Es ist wohl kaum überraschend, dass McD, Aloha Poke oder Starbucks von der Kaiserstrasse flüchten. Ich bin erst am Sonntag wieder mit Familie von Kaisersack in Richtung Innenstadt gegangen und war schockiert, dass keinerlei Verbesserung seit Corona zu erkennen ist und gerade im und am Bahnhof ist aggressives Anbetteln obwohl ich mit Frau und Kind unterwegs war (3x in 5 Minuten) scheinbar „the new normal“. Ja, der neue Vorplatz und die B-Ebene 2.0 versprechen Aussicht auf Besserung. Dennoch darf man erwarten, dass an einem Sonntagnachmittag die Kaiserstrasse nicht komplett sich selbst überlassen ist. Der Müll wird nicht beseitigt, die Polizei oder Sicherheitspersonal war nirgends zu sehen und die wild geparkten EScooter versperren an allen Ecken einen normalen Durchgang. Das war gruselig. Es können noch 28 Hochhäuser in Frankfurt entstehen, solange OB Josef das Bahnhofsviertel nicht zur Chefsache macht, ist das Eingangsportal zur Stadt weiterhin eine einzige Bankrotterklärung.
Beiträge von Golden Age
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Das Ergebnis ist angesichts der Ergebnisse, die sonst bei Frankfurter Platzgestaltungen erzielt werden, geradezu großartig und erinnert an Teile des Palmengartens. Schon die wertige Neugestaltung des Bethmann Parks hat mir sehr gut gefallen. Wenn diese Sorte Platzgestaltung in Richtung Aufenthaltsqualität, Begrünung und Entsiegelung in Frankfurt anhält, ist man ein großes Stück weiter gekommen.
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Die Kritik ist nicht pauschal, sondern komplett berechtigt, da die zwei Hauptakteure aus der Finanzindustrie kommen und wenig Pragmatismus an den Tag legen. Der Final Outcome ist schließlich die ersatzlose Streichung des kulturellen Juwels English Theater. Ich habe die 10 Millionen der CoBa explizit erwähnt. Das ist lobenswert und hat den Betrieb aufrecht erhalten. Dennoch scheint die CoBa nun leichtfertig mit dem Hintern das einzureißen was sie bzw. die wesentlich sozial engagierte Dresdner Bank davor über Jahrzehnte mit den Händen aufgebaut hat. Ist die CoBa oder WasteLand an einer Lösung beteiligt? Scheinbar nicht. Wer nicht Teil der Lösung ist, ist Teil des Problems und das ist was die Öffentlichkeit völlig zurecht aufregt.
Als Alternativstandort benötigt man nun etwas Phantasie. Das Depot in Bockenheim scheint mir nur selten in Gebrauch zu sein bzw. wird unter Wert verwendet. Warum nicht dort ein Joint Venture zwischen Oper Frankfurt und ET? Auch die Volksbühne am Goethehaus oder die Komödie hätten vielleicht noch Kapa für eine Doppelnutzung frei? Auch die Naxoshalle im Nordend scheint nicht gerade aus allen kulturellen Nahten zu platzen.
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Danke für die Zusammenfassung.
Hier zeigt sich CapitaLand oder „CapitalWasteLand“ leider als „culturally insensitive“ und macht sich in Frankfurt durch ihr unterkühltes Gebaren sehr wenig Freunde. Ja, es wäre an der Zeit, dass sich auch Bund und Land für das größte englischsprachige Theater des Kontinents einsetzen. Leider hat die Commerzbank (bzw. Dreba), die über die Jahre etwa 10 Mill. Euro in das ET investierten, hier auch keine sonderlich glückliche Rolle gespielt. Ich verstehe nicht warum man das ET nicht als Frequenzbringer und Aushängeschild für das Galileo ansieht, sondern eher als lästigen Störenfried, der zu wenig Miete zahlt und evtl. zu viele Ansprüche stellt. Noch unverständlicher ist warum 8 Jahre verstrichen sind, in denen nach Kompromissen oder Alternativlösungen hätte gesucht werden können. Unter OB Roth wäre es sicherlich nicht zu diesem Fiasko gekommen, nochmal ein Dankeschön an den inkompetenten OB-Sonnenkönig Feldi, der die Stadt um ein Jahrzehnt zurückgeworfen hat.
