MainTor-Projekt III: der Bau

  • Und der Versuch bei den Stadthäusern mit dem Ornament am Dachabschluss zu arbeiten ist irgendwie auch missglückt.


    So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Mir Gefallen sowohl die Ornamente hier am Maintor, als auch die gesamte Mall am Leipziger Platz, ausgesprochen gut. Die Sophienterassen in Hamburg sind ein ähnliches Beispiel für eine aus meiner Sicht gelungene Mischung aus klassischen und modernen Elementen.


    Ich bin vom gesamten Maintor-Komplex sehr angetan und bin sicher, nach kompletter Fertigstellung wird die ganze Ecke sehr hochwertig und schick aussehen, etwa die der neue Eingang zur Gothestrasse (beide Seiten). Der Winx--Turm wird mit seiner Form- und Fassadengestaltung auffällig genug sein, die schlichteren Bauten drumherum werden einen guten Kontrast bilden und die Gesamterscheinung "ausbalancieren".

  • Wer sagt denn auch, dass dies eine "Rückkehr" von irgendwas sein muss? Wenn man sich abgewöhnt, darauf mit der ganzen Architekturgeschichte im Hinterkopf zu blicken und sogleich in diese Einzuordnen, sondern die Bauten einfach so nimmt, wie sie sind, mit einem "unschuldigen Blick", dann sind sie durchaus gefällig.

  • Ich bin weder ein glühender Anhänger von Adolf Loos noch bereit jedes 'Wandtattoo' als Ausdruck individueller Ästhetik zu feiern.
    Dass die tiefere Symbolik von Ornamenten heute verloren ist und sie deswegen nur noch sinnentleerter Schmuck sind, kann man bedauern, aber es sind andere Zeiten.
    Seit der Postmoderne gibt es wohl wieder das "Recht auf Kitsch" und das nicht zu Unrecht. Ornament kann einen Bau ordnen und einordnen, ihm Ausdruck verleihen und die Architektur für die Bewohner erschließbar machen. Gezielte Ornamentik kann die Bildung zwischen Mensch/Nutzer und Architektur, die an kalten, nackten, weißen Bauhauswänden häufig verloren ging, wiederherstellen.
    ABER: Auch wenn die Symbolik und die Regeln der Kunst verloren gegangen sind, ist das kein Freibrief dem Dilettantismus. Hier am Palazzi-Beispiel hat man wohl noch irgendeinen Bauschmuck gesucht. Eine Schablone in der Größe war nicht aufzutreiben, da hat man einfach vier kleine nebeneinander gesetzt... Es wirkt wie gewollt und nicht gekonnt.
    Außerdem frage ich mich, für wen man das dort angebracht hat? Aus der Ferne dürfte es kaum auffallen und für die Bewohner ist es auch kaum zu sehen. Es hat keinerlei Bezug zum Ort oder der Zeit (Baujahr etc.) und auch keinen eigenen künstlerischen Wert. Die 'Palazzi' selbst sind eigentlich zu nüchtern gehalten, um mit zweitklassiger Ornamentik unmotiviert verunstaltet zu werden. Es erhöht bestenfalls die Baukosten - und da wäre ich dann wieder auf der Seite von Loos.
    Wenn man mutig gewesen wäre, hätte man Botticellis Geburt der Venus als Panorama aufgetragen und die Venus mit Christorph Mäckler getauscht... oder zumindest mit Johanna Quandt. Eine Spielerei, die kitschiger kleiner selbstironischer Scherz, der noch dazu recht dekorativ wäre... eben das was Ornament heute sein kann.

  • ^ die Palazzi Bauten sind alles andere als nüchtern. Wenn man sie sich mal aus nächster Nähe anguckt, findet man verschiedene Musterungen in der Fassade, viele Details und selbst das Dach ist für heutige Verhältnisse schon vergleichsweise aufwendig geworden (immerhin gibt es überhaupt eins!). Warum sollte man nicht die erwähnten Ornamente verwenden ohne irgendeinen historischen oder sonstigen Bezug sondern einfach nur, weil es dem Architekten und offensichtlich auch einigen Käufern gefällt? Die wenigstens Leute machen ihre Kaufentscheidung von architekturgeschichtlichen Aspekten abhängig, sondern entscheiden einfach nach "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht". Und offensichtlich gefällt es genug Leuten. Schmucklose, schlichte Bauten mit glatten Putzfassaden gibt es im Europaviertel genug, in dieser prominenten Lage darf es gerne etwas verspielter sein.

