Disclaimer: Die Sternbrücke ist für mich persönlich ein sehr wichtiger Ort und ich sympathisiere auch mit der Initiative Sternbrücke, bin aber nicht direkt darin engagiert
Ich finde die Diskussion um die Sternbrücke ziemlich daneben und habe das Gefühl, alle reden an einander vorbei oder hören sich nicht gegenseitig zu...
Dass die 100 Jahre alte Sternbrücke baufällig wird und irgendwas passieren muss steht außer Frage, und dass es hier viele Faktoren zu berücksichtigen gibt auch... Ich finde es aber sehr wichtig hier nicht einfach irgendetwas hinzukloppen, sondern den Anliegen der Anwohner etc. auch mal wirklich zuzuhören, diese vielleicht sogar in die Planungen einzubeziehen. Dieser Ort ist quasi das Herz dessen, was in Hamburg noch an Subkultur vorhanden ist. Der große Gegenwind gegen die rücksichtslose Planung der Bahn und des Senats liegt nicht daran, dass sich Anwohner einfach über irgendetwas aufregen wollen, sondern zeugt davon, dass der hier gewachsene Kulturort so vielen Menschen viel bedeutet. Der Entwurf für die Monsterbrücke ist die Projektionsfläche, die stellvertretend für all das steht was bei dieser Planung und dieser Umgestaltung noch schief läuft.
1. Die Straße
Der Grund seitens der Planer für Bevorzugung einer Bogenbrücke ist der Handlungsspielraum unter der Brücke bei der Abwesenheit der Stützen. Diese Stützen stören nur, wenn man darüber nachdenkt die Straße zu verbreitern. Auch wenn ich die Hoffnung habe, dass dies unter grüner Federführung und dem Aushängeschild "Mobilitätswende" nicht passieren wird, wird sich damit zumindest die Option offen gehalten.
Stattdessen könnte man den Umbau nutzen um die Mobilitätswände zu sichern und eine Verbreiterung der Straße auszuschließen und die Stützen strategisch so platzieren, dass sie nicht mehr stören als eine Ampel oder eine Straßenlaterne. Ja, sie könnten sogar dazu dienen um zb. den Radweg baulich von der Straße zu trennen und für mehr Sicherheit zu sorgen, und und und...
Der Alternativ-Entwurf von prof. Brauer ist vielleicht nicht ganz ausgereift und perfekt, zeigt aber auf, dass es alternative Lösungen zu einer massiven Bogenbrücke gibt, deren Fundamente die Kasematten füllen und die gewachsenen Strukturen alternativlos verdrängen und einen weiteren Kulturort in Hamburg auszurotten. (Nebenbei: Allein für den Transport der "Monsterbrücke" müssen entlang der Max-Brauer-Allee über 40 (?) Bäume gefällt werden, von den abzureißenden Gebäuden ganz zu schweigen)
2. Verdrängung der Subkultur
Es gibt es in Hamburg kaum noch Orte an denen sich eine solche Subkultur ansiedeln kann (abseits von der glattgeleckten Leitkultur). Die Renderings mit Glasfassaden und Fahrradcafés sind der Inbegriff von Gentrifizierung. Die Initiative richtet sich auch gegen das Klubhaus, da dieses nicht ersetzten/reproduzieren kann, was an der Sternbrücke verschwinden wird, sondern vermutlich austauschbar genau so an der Reeperbahn stehen könnte. Und selbst wenn, fühlt man sich mit "wir nehmen euch euren Space, macht ihr mal euer Ding abgeschirmt in diesem einen Haus" an seinem Zuhause nicht sehr wilkommen. Dazu war die "Bürgerbeteiligung" die stattgefunden hat wirklich lächerlich.
3. Partizipation/Kommunikation
Ob man schlussendlich diesen oder jenen Entwurf baut, darüber kann man ja diskutieren und sich schließlich einigen. Aber diese Diskussion hat es einfach kaum bis garnicht gegeben. Die Bahn und der Senat arbeiten so intransparent, dass viele natürlich viele Befürchtungen bezüglich der Planung entstehen.
Ich denke, wenn von Seite der Planer Ergebnis-offen Dialog gesucht und Partizipation ermöglicht wird, kann eine Brücke entstehen, welche den Ansprüchen an diese wichtige Bahnverbindung für Hamburg und Norddeutschland gerecht wird, sowie durch kleinteilige Aneignungsmöglichkeiten das kulturelle Leben an diesem Ort erhalten, bzw. wieder ermöglichen kann...
Ich freue mich auf Antworten und Reaktionen, nur im offenen Gespräch können wir unsere Stadt gestalten.
LG