Beim English Theater handelt es sich nicht um irgend ein beliebiges 0815-Theater, sondern um eine überregional bedeutende kulturelle Institution und um eines der “Kronjuwelen” der Stadt, besonders für die vielen Internationals in Frankfurt. Wer mal beispielsweise die Google Reviews (4,8 - ungewöhnlich für ein Theater) zum ET liest, wird verstehen, dass es ein sehr schützenswertes Gebilde ist. Es sollte schleunigst nach alternativen Standorten Aussicht gehalten werden, ansonsten wird hier ohne Not eines der kulturellen Highlights der Stadt auf dem Altar geopfert. Warum die Finanzindustrie in der Öffentlichkeit weiterhin einen schweren Stand hat, lässt sich leider an solchen selbstzerstörerischen und jämmerlichen Episoden ablesen.
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In Alt Sax existieren Wohnungen und Nachtleben aber schon heute in größten Teilen ohne nennenswerte Probleme nebenher. Frankfurter, die hier wohnen, wissen worauf sie sich einlassen und müssen eine höhere Lärmtoleranz mitbringen als anderswo. Auch der beliebte Weihnachtsmarkt am Paradiesplatz sollte daher kaum vor der Schließung stehen.
Mir ist nicht ersichtlich weshalb dieses Gefüge komplett aus dem Gleichgewicht geraten soll, wenn 8-12 neue Wohnungen hinzu kommen. Eine Lärm-Klagewelle hat es auch in der Neuen Altstadt nicht gegeben.
Einig sind wir uns, dass die 85. Eifler Filiale hier nicht hingehört. Ein nettes Café würde ich aber gutheißen. Eine kulturelle Nutzung dürfte hingegen genauso viel Aussicht auf Erfolg haben wie die letzten 15 Jahre auch schon. Anders formuliert: es gibt einen Grund warum die Kulturschaffenden hier nicht hinwollen, der Erhalt des unattraktiven Bestands ist eine zu große Hypothek.
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Neuigkeiten zur Dauer-Ruine Paradieshof
Die drei Fraktionen des Ortsbeirats 5 (SPD, CDU, FDP) haben einen neuen Vorschlag für den seit 15 Jahren leer stehenden Paradieshof in Alt-Sachsenhausen ins Spiel gebracht (Quelle: FR vom 22.2.2023). Das dürfte auch als Reaktion auf die desolaten Zustände im gesamten Viertel (grassierender Leerstand, Vermüllung, Rumlungerei, Vermietung an drittklassige Nachmieter, stark abfallende Aufenthaltsqualität) zurück zu führen sein, die schon lange vor Corona absehbar waren.
Das Ziel des Ortsbeirats ist der Abriss des Paradieshofs (bislang sollte dieser nach Maßgabe der Stadt erhalten werden) und Ersatz durch eine Häuserzeile mit 8-12 Wohnungen und Café / Bäckerei im Erdgeschoß als "Ankerprojekt für Alt-Sachsenhausen". Hierzu gibt es einen skizzenhaften Entwurf der Architekten Marie-Theres Deutsch, die die Neue Altstadt als Vorbild nehmen möchte (wahrscheinlich in diesem Stil?). Der Entwurf von Frau Deutsch sieht hierbei eine Gliederung in fünf Gebäude vor mit einer möglichen Nettowohnfläche von 1.500 qm. Da der Paradieshof sich im städtischen Besitz befindet, kann die Stadt sogar selbst bauen und u.a. Sozialwohnungen bzw. gemischte Nutzung entstehen lassen.
