Beiträge von Humphey Cordonnier

    Ich hoffe einfach nur trotz aller ideologisierter Debatte werden die Balustradenfiguren auf den Toren noch kommen. Nicht nur sind sie ein teil der Fassade die per demokratischem Bundestagsbeschluss wieder aufzubauen entschlossen wurde - vor allem anderen sind sie das meiner Meinung nach wichtigste Element um die unangenehme und strenge pure Horizontalität des Gebäudes aufzubrechen und ein enormer Ästhetischer Gewinn. Rein flache Abschlusskanten ahben wir schon zu viele in Berlin und dieses Gebäude war nie so konzipiert (ebensowenig wie der Marstall, gut zu sehen auf dem obigen Foto). Auch Unter den Linden allgemein würde ohne Balustradenfiguren enorm an wirkung und Schönheit verlieren.

    Endell - was für eine tolle, differenzierende und ausführliche Antwort, vielen Dank, das war schön zu lesen! Das kann ich tatsächlich nachvollziehen und dem auch grundsätzlich zustimmen.


    Ich finde der alte Entwurf hätte in Deinem Sinne gemäß Deinem Beitrag nicht so gut gepasst - sicherlich nicht wenn man darüber hinaus, grundsätzlich, höhere Ansprüche hat. An der baulichen Berliner Realität orientiert wäre so etwas für mich dennoch eine absolute Offenbarung, aus so vielen Gründen, größtenteils aber weil einfach nichts besseres entsteht/entstanden ist. In jenem Sinne wäre das eine große Geste des Willens an historisch funktionierendes anzuschließen, details zurück zu bringen, Variationen in Form und Gestaltung sowie einen größeren Geist der an historisches anzuschließen versucht. Eben wenigstens Architektur die eine Jahrhunderte alte Sprache zu sprechen versucht (und demensprechend kristisiert werden kann) und wenigstens groß genug ist dass sie dem baukasten-klötzchen prinzip entwachsen ist. Wenn ich aber einen Nöfer oder Ralf Schmitz bekommen kann dann mehr als gerne, mit Kusshand.


    Camondo, die Böttcherstrasse ist in der tat toll! Der Link funktioniert (zumindest bei mir) auf klick nicht, wenn man in der URL die schließende Klammer wieder ergänzt dann aber schon.

    Eine weitere Frage, ebenfalls aus Neugier: Warum sind die alten Entwürfe angeblich unpassend? Gerade in dieser Gegend gibt es noch erhebliche Altbaustruktur, die ganze Straße runter steht kaum modernes (oder umgedreht: Warum passt dass sich absetzende moderne eurer Meinung nach mehr?)

    Für den Fall dass Du überwiegend Sozialistische und Plattenbauten meinst: Das stimmt und ist mir auch schon aufgefallen. Für mich ergeben zwei Gründe Sinn: Erstens ist es nun mal "der" Stil des Ostblocks, weil dieser absolut überwiegend und dominant quais den halben Kontinent mit Plattenbauriegeln und solitären ent-historisiert hat wo immer es möglich war. Im Nachkriegswesten war das durchmischter, zumindest aus bundesweiter oder westeuropäischer Perspektive gesehen. Zweitens sind es überwiegend die ehemaligen Ost-Regierungsparteien und tendenziell stark sozialistisch orientierte Politiker die genau diese Strukturen auf Teufel komm raus nicht nur erhalten wollten sondern auch verlangen dass sich alles vorher- und nachherkommende diesem unsäglichen, aus dem Unvermögen und der Ideologie heraus geborenen mittelmaß unterordnet.

    Batō

    Vor Ort ergibt sich meiner Meinung nach ein toller, sehr gelungener Kontrast zwischen dem sehr hellen Student Hotel auf der einen und dem ebenfalls beige-hellen Wohnhochhaus auf der anderen Seite. Das VoltAir sorgt hier für Abwechslung und einen futuristischen Einschlag der hervorragend passt ohne sich zu sehr aufzudrängen. Finde es sehr gelungen, hoffe aber auf gute Beleuchtung des Nächtens.


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    Wieso denn den Tunnel Schließen, wo soll der Verkehr denn hin? Dauerstaulawine vor dem Alexa? Wäre es nicht sogar besser eher die oberirdische Straßenführung weiter zu reduzieren damit möglichst wenig Autos oberirdisch stehen und Alexa und Alexanderplatz weiter Zusammenwachsen können?

