@UrbanFreak, speziell zu Deinem letzten Satz: Gut, dass Du das klarstellst, so, wie Du über "Nachkriegszweckarchitektur" schreibst, die keinen Erhalt verdient, hätte ich eben das nicht vermutet...
Beiträge von ulgemax
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Schon toll, auch, dass die BVG seinerzeit Architekturwettbewerbe für die Linie durchgeführt hat, die durchaus Vielversprechendes erwarten lassen. Trotzdem kann ich mich der Ansicht nicht enthalten, dass sich mit dem vielen Geld sinnvollere Investitionen ins Netz hätten finanzieren lassen (Weiterbau U1 bis Halensee, U3 bis Mexikoplatz, Anschluss Märkisches Viertel...). So lange die U5 nicht über den Hbf hinaus verlängert wird, und das ist in unserem Leben nicht mehr zu erwarten, bleibt das aufgrund der parallel fahrenden Stadtbahn ein echtes Luxusprojekt mit geringem Nutzen.
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Und ob der schließlich doch realisierte Opern-Turm von Mäckler solch eine architektonische Verbesserung darstellt gegenüber dem Zürich-Haus, erscheint mir mehr als fraglich. Und damit zurück zum Thema KMA!
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@bau-lcf: Geschichtstafeln sind eine gute Lösung, um nicht mehr sichtbare Zeitschichten ins Gedächtnis zu rufen, ideal, um entlang der KMA II an die gründerzeitliche Vorkriegsbebauung zu erinnern.
mescha: es geht nicht ums Bewundern von Einzelbauten, sondern, in diesem Fall zumindest, um das Erleben eines Ensembles, zu dem untrennbar der Stadtraum gehört. -
Die DDR-Baugeschichte lässt sich aber nicht anhand der Sonderbauten von gestalterischer Einzigartigkeit erzählen, sondern, als Ort des hochindustrialisierten Bauwesens, mindestens ebenso, wenn nicht viel stärker, anhand der Typenbauten. Gerade die jeweils ersten Umsetzungen sind dabei wichtiger als die nachfolgenden, sofern dort nicht wesentliche Neuerungen eingeführt wurden, die diese wiederum besonders machen. Wer sich die Mühe macht, ein bisschen in die Baugeschichte der DDR einzutauchen, wird im vermeintlich öden Plattenbaumeer sehr viel interessante Inseln entdecken - die KMA II ist eine darunter. Aber wenn Du es nicht verstehen willst, dann lass es einfach, ich muss Dich ja nicht bekehren - lauf halt weiter mit Scheuklappen durch die Stadt, die alles ausblenden, was du nicht begreifen kannst oder nicht wissen willst.
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Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man ja drüber lachen... Du weißt schon, dass die KMA II ein Denkmal-Ensemble ist und es in den letzten Jahren Bestrebungen gab, die Bebauung zusammen mit dem Hansaviertel als herausragendes Beispiel des Städtebaus der Ost-West-Konfrontation bei der UNESCO einzureichen? Über so ziemlich jedes Gebiet des industriellen Wohnungsbaus in D ließe sich eher eine Debatte entfachen als über die flächenhafte Neubebauung der KMA.
Probier doch einmal, von Deinem persönlichen Geschmack abzusehen, und die Unterschiedlichkeit von baulichen Qualitäten als Bereicherung einer Stadtphysiognomie zu begreifen. Und wenn es Dir nicht gelingt, weil Du erwartest, dass alles auf der Welt Deinen persönlichen Präferenzen entsprechen soll, nimm doch zur Kenntnis, dass es genug Menschen gibt, die hier keine flächenhafte Neubebauung sehen wollen, und mach einfach einen Bogen um die Gegend (oder gleich um Berlin als Ganzes).
PS: Wie wir an der Bewertung gründerzeitlicher Stadtsubstanz gesehen haben, können sich Präferenzen im Lauf der Jahrzehnte ändern. Um so wichtiger ist es, nicht jedem Zeitgeist ganze Stadtgebiete flächenhaft in den Rachen zu werfen, und zumindest die aussagekräftigsten Beispiele einer jeden Epoche zu pflegen. Zumal an der KMA nun wahrlich kein Handlungsbedarf besteht, weder gibt es hier Leerstand noch Vandalismus noch baulichen Verfall.
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Querbalken: Die Mieten, die heute in einer derartigen Lage aufgerufen werden, lassen sich in Mampes guter Stube nicht erwirtschaften. Was meinst Du, warum in den letzten zwanzig Jahren fast die gesamte Gastronomie am Kurfürstendamm zwischen Breitscheidplatz und Adenauer Platz aufgegeben hat, einschließlich zahlreicher anderer Nutzungen und Dienstleistungsangebote, hin zu jener weitgehend homogenen Situation, die wir heute haben?
