Beiträge von aedificator

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    Ach in dem Fall besteht zwar Hoffnung, dass uns dieses 0815-Bauwerk erspart bleibt - aber: wozu dann der Aufwand eines Gutachterverfahrens und Wettbewerbs. Mir ist ja durchaus bewusst, dass es in der Geschichte von Architeturwettbewerben keine Tradition gibt immer den Siegerentwurf ausführen. Aber mir bleibt immer schleierhaft, wie eine per Auftrag wohl begründete Entscheidung eines Gutachtergremiums letztendlich irrelevant werden kann. In solchen Fällen wird dann immer interessant wessen Interessen (und damit verbundenen Vorteile) sich schlussendlich durchgesetzt haben.

    Der Bayrische Bahnhof wird, so wie er jetzt entsteht m.M. nach absolut bedarfsgerecht gestaltet. Man darf nicht vergessen, dass auch die LVB die Haltestellensituation noch umgestalten wird. Dadurch wird die Umsteigesituation von S-Bahn auf Tram und umgekehrt fließender gestaltet. Eine Ergänzung der fehlenden Flanke am Portikus ist ja auch in Aussicht. dadurch würde sich die Optik des Plantzes deutlich verändern.
    Ein neues Quartier hinter dem Bayrischen Bahnhof ist ja in Planung. Ein "Nahversorgungszentrum" gerade an dessen Südspitze halte ich unter Berücksichtigung der Einzelhandelsdichte (Edeka, REWE, Aldi, Nah&Frisch sind allesamt recht nah am Bahnhof) für unnötig. Nördlicher, etwa auf Höhe der heutigen Distillery macht das vielleicht mehr Sinn.

    ^ Fuchshubers Entwurft sieht tatsächlich sehr gefällig aus. Allerdings wäre er mir einen tick zu altmodisch. Dier Brückenentwurf harmoniert sehr trefflich mit dem Völkerschlachtdenkmal. Das Baujahr 2013/2014 würde man ihm aber nicht ansehen.


    Der vermeintliche (ich glaube schon tatsächliche) Siegerentwurf von DNR ist ausgesprochen unspektakulär, beinahe langweilig. Die Brücke bzw. derartige Konstruktions- und Bauweisen begegnen einen ja ständig. Ich habe nichts gegen eine Typisierung, allerdings hätte eine "Messebrück" mehr Potential gehabt. Die Doppel-M-Pfeiler von Pahl+Weber-Pahl zeugen da schon von mehr Kreativität und Beschäftigung mit der Materie - bei ansonsten leider wenig überzeigender Brückenkostrunktion mit großer Lücke in der Mitte.
    Die Konstruktion von Borchowitz & Partner finde ich hingegen recht interessant. Ich würde mir den begehbaren Brückenteil etwas breiter wünschen - ansonsten finde ich die Skelettbauweise ebenso ansehnlich, wie die schwungvolle 1-Pfeiler-Konstruktion.

    ^ Auf absolute Zahlen gesehen muss das tatsächlich verwirrend erscheinen bei diesem Leerstand 3 neue Quartiere zu planen. Allerdings ist ein Großteil des Leerstandes entweder nicht vermarktungsfähig (aufgrund unattraktiver Lage) oder aufgrund ungeklärter Besitzverhältnise (bzw. untätiger Eigentümer) auf absehbare Zeit vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen. Steigende Mieten in sog. Premiumlagen (Gohlis, Schleußig) etc. sind jedenfalls ein starkes Indiz dafür, dass der hier geplante neue Wohnraum tatsächlich auf Interessenten treffen dürfte.
    Und für den Wohnungsmarkt, insbesondere den durch private Investoren finanzierten, ist sowieso vornehmlich der aktuelle (max. kurz- bis mittelfristige) Bedraf entscheidend. Darin besteht auch der Unterschied zum von Dir genannten kostenintensiven Rückbau der letzten Jahre, etwa der LWB in Grünau: dieser wäre formell kein Problem der öffentlichen Hand sondern privater Eigentümer.

