Oh mein Gott, ist Jörn Walters Kopf nicht explodiert bei diesem Anblick?
Vielen Dank für die spannenden Visualisierungen, die du verlinkt hast.
Die Erweiterung des Hauptbahnhofs wird wegen sexy verhaftet und die Schaffung eines definierteren Vorplatzes an dieser Stelle wäre sicherlich interessant, sofern sich das verkehrlich organisieren ließe. Die Südausrichtung ist günstig und eine stärkere Orientierung des Bahnhofs nach Süden könnte zu einer besseren Integration des Kontorhausviertels beitragen, obschon dem immer noch die massive Verkehrsachse am Steintorwall entgegensteht.
Außerdem führte der Vorplatz zunächst ins Nichts bzw. entstünde der Eindruck, dass - aus Richtung Innenstadt kommend - der Bahnhof seitlich am Vorplatz und nicht an seiner Kopfseite liegt. Beim Heraustreten aus dem Bahnhof wiederum würde der Blick in diesem Entwurf unmittelbar auf einen dominanten Hochpunkt gelenkt.
Allerdings hat der Bahnhof auch heute keine eindeutigen Vorplatz oder eine Hauptseite, insofern wäre es wohl verkraftbar...
Bei diesen Neuplanung ist allerdings nicht zu vernachlässigen, dass sich auch um die bestehenden Räume an der Kirchenallee (Parkplatz, Taxistand auf dem Hachmannplatz, Überdachung) und am Glockengießerwall gekümmert werden muss. Aber das Gutachten soll ja noch dieses Jahr erstellt werden.
Was die Planungen südlich der Erweiterung angeht, bin ich (teilweise äußerst) skeptisch.
Freiräume:
Wozu sollen die zusätzlichen Freiräume an dieser Stelle genutzt werden? Angesichts der Verkehrsbelastung des Wallrings wird sich hier nur sehr beschränkt Aufenthaltsqualität gewinnen lassen, zumindest, wenn die Freiräume wie in der Studie an den Straßen organisiert werden.
Ich sehe hier eher, dass mit diesem Vorschlag ein undefiniertes und kaum nutzbares Abstandsgrün geschaffen wird, das außer als Gegenstand für studentische Wettbewerbe und als Aufenthaltsort für Personen ohne ständigen Wohnsitz nur von geringem praktischen Wert ist.
Die Frage der Entwicklung des Wallrings und der Kunstmeile für Fußgänger und Radfahrer ist zwar wichtig, aber ich weiß nicht, ob hiermit so viel gewonnen würde.
Als Alternative (und wenn wir alles Geld in der Welt hätten) überlegte ich eher, ob nicht ein gestalteter Freiraum, auch gern grün, über den Schienen geschaffen werden kann. Ich denke hier insbesondere an eine konzeptionelle Einbindung in die Kunstmeile, beispielsweise als Ausstellungsfläche für Großobjekte und temporäre Veranstaltungen (die bei allen Planern so beliebten Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte, Wochenmärkte, Open-Air-Kino etc.). Wenn dieser Freiraum zentral über das Gleisfeld gelegt würde, könnte ein vom umliegenden Verkehr weitgehend geschützer und durchaus spannender Ort entstehen.
Bebauung:
Die Stadt ist gerade dabei, die aus heutiger Sicht etwas unkooridinierte Hochhausplanung der 50er bis 70er in der Innenstadt zu revidieren (s. Großer Burstah) und beteuert darüber hinaus, wie wichtig ihr der Erhalt der Kirchturmsilhouette ist... ich bin mir vor diesem Hintergrund nicht sicher, ob dieser Vorschlag für das Hochhaus hier wirklich angemessen ist.
Davon und der Frage der Statik abgesehen: das Umfeld des Hauptbahnhofs kennzeichnet sich durch eine sehr klare Raumstruktur aus: flächige Verkehrsinfrastrukturen, die von einer Reihe in Volumen und Traufe vergleichbarer Bauten und Baublöcke (insbesondere Bieberhaus, MKG, Zentralbibliothek, Kunsthalle, Saturn, perspektivisch Neubebauung City-Hof-Areal, Hbf selbst) gesäumt werden.
Ein Hochhaus an dieser Stelle wäre unnötig und wohl auch unangemessen dominant.