„Nördliches Ringgebiet“: Aktueller Zustand I
Ich habe das vergangene Wochenende dazu genutzt, eine fotografische Bestandsaufnahme dessen zu erstellen, was als „nördliches Ringgebiet“ bezeichnet werden könnte. Diese Benennung setze ich ganz bewusst in Anführungszeichen, da ich der Meinung bin, dass dieser Stadtteil allenfalls als „präexistent“ bezeichnet werden kann. Jedoch hege ich die Ansicht, dass durch die jüngst angekündigten Baumaßnahmen eben dieser Zustand nachhaltig verändert werden könnte, sodass es künftig durchaus sinnvoll sein dürfte von einem „nördlichen Ringgebiet“ als einem eigenständigen Teil der Stadt zu sprechen.
Blickt man auf die Geschichte der Braunschweiger Stadtplanung zurück, lässt sich übrigens feststellen, dass die Entwicklung eines „nördlichen Ringgebiets“ im 19. Jahrhundert durchaus beabsichtigt war. Der namentlich auf Stadtbaurat Ludwig Winter zurückgehende Ortsbauplan der Stadt von 1889 sah nördlich der heutigen Nordstraße noch vier parallele Straßenzüge mit Wohnbebauung vor, die so leider nie verwirklicht wurden.
Heute ist das, was sich künftig zum Zentrum des „nördlichen Ringgebiets“ entwickeln könnte, ein Tohuwabohu aus kleineren Gründerzeitbauten, Kleingärten, heruntergekommen anmutenden Gewerbebetrieben und kaum noch genutzten Bahnflächen (Nordbahnhof). Hinzu kommen ringsherum der Campus Nord bzw. Campus Ost der TU, die Zentrale von BS Energy (die früheren Stadtwerke), das Heizkraftwerk Mitte mit seinem 198m hohen Schornstein, die Hauptwache der Braunschweiger Feuerwehr, der frühere St. Andreas-Friedhof, alte Fabrikgebäude des Ringgleis-Gürtels sowie das Pressehaus des Braunschweiger Zeitungsverlags, der demnächst wieder in die Innenstadt ziehen wird (s. http://www.deutsches-architekt…wthread.php?t=5455&page=6). Im Osten des Areals befindet sich ein kleines Viertel mit Einfamilienhäusern („Komponistenviertel“), in dem in den vergangenen Jahren bereits Neubauten entstanden sind.
Begrenzt wird das „nördliche Ringgebiet“ m. E. im Süden durch den Rebenring und Wendenring, im Westen durch die Oker, im Osten durch die Bahnlinie vom Bahnhof Braunschweig-Gliesmarode Richtung Gifhorn bzw. Braunschweiger Hafen / Watenbüttel. Das nördliche Ende lässt sich schwieriger bestimmen. Ich würde die Grenze im Bereich der Straßen Weinbergweg / Wodanstraße sehen, dort wo ursprünglich die – mittlerweile zu den Akten gelegte – Verlängerung der Nordtangente verlaufen sollte. Nördlich daran schließt sich das in den 1920er Jahren errichtete Siegfriedviertel an. Südlich des „nördlichen Ringgebiets“ befinden sich das historische Uni-Viertel sowie ein kleines Gründerzeitviertel um die Pestalozzistraße.
Nachfolgend zunächst eine Ansicht des gesamten Areals. Die aktuell geplanten Neubaugebiete sind rot gekennzeichnet. Die Trasse der einst geplanten „StadtRegionalBahn“, deren Realisierung derzeit eher unwahrscheinlich ist, ist lila. Wie leicht zu erkennen, würde diese eine hervorragende Anbindung der neuen Wohnquartiere ermöglichen. Zu überlegen wäre m. E. demnach, diese Trasse unabhängig vom weiteren Schicksal der „StadtRegionalBahn“ für die Braunschweiger Stadtbahn nutzbar zu machen, die so bspw. (vorläufig) von der Hamburger Straße durch das „nördliche Ringgebiet“ über den Bienroder Weg oder die Beethovenstraße bis zur Ottenroder Straße (in der Ansicht oben rechts) geführt werden könnte. Dazu würde noch nicht einmal eine neue Linie benötigt werden. Die heutige Stadtbahnlinie 2 könnte m. E. über diese Trasse verlaufen, um dann über die Siegfriedstraße das Siegfriedviertel anzubinden und am Stadion zu enden.
Pfeile deuten in der Abbildung auf markante Gebäude hin, die auf den weiter unten auffindbaren Bildern zu sehen sind. Für die Erschließung des Gebiets von Norden ist laut „Braunschweiger Zeitung“ eine neue Straße geplant, die in etwa dem Verlauf der früher geplanten „Nordtangente“ folgt und somit dort den Abschluss des „nördlichen Ringgebiets“ darstellen könnte. Zentrale Erschließungsstraße in Nord-Süd-Richtung dürfte der Mittelweg werden, der bislang eher ein Schattendasein fristet.
(Karte mit OpenStreetMap.de)