  • Ich habe einen Fehler gemacht! Ich habe allen Ernstes dem ehrenwerten Herrn Mäckler unterstellt, für diese Palazzi verantwortlich zu sein. Dabei muss sich nach meiner Mini-Recherche wohl Jo Franzke dafür verantworten.
    Ansonsten bleibe ich bei meinen Ausführungen. Ich habe (wie bereits geschildert) ausdrücklich nichts gegen ahistorisches Ornament. Ich halte die Ausführung in Fall der Palazzi nur für minderwertig und plump. Dass die Gattin des Vorstands, die die Wohnung schließlich für ihren Mann auswählen und kaufen wird, dafür kein Auge haben muss und es dabei belässt, das da oben (wenn sie's denn sieht!) einfach "hübsch" zu finden, ist keine Schande. A bisserl Italo-Flair halt. Immobilien müssen sich nun mal verkaufen und da ist ja durchaus jedes Mittel recht.
    Aber der Architekt muss sich schon Fragen lassen, ob die gegenwärtige auch die beste Lösung ist. Bei einem schnellen Blick in Franzkes Arbeiten habe ich eher den Eindruck gewonnen, es mit jemandem zu tun zu haben, der keine Disney-Themenparks baut. Und die (frühen?!) Entwürfe auf seiner Homepage für die Palazzi orientieren sich eher an der zurückhaltenden klassizistischen Gestaltung des Herrmann-Schlosser-Hauses. Da wurde wohl jemand 'zu seinem Glück gezwungen'. Ich gebe zu, ich habe noch nicht direkt neben den Palazzi gestanden - aber ist da wirklich noch mehr gegenständliches/florales Ornament am Gebäude angebraucht? Ich kann es mir schwerlich vorstellen, lasse mich aber auch eines besseren belehren. Es sind doch, den Bildern zufolge, Gebäude mit einer differenziert ausgearbeiteten Oberfläche, aber keine rokoko Weihnachtsbäume.
    Wenn man also ein Ornament an den Gebäuden zulässt, dann entweder die halb-ernst gemeinte (extreme) Variante mit der Mäckler-Venus (oder eben Franzke-Venus... oder wie wäre es mit einer Petra-Roth-Venus) oder ein zurückhaltendes von einem italienischen Meister extra für diesen Ort gefertigtes Fries. Entweder ein gegenwärtiger Künstler, oder besser ein ehrenwerter alter Handwerker aus der Toskana. Dann kann man auch im Verkaufsprospekt dessen Antlitz schön auf das Hochglanzpapier drucken und hervorheben mit welcher Qualität diese außerordentlichen Palazzi "in aufwändiger Handarbeit"(!) gefertigt wurden. Da lernt man dann, dass die horrenden Preise vollkommen angemessen sein müssen.
    Die nächstbeste Formvorlage zu wählen (die zu allem Überfluss wirklich aussieht, wie aus dem Wandtattoo-Katalog) und einfach viermal in die Wand zu fräsen ist dagegen weder dem Preis der Wohnungen, noch dem Architekten, noch der Stadt Frankfurt angemessen.

  • Was spricht dagegen, wie bei den immer hochgelobten Gründerzeitlern, Industrieornamente aus dem Katalog einzusetzen? Damals in halbautomatischer, heute in vollautomatischer Frästechnik? Ist Die CNC-Version des Standardornaments zu perfekt?
    Das bloße "das hat nichts zu sagen, das ist bloß aufgesetzt" galt damals wie heute. Die Zeit der individuellen Neidköpfe und Figurenfriese an Wohnbauten, die nicht der Bauherr bewohnt, ist im Allgemeinen schon 150 Jahre vorbei - wenn der Bauherr drin wohnt etwas weniger.
    Und dass diese Ornamente vergleichsweise günstig zu haben sind - wären sie teuer, wären sie nicht da. Das wäre schlechter.


    Die einzige Kritik, wenn man den schon welche will, die mir einfällt, ist die Ausführung mit den Schnittkanten senkrecht zu Oberfläche. Das gibt ein ungewohntes, eigentlich zweidimensionales Bild mit scharfen Schatten, eine 3D-Ausformung mit Wölbungen und gebrochenen Kanten wäre gefälliger - so ist das halt wie das überraschende Pfefferkorn an der Erdbeere oder die Prise Chili in der Schokolade: Anders aber nicht unbedingt schlecht.

  • Update 17.08

    Eben im vorbeifahren mitbekommen,
    beim Winx Tower ist man soeben dabei die Kranfundamante zu setzen die Eisele AG ist wieder mit von der Partie und leiht ihre Kräne.