    Ich finde es passt jetzt bereits hervorragend in diese Mischung. Wer sich nur das Straßenbild ansieht findet noch sehr viel Kontrast, wer aber in den Kiezen Arbeitet, wohnt oder ausgeht der findet vor allem INNEN immer mehr sehr modern gestaltete Cafés, Läden und Konzepte, beim weggehen auch die typische Berliner elektronische Musik, was den Eindruck verstärkt dass hier bereits eine futuristische Mischung vorhanden ist die sich baulich erst noch verfestigt. Für mich passt es total. Auch im Wrangelkiez mit dem neuen Cuvry Gebäude, mit den Höfen die neulich Hinter der Ubahntrasse angekündigt wurden, mit der hoffentlich behutsamen Aufwertung des RAWs (Haubentaucher RIP, schade drum!!!)...

    Ist und wird eine der spannendsten Ecken Deutschlands.

    Ich stimme euch zu dass die Umsetzungschancen hier quasi nicht existent sind, aber die Antworten finde ich dennoch völlig missraten und unangebracht. Vieles von dem worüber wir uns hier regelmäßig aufregen ist unter anderem dadurch entstanden dass es zu wenig Leute gibt die den Mund aufmachen und sich einbringen. So entsteht die immer stärkere Entkoppelung von Entscheidungsträgern und dem tatsächlich erwünschten oder gemochten.

    Als Architekturfremdes Beispiel würde ich hier das Gendern anführen: Eine absolut breite Mehrheit lehnt dies absolut ab, sogar die Intellektuelle Elite der sich damit befassenden findet es falsch und kontraproduktiv, dennoch drücken einige wenige in Schlüsselpositionen hier ihre Agenda durch weil eben alle achselzuckend die Energie für einen kleinen widersprechenden Brief nicht finden wollen.

    Bitte schreib sie an. Ob sie reagieren oder nicht, jeder nicht-geäußerte Meinung kann nicht gehört werden.


    Ok, aber jetzt bitte wieder zurück zum eigentlichen Thema des Threads. Danke.

    Die DGB Zentrale finde ich alles was an modernem Bauen falsch sein kann, das Fassadenmaterial reißt es leider auch nicht mehr raus.


    Ich hoffe einfach irgendwann, vielleicht noch zu unseren Lebzeiten, wird auch am Tauentziehen endlich Mal mit Geschmack und Ästhetischem Anspruch gebaut. So nah am schönen KuDamm und dennoch so häßlich ist einfach Krass, und schade um das KaDeWe und die schöne beeindruckende Ubahnstation als letztes Zeugnis anderer Zeiten.


    Hoffe ja auf das Europacenter mit Hochhaus. Wer weiß.

    Ich habe doch geschrieben, dass ich es als historisches Zitat in Ordnung finde, vielleicht nochmal lesen. ...

    Wenn du täglich dutzende Male brav an der Ampel wartest ist das auch eine Unterwerfungsgeste. Gesellschaftlicher Konformismus und für die Allgemeinheit gemachte Regeln eines von dir nicht beeinflussbaren Gesetzeswerkes siegen über dein angeborenes Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung sowie deine Entscheidungsgabe und Deinen gesunden Menschenverstand. Die Ampel symbolisiert sozusagen den Sieg der Bürokratie über deinen Selbstverwaltungsanspruch.


    Zitat gekürzt.

    Ich hoffe weiterhin sehr dass auch die figuren noch möglichst bald kommen und den streng horizontalen Dachabschluss auflockern. Tatsächlich freue ich mich darauf seit vielen Jahren. Gibt es neues zu den Anstalten dieser unsäglichen Stiftung dies aus irgendwelchen pseudomoralischen Gründen zu verhindern?


    Die folgenden Beiträge zu den Reliefplatten am Humboldtforum wurden hierhin verschoben.

    Die Sache ist aber doch nun die: Es ist Berlinweit kein modernes Gebäude entstanden das auch nur annähernd innovativ, richtungsweisend, oder allgemein geachtet und aus herausragend gelobt wäre wie die schinkelsche Bauakademie. Auch kein Architekt der Moderne hat bisher diese Kombination aus Bedeutung für die Stadt als auch für die Architektur selbst erlangen können.