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Eine Toplage von europäischer Klasse ist es halt nicht; zwischen Friedrichstraße und Hackeschem Markt lässt sich immer noch für unter 10.000 Euro/qm eine Wohnung kaufen, da wohnen noch ganz normale Leute, Familien und so, und auch gibt es in der gesamten Oranienburger Straße überwiegend einfache Gastronomie und Einzelhandelsangebote - nichts wirklich Exklusives darunter, nicht mal Türsteher, die ein bisschen die Spreu vom Weizen trennen. Um eine wirklich kaufkräftige internationale Klientel anzuziehen, die hier ihr Geld anlegen könnte, muss das Viertel jedenfalls noch sehr aufgewertet werden. Das gilt auch für die Hotellerie, wie Bau-Lcfr richtig schreibt: Hostels etc. können ja gerne in Friedrichshain, Lichtenberg oder im Wedding aufmachen, aber hier in Mitte sollte für Neueröffnungen unterhalb des Adlon-Niveaus eigentlich kein Platz mehr sein. Lauft mal durch Belgravia oder Chelsea und zählt die Bentleys und Aston Martins, die da auf der Straße stehen, dann wisst ihr, was eine Weltstadt ist. Mitte ist Dreck dagegen.
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Pack die Museumsflächen mal besser wieder ein, an Museumsflächen besteht in Berlin gerade eher kein Bedarf; allein der Versuch, das stadtgeschichtliche bzw. Märkische Museum in die Zukunft zu führen und um benötigte Flächen zu erweitern, ist ein Projekt, das die Aufmerksamkeit mehrerer Generationen bindet.
Da sich ein ganz normales innerstädtisches Wohnquartier unter den gegebenen Umständen eh nicht erwarten lässt - aufgrund der Lärmschutzanforderungen, aufgrund der Autolobby, aufgrund der Bodenpreise -, ist es im Grunde wohl auch egal, was dort gebaut wird; wenn ich Dich richtig verstehe, geht es vor allem um die altartige Anmutung der Fassaden.
Bad Münstereifel hat vor einigen Jahren seine komplette Altstadt zum Outlet-Center umgerichtet - das könnte vielleicht ein gangbarer Weg sein; mit einem Investor und Betreiber wäre die Neubebauung für die überforderte Berliner Bauverwaltung jedenfalls überschaubar zu handhaben, und das Shopping-Angebot dürfte mit anderen Orten mithalten können.
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Bei aller Polemik scheinen mir Eure Positionen gar nicht so unvereinbar: Für Menschen wie Bau-Lcfr und seine werte Gattin, die, anders als die Millionen anderer Touristen, die Berlin seit Jahren überlaufen, der Stadt nichts abgewinnen können, weil ihnen hier eine (rekonstruierte) Altstadt fehlt mit anspruchsvollen Shopping-Angeboten, wie sie sie auch aus anderen europäischen Metropolen kennen, wäre der Bereich um den Molkenmarkt doch ein potentielles Zielgebiet, wo sich ein solches Angebot schaffen ließe, ohne die anderen Menschen zu stören, die Berlin eher aufgrund seiner Geschichtsorte, Museen, Subkultur etc. schätzen.
Wenn das aber auf gar keinen Fall passieren soll, weil Menschen, die auch in Berlin etwas Altstadtähnliches mit internationalen Shoppingangeboten suchen, gefälligst nach Köpenick fahren sollen, stellt sich die Frage, was stattdessen entstehen könnte: Noch mehr Thermohaut-Achtgeschosser à la Motel One Grunerstraße oder weitere Anleger-Wohnungen wie an der Friedrichswerderschen-Kirche machen die Stadt auch nicht lebenswerter. Und so, wie es jetzt ist, zieht das Areal wohl niemanden an außer PS-Ritter.
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Ob das das Problem ist, sei dahingestellt; die Altbauten im Bergmannstraßenkiez oder am Kollwitzplatz sehen auch alle gleich aus, ohne dass das irgendwen stört. Das Problem ist wohl eher die gestalterische Ödnis, die sich mit diesen Projekten breitmacht - vor 20 Jahren wurden entlang der Friedrichstraße ja durchaus noch Objekte realisiert, die zwar ähnlich aussehen, auf den zweiten Blick dann aber doch deutlich mehr Raffinement aufweisen. Woher das kommt? Eine Möglichkeit wäre der gestiegene Boden- bzw. Kaufpreis solcher Parzellen, so dass dann für die Architektur nicht mehr viel Spielraum bleibt, da der Investor oder Bauherr mit maximaler Geschossflächenausnutzung rechnet (was dann zu extrem dünnwandigen Fassaden führt, die keinen Platz mehr lassen für ein Relief, Gliederung, Versprünge etc.), eine andere wäre die immer größere Vorfertigung der Fassadenelemente oder -systeme, die individuellen Details kaum noch Platz lässt. Aber wahrscheinlich ist es so einfach, wie viele vermuten: R2G und Lüscher sind Schuld, und sobald ein neuer Senat gewählt und ein neuer Senbaudir benannt ist, wird alles besser. Hoffen wir´s.
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Nun regt Euch doch nicht so auf, mei, das ist eine Glosse, eine Textform, die nicht selten mit Humor, Verkürzung und Übertreibung arbeitet.