    Auch schön zu sehen auf der Webcam :)

  • Nur noch ein letztes Mal kurz zu dem Ornament. Ja, eine dreidimensionale Ausführung wäre schon ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Das Problem liegt vielleicht auch darin, dass die 'Kataloge' im Historismus umfangreicher und die Architekten in ihrer Anwendung geschulter waren. Ein heutiges BDA-Mitglied würde sich doch eher die Hand abhacken als freiwillig Fassadenschmuck an seinen Gebäuden anzubringen (inwiefern der heute durch graphische Elemente vertreten ist, ist ein Thema für sich). Ihm fehlen also Wille und Erfahrung mit solchem Bauschmuck. Ich denke, bei Franzke war es nicht anders. Der Architekt hatte kein Interesse daran, aber der Bauherr wusste, was sich verkauft. Also fügte sich Franzke in sein Schicksal und nahm ohne Begeisterung das erste Muster, das er finden konnte. Natürlich ist das reine Spekulation.
    Bleibt noch ein letzter Verbesserungsvorschlag (das war's dann wirklich): Die Palazzi orientieren sich offensichtlich am Herrmann-Schlosser-Haus, das mit einem Minimum an Ornamenten auskommt, bei denen es sich zudem eher um ordnende, die Fassade strukturierende Elemente handelt. Nur im Türsturz findet sich unter einem Zahnschnitt ein Art 'Akanthus-Palmetten-Fries'. Warum hat man diese Elemente nicht kopiert und als Hommage an dieses einfache, gelungene kleine Haus an den Palazzi angebracht? Es wäre eine wunderbare, mit dem Ort verbundene Vorlage gewesen. Und ich bleibe dabei: besser als das gegenwärtige Ornament, das sehr frei nach Dieter Wieland nur ein weiterer Italo-Jodlerstil ist.

  • Kaum steht der erste Kransockel, schon laufen die Vorbereitungen für sein Stahlbetonfundament.




    Schnell noch das Maintor Panorama mit seiner freigelegten und strahlenden Fassade, bevor der Kran davorsteht:


  • Der Kran bringt einen Kran für das Panorama. Gestern noch hat Beggi das Dach des HH ohne Fassadenkran fotografiert...

  • 19.08 Update

    Eben werden 2. weitere Kranfundamante angeliefert.


    Das vor 2. Tagen aufgebaute 3.Ist bereits eingeschalt und mit Stahlarmierungen umbaut sodass hier sicherlich bald betoniert werden kann.


    Der Hochbau sollte also fristgerecht Anfang September starten können! :)

  • ^ bis ^^^^

    Schön, dass es endlich und planmässig losgeht. Der WinX wird dem ganzen Ensemble nochmal eine besondere Note verpassen. Wirklich etwas tolles was dort geschaffen wurde ... und wird. Bin gespannt, wie das ganze in Ralität mit dem Tower von der Sachsenhäuser Seite aus gesehen, wirken wird :daumen:

  • Update 25.08.15

    Auch hier hat sich etwas getan nach dem letzen bebilderten Update.


    Das 1. Kranfudament steht fertig betoniert da, beim 2. ist man(n) dabei die Stahlarmierungen zu legen,
    ich schätze in den nächsten 1-2 Tagen ist man hier auch soweit dass, die Betonmischer rollen können.


    Der Abraum ist bis auf die letzen noch benötigten Meter für die Baufahrzeuge ebenfalls abgetragen.


    Aber seht selbst :



    Hier erhält man einen schönen Überblick über die enorme Größe der Baugrube.



    Die Kranfudamente im Detail


    Alle Bilder von mir...

  • Auf der Webcam sieht man, dass Eisele Zwei Autokrane positioniert hat.
    Der eine steht in der Baugrube recht nahe am roten Kranfundament, der andere an der neuen Mainzer, wahrscheinlich wird er dort die LKWs entladen und die Baukranteile dem anderen in der Grube weiterreichen bzw. beim Vormontieren helfen. So wird ein Rangieren der LKWs innerhalb der Baugrube vermieden (wohl auch aus Platzgründen).


    Ich denke stark, dass der rote Kran, obwohl später betoniert, zuerst aufgebaut ist, denn für den gelben Krananker steht der Eisele Kran zu weit weg.


    Außerdem vermute ich, dass der Beton des roten Ankers schneller die notwendige Festigkeit erreicht, die für den Kranaufbau notwendig ist, da dieser wohl für die Randbebauung nicht allzu hoch werden wird.


    Der Kran auf dem gelben Turm wird sicherlich weitaus höher (70-85 m)...
    Dafür ist der Autokran in der Grube auch mehr als zu klein und zu schwach....


    Also denk ich, geht's morgen früh los...

  • Panorama

    Unterdessen hat der Gerüstabbau am Panorama auch an der Westseite begonnen:


    Interessant finde ich die abgeknickten Fensterelemente in der obersten Etage. Dies ist an der Ostseite anders gelöst, wie auf Adama`s Bild in #401 gut zu erkennen: