Die grundsätzliche Idee, die hinter dem jetzigen Zustand des Paulskirchen-Innenraums steht, ist schon nachvollziehbar. Dass der Besucher geduckt und sozusagen erdrückt von dem Schutt und Elend, das die Terrorherrschaft des Nazi-Regimes verursacht hat, dem Lichte entgegen nach oben steigt und dort von Transparenz und unaufdringlicher Schmucklosigkeit umgeben die Hinwendung Deutschlands zur Demokratie erfährt...
Ja gut, der Gedanke ist natürlich historisch gesehen auch noch 75 Jahre nach Kriegsende richtig. Aber lässt sich denn ein Gebäude, in dem sich das allererste deutsche Parlament vor 150 Jahren unter ganz anderen politischen Bedingungen konstatierte, nur auf diesen Moment deutscher Geschichte reduzieren? Zumal dieses Gebäude doch vor 170 Jahren eine aktive Rolle in der deutschen Geschichte spielte und vor 75 Jahren sozusagen nur "Opfer" war und im Bombenhagel wie zig andere Gebäude auch unterging?
Die ganze Debatte wird daher in meinen Augen viel zu intellektuell und ideologisch vollkommen überfrachtet geführt. Wer die Paulskirche heutzutage betritt sollte ein Gefühl dafür bekommen, wie das erste deutsche Parlament 1848 getagt hatte und warum es sich konstituiert hatte. Der jetzige Zustand wird dem in keiner Weise gerecht. Vielmehr wird der Besucher nur mit der Wiederauferstehung der Demokratie nach der Naziherrschaft konfrontiert und zwar allein mit Hilfe einer intellektuell äußerst anspruchsvollen (Be-) Lehrarchitektur. All dies könnte man in einem Demokratiezentrum in der Nachbarschaft viel besser vermitteln als mit der jetzigen profanen Ausstattung. Ob dafür eine Voll-Rekonstruktion erforderlich ist, sei mal dahin gestellt. Aber zumindest sollte man sich ernsthaft mit einer anderen Gestaltung auseinandersetzen und dabei die ideologischen Scheuklappen mal beiseite schieben.