Die drei Fraktionen wollten hierzu einen Antrag auf Abriss und Neubebauung an den Frankfurter Magistrat stellen, da alle bisherigen jämmerlich gescheiterten Ausschreibungen den Erhalt der Paradieshof-Ruine aus den 60er Jahren vorsahen. Nach 15 Jahren Leerstand am Paradiesplatz und einem kontinuierlichen Abstieg des gesamten Viertels kann man von einem einzigen Debakel für die Stadtregierung sprechen. Soll heißen: dieses bisherige "PR-Desaster" würde man sicherlich gerne vom Tisch haben und hätte für neue, umsetzbare Ideen sicherlich ein offenes Ohr.
Zur besseren Einordnung der Gemengelage: Der bisherige Plan der Stadt war es bis Jahresende 2022 eine Neu-Ausschreibung auf den Weg zu bringen. Die European School of Design sprang wegen Dissonanzen mit der Stadt als Mieter ab und blieb in Bockenheim. Eine Zwischennutzung durch bspw. Künstler ist wegen der Baufälligkeit des Gebäudes ebenfalls vom Tisch. Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) sprach sich bislang gegen eine Wohnnutzung aus Angst vor möglichen Ruhestörungsklagen. Mit dieser realitätsfremden Argumentationslogik müsste auch die ganzjährig stark benutzte und laute Neue Altstadt zwingend nur für Gewerbe und nicht für Wohnen genutzt werden.
Dem Ortsbeirat 5 drücke ich an dieser Stelle fest die Daumen. Ihr Ansatz der ganzjährigen Belebung durch Wohnen ist für das Problemviertel genau der richtige und nicht die "Taube auf dem Dach" am Sankt Nimmerleinstag.
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Sachsenhausens Antwort auf den Friedberger Markt ist gefunden, jeden Samstag findet seit neuestem der sogenannte Dribbdemarkt von 11 bis 18 Uhr statt, als Nachfolger zum einstigen Szenetreff "Markt im Hof" im Brückenviertel (Wallstrasse 9-13). Bereits zu Weihnachten wurde ein wertiger Indoor "Xmas-Dribbdemarkt" an selbiger Stelle abgehalten und hat scheinbar Appetit auf mehr gemacht. Der Markt findet nun schon seit zwei Wochen statt, darf als gelungen bezeichnet werden und bietet vor allen den lokalen Geschäftsinhabern eine willkommene Einnahmequelle.
Das ist gerade für Sachsenhausen eine willkommene Nachricht, da vor 3 Wochen noch der Ausfall des diesjährigen Schweizerstrassen-Festes zu beklagen war (FAZ vom 17.4.2023). Dieser war wegen stark gestiegener Kosten für Sicherheit, Müllentsorgung und Reinigung, sowie Schienenersatzverkehr für Ausfall der Strassenbahn abgesagt worden. Die Krokodilstränen der "Ordnungsdezernentin" Annette Rinn (FDP), die von der Absage angeblich überrascht wurde, obwohl das Fest schon seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen hat, waren dann nur noch der blanke Hohn.
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Gute Nachricht, mich freut’s für die 220 Karstadt Angestellten nach der schweren Corona Zeit.
Die zwischenzeitliche Nutzung durch die Aachener Modehauskette kauft vor allem Zeit. Ein langes Pokerspiel mit ungewissem Ausgang hätte die schlimmen Zustände zwischen Karstadt und Großer Friedberger Straße nur weiter verschlimmert (Ex-Zara). Jetzt besteht wenigstens Aussicht auf schnellere Besserung.
Das seit 2020 (!!) leer stehende Esprit in 1A-Lage zeigt zudem, dass Leerstand und Pop-Up Ramsch die direkte Umgebung stark runterziehen können. Auch das Lorey Haus findet keinen Abnehmer und selbst die Ex Commerzbank an der Alten Oper steht leer. Ist man ein Schelm, wenn man unterstellt, dass die Miet-Erwartungen für Einzelhandel besonders in Frankfurt noch lange nicht in der neuen Realität (weniger Kaufkraft, mehr Online Konsum, Home Office, steigende Zinsen, Corona-Minus bei Retail Ketten) angekommen sind?
