Reichenhainer Straße
Ich kann ehrlich gesagt nicht richtig glauben, dass die Fahrbahn an allen Stellen diese 4,75 m breit ist, mein Auto könnte man dann lässig quer reinstellen - das kam mir einfach nicht so vor.
Ich werde mal genauer hinsehen. Die deutlich schwankenden Gehwegbreiten wirken jedenfalls so, als hätte man die Regelfahrbahnbreite streng durchgezogen.
Sei's drum, rechnen wir mal drüber:
4,75 m gesamt
0,2-0,4 m Abstand des Autos zum (teilweise echt fiesen) Bordstein links
2,0-2,30 m Breite PKW/LKW
1,5 m Abstand Auto zum Fahrrad (empfohlen z.B. bei Kindern: 2 m)
0,6-0,8 m Fahrradbreite (ggfs. mit Kinderanhänger)
0,2-0,3 m Abstand Fahrrad zu ungeeignetem Fahrbahnbelag
0,2 m Pflastersteine
[…]
Alles anzeigen
Du hast sehr gut verdeutlicht, dass die Fahrbahnen nur in günstigen Fällen wie einfacher Radfahrer – einfacher PKW – kein Parkabstandsbedarf ordnungsgemäßes Überholen ermöglichen.
Doch tut genau das schon den größten Teil des Überholinteresses abdecken. Das dürfte die Idee des Ganzen sein und in diesem Sinne funktioniert es auf der Reichenhainer Straße nach meiner Erfahrung derzeit ganz gut.
[Shared Space]
Mir ist das Konzept bekannt, für mich schwingt da aber deutlich mehr mit, dass eben Verkehrsteilnehmer auch einmal länger als "fünf Sekunden" aufeinander Rücksicht nehmen, der Autofahrer eben erst später überholt oder man miteinander kommuniziert.
Völlig richtig, mein ich.
Inwiefern ist das auf der Reichenhainer Straße unterbunden?
Teils ist dieses Rücksichtnehmen und klare Selbstorientieren von der Anlage sogar verlangt. … allerdings nur sehr begrenzt. Einem Shared Space im eigentlichen Sinne ist der Stadlerplatz am nächsten. Aber auch dort – und auf dem Campus noch viel mehr – widersprechen (auch) die (niedrigen) Bordsteine massiv dem Shared-Space-Gedanken.
Bei einem so breiten Verkehrsraum und besonders auf dem Weg zur Universität (!) ist es mir völlig schleierhaft, warum es keine breiten Fahrradwege gibt, auf denen sich Fahrräder auch gegenseitig überholen können (gerade bei dieser Steigung und mit Blick auf E-Bikes sicher häufig), ohne vom Auto gefährdet zu sein.
Das gibt es deshalb nicht, weil das prinzipiell nicht möglich ist.
Separation kann eventuell auf freier Strecke leichte Sicherheitsvorteile mit sich bringen, die allerdings durch die unvermeidlichen Kreuzungskonflikte in der Regel mehr als aufgewogen werden.
Für geringe bis mittlere Verkehrsdichten hat das inzwischen sogar in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen seinen Niederschlag gefunden. Nach diesen wäre auf der Reichenhainer Straße allerhöchstens eine Teilseparation mit Schutzstreifen denkbar.
Aktuell reicht mir auf der Reichenhainer Straße schon der Geradeausfahrer-rechts-von-Rechtsabbiegern-Unsinn stadteinwärts vor dem Stadlerplatz. (Und das ist nur Straßenmalerei, der man glücklicherweise so nicht folgen muss.)
Allgemein erscheinen mit viele Entscheidungen an der Reichenhainer Straße zweifelhaft. Warum nun die Lutherstraße zur Hauptverkehrsader wird, um den Stadlerplatz zu entlasten,
Ob es sinnvoll ist, die Lutherstraße zusätzlich zu belasten, um den Stadlerplatz unterhalb der Lutherstraße ruhig zu haben, darüber ließe sich sicher streiten.
Sinn hat die umgesetzte Lösung jedenfalls darin, dass erstens die Kreuzungsfragen im Bereich des Südbahnhofs elegant gelöst sind und zweitens eine stadtauswärts von der Reichenhainer Straße abweisende Struktur entstanden ist, ohne den geradeaus gehenden Radverkehr all zu sehr zu behindern.
warum dieses "Farbschema" so ist, wie es ist,
Ja, es rätsele weiter, wer mag, was für Ideen dahinter stehen:
• Granitbordsteine mit hellgrauem Standard-Betonverbundpflaster 20 cm × 10 cm kombiniert
• mittelgrauer Asphalt mit anthrazitfarbenem Werksteinplattenband ringsrum – was für ein beeindruckender Kontrast!
warum teilweise viele 100 Meter lang kein Übergang über die Gleise vorgesehen ist in einer so "trubeligen" Gegend,
Das stört übrigens mit dem Fahrrad noch mehr als zu Fuß. Mit dem Fahrrad kann man zwar durchaus die Fußgängerübergänge benutzen, ist allerdings längs auf der Straße nur rechts legal unterwegs. Zu Fuß kann man dagegen auch links gehen, braucht also nur irgendwo zwischen Start und Ziel einen Übergang, um einen optimalen Weg zu haben. Mit dem Fahrrad kann man jetzt bspw. nicht mehr vernünftig stadtauswärts zur Rh 39 kommen – der Entfall von Querungsmöglichkeiten ist eine echte Verschlechterung. Die Übergänge, die angelegt wurden, sind nicht schlecht positioniert. Aber es bräuchte ein paar weitere, um Umwege zu vermeiden.