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Wie ich oben schon schrieb, man wird sich einer neuen Altstadt eben als einer neuen Altstadt bewusst sein - wenn ich am Münsteraner Prinzipalmarkt stehe oder durch die Altstadt von Warschau gehe, weiß ich auch, dass das alles aus den 50er Jahren ist - so what? Funktionierende Stadt, gemischt, kleinteilig, räumlich gefasst und mit ordentlichen Materialien und ein wenig Liebe zum Detail, mehr braucht es für mich auch hier nicht, ich würde nie eine 1:1 Rekonstruktion des Vorkriegszustands erwarten. Aber angesichts des gegenwärtigen Bauens in B kann ein wenig Orientierung am untergegangenen Stadtbild, seiner räumlichen und baulichen Gliederung, nicht ganz verkehrt erscheinen. Und dazu muss eine Reduktion des Individualverkehrs an dieser Stelle notwendigerweise gehören.
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Baukörper: Es geht nicht um "den aufwendigsten Entwurf", es geht schlicht darum, dem, was in den letzten 100 Jahren an moderner Großstadtarchitektur zwischen Moskau und Lissabon entstanden ist, ein Stück hinzuzufügen, das wenigstens dem Durchschnitt entspricht - das zumindest dürfte an dieser Stelle, an einer innerstädtischen Hauptverkehrsstraße in Berlin, doch wohl zu erwarten sein - zumal wenn ein Bau von Behrens gleich nebenan steht. Mit dem, was Dir offenbar hier reicht, wäre in den 90er Jahren weder in der Friedrichstraße noch am Potsdamer Platz niemals auch nur etwas annähernd ähnlich Vorzeigbares entstanden. Ein Stück respektable Großstadtarchitektur halt, dafür müsste man ja nicht mal nach Mailand oder Madrid schauen.
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Auch in der City West gibt es ein Motel One, das nicht so billig daher kommt. Allein schon aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens ist die Anmutung dieser Billig-Architektur in wenigen Jahren absehbar. Insofern: Lieber eine Brache, die Hoffnung macht und der Phantasie Raum bietet, als so etwas, das jede Freude an der Stadt tötet. Und das direkt neben dem Behrens-Bau! Wie tief können wir in dieser Stadt eigentlich noch sinken? Eine Frage, die ich mir leider immer öfter stelle, zum Beispiel an der Mollstraße, an der Lehrter Straße, an der Budapester/Ecke Kurfürsten usw. - einfach nur traurig.
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Der Eindruck des Kulissenhaften wird sich in jeder nachgebauten Altstadt unweigerlich einstellen. Ich bin mir aber sicher, dass dieser Eindruck im Lauf der Jahrzehnte, mit zunehmender Patinierung und Alltagsablagerung, nachlässt. Das Ergebnis wird in, sagen wir, 40, 50 Jahren natürlich niemand als "echte" Altstadt wahrnehmen, aber als neue Altstadt schätzen. Im Übrigen wüsste ich nicht, was an einer weitgehend von Touristen frequentierten neuen Altstadt schlecht sein soll, kein Berliner ist gezwungen, dahin zu gehen. Im Moment hält sich aber niemand am Molkenmarkt freiwillig länger als nötig auf, weder ein Tourist, noch ein Berliner. Und nicht vergessen: Eine rekonstruierte bzw., wie in Frankfurt, in Teilen am alten Bild orientierte und neuinterpretierte Neubebauung erspart uns wenigstens an dieser Stelle den Thermohaut-Architekturnullpunkt, wie er derzeit großflächig in Berlin um sich greift.
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Mit der recht großstädtisch anmutenden Fassade kann ich gut leben; das hier nicht jedes Badezimmer- oder Küchenfensterchen die Wohnnutzung vor sich her trägt, empfinde ich sogar als wohltuend, aber Ihr habt Recht, andersgeartete Verweise auf die Bestimmung des Gebäudes wären vielleicht auch für die Bewohner schön gewesen und für die Straße: Kleine Balkone etwa, und wenn es nur Fenstertüren wären, oder Loggien - es ist schließlich die Südseite, da wäre das eigentlich doch naheliegend gewesen.
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Lederer bezirht sich in den vorigen Beiträgen auf den Kultursenator Klaus Lederer (Jg. 74, Jurist), nicht auf den Stuttgarter Architekten Arno Lederer (Jg. 47).
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Ach komm, Konstantin, nun tu doch nicht so, das moderne Filigranität sehr wohl denkmalgerecht und energetisch gerecht saniert werden kann, ist doch seit Jahren state-of-the-art and -technology. Guck mal, Ferdinand Kramers Philosophicum in Frankfurt, filigraner geht es doch gar nicht:
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Interessante Argumentation, Denkmalschutz treibt Mietpreise in die Höhe und ist deshalb abzulehnen - bei Gründerzeitlern fragt da seltsamerweise kaum je jemand nach oder wittert gar eine Entwicklung wider das allgemeine Interesse.
Zur Sanierung: Nur weil das Taut-Portal verhunzt wurde, heißt das nicht, das moderne Architektur nicht denkmalgerecht saniert werden kann, aber das weißt Du sicher genauso wie ich, unterschlägst es aber der Polemik halber sicher gerne.