Aha und einen Satz später gilt das nicht für DDR-Bauten, die man polemisieren darf, im Kontrast zu Nazi-Gebäuden die man nicht, aufgrund der German Angst, polemisieren darf, weil es ja nur Gebäude sind. Was denn nun?
Der Unterschied zwischen DDR- und Nazi-Architektur ist dabei wohl der ausschlaggebende Punkt.
DDR-Architektur (nach dem Sozialistischen Klassizismus) sieht im ganz großen Regelfall einfach aus wie billigste Zweckbauten, die besseren Gebäude sehen aus wie schlecht aufgehübschte Zweckbauten, die wenigen Perlen der DDR-Architektur sind auch nur im Kontext ihrer Entstehungszeit als attraktiv zu betrachten, dummerweise waren diese Entstehungszeiten die geschmacklich schlimmsten Zeiten.
Nazi-Architektur wirkt eben immer wie bei den Römern aus Asterix & Obelix, ein wenig geschmacklos kopiert, übertrieben großkotzig, wertig und massiv, aber irgendwie spricht es trotzdem an.
Beim Stadtschloss und der Umgebung handelt es sich aber um:
– einen reparierten, nun wieder geschlossenen Platz mit historischer Architektur.
– die Reparatur des Endpunkts der Sichtachse von Unter den Linden, die im hinteren Bereich ab Charlottenstraße mit Humboldt-Universität und Bebelplatz ebenfalls von historischer Bebauung geprägt ist.
Somit ergibt sich ein kleines aber feines Ensemble, in dem man das alte Zentrum Berlin ein wenig erleben kann. Dort einem modernen Bau den Vorzug gegenüber einer Fassaden-Rekonstruktion zu geben, das wäre nun wirklich die Verschwendung einer einzigartigen Chance gewesen. Das Schloss an sich sehe ich als einen recht belanglosen Bau an, der in seinen Proportionen eher missglückt ist. Ohne das vorhandene Umfeld, wäre er eine Rekonstruktion nicht wert gewesen.
Beim Kommandantenhaus sieht man doch wunderbar, wie gut das funktioniert. Die meisten jüngeren Berliner wissen doch gar nicht, dass das auch eine Rekonstruktion ist. Wenn auch noch die Bauakademie kommt, dann ist das ein sehr schönes und in sich stimmiges kleines Gebiet. Deswegen stört mich auch die Einheitswippe an diesem Ort.
Die Stella-Fassade war so betrachtet auch eine sehr dumme Idee, denn die einmalige Chance eine recht große Spreeseite vom Bode-Museum über Dom und Schloss bis zum Zeughaus fast in ihrer früherer Form erleben zu können, die wurde dadurch vertan.
Sonst halte ich von Rekonstruktionen auch nicht viel. Ganze Viertel wiederaufzubauen, wie z. B. Prinzipalmarkt in Münster, finde ich zwar vereinzelt nicht schlimm, aber auch nicht erstrebenswert. Jetzt in Berlin gleich noch ein ganzes Vorkriegsviertel rekonstruieren zu wollen, wie einige das fordern, das halte ich für vollkommenen sentimentalen Quatsch.