    Ich hatte eigentlich keine Lust auf eine Endlosdebatte. Das sprengt schließlich den Rahmen dieses schönen Dokumentations-Themas. Dennoch kann ich die Beiträge meiner Vorredner nicht unkommentiert stehen lassen. Ich versuche mich aber kurz zu fassen und es bei diesem einen Beitrag zu belassen.
    Ich fühle mich ein wenig an die die Debatten der 1920er Jahre erinnert. Die modernen Bauformen, geprägt von Sachlichkeit, Funktionalismus und technoiden Bauweisen hatten sich inzwischen weitestgehend etabliert. Verbreitet wurden zu jener Zeit immer mehr Meinungen, wonach es ein Segen sei, dass die „Stagnation der Stilnachahmung“ inzwischen überwunden wäre. In Abgrenzung zur historistischen Bautätigkeit (die natürlich weiterhin ihre Anhängerschaft hatte) empfand man die neue Formgebung besser geeignet Ausdruck einer zeitgemäßen Bautätigkeit zu sein, als jene sog. „Pseudostile“ der Vorkriegszeit (1. WK).
    Nun muss man dieses Déjà-vu nicht allzu ernst nehmen. Ich will weder mich noch meine Vorredner in eine Kategorie sperren. Vielmehr soll dies ein recht allgemeines Statement zur von „Altbaufan“ angesprochenen zunehmenden Verbreitung von Neubauten mit historisierender Prägung sein.
    Konkreter möchte ich jedoch in einigen wenigen Punkten auf meine Vorredner eingehen.
    Ich finde die Vorstellungen Altbaufans, was moderne Architektur sei, an manchen Stellen arg befremdlich, beinahe beängstigend. Hier wird ja quasi dämonisiert. Der böse futuristische Neubau, gebautes Ego des Architekten und Feind der uniformen historistischen Straßenzüge. Da ist doch, ganz ehrlich, Quatsch. Nicht jeder moderne Wohnbau muss aufgrund seiner zeitgemäßen Formensprache ein spektakulärer Fremdkörper sein. Warum sollte er das auch? In Bezug auf mehrgeschossige Wohnbauten in einer Häuserzeile sind die kreativen Möglichkeiten doch schon grundsätzlich arg begrenzt. Dies gilt nicht zuletzt auch aufgrund der Ansprüche der zu erwartenden Bewohner. Wenige wollen in einem Glaspalast wohnen, so gut wie keiner in einem Bunker mit Fensterschlitzen. Wenn es große Erker gibt, dann weil der moderne Bewohner das wünscht. Und wenn es ein Penthouse mit Flachdach und Terrasse statt eines Spitzdaches gibt, dann deshalb, weil es sich dort nun mal besser wohnen lässt. Ein moderner und zeitgemäßer Bau ist keine Science-Fiction, kein Ufo auf einem fremden Planeten, er nutzt die technischen Möglichkeiten und die Formensprache der Gegenwart und erfüllt die rationalen Bedürfnisse seiner Nutzungsform. Die Wohnansprüche und das Stilempfinden unserer heutigen Zeit unterscheiden sich radikal von jenen um 1900. Warum sollte moderne Architektur also trotzdem genauso aussehen?
    Ich finde es deshalb immer etwas erheiternd, wenn moniert wird, dass ein moderner Neubau sich nicht in das historische Umfeld einfügen würde. Dann wird über die notwendige Anpassung an Dachtraufe und Sockelzone philosophiert und hier von Dunkel-Ich auch von einer Würdigung der historistischen Nachbarbebauung gesprochen. Das kann doch aber alles nicht Sinn und Zweck eines Neubaus sein. Wenn man mit offenen Augen durch Leipzig geht, fallen einem auch in den sog. „Gründerzeitquartieren“* immer wieder historische Bestandsbauten auf, die eben jene Regeln verletzten. Und auch nicht jede Brandmauer ist Folge einer Kriegszerstörung. Die Homogenität vieler Straßenzüge hat oft ganz rationale Gründe – etwa darin, dass zeitgleich gebaute 4-Geschosser aufgrund ähnlich angesetzter Maße in Raumhöhe etc. eine große Chance auf einen vergleichbar hohen Dachansatz haben.
    Kriterien für einen modernen Wohnhausbau sollte nun einmal doch nicht das Verhältnis zur Umgebung sein, sondern vielmehr die Erfüllung eigenständiger gegenwärtiger Ansprüche. Diesbezüglich sollte ein Neubau zunächst auch als Solitär betrachtet werden. Funktioniert er in sich und wirkt in sich stimmig und maßstäblich**, dann wird er das Umfeld auch kaum stören, sogar dann wenn die Kontraste in der Formgebung kaum größer sein könnten.***


