Beiträge von Jai-C

    Noch ein Projekt das an der 100m-Grenze kratzen möchte und (wie sollte es anders sein) ohne jeden Zusammenhang mit vorhandenen hohen Gebäuden. Irgendwie scheint man in München aus den Fehlern der Vergangenheit nicht zu lernen. Eine Hochhausstudie ist in Arbeit, damit verbunden ist die Willensbekundung Cluster zu realisieren, in der Realität passiert das Gegenteil. Man könnte den Eindruck gewinnen, die ganze Diskussion hätte gar nicht stattgefunden. Das ist sehr armselig.

    Deswegen finde ich persönlich Gebäude bis 70m im Süden vertretbar. Alles was höher ist, gehört mMn in die vorhandenen Cluster.


    Das sehe ich grundsätzlich auch so und würde mir ebenfalls eine stärkere Differenzierung bei der Höhenentwicklung je nach Standort wünschen.

    Also ich finde den Entwurf von Henn immer noch recht elegant und somit auch in Ordnung. Trotzdem wäre an dieser Ecke ein weiteres Hochhaus schön gewesen... aber egal, so wird es halt weiter Einheitsbrei geben. Wozu man überhaupt noch Architekturwettbewerbe braucht ist mir zunehmend schleierhaft, in München macht man doch sowieso was man will und wählt zielstrebig die schwächeren Entwürfe aus.

    Von der Kubatur finde ich den Komplex ganz okay, der überstehende Turmaufsatz in Richtung Brücke ist ein nettes Detail. Leider hat man hier eine sehr schlichte Fassade derart konsequent durchgezogen dass der Komplex sehr eintönig wirkt. Da fehlt schlichtweg die Abwechslung - man hätte es zum Beispiel ähnlich wie bei einigen Gebäuden im Arnulfpark machen können, also Kombination mit großflächigen Glaselementen.

    Ich finde es einen Hohn wenn Herr Reiter bei der U9 von einer dringend benötigen Erweiterung redet, sie aber erst 2037 fertig stellen möchte. Und wenn man jetzt 2037 sagt wird es wohl 2050 werden.


    Das sehe ich genauso... mittlerweile kann man froh sein dass die S-Bahn von der Deutschen Bahn vorangetrieben wird und nicht von der Stadt München. Da ist eine Fertigstellung zumindest in den 2030er Jahren realistisch.


    Die Vorlaufzeiten, die solche Projekte mittlerweile erfordern, sind schlichtweg Wahnsinn. Bei der U-Bahn herrscht seit vielen Jahren kompletter Stillstand. Alternativen sind nicht in Sicht, nichtmal die Westtangente wird gebaut. Das Radwegenetz ist zunehmend ein Witz. Eine echte Alternative zum Individualverkehr wird es in den nächsten Jahrzehnten nicht geben. Wir brauchen aber jetzt eine Entlastung, nicht erst in 30 Jahren :nono:

    Die SZ vergleicht eine Nettokaltmiete von 11,69 Euro/qm mit einer Büromiete von 21,12 Euro/qm. Zumindest die Nettokaltmiete für Wohnungen ist doch viel zu niedrig angesetzt. Das mag zwar dem (geschönten) Mietspiegel entsprechen, aber die realen Nettokaltmieten von Neubauten liegen inzwischen doch eher in der Größenordnung von 20 Euro/qm und sind somit voll vergleichbar mit den Büromieten. Ich halte es für plausibler, dass man für gewisse (Miet-)preisklassen schlichtweg nicht mehr genug solvente Mieter findet. Bedarf gibt es zwar ohne Ende, aber leisten können sich nur wenige Menschen die teuren Wohnungen.

    Umgekehrt kann ich auch der Pauschalisierung im zweiten Satz nichts abgewinnen, gibt einige solcher Vorhaben in der Innenstadt (i.d.R. sind das dann leider auch hochpreisige Objekte) - in der Altstadt dagegen seltsamerweise nicht (auch der Kaufhof am Marienplatz gilt einigen als denkmalwürdig???).


    Pauschalisierung hin oder her, die Qualität der Münchner Architektur ist einfach miserabel. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass einzelne Projekte in München gelungen sind und in anderen Städten einzelne Projekte missraten sind. Für das Stadtbild zählt vor allem auch die Masse der Gebäude und da sehe ich München weit abgeschlagen...


