Beiträge von muegoe

    Ich denke, die Frage, wie man die Altstadtbauten finanziert werden, ist erst der zweite Schritt nach dem vorangehenden Problem, was denn überhaupt zu bauen ist (unabhängig der Fassadenoptik). Soll in der Altstadt gewohnt werden? Gearbeitet werden? Setzen sich da Banken und Versicherer mit ihren Großraumbüros rein, vor die sie Fachwerk kleben, oder geht man das kleinteiliger an? Wie flexibel sollen die Grundrisse genutzt werden, wer soll sie nutzen?
    Klar, mir gefiele am besten, wenn sich (wie im historischen Vorbild oder in anderen ALtstädten) im Erdgeschoss Läden, Galerien, Gastronomie etc. ansiedeln, darüber Wohnen und vereinzelt ev. Dienstleister (Praxen, Kanzleien etc.). Bei Wohnen folgt zwangsläufig die Frage, welches Wohnen: Eigentum/Miete? Großflächige Luxuswohnungen mit Dom- oder Skylineblick oder doch eher kleinere Zuschnitte? Familien oder doch eher reiche Ruheständler und Betriebswohnungen für Vorstände, die zweimal im Monat auf eine Nacht in ihr Appartment kommen? Mir am liebsten wäre eine durchmischung (aber da haben Investoren so ihre Probleme mit) Erst wenn klar ist, was in die zu schaffenen Bauten einzieht, kann auch darüber nachgedacht werden, mit welchen Mitteln sie sinnvoll zu realisieren sind. Ich halte es für eine große Gefahr für Innenstädte, wenn Ihre Entwicklung einem Investor in die Hand gelegt wird.
    Ich denke auch, dass die Opitk in gewissen Teilen der Nutzung folgen muss. Dabei kann man natürlich Leitlinien formulieren, die an die Kleinteiligkeit und die Anmutung historischer Vorbilder anknüpft. Aber zuerst mit Sponsorengeldern Fachwerkhäuser detailgenau wiedererrichten und dann einen Nutzer suchen, der bereit ist, mit einem unpassenden Grundriss und auf Miete oder Kaufpreis umgelegten Herstellungskosten zu leben, wird nicht funktionieren. Es ist unter Denkmalpflegern und Altbausanierern eine Binsenweisheit, dass Häuser nur erhalten werden können, wenn sie auch genutzt werden.
    Grüße

    Bevor ich hier unter fremden Vorurteilen erstickt werde, möchte ich klarstellen, dass ich nichts gegen historisierende Optik habe. Ich hatte lediglich eingangs klarstellen wollen, dass Denkmalwert (und damit einhergehend Aufnahme in den Dehio) nicht von der Schönheit oder dem Reichtum der Besitzer abhängig war und ist, sondern vom historischen Wert. Wenn dieser Wert vergangen ist, kann er nicht wiederhergestellt werden. Rekonstruktionen sind eben keine Denkmale mehr, sie fallen nicht unter den Denkmalschutz (und landen auch nicht wieder im Dehio).
    Die Debatte, ob historisierende oder zeitgenössische Fassaden errichtet werden, ist m.E. nachrangig - viel wichtiger ist doch, was von der zukünftigen Innenstadt erwartet wird - über die blosse Fassadenoptik hinaus. Wer Architektur nur auf die Optik reduziert, hat ihren Zweck nicht verstanden. Gebäude dienen doch etlich viel mehr Zwecken, als nur Kulisse zu sein (egal ob "historisch" oder "modernistisch").


    Grüße


    MMG

    @RMA2000: Warum diese Vorurteile gegenüber Architekten oder BDA (nein, ich bin nicht Mitglied)? Zum einen ist der überwiegende Teil der Architektur in Deutschland nicht den Architekten, sondern deren Bauherren zu verdanken, zum zweiten gibt es keine einheitlichen Strömungen in den "Architektenschmieden" - schon gar keine "Konditionierung". Es gibt keine Verschwörung der Architekten, Architekten bauen heute modern-futuristisch, sie bauen postmodern-eklektizistisch, sie bauen rekonstruierend und historistisch, machne machen auf pittoresken Hundertwasserbau, und die meisten bauen sowieso nur, was der Bauherr will; das ist das eigentliche Problem.