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Eine sehr vielversprechende Neuigkeit und eine große Bereicherung für diesen besonders vernachlässigten Teil der Innenstadt. Das Massif Central war schnell zu einem Hipster-Anlaufpunkt im Nordend geworden und vollzieht nun den logischen nächsten Schritt. Der traurige Anblick Bethmannhof sieht besseren Zeiten entgegen. Bin sehr gespannt auf das was sich hier tun wird.
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Yes! Ein echter Mood-Booster in unsicheren Zeiten und auch ein Fingerzeig, dass einer Renaissance des Städte-Tourismus u. der Messen scheinbar gute Chancen eingeräumt werden (d.h. die Öffnung von Terminal 3 hilft sicherlich). Das ist zweifelsohne eine Wette auf die Zukunft der Stadt und ist nicht zu unterschätzen, da der Hotelmarkt in Frankfurt traditionell hart umkämpft ist. Unverhofft kommt die Nachricht dennoch, da gerade das Segment der Luxushotels von Corona hart getroffen war (siehe Rocco Forte) und teilweise am Boden lag.
Fraglos hatte dieses elegante Ensemble eine solche Nutzung einfach verdient, besonders der großartige Innenhof, der nun der Öffentlichkeit erhalten bleiben dürfte, anders als bei der Variante Senioren Residenz. Wenn Kennedy und Hessischer Hof also wieder am Start sind, stehen die Chancen nicht schlecht, dass bei der nach Aufwertung schreienden Interconti-Platte oder dem Hotel-Palast am DFB Campus wieder Bewegung kommt? Zu wünschen wäre es.
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Wer zu spät kommt, straft das Leben.
In diesem Fall 350 Millionen Mehrkosten für Faulheit, Verschleppen, Aussitzen und Däumchendrehen. Diese Schlafmützigkeit und chronische Unentschlossenheit bei wichtigen städtischen Bauvorhaben ist der rote Faden der letzten 10 Jahre Stadtpolitik (d.h. Zukunft Doppelanlage Oper/Theater, Multifunktionsarena, Zukunft Kulturcampus Bockenheim, Aufwertung Paulskirche-Museum, Alt-Sachsenhausen Aufwertung, Bebauung Molenspitze, Hauptwache Umgestaltung, Zukunft Mainwasen-Areal, Aufwertung Kaiserlei, Aufwertung Umgebung Ostbahnhof, neues Konzept Konstablerwache, Günthersburg Höfe, Aufwertung Goetheplatz, Europaschule, neuer Stadtteil im Norden, Anbindung Europaviertel, Konzept für Mainkai Umgestaltung, etc.). Es herrscht fast überall Stillstand. Pläne werden hochtrabend angekündigt, nur um sie wieder auf die lange Bank zu schieben. Schon vor mehr als drei Jahren (!!!) hatte sich das Stadtparlament für Abriss und Neubau der Städtischen Bühnen ausgesprochen. Es ist vollkommen unverständlich, dass man gerade mit der Frankfurter Sparkasse keine Einigung finden konnte. Die charmante Kulturmeile hätte ein Win-Win-Win sein können: Aufwertung / Duchwegung der Wallanlage und des ausgestorbenen Bankenviertels, Modernisierung des altmodischen Sparkasse Areals und das Heben von Kulturmeile Synergien mit Strahlkraft für die ganze Stadt. Pustekuchen!
Diese Stadt hat wesentlich bessere Stadtplaner verdient.
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Das klingt sehr ähnlich wie bei “Mutter Ernst” oder “Leib & Seele”, allseits beliebte Gastronomiebetriebe, die immer sehr gut gefüllt waren und unter ominösen Umständen rausgedrängt wurden. Auch das äußerst erfolgreiche Konzept “Zeit für Brot” an der Hauptwache schloss zuletzt seine Pforten. Das ist dann besonders schlecht, wenn danach erstmal jahrelang nichts mit diesen prominenten Flächen geschieht, wie jetzt der Fall. Das scheint in Frankfurt allerdings ein besonderes Problem des städtebaulich schlecht konzipierten Innenstadtbereichs zu sein.
