3. Bauabschnitt Künstlerhaus
Anlässlich der "Stadtverführungen" bestand am vergangenen Wochenende die Möglichkeit, sich einen Eindruck vom Fortschritt der Sanierungsarbeiten am Künstlerhaus zu verschaffen. Der Vorplatz nun "neu gestalteten" Eingang ist beräumt und nun frei zugänglich. Als Ausrufezeichen hat man den Mast mit der Rosa Flagge platziert, die sich im Wind dreht. Das "neu gestaltet" ist natürlich zwiespältig, denn neu sind nur die Türen, die Portale sehen nicht aus wie neu:
Und hier entbrannte eine spannende Diskussion um das Sanierungskonzept des Hauses. Denn es sollte nicht wieder aussehen wie neu, wie 1910, sondern man wollte die Spuren, die Umbauten und Nutzungen hinterlassen haben, beibehalten. Hier, am Eingang finde ich das aber daneben. Immerhin ist es das "Künstlerhaus", und nicht das "Bastelhaus", denn die Vollsäulen aus Sandstein wurden einst einfach zugemauert und mit Fenstern versehen, da ein Lokal seine Innenraumfläche erweitern wollte. Es hieß, dass derlei Umbauten nicht immer genehmigt waren. Das finde ich nun unglücklich, dass einst nicht genehmigte und zugleich aus künstlerisch eher entwertende Maßnahmen nun durch den Denkmalstatus "geadelt" werden. Denn andere Bauherren handeln sich bei vergleichbaren Maßnahmen Strafen ein, doch hier ist es Teil des Konzeptes. Außerdem hat so ein Gebäude auch immer eine städtebauliche Komponente, der verbastelte Look wirkt wie Vandalismus, und Vandalismus zieht Vandalismus an. Ich hätte das nicht getan sondern die Säulen freigelegt um ein einladenderes Entreé zu schaffen. Vom Konzept "Veränderungen beibehalten" ist im Innern mehr als genug zu sehen.
Im Eingangs- und Tresenbereich gibt es sodann eine schöne Holzkassettendecke und Wandgestaltung zu sehen:
An der Holzkassettendecke erkennen solche, die es wissen und genau hingucken, jeweils zwei Abschnitte mit anderem Holz und andere Farbigkeit. Da der Raum einst geteilt war, und zwischen dem rechten und mittleren Bogenfenster eine Wand stand, war die Decke eigentlich kürzer und wurde nun durch die Einfügungen in die Länge gestreckt. Ich finde es ganz gelungen und freue mich ohnehin, dass die Decke erhalten blieb. An der Wand hinten ist noch ein Jugendstil, Wandbrunnen installiert, der dort ursprünglich wohl nicht war. Man munkelt, dass er beim Umbau des Opernhauses ins Künstlerhaus "verschwunden" ist, denn im Opernhaus findet sich wohl noch das Pendant dazu.
Gleich als nächste Anpassung ist ein neuer Eingang in das Haupttreppenhaus geschaffen worden:
An dieser Stelle befand ich eins ein Zierkamin in Marmoreinfassung. Diese Einfassung wurde aber für die Portalgestaltung genutzt, man sieht noch die Hüfthohen Wangen links und rechts, sowie das Gesims, das nun oben auf der Türe liegt. Passt. Dreht man sich um geht der Blick zum "Hintereingang" zur Königstormauer, der schmalen Straße hinter dem Künstlerhaus.
Diesen Eingang hats nie gegeben, er ist nagelneu. Von Außen ist er in sandsteinfarbenen Beton eingefasst, der aber längst mit Efeu oder sowas überwachsen ist, und daher überhaupt nicht mehr auffällt:
Wenn man von dort hineinkommt schaut das Treppenhaus nun so aus, die Betoneinfassung sieht auf dem ersten Blick dem Marmor des Treppenhauses sehr ähnlich:
Das Treppenhaus selbst ist weitgehend geblieben wie es war:
Die Galerie ist auch fast fertig, wie sie vorher aussah kann ich nicht mehr sagen. Es hieß, dass zusätzliche Türen eingefügt wurden, die aber in der Gestaltung an den Bestand angepasst wurden (gottseidank, nicht zuviel sichtbares Gebastel!). Von diesem Raum geht es auch auf den Balkon über dem Haupteingang, vermutlich wird man sich später dort zum Piccolo und Aperol Spritz versammeln während der Konzerte. Der Konzertsaal ist aber das Herz des dritten Bauabschnittes. Seine Gestaltung mit schwarzen Wänden zeigt welches Publikum man ansprechen möchte: Punkkonzerte sind hier ebenso möglich wie ein klassischer Ball.