    Die Forderung nach einem modernen Gebäude an diesem Standort ist somit umso absurder: Der Standort ist unter anderem aufgrund von Schinkels wirken überhaupt ein Standort. Die moderne hingegen hatte (und hat) mehrere Jahrzehnte und die gesamte Stadt mit absoluten bestlagen gehabt um etwas ähnlich richtungsweisendes zu produzieren. Außer dem Cube (der jedoch im internationalen Rahmen auch kaum außergewöhnlich ist) fällt mir hier nichts ein. Warum denken immer noch manche gerade hier könnte uns musste das anders sein?

    Die Originalgestalt ist die einzige Richtige Lösung hier. Baut gerne eine moderne, bessere Bauakademie auf dem Marx Engels Forum, der Wiese vor dem Reichstag, der Europacity, vor dem Hocaust Mahnmal (Upps, zu spät), dem Tempelhofer Feld, dem Hardenberg Platz, dem SEZ, am Alexanderplatz, an der Köpenicker Straße, an der Mediaspree oder oder in der City West hinter dem Bahnhof Zoo. Auch im Zentrum rund um den Checkpoint Charlie gab und gäbe es Flächen.

    Hier wird wieder versucht das Pferd von hinten aufzuräumen: Nicht der Ort macht den Baumeister, sondern der Baumeister den Ort. Von außen zu entscheiden so jetzt nehmen wir eben eine hervorragende moderne Lösung scheitert daran dass sich noch kein Baumeister offenbart hat der sich aufdrängen würde.

    Ich sehe es genau andersrum und hoffe es ist bald soweit, das neue Dach wäre eine Bereicherung. Ich liebe Ziegeldächer, aber die oberste Etage ist einfach nicht mehr Zeitgemäß und passt auch gar nicht mehr zum Bau darunter. Der Wintergartenteil gefällt mir weder außen noch innen. Auch die Form des jetzigen Glaseinsatzes ist irgendwie bieder nachkriegsdeutsch. Ein Kompromiss - Erhalt der gezielten Flächen und Neugestaltung der Glasflächen - wiederum fände ich großartig!!

    Es scheint dem KaDeWe aber nicht eilig damit zu sein, so oder so.

    Es gibt an der Mediaspree teilweise die schlechteste Nachkriegsarchitektur Berlins. Es gibt an der Mediaspree aber auch teilweise die beste Nachkriegsarchitektur Berlins (Stream, Edge, M&M so sie denn jemals fertig werden, das neue Bürogebäude am Postbahnhof, aber auch die Arena in meinen Augen). Die erstere kann (und wird) nach und nach ausgetauscht werden, ihre funktion erfüllt sie aber bereits jetzt hervorragend: Ein riesiges Stück Brachfläche zwischen Alexanderplatz und Oberbaumbrücke ist erfolgreich mit Leben gefüllt, hat eine gewisse Aufenthaltsqualität, einen guten Nutzungsmix, bringt etwas neues in die Gegend, belebt und treibt die allgemeine Baudynamik, und vor allem schließt sie eine Wunde und fügt die Stadt wieder zusammen. Ich persönlich muss sagen für mich ist die Mediaspree der bessere Alexanderplatz, und wenn es so weiter geht bleibt das auch so.

    Die Qualität der Stadtreparatur in Westberlin wird auf hohem Niveau auch Quantitativ immer mehr. Ich bin wirklich sehr begeistert und hoffe der Westen kann irgendwann - auch trotz nun großer Flughafendistanz - an seine Vorkriegszeit mit der Entwicklung zum großstädtischsten Teil Berlins anknüpfen.

    Es fehlen lediglich die weithin sichtbaren Großprojekte (wie die vom Senatal versprochenen Hochhäuser für Signal)

    Wie löst die massive Gängelung und Unbequemmachung des Autofahrens das Problem der Knappheit der wertvollsten Resource der Welt, nämlich Zeit? Wird der Staat ein so feingliedriges, effizientes und massiv ausgeweitetes ÖPNV-Netz bereitstellen, dass die Milliarden Stunden Zeitverlust die durch Anti-Auto Politik entstehen wieder reingeholt werden?

    Und noch eine zweite Frage: Die Verkehrswende als Weltretter, bleibt die auch weiterhin notwendig wenn ab nächstem Jahrzehnt Verbrennungsmotoren gar nicht mehr produziert werden dürfen und nur noch cleane leise Elektrofahrzeuge gefahren werden?