Gute Gastronomie bringt Belebung, Besucherströme und Abwechslung (siehe Neue Altstadt). Das merkt man in Frankfurt besonders an Einkaufsstraßen mit stimmiger Aufenthaltsqualität wie dem Oeder Weg, Südliche Bergerstrasse oder Schweizer Straße. Dort gibt es eine gesunde Fluktuation, ein relativ rasches Nachfüllen von Leerständen mit interessanten Konzepten, sowie sehr wenig bis kein Leerstand.
Der Magistrat kann das Aussterben von guter, authentischer Gastronomie in der Innenstadt nicht verhindern, aber er kann wesentlich mehr tun um das Stadtbild zu verbessern (bspw. Neugestaltung von Rossmarkt, Hauptwache, Schillerstrasse und Konstablerwache nicht weitere Jahrzehnte aussitzen).
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Danke für das Update. Es ist beruhigend zu hören, dass es bei der Therme weiter geht, da es im letzten Jahr viel zu leise geworden war um dieses Bauvorhaben mit 200 Millionen (!!!) Investitionssumme. Es ist etwas schade, dass die Feinabstimmung zum Thema Brandschutz nun zu diesen Verzögerungen geführt hat, aber war bei einem solch komplexen Projekt vielleicht auch unausweichlich.
Wenn diese Therme einmal steht, ist es für die etwas veraltete Freizeit-Infrastruktur im Rhein-Main Gebiet ein Quantensprung.
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Von mir aus ist der Leerstandsmelder vielleicht nicht die beste Referenz, aber Leerstandsmeldung ist doch bitte kein “linkes” Spezial-Thema. Das Zweckentfremdungs Verbot wurde bspw. im CSU-geführten Bayern erfolgreich umgesetzt. Es ist Hessen, das bald das einzige Bundesland ohne Zweckentfremdungs Verbot sein wird. Finde es somit völlig legitim hieran Kritik zu üben.
Mir kommt in dieser Diskussion auch zu kurz, dass stadtbekannte Immobilien Investoren wie der mittlerweile verstorbene Heinrich Gaumer (weiterführender Artikel) sehr wohl die Laissez Faire Verhältnisse in Frankfurt bei Wohnimmobilien systematisch ausnutzen. Mir kann keiner erzählen, dass es sich bei Gaumers vielen Dauerleerstands Wohn-Immobilien um einen seltenen Einzelfall handelte. Wer “clever” ist, hat es sogar als Anschauungsunterricht genommen.
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Ich habe mir den "Leerstandsmelder" mal näher nagesehen... sieht erst mal nach viel aus.. aber etliche Meldungen sind aus 2012/13, vieles offensichtlich veraltet, e.g schon wieder bebaut etc. aus meiner Sicht keine Quelle aus der man etwas sinnvolles ableiten kann.
Es steht hier Aussage gegen Aussage. Die hessische Landesregierung sagt die Leerstandsquote ist niedrig und daher gibt es keinen Handlungsbedarf. Die Stadtregierungen von Frankfurt, Wiesbaden und Kassel oder der deutsche Mieterbund stimmen hier aber nicht zu und möchten wissen wie diese rosige Leerstandsquote zustande kommt, da sie selber keine Leerstands-Datengrundlage erheben dürfen bzw können.
Aus meiner Sicht gibt es einen Grund warum man in Berlin / München / Hamburg / Köln / Düsseldorf / Stuttgart den Wohnungs-Leerstand bekämpft. Scheinbar wollen es die dortigen Wähler und Steuerzahler so. Die jährliche Rettung von 24.000 qm Wohnfläche in München durch ein Verbot von Zweckentfremdung finde ich deutlich besser als 18 Jahre widerspruchsloser Wegfall von Wohnungsbestand in Bestlagen, wie in Frankfurt (besonders da sich absichtlicher Immoblienleerstand auch noch von der Steuer abschreiben bzw. absetzen lässt).
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Daneben gibt es Leerstandsfälle, die auch mit einem zusätzlichen Verbot nicht lösbar sind: unklare oder konflikthafte Nachlass- oder Familienrechtsfälle, Teilungsversteigerungen, steckengebliebene Bauarbeiten.