    *Historisch reicht die Gründerzeit etwa bis 1873, die von Euch gemeinten Bauten sind aber eher im Bereich der Jahrhundertwende zu datieren
    ** Wirken Erker etwa zu groß, dann nicht deshalb, weil die historistischen Erker nebenan kleiner sind, sondern weil der Neubau dahingehend misslungen ist, dass die Erker schlichtweg zu groß für das Haus selbst sind.
    *** Ein nur bedingt passendes Beispiel, weil eben ein Klinik-Neubau, ist am Simsonplatz zu finden.

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    Naja, er fällt kaum auf, der Neubau. Er ist ausgesprochen unmodern - fast retro-historistisch. Das kann man mögen, die wenigsten werden sich daran stören. Ich finde ihn aber etwas unkreativ und halte ihn keineswegs für einen Vertreter "zeitgenössischer" Architektur. Auf mich wirkt das ganze Ensemble stattdessen eher wie ein merkwürdig sanierter Altbau. Es gibt aber sicher schlimmeres ;)

    Danke für die tollen Abbildungen. Jene aus der heutigen Printausgabe der LVZ waren leider nicht zu gebrauchen.


    @1: Ich fand die Idee schon im letzten Jahr gut. Allerdings verdeutlichen die Modelle erneut, dass die Ausmaße der Quader-Fläche überdimensioniert sind. Ich bin inzwischen überzeugt worden, dass die Aufenthaltsqualität eines solchen Platzes zu schlecht wäre. Das Umfeld ist ganz nett aber unspektakulär gestaltet.
    @2: Die Idee ist auch sehr inspirierend. Allerdings bleibt die Frage der Finanzierung offen. Eine Stiftung kann aus den Bundesmitteln ja nicht gegründet werden. @ Dave: Stand hierzu etwas in der Ausstellung? Ohne dauerhafte Pflege (d.h. Auftrag der aktuellen Demo-Themen) wäre dieser Entwurf sinnlos.
    @3: Ich habe bei diesem Entwurf weiterhin den Eindruck, dass hier krampfhaft versucht wird zu verschleiern, dass es sich um ein Denkmal handeln soll. Ein Park kann durchaus Umfeld oder Träger einer Denkmalabsicht sein. Fußläufig wird dies aber wohl kaum erkennbar werden. Tafeln nach dem Motto: "Dieser Park ist ein denkmal, weil..:" wären unvermeintlich aber verfehlen das Ziel doch deutlich. Für mich hat dieser Entwurf auch den geringsten Bezug zur den zu ehrenden Ereignissen. Während 1 & 2 versuchen Demokratie und Freiheit irgendeine plastische Form zur weiteren Partizipierung der Bevölkerung zu geben, stehen im Entwurf #3 Obstbäume und Stadtmöbel.


    -> Allen Entwürfen ist überdies gemein, dass im Prinzip eine Vogelperspektive zum völligen Verständnis notwendig wäre. Für mich ist das der größte Kritikpunkt an allen Preisträgern zugleich.


    Ich tendiere inzwischen zu Entwurf #2. Die Platzgestaltung ist gelungen. Besonders sagt mir die Verbindung der heutigen demokratischen Erungenschaften mit den Forderungen aus der Wendezeit zu. Ich persönlich würde mich aber u.U. um eine Stele oder dergleichen im Zentrum des Kreises freuen - etwa mit den Losungen der Demos 89. Das würde vielleicht die Erkennbarkeit aus Passantensicht etwas erleichtern.

    diogenes: Steile These - ohne Grundlage. Ich empfehle zur Lektüre Umfrage-Anhang #1.


    Zur weiteren Versachlichung möchte ich die Ergtebnisse von drei Umfragen im Zusammenhang mit der ersten Wettbewerbsrunde bzw. der Denkmalfrage anfügen. In den kommenden Tagen wird sich klären, wie die 3 platzierten Büros mit der gesammelten Kritik umgegangen sind. Besonders dahingehend, dass sich die öffentliche Meinung von der des Preisgerichtes ja signifikant unterschieden hat. Darauf sollten wir gespannt warten.