    @RMA200 und @Beku_bus:
    Ausserdem ist es so, dass Bauten im Schnitt nach 50 bis 100 Jahren ersatzreif sind, das gilt für heutige Bauten wie für die der vergangenheit. Ja - es gibt Ausnahmen, die viele Jahrhunderte durchstehen (allerdings nur durch kontinuierliche Instandhaltung und Instandsetzung, die ihrerseits bestandsverändernd ist), andererseits aber auch Beispiele von Bauten, die kurz nach Fertigstellung schon wieder umgebaut oder neugebaut werden mussten. Auch Rekonstruktionen haben keine höheren Halbwertszeiten als andere Bauten, wie z.B. die rekonstruierten Fassaden am Mainzer Markt, die in den Siebzigern entstanden, mittlerweile schon durch die zweite version ersetzt wurden - eben, weil es hier nur um die Optik geht, nicht um die tatsächlichen historischen Quellen entsprechenden Konstruktionen und Fügetechniken. Nein, mit heutigen Brandschutz- und Energieeinsparvorschriften ist es schlicht unmöglich, in historischen Techniken zu bauen, ganz abgesehen davon, dass vor dem 20. Jh. Material teuer und Arbeitskräfte billig waren - heute ist es umgekehrt. Insofern sind die überwiegenden Anzahl der Rekonstruktionen eben nur Imitationen; an deren Steinen kann man nicht die Handschrift des Steinmetzes ablesen, an deren Holzverbindungen kann man nicht die historischen Fügetechniken erkennen, in deren Zwischendecken kann man keine Archäologie betreiben, ganz abgesehen davon, dass ihnen die zahlreichen Brüche und Spuren unterschiedlicher Nutzungen und Anpassungen völlig abgehen.

    DerFrankfurter: Mit "echte Innenstadt" meine ich nicht allein das Fassadenbild einer Innenstadt, sondern das Gesamtbild: die organische Struktur einer gewachsenen Stadt.
    Natürlich ist es ein Problem, dass im und nach dem Krieg Teile des "Stadtorganismus" amputiert wurden. Aber eine künstliche Prothese ist eben etwas anderes, als ein aus dem Organismus regenerierter "Körperteil" der Stadt. Es ist m.E. nicht zielführend, eine neue Superstruktur zu schaffen, egal, ob diese nun funktionalistisch oder historisierend aussieht. Es geht mir dabei nicht allein um die Fassadenoptik, sondern um die Art des Stadtorganismus, der neu entstehen sollte, z.B. durch einen Mix von Eigentümern (bzw. Bauherren) und Architekturen sowie durch eine heterogene Nutzung - und natürlich auch durch die Möglichkeit, einzelne Teile zukünftig auch zu verändern, anzupassen, um- oder neuzubauen. Eine lebendige Innenstadt ist kein Museum.
    Das ist kein Konflikt zwischen Moderne und Historismus, sondern eher eine Frage, wie man einen Innenstadtneubau (und technisch gesehen hat man hier nichts anderes vor, unabhängig davon, ob auf neu oder auf alt getrimmt) insgesamt angeht. Ein Einzelentwurf eines Architekturbüros oder sehr eng(stirnig) gefasste Gestaltungsrichtlinien halte ich für fatal. Weder habe ich etwas gegen modernistische noch gegen historisierende Formen, aber ich halte es für einen Irrglauben, man könne Geschichte neu schaffen. Die historische Altstadt Frankfurts ist untergegangen, unwiederbringlich, das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Man kann nur neues dort schaffen - das neugeschaffene kann alt aussehen, es kann neu aussehen, in beiden Fällen wird es aber nicht den Verlust der historischen Substanz ersetzen können.
    Wer glaubt, er könne den Verlust ungeschehen oder auch nur unsichtbar machen, hängt einer Lüge an.
    Wer nur etwas heimelige "schöne" Optik haben möchte, meinetwegen - das ist nicht meine Diskussion. Ich weise lediglich darauf hin, dass eine Rekonstruktion eben kein Denkmal ersetzen kann, das untergegangen ist; es besteht vielmehr die Gefahr, Geschichte zu verfälschen. Ich habe nichts gegen eine Rekonstruktion, ich wehre mich nur gegen den Gedanken, dass eine Rekonstruktion uns wirkich das vergangenene wiederbringen könnte.