    In Berlin werden ganze Viertel in einer sehr hochwertigen, historisierenden Architektur gebaut und fügen sich sehr gut in den (oft nur noch schwach, bis gar nicht) vorhandenen Altbaubestand ein. Davon kann man in München nur träumen.

    Man sollte aber auch sehen, dass München während des zweiten Weltkriegs massiv zerstört wurde (das blieb den meisten italienischen und französischen Städten zum Glück erspart) und daher das bisschen Altbestand das wir noch haben besonderer Rücksicht bedarf.
    Persönlich würde ich daher sogar ein komplettes Verbot von Gebäuden über 10 OGs innerhalb des Mittleren Rings befürworten und dafür 3 Cluster (Arabellapark, Parkstadt Schwabing und O² Tower massiv ausbauen.


    Absolut, bin voll deiner Meinung :daumen:


    Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: Innerhalb des mittleren Rings (gut 10% des Stadtgebiets) sollte auch die "moderne Architektur" stark eingeschränkt werden. Ich würde dort schwerpunktmäßig Gebäude mit historisierenden Fassaden errichten. Andere Städte machen vor wie das geht (z.B. Berlin). In München wird dagegen sukzessive ein hässlicher Nachkriegsbau nach dem anderen durch einen noch hässlicheren Neubau ersetzt...


    Bevor irgendwelche Denkmalschützer und selbsternannten Stadtbildbewahrer sich außerhalb des Rings an "Nebenkriegsschauplätzen" wie dem Frankfurter Ring austoben, sollen sie doch erstmal dem Gebiet der Kernstadt das Flair von einst zurückgeben. Stattdessen führen wir hier Pseudo-Diskussionen über den Erhalt von Sichtbeziehungen auf vereinzelte Gebäude, die sich an Vekehrsschneißen von architektonisch sowieso total verhunzten Außenbezirken befinden.

    Also irgendjemand ist doch immer dagegen... es würde mich wundern wenn die Stadt an dieser Stelle nochmal einen Rückzieher macht. Aber in München kann man sich da nie sicher sein.


    Vielleicht sollte man erstmal alle Projekte auf Eis legen, die Studie abwarten, sie diskutieren und in offizielle Richtlinien übertragen. Dann könnten hier auch mehr als 100m möglich sein... oder vielleicht auch gar kein Hochhaus.

    Wie soll denn diese „Sichachsendebatte“ jemals gelöst werden? Natürlich werden jegliche höheren Gebäude, auch wenn sie noch so weit entfernt von der Altstadt gebaut werden, auch aus oder neben der Altstadt sichtbar sein. Wenn dann auch noch an weit vom Zentrum entfernten Standorte wie in Nymphenburg alles Neue unsichtbar bleiben soll, dann bedeutet dies ganz einfach das endgültige Aus für jegliche auffällige oder höhere Gebäudearten.


    Eine Lösung, die im Sinne aller Beteiligten ist, kann und wird es nicht geben. Das einzige was eine solche Studie erreichen kann, ist ein guter Kompromiss. Die Frage ist also, wo kann ich am ehesten Hochäuser konzentrieren, wo können Sie ihre Wirkung gut entfalten ohne dabei auf Kollisionskurs mit historischen Sichtachsen zu gehen? Ich denke es ist realitätsfern wenn man darauf "fatalistisch" mit alles oder nichts reagiert, egal ob man Hochhäuser befürwortet oder kategorisch ablehnt.


    Zu möglichen Standorten:
    Grundsätzlich sind doch schonmal diejenigen Standorte für eine Hochhausverdichtung geeignet, an denen es heute schon Hochhäuser gibt! Ob in einer Sichtachse ein, zwei oder zehn Hochhäuser stehen, ist letztlich auch egal. Die Studie sollte sich diese "eh da" Gebäude zunutze machen. Von daher könnte ich mir eine Reihe von Orten vorstellen:
    1. Arabellapark: Hat den größten Bestand dicht beieinander stehender Hochhäuser und liegt außerhalb jeder wichtigen Sichtachse. Ich sehe hier kein Problem bei weiteren Hochhäusern (vielleicht so bis 120m).
    2. O2 Tower: Die Gegend ist perfekt geeignet für weitere Hochhäuser rund um den vorhandenen Turm. Sofern die Gebäude nicht wesentlich höher werden als das vorhandene Uptown, sollte sich daran auch niemand stören - also bis 160m sollten hier drin sein.
    3. Heimeranplatz: Hier gibt's auch schon einen Bestand auf dem sich weiter aufbauen ließe. Die Ecke verträgt nach meiner Einschätzung problemlos Gebäude bis etwa 100m.
    4. Achse Ostbahnhof in Richtung A94: Auch hier kann man diverse Hochhäuser ergänzen. Die maximale Gebäudehöhe würde ich ebenfalls bei um 100m sehen.