Am rechten Bildrand erkennt man den Übergang von der Wandvertäfelung, die man weitgehend erhalten und wieder eingebaut hat (nun schwarz statt blau), und darüber die Wanddämmung, die vor allem der Akustik dient. Das auskragende Gesims dient dem optischen Übergang zur verdickten Wand, die über dem Dämmplatten mit Stoff bespannt sind. Ebenso wurde natürlich die Bühnentechnik erneuert und aufgebohrt, weshalb die Zimmerdecke nun eine rein technische ist. Dazu kommt noch eine riesige Leinwand für Filmaufführungen (im Foto ganz hinten in Folie eingepackt zu erkennen), sowie der passende Beamer, dessen Halterung am dem orangenen Kabel von der Decke in die Tiefe ragt:
Von dort ging es in den Keller, zum nächsten Highlight, das man uns zeigen wollte. Die grüne "Kellerdiskothek" im ehemaligen Kohlenkeller. Zu diesem Raum habe ich damals 2022 schon einiges geschrieben.
Kann man sich gut vorstellen, was hier bald stattfindet, im Dunkeln ist gut Munkeln, die passende, stimmungsaufhellende Bar in m.M.n. hervorragender Schreinerqualität steht auch schon da:
Da steht dem diskreten Clubabend mit Indi-Impro-Sound nicht mehr viel im Weg. Ebenso im Keller ein paar Meter durch einen Kellergang weiter ein ganz ähnlicher Raum, der blaue Tanzsaal mit schiefem Boden und Bar:
Und jetzt verlassen mich meine Erinnerung, ich glaube aber wir sind eine Treppe rauf in den Werkstatttrakt. Denn hier gibt es Fenster und Tageslicht, hier die schon eingerichtete Holzwerkstatt:
Hier zeigt sich, dass das mit dem "Bastelhaus" durchaus nicht fern ist. Denn die Werkstätten sind öffentlich, gegen einen kleinen Unkostenbeitrag (2 EUR oder sowas) kann man sich anmelden und vor Ort Sachkenntnis und Werkzeuge nutzen für eigene Projekte. Wer hat schon daheim eine Abrichtmaschine oder einen Glasbackofen oder sowas. Finde ich ganz interessant. Die auf obigen Bild links sichtbaren Rechteckfenster lassen Tageslicht vom Innenhof rein:
Hier kann man (wohl eher nicht der "Privatmann" aber ganz grundsätzlich) auch mal mit dem Wagen oder der Handkarre vorfahren und schwerere Werke an und abladen. Ist sicher alles eine Frage der Absprachen und Anmeldungen, wer weiß. Ich denke schon, dass ich das privat mal nutzen würde. In der Bildmitte die Brücke, die einen barrierefreien Zugang vom Biergarten (Eröffnungsbeitrag vom Juni diesen Jahres) ins Gebäude ermöglicht.
Wie gesagt, es ging raschen Schrittes durchs Haus, wir haben weniger zu sehen bekommen als letztes Jahr, obwohl die Begehung trotzdem über eine Stunde ging. Der vorletzte Raum war das schöne Jugendstilzimmer, das ich damals schon so schön fand:
Damals war aber die Stuckdecke noch farbig, nun ist sie dumpf geweißelt, wäre schade wenn das so bleibt. Dieses dumpfe Weißeln erkennt man übrigens an verschiedenen Stellen im Gebäude, wenn man meine Fotos von diesem Wochenende mit denen vom letzten Jahr vergleicht. Das sollte man dringend wieder reinigen und freilegen!
Zuletzt ein Gastraum, in dem möglicherweise die Auguste wieder einzieht(?). Neues Parkett, hergerichtete Fenster, mit Stickern beklebte Marmorsäulen, aber weiß überlasierte Wandgestaltung. Mal sehen wie es final aussieht:
Und direkt im Gang gegenüber die Profi-Gastro-Küche:
Was hier ganz interessant ist sind die halbkreisförmigen Fenster. Das sind die Oberlichter der alten Hintereingangs, den man nun verschlossen hat, da es ja daneben einen neuen gibt:. Von außen schaut es so aus:
Summa Summarum finde ich lässt sich die Stadt das Ganze einiges kosten - von 30 Millionen ist die Rede. Und erwartet, dass man das gut und gerne die nächsten 30 bis 40 Jahre wird nutzen können ohne weitere Sanierungen zu benötigen. Mit den vielen An- und Umbauten kann ich auch aus architekturästhetischer Sicht gut leben, das meiste wirkt geschickt gedacht und gekonnt gemacht. Lediglich die provisorisch anmutende Eingangssituation finde ich für 30 Millionen, für ein Künstlerhaus, für ein Baudenkmal und für die erstklassige städtebauliche und sichtbare Lage nicht angemessen und missglückt.
Übrigens, wenn man in der Tradition der fortwährenden, teils illegalen Umbauten bleiben will, ist ohnehin damit zu rechnen, dass sich fortwährend etwas ändert. Auch aus diesem Grund hätte man die Eingangssituation sorgfältiger herrichten können. Naja, ein jeder soll selbst urteilen und hoffentlich viel Spaß haben wenn das Haus einst wieder offen ist.
Da der ursprüngliche Eröffnungstermin nicht gehalten werden konnte wird es auch keine Feier geben, sondern das Haus und seine teile gehen quasi im Laufenden Alltag in die Nutzung und Bespielung über. Wird nicht lang dauern, dass in den Feuilletons die ersten Veranstaltungen im Künstlerhaus auftauchen werden.