    Ob Armenhaus oder nicht, das war und ist kein Kriterium für Denkmalwürdigkeit und Aufnahme in den Dehio. Genausowenig sind historisierende Neubauten denkmalwürdig oder Anwärter für den Dehio. Man wird die Frankfurter Altstadt eben nicht wieder erstehen lassen können, zum einen, weil die historische Bausubstanz verloren ist und nur schlecht imitiert werden kann und darf, da sie heutigen technischen und gesetzlichen Anforderungen widerspräche; zum anderen macht eine historische Altstadt nicht nur die Bausubstanz, sondern gerade auch die durchmischten und tradierten Besitz- und Bewohnerverhältnisse aus - das Leben in und um die Bauten eben -, auch das ist unwiderbringlich verloren. Alles was möglich ist, ist eine Kulissenarchitektur zu schaffen - das ist nicht per se schlecht. Schade zwar um das technische Rathaus (immerhin ein herausragendes Beispiel des Brutalismus), aber das wäre wohl auch ohne die geplante Altstadtrekonstuktion abgebrochen worden. Problematisch bei einer Kulissenarchitektur ist das Vorspielen falscher Tatsachen: historisierende Rekonstuktionen taugen nicht als historische Quellen, werden vom Betrachter aber als solche missverstanden - dem sollte man entgegenwirken; ausserdem ist die Kulissenarchitektur Ausdruck einer Flucht in eine vorgespielte(aber eben nicht echte) Kuscheligkeit, die die Geschichte mit einem zweifehaft romantisierenden Geschichtsbild verwechselt - das lässt tief in die Seele der Rekonstruktionswollenden blicken.
    Aber es scheint eben einen wiederkehrenden kleinbürgerlich-biedermeierlichen Drang zum Romantizismus im Bauen zugeben. Schade auch, weil hier Chancen vertan werden, eine echte Innenstadt entstehen zu lassen, wenn ein an der Realität vorbeigehendes Symbol einer Innenstadt installiert wird. Naja, in ein bis zwei Generationen wird diese Kulisse allein schon aus technischen Erwägungen wohl durch eine neue ersetzt werden, insofern ist der historische Schaden für die Zukunft wohl verschmerzbar. Wer weiss, vielleicht wird in 2070 das technische Rathaus rekonstruiert?
    Grüße

    Hallo Fidschi73,
    im Hörsaalzentrum und in der Mensaerweiterung sowie in den Aussenbereichen auf dem Campusplatz und vor dem Rechts-und Wirtschaftsgebäude und dem "House of Finance" waren einheitlich Kirchheimer oder Crailsheimer Muschelkalk geplant, ausgeführt wurde m.W. Kirchheimer Muschelkalk (Typ: "Blaues Loch").
    Im Hörsaalzentrum wurde der Stein von Fa. Waldemar Günther verlegt, in den Freianlagen von der Arge Schütz/Fichter, am HoF war m.W. Zeidler und Wimmel im Einsatz.
    Genaueres kannst Du beim Planer des Hörsaalzentrums abfragen, das war der Architekt Ferdinand Heide aus Frankfurt.


    Beste Grüße


    Alle Angaben aus der Erinnerung und ohne Gewähr.

    Hallo thomasfra,
    hallo zusammen,


    am Istzustand der Fassade der Nord- und der Südarkade wird sich auch nicht viel ändern, die Arbeiten finden im Inneren statt. Die Revitalisierung der Nordarakde ist derzeit in vollem Gange und wird wohl noch dieses Jahr abgeschlossen.