Diese Fälle gibt es in München, Hamburg, Düsseldorf und Berlin auch zuhauf und dennoch sah man sich dazu veranlasst den spekulativen Leerstand viel aktiver zu bekämpfen als es in Frankfurt der Fall ist. Der absichtliche Verfall von Immobilien sollte kein Kavaliersdelikt sein, sondern ist ein Sicherheitsrisiko für die gesamte Umgebung.
Das Thema Vermüllung, Verfall und Sauberkeit / Sicherheit ist für mich DAS Thema der Stadt. Der hessische Sonderweg beim Thema Zweckentfremdung ist schon fast eine Politik gegen die Bewohner Frankfurts, Wiesbadens, Darmstadts, Marburgs, etc.
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Der Leerstandsmelder Frankfurt weist aber weitaus mehr Fälle auf als 70 bis 80. Die reelle Leerstandsquote liegt ganz sicher nicht bei unter Null. Sehr interessiert wäre ich vor allem, wenn man nur die Viertel Westend, Nordend, Sachsenhausen, Bornheim, Ostend, Innenstadt und Bockenheim beleuchten würde.
Absichtlicher Leerstand bei akuter Wohnungsnot ist keine nachhaltige Stadtpolitik, besonders nicht in Zeiten von AirBnb und anderen Zwischennutzungsangeboten, Zweit-/Dritt-/Viertwohnungen und einer starken Zunahme an Single-Haushalten (Frankfurt als Single Hauptstadt Deutschlands), die den Wohnungsmarkt leer fegen.
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Im FNP Artikel (eigentlich ein Artikel der DPA, der auch in der Süddeutschen und Zeit zu lesen war) stellt die Stadt Frankfurt aber genau die Validität dieser angeblich sehr niedrigen Leerstandsquote in Frage.
In Wiesbaden sagt der Sprecher: "Zur Leerstandsquote liegen der Stadt keine Daten vor und mangels gesetzlicher Grundlage in Hessen hat man auch keine Möglichkeit gegen potenziellen Leerstand vorzugehen."
Die Verbandsdirektorin des deutschen Mieterbunds Hessen Eva-Maria Winckelmann sagt im Artikel ebenfalls: "Es gibt Leerstand, gerade in den Großstädten, und es wäre agezeigt ihn zu ermitteln".
Die Leerstandsquote ist somit alles andere als "von allen Seiten akzeptiert", sondern gerade bei den hessischen Stadtregierungen höchst umstritten, da sie scheinbar nicht richtig ermittelt werden kann.
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Frankfurter Sonderweg bei zulässiger Zweckentfremdung von Wohnraum seit 2004 - What's next?
Es ist auffällig, dass es bei der Diskussion um neuen Wohnraum im Frankfurter Stadtraum oft nur um die Ausweisung von neuen Flächen in der Peripherie geht, aber sehr selten über den Erhalt von Bestandswohnraum in Bestlagen. Natürlich ist die Konvertierung von Büroflächen in Wohnraum ein begrüßenswerter Ansatzpunkt, wie in Niederrad, Merton und evtl. Kaiserlei zu sehen. Dennoch geht es beim Wohnungsangebot in Frankfurt einfach quälend langsam voran, gerade im Vergleich zu Berlin, München, Hamburg, Köln, Düsseldorf oder Stuttgart.
Woran liegt diese Frankfurter Besonderheit der besonders akuten Verknappung von Wohnungsraum im direkten Stadtzentrum?
Aus meiner Sicht liegt es an der Abschaffung des Zweckentfremdungs-Verbots in Hessen vom 3.5.2004, oder wenn man es zynisch sehen will, das Gesetz zur „Beschaffung eines Vorstandspostens für Roland Koch bei Bilfinger Berger“ (Quelle).