    Damit hätte man also vier Standorte zur Konzentration von hohen Gebäuden. In der übrigen Stadt könnte bei etwa 60-70m Schluss sein. Alles was höher werden soll, muss in die ausgewiesenen Zonen.

    Sonst kann man die HH Studie nämlich gleich wieder in die Mülltonne haun.


    Also wenn das beauftragte Büro am Ende genau die Standorte empfiehlt, die in der Vergangenheit zu Protesten geführt haben (Hochhäuser nördlich der Friedenheimer Brücke gehörten dazu), dann ist die Studie wirklich für die Tonne.


    Für mich kann die Studie nur erfolgreich sein, wenn sie folgende Bedingungen erfüllt:
    1. Ausweisen von wenigen Zonen für eine stark verdichtende Hochhausbebauung mit guter Infrastruktur.
    2. Platzierung dieser Zonen an Orten, an denen die dort ausgewiesenen Höhen unbedenklich sind (also z.B. keine historischen Sichtachsen beeinträchtigen).
    2. Einschränkung aller Hochhausaktivitäten außerhalb dieser Zonen (z.B. durch pauschale Höhenbegrenzungen).


    Von daher könnte ich es nicht nachvollziehen, wenn man den Arabellapark nicht als eine solche Zone ausweist. Er erfüllt die Voraussetzungen und hat dazu schon einen ordentlichen Bestand.

    Grundsätzlich muss in München erstmal die 100m Marke offiziell beerdigt werden. Dann wird man aber sicher nicht direkt auf 200m gehen. Unter der Prämisse dass die 100m zukünftig wieder überschritten werden (dürfen), halte ich es für realistisch wenn wir in den nächsten 20 Jahren vereinzelte Projekte bis etwa 130-140m sehen werden. Was dann (also ab 2040) passiert, kann man unmöglich vorhersehen.

    Das wird eines der schönsten Hochhäuser in München. Ich mag vor allem die geschwungenen Fassadenformen, das verleiht auch breiten Gebäuden eine Eleganz, die rechteckigen Entwürfen oftmals fehlt. Warum kommen solche Entwürfe eigentlich immer von ausländischen Büros? In Deutschland scheint man nur den rechten Winkel zu kennen.


    Dennoch finde ich den Turm noch etwas zu niedrig, mit fünf Stockwerken mehr wäre er perfekt.

    Danke für die tollen Fotos! Ich finde den Entwurf von Lanz Architekten sehr schön, den könnte ich mir gut vorstellen. Der Siegerentwurf, mit seiner sternförmigen Anordnung der Gebäude rund um eine zentrale, innenliegende Halle, gefällt mir aber ebenfalls sehr gut. Da hat man wirklich auch mal den besten Entwurf prämiert.


    Ich freue mich wie sich der Vogelweideplatz entwickelt, mit dem jetzt bekanntgegebenen fünften Bavaria Tower wird das ein tolles Ensemble.

    Hab ja auch vor 2 Wochen mit 03 Architekten gesprochen. Bei der HH Studie wird der Arabellapark nicht als HH Standort miteinbezogen werden.


    Es stellt sich die Frage was das bedeuten würde, die Studie hat auch nur den Charakter einer Empfehlung und müsste erst in nachfolgenden Schritten in der Stadtplanung verankert werden.


    Das würde für den Arabellapark natürlich voraussetzen dass die Stadt dieser Studie auch 1:1 folgt. Ich könnte mir gut vorstellen dass man da noch mehrere Nachbesserungsschleifen dreht.


    Bin gespannt wann wir die genauen Inhalte der Studie bekommen bzw. wann diese veröffentlicht wird.

