Beiträge von AltFrankfurter

    ... öder als der Mond

    Roßmarkt und Goetheplatz sehen nach der Neufassung absolut menschenfeindlich aus. Der Roßmarkt ist nur eine schwarze tote Steinwüste; früher saßen hier Menschen und machten Pause - heute flüchtet jeder, so schnell er kann.
    Der Goetheplatz ist kein lebendiger Platz mehr, sondern ein heiliger Hain zur Anbetung des vergöttlichten Goethe.


    Hier hat mitten in Frankfurt die Architektenlyrik ihre eigene Gruftumgebung gebaut - ein Platz für tote Prinzipien, nicht für lebende Menschen.


    Daran ändern auch die einzigen beiden positiven Aussichten - Platz für den CSD einerseits und Platz für's Pétanque-Spielen andererseits - nichts mehr.


    In Weltstädten wie Paris werden kahle Plätze mit Bäumen und Sitzgelegenheiten vermenschlicht - Frankfurt ist so gesehen sicher nicht die Weltstadt, die es gern sein möchte.


    Aber eigentlich ist es doch schade, daß die Platzfolge erst jetzt so hingerichtet wurde - vor Jahrzehnten hatte Jean Tinguely abgelehnt, einen seiner schönen bewegten Brunnen an der Konstablerwache zu bauen, weil er meinte, das sei ja ein "grauslicher Platz" - hätte er den heutigen Roßmarkt gesehen, dann hätte er sicher liebend gern an der Konstablerwache gebaut ...

    Architektur ist nicht alles

    Auch in einem Architektur-Forum sollte man bedenken, daß es gültige Gesetze gibt, die zu beachten sind, und daß es vielleicht noch schutzwürdige Belange gibt, die auch der besten Architektur im Wege stehen können.


    Die Frankfurter Maininsel ist nach Flächennutzungsplan "Grünfläche"; ihre Bebauung ist also nach BauGB grundsätzlich verboten. Schon allein daher wäre der sog. "Portikus" ein illegaler Schwarzbau, süffisanterweise von einer gewählten Stadtregierung beschlossen.


    Die Maininsel ist außerdem (nach Beschluß des Stadtparlaments) Überschwemmungsgebiet. In einem solchen ist der Bau ebenfalls verboten.


    Und die Maininsel ist (nach einem Beschluß eines früheren Stadtparlaments) Naturrefugium für Vögel. Dem widerspricht die Bebauung ebenfalls; gleiches gilt für die europäische Vogelschutzrichtlinie, nach der aufgrund des Vorkommens einiger Wasservogelarten eine Bebauung ebenfalls unterbleiben müßte.


    Bezeichnend auch, daß der Finanzier des Portikus-Baus die Finanzierung davon abhängig gemacht hatte, daß die Stadt Frankfurt die Straße, die vor seinem Haus und Museum verläuft, auf Steuerzahlerkosten neu anlegt.


    Ebenfalls bezeichnend, daß aus dem Umfeld der Oberbürgermeisterin der Bürgerinitiative, die sich gegen die Bebauung gebildet hatte, Geld geboten wurde, für den Fall, daß die Initiative ihre Proteste zurückzöge.


    Wenig demokratisch auch, daß der Beschluß für die Bebauung der Insel durch "eine Gruppe von Kulturschaffenden" (Originalton Baudezernent), deren Mitglieder nicht namentlich bekannt werden möchten, beschlossen wurde. Deren "Wunsch" wurde dann von den mehrheitstragenden Parteien (das waren damals 4 Parteien mit zusammen 86% DDR-verdächtiger Mehrheit) des Stadtparlamentes mit Fraktionszwang exekutiert.


    Obwohl 4000 Menschen gegen die Bebauung der Insel unterschrieben hatten, obwohl die Initiative mehrere Alternativen für die Neuansiedlung des Portikus (dessen künstlerisches Konzept die Initiative ausdrücklich unterstützte!) vorgeschlagen hatte, wurde die Initiative sowohl durch die Zeitungen behindert (na ja, bei einer ist eine der genannten "Kulturschaffenden" Redakteurin ..., die andere stützt bedingungslos die Grünen, die hinter dem Baubeschluß stehen), als auch durch Naturschutzorganisationen nicht unterstützt (weil diese sonst gegen die Grünen hätten klagen müssen).


    Ist es nicht beschämend, daß ausgerechnet die nie vollendeten Mauern eines Nazi-KdF-Bauwerks als Begründung herangezogen werden, "hier habe doch schon etwas gestanden"? Wobei tatsächlich nachweisbar ist, daß auf der heitigen Insel nie irgendein Bauwerk stand; die Brückenmühlen früherer Zeiten standen da, wo jetzt der Müllermain verläuft - und zu Mühlenzeiten gab es nie eine Insel.


    Geschichtsfälschung, Gesetzesbruch, politischer Kotau, Fraktionszwang, Bestechung - wahrhaft ein bestechendes Projekt !