    #1: Bürgerbefragung 2011 zum Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal
    #2: AUSWERTUNG „DIALOG ZUM DENKMAL“ AUF WWW.DENKMALDIALOG-LEIPZIG.DE
    #3: Auswertung - Ausstellung zum Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal 2012

    Der siegreiche Entwurf wurde in allen Medien von einer klaren Mehrheit der sich äußernden Bürger abgelehnt.


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    Die "sich äußerden Bürger" haben ihn also abgelehnt. Schön und gut. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht automatisch, dass andere Entwürfe sich plötzlich einer übergroßen Zustimmung erfreuen könnten. Exakt das habe ich mit dem von Dir zitierten Satz gemeint. Jeder hat andere Ansprüche und Vorstellungen in ein derartiges Denkmal. Ich kann mich an Beiträge von Leipzigern erinnern, die ihre eigenen Vorstellungen graphisch skizziert hatten. Ein Vorschlag sah ganz anders aus als der nächste. Keiner war besonders gut. Wenn man die Entscheidung über ein derartiges Denkmal basisdemokratisch verwirklichen wollen würde, bliebe der Platz auf Dauer unbebaut, weil man sich nie einigen würde. Das liegt ganz besonders auch an dem ungewohnten und in unserer Denkmaltradition absolut neuartigen Thema. Wir haben keine verwertbaren nationalen Vorbilder für ein solches Denkmal, sodass es quasi neu erfunden werden muss. Das ist ein schwieriger Prozess, welcher diverse Ablehnung schon in sich trägt.
    Insofern bringt der Verweis auf unrepräsentative Leserbriefbeiträge nicht besonders viel. Jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Es ist arg unredlich die Kritik an einer ersten Entwurfsphase auf das ungesehene Endergebnis zu projezieren - besonders dann, wenn der Einbezug dieser Kritik gerade Teil der finalen Entwurfsfindung sein soll. Hilfreich wäre deshalb nun vorgefasste Meinungen abzulegen und die letzte Bewertung der Fachjurie abzuwarten. Diese ist schon von berufswegen angehalten diverse Faktoren in ihre Urteilsfindung einzubeziehen - ganz anders als in so manchem Populismus diverser Leserbriefschreiber. Das letzte Wort hat schließlich sowieso der Stadtrat als repräsentative Vertretung aller Bürger. Wenn dieser dann entgegen Deiner Vorlieben votiert darfst Du es ihm dann gern in Form deiner nächsten Stimmabgabe quittieren.


    Kurz und knapp zusammengefasst: Es steht diesem Forum nicht schön an, wenn schon genörgelt und kritisiert wird, bevor es einen Entwurf gibt, an dem man diese Kritik sachlich festmachen könnte. Die Kritik an den vor einem Jahr veröffentlichten Entwürfen wieder aufzuwärmen ist genauso sinnlos.

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    Die Bürger wurden doch in diesem Verfahren außergewöhnlich stark einbezogen. Es gab eine Online-Plattform nach den ersten Wettbewerbsentwürfen. Jeder konnte seine Meinung äußern. Davon wurde rege Gebrauch gemacht. Danach hatten die Platzierten nocheinmal einige Zeit für Veränderungen gehabt. Ich erwarte, dass bei der Überarbeitung der Entwürfe auf diverse Einwände seites der "Bürger" (btw.: Ich mag es übrigens nicht, wenn x-Beliebige in meinem Namen sprechen wollen...) eingegangen wurde. Es ist schon etwas befremdlich über die Endergebnisse zu nörgeln, bevor diese überhaupt vorliegen.
    Schlussendlich muss aber auch festgehalten werden: Das Ergebnis kann nicht jedem gefallen. Fragt man 500000 Leipziger, bekommt man 500000 unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie ein Einheitsdenkmal auszusehen habe. Die Jury war fachgerecht besetzt, der Stadtrat entscheidet als repräsentatives Organ der Bürger mit. Daran etwas anrüchiges zu finden, bedarf schon eines bösen Willens. Es ist sogar faktisch falsch, wenn man davon spricht, dass "jedwedes Mitspracherecht" entzogen würde.
    Bei allem Verständnis für den - durch subjektives Empfinden - begründeten Unmut über das Wettbewerbsergebnis: hier sollten wir uns sachlich unterhalten und nicht auf das Leserbriefniveau von Boulevardzeitschriften herabsinken.

