingnerallee (oder wie auch immer diese Allee einmal heißen wird) offen. Die Stützen, die diesen Bereich tragen sind V- förmig. Dieses Element finde ich wirklich reizvoll und fände es schön, wenn es wieder freigelegt werden würde. Bei allen restlichen Bauten, insbesondere dem Klotz mit der Cityherberge, freue ich mich sehr auf weitere Abrisse und die Neubebauung mit kleinteiligen Strukturen.


    @ Stahlblauer: Das Bild vom Neumarkt zeigt großartig, was sich dort in den letzten 30 Jahren verändert hat. Danke dafür!

    Mit Überheblichkeit wollte ich Dir nicht begegnen. Ich konnte mir nur nicht den Vergleich der GHND mit einer religiösen Gruppe verkneifen.
    Mir ist bei Dir überhaupt nicht klar, wie Du Dir das Bauen in dieser Stadt bzw. Städtebau allgemein vorstellst:
    - Für Dich ist die DDR- Bebauung im Robotronareal wertvoll und Du plädierst für einen Weiterbau. Warum? Was findest Du hier erhaltenswert?
    - Kulkas Planung empfindest Du als Schund. Warum? Gilt das für den Städtbau und/oder seine Gebäudeentwürfe? Gilt das auch für die Entwürfe der anderen beiden Büros?
    - Mit den Zielen der GHND stimmst Du weitest gehend überein? Gleichzeitig prangerst Du die Pläne für die Pirnaische Vorstadt als geschichtsrevisionistisch an? Verstehe ich nicht!

    Es ist mir ein absolutes Rätsel, was man am Robotrongelände, zumal an seinen nunmehrigen Resten, reizvoll finden kann. Es gibt wirklich bedeutende Ensembles der klassischen und der Nachkriegsmoderne, doch diese Ansammlung von Blöcken gehörte nie dazu. Die Gebäude standen immer weitgehend beziehungslos in der Gegend herum.
    Mich stört auch das Wort geschichtsrevisionistisch! Hältst Du es tatsächlich für verwerflich, wenn hier in der Pirnaischen Vorstadt wieder Menschen in Wohnhäusern an kleinen Straßen leben sollen, statt in großvolumigen Blöcken Computer zusammenzusetzen?
    Deine kleine Unterhaltung mit der Dame im Pavillon der GHND kann ich mir lebhaft vorstellen. Wenn ich in eine Kirche gehe und einen Gläubigen in ein Gespräch verwickele, was ich von Religion an sich halte, wäre das wohl so ähnlich.