Die Abschaffung der wohnungswirtschaftlichen Beschränkungen vor 18 Jahren hatte vor allem folgende Effekte für Hessen:
- Es besteht für Immobilienbesitzer keine Meldepflicht für leerstehende Wohnungen – somit fehlt bspw. Frankfurt die wohnungswirtschafltiche Rechts- und Handlungsgrundlage den Wohnungsleerstand näher zu erheben und dagegen vorzugehen
- Keine Pflicht zur Vermietung von Wohnungen – somit sind unnötig leerstehende Gebäude völlig legal und die Kommunen haben so gut wie keine Handhabe
- Zweitwohnungen benötigen keine Genehmigung
- Die Nutzungsänderung eines Wohn-und Gewerberaums bedarf dennoch einer Baugenehmigung
Es ist nicht nur mein subjektives Empfinden, dass diese Abschaffung teilweise katastrophale Folgen für den Frankfurter Wohnungsmarkt hat. Im Februar 2022 meldete die FNP, dass sich Städte wie Frankfurt, Kassel und Wiesbaden für eine Wiedereinführung eines Zweckentfremdungsverbots aus oben genannten Gründen aussprechen. Der Landesverband Hessen des Deutschen Mieterbunds sprach sich ebenfalls hierfür aus. (Quelle: FNP vom 6.2.22).
Hier eine kurze Übersicht der Gesetze, die in anderen deutschen Großstädten gelten (Quelle: Zweckentfremdungsverbot: Das bedeutet das Gesetz - CHIP)
- Berlin: Seit 2014 gilt ein Verbot für Zweckentfemdung von Wohnraum
- München: Seit 2007 gilt in Bayern ein Wohnraum Zweckentfremdungs Gesetz (ZwEWG) mit Bußgeld bei Mißachtung von bis zu 500.000 Euro
- Hamburg: Seit 2014 gilt das Gesetz über den Schutz und Erhaltung von Wohnraum mit Bußgeld bei Mißachtung von bis zu 500.000 Euro
- Köln / Düsseldorf: Seit 2014 gilt in NRW ein Wohnungsaufsichtsgesetz
- Stuttgart / Karlsruhe / Mannheim: Seit 2013 gibt es in BaWü ein Gesetz über das Verbot von Zweckentfremdung von Wohnraum
Hier ebenfalls eine Deutschlandkarte welches die Bundesländer mit Zweckentfremdungsverboten aufführt.
In München ist das Zweckentfremdungsverbot so erfolgreich, dass es sogar schärfer gefasst werden soll. Laut Aussagen der Stadt München bestätigen sich jährlich 370 Verdachtsfälle und die betreffenden Immobilien werden dem Wohnungsmarkt wieder zur Verfügung gestellt. Das kommt einer Rettung von jährlich 24.000 qm Wohnraum gleich.
In Frankfurt würden mir auf Anhieb mindestens 70-80 Fälle sofort einfallen in dem offensichtlich Wohnraum zweckentfremdet leer steht oder wie im Bahnhofsviertel für andere Zwecke verwendet wird. Von Fällen in denen "Umbaumaßnahmen" den Wohnraum unbewohnbar machen oder eine Verwahrlosung des Wohnraums vorliegt, liest man fast täglich in den Medien. Diese Entwicklung ist für Mieter und Wohnungssuchende in Frankfurt besorgniserregend.
Fazit: Ich würde stark befürworten, dass der „Frankfurter Sonderweg“ bei der Zweckentfremdung von Wohnraum ein jähes Ende findet und wir das gute Beispiel von München / Hamburg / Berlin / Düsseldorf / Stuttgart auch hier umsetzen. Die Regierung Rhein scheint diesen Weg aber derzeit leider nicht gehen zu wollen.
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So sehr können sich Wahrnehmungen unterscheiden. Für mich greift das Gebäude im oberen Bereich Elemente des “Art-Deco” auf, ein Gebäude wie man es in Gotham erwarten könnte. Hier auch ein passendes neues Beispiel Rose Hill aus New York. Die bronzenen Elemente könnten durchaus edel wirken. Das “muffige Hotel” steht m.E. rechts daneben und bedarf dringend einer Überarbeitung.