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    Stangenware ist ein passender Ausdruck. Qualitätvoll und durchdacht scheint es mir jedoch trotzdem. Das zählt manchmal ja mehr als dysfunktionale Innovation. Der Standort und die Bauaufgabe sind zudem klar dem Campus/Universitätshauptgebäude am Augustusplatz untergeordnet. Es wäre deshalb auch arg absurd gewesen, hätte man versucht mit dem dortigen architektonischen Pathos mithalten zu wollen. Zumal der Neubau an der Marschnerstraße definitiv in einer ganz anderen finanziellen Kategorie spielt. Das unterstreicht auch der Verzicht auf einen kostspieligen Wettbewerb.

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    "repräsentativ" als ästhetische Kategorie ist ein absolut subjektiver Begriff. Was der eine schon als wirkungsvoll/prunkvoll erachtet, ist für einen anderen noch viel zu rational/kistenförmig. Es ist also ziemlich unsinnig sich darüber zu streiten, weil dabei sowieso nie mehr als nur eine Meinungsumfrage herum kommt. Will man "repäsentativ" jedoch als objektive Kategorie verwenden, so bedarf es einer Beschäftigung damit, was denn eigentlich repräsentiert werden soll und welcher Mittel man sich dafür bedienen kann und ob zugleich die funktionalen Kriterien erfüllt werden. Verkürzt dargestellt ist es in diesem Rahmen deshalb m.M. nach nicht verwunderlich, dass ein Bau nach rationalen Kriterien, so funktional wie möglich, in sparsamer und moderner Bauweise, ohne überschwänglichen Dekor oder gar zuckerbäckerartiger Reminiszenzen als Repräsentation für eine Bildungseinrichtung verwendet wird, die als modern und zeitgemäß verstanden werden will. Und trotz der offensichtlich stark gegensätzlichen Anforderungen und Auffassungen des geplanten Neubaus und der 50er-Jahre Bestandsarchitektur ist es durch Positionierung der Baukörper, so finde ich, geschafft worden das Ensemble zu einen zusammengehörig wirkenden Campus zu erweitern.
    Was man nun im Einzelnen von bestimmten Architekturelementen (Stichwort Fensterschlitze) halten mag, ist Geschmackssache.

    Die Art des Abrisses und die durch LE_Mon.hist im Dez. letzten Jahres geposteten Infos lassen darauf schließen, dass der Kopfbau erhalten bleibt.


    Auszug aus dieser PDF: "5.2 vorhandene Bebauung und Nutzung
    Das Plangebiet ist bis auf die Bebauung am nördlichen Rand unbebaut. Die ursprünglich auf den heute brachliegenden Flächen vorhandene, damals
    gewerblich genutzte Bebauung wurde bereits vor mehreren Jahren abgerissen. Erhalten blieb ein unsaniertes viergeschossiges gründerzeitliches Wohngebäude mit einem rückwärtigen vier- bis zweigeschossigen ebenfalls ungenutzten Anbau an der nordöstlichen Grundstücksgrenze. Das Vorderhaus mit dem angrenzenden viergeschossigen Seitenflügel ist ein Kulturdenkmal im Sinne des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes. Der anschließende zweigeschossige Seitenflügel besitzt keine Denkmaleigenschaften."


    Weiterhin ist auf diesen Entwürfen die Geschossstruktur des bisherigen Kopfbaus samt genauer Position der Toreinfahrt erkennbar. Hoffen wir jedoch, dass es sich bei der stuckfreien Fassade nur um eine Vereinfachung handelt - und dass die gläsernen Dachaufbauten nicht zu sehr negativ ins Gewicht fallen.

    dj tinitus
    Hier kann man die Eigeninterpretation des Wagner-Denkmal-Vereins nachlesen.