    MiaSanMia:
    @1960er/1970er Jahre in München: Ich denke, es ist unbestritten, dass die Stadt in der Zeit von 1958 bis 1972 einen der größten Entwicklungsschübe ihrer Geschichte erlebt hat. Sowohl baulich als auch infrastrukturell als auch kulturell. Natürlich ist es letztlich Geschmackssache, aber als wertlose „Plattenbausiedlungen“ würde ich das städtebauliche und architektonische Erbe aus dieser Zeit in München niemals bezeichnen. Und die Versuche eines Umbaus zur Autostadt hatten ja bereits Ende der 1930er Jahre in voller Radikalität begonnen, als breite Schneisen rund um die Altstadt geschlagen wurden (auf den Abriss der Matthäuskirche 1938 hast du ja selbst kürzlich hingewiesen). Diese Fehler wurden schließlich seit den 1930er Jahren bis in unser Jahrhundert hinein weiter begangen, und auf die tatsächliche Umsetzung der „Verkehrswende“ warten wir ja bis zum heutigen Tag.


    Volle Zustimmung, ich würde den Zeitraum sogar noch weiter fassen. München hat sich auch in den 1980er und 1990er Jahren beeindruckend weiterentwickelt. Insbesondere die Infrastruktur hat große Sprünge gemacht (ein Weltklasse Flughafen, Ausbau des U-Bahnnetzes in atemberaubender Geschwindigkeit, Bau des Autobahnrings etc.). In den frühen 2000er Jahren kam diese Entwicklung ins Straucheln (ewige Vorlaufzeit für zweite Stammstrecke, kein Weiterbau des Autobahnrings, total verfehlter Wohnungsbau, Hochhaus-Bürgerbegehren...). Im Vergleich zur früheren Geschwindigkeit ist man heute dem Stillstand nahe und wird von anderen Metropolen eingeholt.

    An diese Zeiten konnte München nie mehr anknüpfen und ist sogar sang-und klanglos in Europa untergegangen. Als Weltmetropole kann man diese Stadt eh schon seit 30 Jahren nicht mehr bezeichnen.


    Geblieben ist: Stadt mit den teuren Mieten, Post-Schicki-Micki Quatsch und Spießer Stadt!


    Dem muss man leider zustimmen. München ist schon lange nicht mehr der "Place to be", sondern hat sich in eine biedere Provinzhauptstadt zurückentwickelt, die nebenbei völlig überbewertet und überteuert ist.


    Standortvorteile, die man mal hatte, verschwinden zunehmend - zum Beispiel:
    - Hervorragende Infrastruktur: Schnee von gestern, die Entwicklung des ÖPNV passiert im Schneckentempo, das Straßennetz kollabiert jeden Tag erneut und das Radwegenetz ist peinlich.
    - Schönes Stadtbild: Die Avantgarde-Architektur von damals ist angestaubt und was nachkommt ist an Langeweile kaum zu übertreffen. In Bezug auf moderne Stadtentwicklung (Stichwort Hochhäuser) ist München Schlusslicht.
    - Kultur: Die kulturellen Highlights entstehen woanders (z.B. Elbphilharmonie), gegenüber Berlin ist man weit abgeschlagen. Die Krönung ist: man bekommt nichtmal die Sanierung des Gasteig-Kulturbunkers gebacken.

    Also im Grund genommen sind wir uns doch alle darin einig, dass die aktuelle Situation besser ist als noch vor ein paar Jahren. Das Wort „besser“ ist hier allerdings nicht gleichzusetzen mit „gut“, sondern ist nur als Komparativ zu sehen! Man könnte also stattdessen auch „weniger schlecht“ schreiben. Da ich aber scheinbar einer von diesen „Glas ist halbvoll“-Menschen bin, bevorzuge ich die Positivformulierung. Dabei habe ich leider übersehen wie das bei meinen schwarzmalenden Mitmenschen ankommt - nämlich als begeisternde Euphorie. So entstehen Missverständnisse, mea culpa!


    Zum Rest ist alles gesagt. Vielleicht sollten wir in diesem Zusammenhang die Münchner Hochhaus-Projektliste mal wieder aktualisieren.


    Isek: Eventuell magst du ja im Wien-Unterforum etwas mehr zu der Stadt schreiben. Da gehört es hin und du bist ja scheinbar auch hervorragend informiert. Nebenbei ist das Unterforum hier ziemlich verwaist und würde von deinem Input sehr profitieren.