    Die angesprochenen Differenzen zwischen "Wirken und Wirkung" beziehen sich demnach nämlich nicht auf die unheilvollen antisemitischen Personenzüge Wagners oder auf den Missbrauch seiner Werke durch die Nationalsozialisten, wie sie im Plakat angesprochen werden. Dies sind aber durchaus berechtigte Kritikpunkte.
    Ich bin der Meinung, dass ein Ehrendenkmal (und das ist es ja; O-Ton Denkmalverein: "Element für Wagner-Ehrung - Entwicklung zum Pilgerort für Wagnerianer") nicht zwingend sonderlich kritisch mit der zu ehrenden Person umgehen muss. Deshalb ist es auch absolut legitim, wenn dem jungen Wagner, noch "unverklärt durch Ruhm und Anerkennung", ein großer Schatten als Vorausahnung für das "großartige musikalische Werk" angestellt wird. Wagner soll und wird durch dieses Denkmal idealisiert und heroisiert, ganz wie es die Bauaufgabe Ehrendenkmal erfordert. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, ob Wagner sich geehrt fühlen würde, sondern ob ein solches Denkmal als Ehrung gemeint ist. Wenn Du Idealisierung und Heroisierung nicht erkennen willst, verfehlt entweder das Denkmal seinen Zweck oder Du vermischst fälschlicherweise die Ansprüche zwischen Ehren- und Mahnmal.


    Gleichwohl finde ich es auch reichlich unredlich jene zu beschimpfen, welche die Einweihung eines solchen Denkmals zum Anlass für Kritikpunkte nehmen. Denn auch das ist durchaus legitim. Sowohl die Person Wagners, die Geschichte zur Errichtung eines Denkmals zu seinen Ehren, der aktuelle Bedarf eines solchen Ehrendenkmals, als auch die wechselvolle Rezeptionsgeschichte seines Werken bieten jede Menge Angriffsfläche für kritische Stimmen. Während man von einem Ehrendenkmal nicht erwarten sollte, dass es darauf Bezug nimmt, muss das gleichwohl nicht bedeuten, dass eben jenes Denkmal nicht doch als Projektionsfläche kritischer Auseinandersetzung genutzt werden kann. Eine konkrete Diffamierung der Stadt oder des Künstler kann ich überdies im Plakat ebenfalls nicht erkennen - vielleicht hilft mir dabei aber jemand auf die Sprünge?



    Zum 15.Oktober 1938 fällt mir nur ein Ereignis ein, dass nicht nur Leipzig oder Wagner betrifft, aber thematisch doch irgendwie passen könnte: Das Inkrafttreten der Notdienstverordnung. Diese Thematisierte u.a. den Umgang mit den Juden, insbesondere im Hinblick auf Zwangsarbeit. Ob das aber gemeint ist, weiß ich nicht.

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    Zum Plaket selbst: Wenn ich es mir so anschaue, dann glaube ich kaum, dass es humoristisch gemeint ist. Damit macht man sich die Sache wohl doch etwas zu einfach. Wagner ist nunmal durch seine Person selbst und zusätzlich durch seine Rezeption und seine Instrumentalisierung durch die Nationalsozialisten eine durchaus streitbare Figur. Das ist kein Grund von einer Ehrung, einem Denkmal oder dem Genuss diverser Musikstücke abzusehen, aber ein Aspekt den man sich präsent behalten sollte. Während das Denkmal einen eher heroisierenden Charakter hat, habe ich das Plakat als kleines Korrektiv verstanden, dass dem idealisierten Anschein ein wenig Realität beimisst. Eine nette Idee des Plaketes besteht in meinen Augen deshalb auch im verwirrend-verwischten Zustand zwischen "Schein" und "Sein".


    Zum Denkmal: Das polychrome Denkmal ist auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, weil ungewohnt. Der Clou scheint mir aber hierbei gerade ein kleiner Nebenaspekt zu sein. In seiner Farbigkeit entspricht es der antiken Realität: hierdurch ergibt sich ein netter "Konflikt" zum Sockel, der einer Zeit entstammt, in dem das Idealbild antiker/antikisierender Kunst ein eher glattpolierter Marmor war.

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    Diese Frage verstehe ich jetzt nicht. Sollte der Zustand der gezeigten Gebäude tatsächlich so weit intakt sein, dass eine Sanierung zumutbar wäre, ist es doch völlig irrelevant wo und in welchem Zustand andernorts weitere erhaltenswerte Gebäude stehen.
    Der offensichtlich geplante Abriss würde jedenfalls eine tiefe - auf absehbare Zeit sicher nicht zu schließende - Wunde im Stadtbild hinterlassen. Vor einiger Zeit wurde dieses Gebäudeensemble ja bereits angesprochen, allerdings ebenfalls ohne das von irgend einer Seite in Erfahrung gebracht werden konnte, weshalb ein Abriss erfolgen soll. Vielleicht ist ja inzwischen einem Forumsteilnehmer etws bekannt?
    Die ganze Sache ist ja u.a. auch deshalb irritierend, weil an den Gebäuden vor einigen Jahren ja Sanierungsversuche unternommen worden waren.

    Die aktuelle Ausgabe der LV (23.02.2013) berichtet, dass nun die letzte Hürde in Form eines Rechtsstreits gefallen ist: Der Tempelneubau in Schönefeld kann deshalb weiter gebaut werden. Fertigstellung soll 2014 sein. Die Baukosten betragen 1,6 Mio. €. Gegen den Tempel (bzw. die Nutzungsform per se) hatte eine benachbarter Industriebetrieb geklagt und nun in letzter Instanz verloren. Das Bauterain ist demnach nicht mehr Industriegebiet sondern "diffuses Gebiet". So wie ich den Artikel deute, kam die endgültige Baugenehmigung auch deshalb zustande, als das die buddhistische Gemeinde grundsätzlich darauf verzichten will, gegen potentielle Lärmbelästigungen durch Industrieanlagen vorzugehen.
    Die LVZ "krönt" den Artikel mit folgender - äußert schlechten (was erlauben die sich?) - Abbildung:


    http://img713.imageshack.us/im…ttleowlsroostinextrem.jpg


    Modhinweis Cowboy: Bild ge_urlt, bitte keine Bilder aus der Tagespresse ins DAF einbinden.


    Die Aufregung um [...] die Stadthäuser an der Industriestraße kann ich nicht nachvollziehen


    Architektur und Gestaltung finde ich für die Bauaufgabe "Stadthaus" durchaus akzeptabel und hochwertig, keine Frage. Was mich persönlich am Entwurf stört ist der Standort. Hier wäre ein mehrgeschossiger Wohnhausbau besser platziert gewesen als eine Reihe Stadthäuser. Wir befinden uns hier an einer städtebaulich relevanten Stelle, nämlich an einer Straßenkreuzung, die zu 3 Ecken bereits mehrgeschossig begrenzt wird (darunter ein Seniorenheim-Neubau der frühen 2000er oder späten 1990er Jahre). Grundsätzlich sind die Stadtviertel geprägt von Wohnhäusern mit mind. 3-4 Etagen plus DG und den nahegelegenen Fabrikhallen. Schon die Stadthäuser Industriestraße/Brockhausstraße wirken hier wie ein Fremdkörper.
    Weiterhin besteht keine Not diese Lücke zwingend mit Leben zu füllen. (Eine Begründung, die für viele Stadthausanlagen durchaus nachvollziehbar ist). Plagwitz und besonders das angrenzende Schleußig sind gefragte Wohnbezirke. Die Region ist vital, der weitestgehend komplette Bestand der ursprünglichen Architektur der Stadterweiterungen aus dem späten 19. Jahrhundert ist quasi vollständig saniert und vermietet. Warum nun für zwei Hand voll Familien ein exklusives Refugium in zentraler Lage direkt am Wasser geschaffen werden muss, erschließt sich mir nicht ganz.


    Logischer und im Hinblick auf die Architektur der Stadtviertel folgerichtig wären mehrere mehrgeschossige Wohnhausbauten. Nur ein paar Häuser weiter an der Ecke Nonnenstraße/Erich-Zeigner-Alle ist gerade ein solches Wohnhaus auf denkbar unattraktiven Grundriss dabei fertig gestellt zu werden ,DAvE LE zeigt es hier. Völlig unzumutbar wird es deshalb für einen Bauträger also nicht sein, in besserer Lage mehr als nur - den schnellen Profit versprechende - Stadthäuser zu verwirklichen.